pexels helenalopes 1862047

Deutsche Journalisten berichten von ihrem dreiwöchigen RIAS-Austauschprogramm in den USA

Eine Gruppe von 13 deutschen Rundfunkjournalisten vertiefte im Rahmen eines Austauschprogramms der RIAS Berlin Kommission Fellowship drei Wochen lang ihre Kenntnisse über Medien, Politik und das Leben in den USA. Sie verbrachten eine Woche gemeinsam in Washington DC und trafen dort Journalisten, Politiker, Analysten und Aktivisten, bevor sie gemeinsam nach New York reisten. Um einen umfassenderen Blick auf die USA zu erhalten, besuchten sie anschließend eine Woche lang Fernseh- und Radiosender im Mittleren Westen, Süden und Südwesten des Landes, um sich über die Probleme fernab der amerikanischen Großstädte zu informieren. Hier sind Auszüge aus ihren Erfahrungsberichten.

Sven Knobloch, MDR, Leipzig

Da sitze ich also auf dem Beifahrersitz eines Polizeiautos, das durch die Innenstadt von Wichita, Kansas, fährt. Officer Trevor Macy und ich sind auf dem Weg zu einem Walmart, um eine Ladendiebin zu verhaften. Die Kriminalität ist durch die Decke gegangen, erzählt er mir. Das liegt an der Opioid-Krise. Drogensüchtige stehlen, um den nächsten Schuss zu bezahlen. Wir bringen die junge Frau in den Knast, wo sie verhört wird. Ein deprimierender Ort. Dies ist nur ein Moment aus meinen drei Wochen mit dem RIAS-Programm. Wir haben nicht nur über die Probleme gesprochen, mit denen die USA derzeit konfrontiert sind - wir haben sie aus erster Hand gesehen.

Ich war zuvor noch nie in den USA gewesen. Für mich war es überwältigend, in Washington D.C. und New York zu sein. Und danach im Mittleren Westen zu sein, war einfach ein so starker Kontrast. Ich kam mit einigen Bildern und Stereotypen in meinem Kopf an all diese Orte, aber vor allem mit Fragen. Und sie wurden beantwortet, in intensiven Diskussionen und Begegnungen mit Journalisten, Politikern, Aktivisten und ganz normalen Amerikanern. Ich habe immer noch Fragen, aber viele Dinge, die Deutsche beim Blick über den Atlantik manchmal verwirren, verstehe ich jetzt besser.

Was war mein Highlight? Ich habe Wolf Blitzer getroffen, eines meiner journalistischen Vorbilder. Was für ein kluger, witziger und engagierter Mann. Und doch bin ich mir nicht sicher: War das der Höhepunkt meiner Reise? Oder vielleicht, die Geschichte des 9/11-Überlebenden Gordon Huie zu hören? Oder im Kongress zu sein, als der republikanische Sprecher abgesetzt wurde? Oder dass uns der Reverend der Abyssinian Baptist Church in Harlem im Gottesdienst begrüßt hat? Und ist vielleicht Michael Schwanke von News 12 in Wichita mein neues journalistisches Vorbild, wegen seiner Freundschaft und seines Engagements für sein Publikum?

Drei Wochen mit dem RIAS-Programm passen nicht in ein paar Zeilen. Ich werde für immer für diese Erfahrung dankbar sein. Besonderer Dank geht an Erik Kirschbaum, Pam Ortega und vor allem an die 13 Teilnehmer aus meiner Gruppe. Ihr werdet immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben!

Kirsten Gerhard, ARD, Hamburg

Wow. Ja wow, denn es fällt mir schwer Worte zu finden für das, was ich in den vergangenen drei RIAS-Wochen erlebt habe. Es waren Wochen, die ich so nicht erwartet habe und die etwas in mir bewegt haben. Menschen, die sich uns öffneten und uns ihre Geschichte erzählten. Sei es die Begegnung mit Gordon Hui, a „Tripel Survivor“ von 9/11, Überlebender, Angehöriger eines Opfers und Ersthelfer, dem es unglaublich hilft, im Gespräch mit Journalisten sein Trauma zu bearbeiten. Oder die unglaubliche Frieda Vizel, Aussteigerin aus der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Williamsburg, die uns aber als Insiderin einen Einblick in diese verschlossene Gemeinde geben konnte. Oder der Besuch der Abyssinian Baptist Church in Harlem, der Reverend bedachte uns in einem Grußwort! Oder mein Host Erik Runge in Chicago, der trotz eines Trauerfalls in der Familie voll und ganz für uns da war. Oder Ryan Burrow, der es schaffte uns zu jeder Tages- oder Nachtzeit die amerikanischen Medien näher zu bringen. Überall waren wir aufs Herzlichste Willkommen und erlebten Menschen und ihre Geschichten, mit denen wir sonst nie in Kontakt gekommen wären. Es gab in diesen drei Wochen noch viel mehr interessante Keyspeaker. Sie alle zu erwähnen, dafür würde der Platz nicht ausreichen. Was wir aber auch gesehen haben, vor welchen Aufgaben Amerika steht. Wie zerrissen dieses Land ist. Wie sozial Schwächere sich dagegen wehren, dass in ihrem Viertel südamerikanische Migranten untergebracht werden. Auch das ist Amerika 2023, ein Jahr vor der Wahl. Besonderer Dank geht an Erik Kirschbaum und Pam Ortega, die dieses faszinierende Programm zusammengestellt haben. Drei Wochen Rias, das waren Erfahrungen, die mir auf jeden Fall helfen die USA besser zu verstehen und Vorurteile abzubauen. Drei Wochen Rias in solch einer großartigen Gruppe, das wird mich für immer begleiten. :)

Hiba Obaid, Deutschlandfunk Kultur, Berlin 

Ich sitze im Auto und fahre zum Flughafen von Dallas. Es ist 7:30 Uhr am Morgen. Der texanische Sonnenaufgang färbt den Himmel, während ich an die letzten drei Wochen zurückdenke, die sich wie drei ganze Jahre anfühlten. So viele Erinnerungen strömen auf mich ein, voller Emotionen, lebendiger Szenen, Gespräche von Herz zu Herz und unzähliger Schritte.

Im Laufe der Tage lernte ich die amerikanische Art, Gespräche mit "How are you?" zu beginnen. In Deutschland gehörte eine solche Frage nicht dazu, wenn man einen Kaffee bestellte. Aber hier war es ein Teil der Kultur, eine kleine Begrüßung. Ich erinnere mich noch an den verwirrten Gesichtsausdruck des Kellners, als ich nur mit "Okay" antwortete. Sie erwarteten die Antwort: "Mir geht es wirklich gut. Wie geht es Ihnen?"

Im Laufe der Zeit lernte ich, wie Amerikaner Gespräche mit „Wie geht es Ihnen?“ beginnen. In Deutschland war eine solche Frage bei der Bestellung eines Kaffees nicht üblich. Hier jedoch war sie Teil der Kultur, eine kleine Begrüßung. Ich kann mich noch an den verwirrten Gesichtsausdruck des Kellners erinnern, als ich nur mit „Okay“ antwortete. Er erwartete die Antwort: „Mir geht es wirklich gut. Wie geht es Ihnen?“

Nachdem ich zwei Wochen lang Washington und New York erkundet hatte, machte ich mich auf den Weg nach Dallas, Texas. Dort sah ich einen echten Cowboy, genau wie in den Filmen. Ich beobachtete die Menschen, die in Fort Worth sehnsüchtig auf die Bullenshows mit ihren prächtigen langen Hörnern warteten. Ich ließ mir Tacos schmecken, genoss deutsches Bier in einem gemütlichen Saloon und war berührt von der Schönheit des Sonnenauf- und -untergangs vor dem Fenster des Hauses.

Diese Erinnerungen sind für mich wertvoller als Worte es ausdrücken können. Ich bin all den Menschen, die diese Erfahrung zu einem Teil meines Lebens gemacht haben, unendlich dankbar. Ich kann es kaum erwarten, diese Geschichten mit meinen zukünftigen Enkelkindern zu teilen, denn sie haben einen besonderen Platz in meinem Herzen.

Clara Pfeffer, RTL/ntv, Berlin

„Setzen Sie sich bitte", sagt der Mann zu mir. Mehr könne er nicht auf deutsch, aber er spricht jiddisch und damit können wir uns irgendwie auch verständigen. Er ist in Deutschland geboren, aber mit 5 Jahren ist seine Familie vor den Nazis nach New York geflohen. Heute freut er sich eine Deutsche zu treffen - in einem koscheren Restaurant mitten in Williamsburg.

Der Stadtteil war für mich zunächst das Gegenteil von dem, was die USA ausmacht. Regeln bestimmen hier jeden noch so kleinen Aspekt des Lebens. Wer darf wie, wann und wo über die Straße gehen, an welchen Tagen wird welche Kleidung getragen und welches Essen darf wie zubereitet werden - für all das gibt es genaueste Anweisungen in der Chassidischen Gemeinschaft. Für Frauen dreht sich alles um Heirat und Haushalt. Die Männer widmen ihr Leben dem Studieren der Tora. Die durchschnittliche Familie hier hat acht Kinder. Die Spielplätze sind voll, fast jede Frau schiebt mindestens einen Kinderwagen. Und irgendwann gehen alle Kinder zur Schule, Jungen und Mädchen getrennt mit jeweils eigens dafür vorgesehenen Schulbussen. Nie zuvor habe ich so viele große gelbe Schulbusse gesehen. Was auf den ersten Blick nach einem eintönigen und immer-gleichen Leben ohne Raum für Selbstverwirklichung aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick durchaus als vielfältig und bunt. Die Art, wie die Frauen ihre Perücken tragen variiert, anhand der Hüte der Männer kann unsere Stadtführerin sofort erkennen zu welcher Gruppe derjenige gehört und ob er es mit den Regeln sehr streng nimmt. Auch hier gibt es also Raum für Individualität. Und Frieda Vizel ist es wichtig, das zu zeigen. Ihr selbst war diese Welt zu klein, mit Mitte zwanzig hat sie die Gemeinschaft verlassen. Sie redet keineswegs schön, wie schwer das war und wie restriktiv das Leben in der chassidischen Gemeinde ist. Aber sie lenkt den Blick auch auf das großartige Essen, den Zusammenhalt, das Vertrauen in der Gemeinschaft. Die Menschen hier schreiben den Zugangscode zu ihrer Haustür auf Jiddisch auf ihr Klingelschild. Bei antisemitischen Vorfällen, die sich in letzter Zeit zunehmend häufen, hält die Gemeinde zusammen und bietet Unterstützung. Frieda Vizel will Vorurteile über die Gemeinde abbauen. Es gehe ihr vor allem um den Respekt für unterschiedliche Lebensweisen. Und das wiederum ist für mich genau das, was die USA ausmacht. Diese drei Wochen haben mir deutlich gezeigt, wie unglaublich vielfältig dieses Land ist. Zwischen Williamsburg und dem Broadway liegen Welten - und zwischen dem Broadway und der spanischen Kirche in East Texas ein halber Kontinent.

Die Station Week in der kleinen texanischen Stadt Tyler ist ein weiteres Puzzlestück für mich bei dem Versuch, dieses Land besser zu verstehen. Auch hier gibt es viele Regeln: Vor jeder offiziellen Veranstaltung wird gebetet. Die Bibel steht hier für viele noch über der Verfassung. Fast alle besitzen eine Waffe, die Todesstrafe wird weitestgehend unterstützt und viele wünschen sich, dass die Grenzen besser geschützt werden. Gleichzeitig wurde ich selten so warmherzig und freundlich empfangen wie hier. Latinos und Amerikaner leben friedlich Seite an Seite - fast die Hälfte der Einwohner spricht Spanisch als erste Muttersprache.

Immer wieder haben wir in unseren Gesprächen über die zunehmende Polarisierung in Amerika gesprochen. Nach dem dreiwöchigen Programm hat mich allerdings mehr fasziniert, was dieses Land zusammenhält. So unterschiedliche Lebens- und Denkweisen in einem einzigen politischen System zu repräsentieren, ist eine unglaubliche Leistung. Gerade wenn es dabei immer auch darum geht, die Individualität des Einzelnen zu schützen.

Nicht überall gelingt das. Immer noch wird die Afro-amerikanische Community strukturell diskriminiert. Wer kein Geld hat, hat auch keine Sicherheit. Journalisten hier haben Sorge ihre eigene Meinung zu äußern. Gleichzeitig erfüllt das Land vielerorts noch sein Versprechen, jeder noch so verrückten Idee eine Chance zu geben. Als Journalistin habe ich ein Mal mehr gelernt, wie wichtig der unmittelbare Austausch ist. Wie viel mehr wir sehen und lernen, wenn wir direkt miteinander sprechen können. Aus jedem einzelnen Gespräch der Reise bin ich mit vielen Antworten, aber mit noch mehr Fragen rausgegangen. Und vor allem mit der großen Lust, diesen Fragen weiter nachzugehen. Ich bin unglaublich dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Sie hat meinen Blick auf die USA verändert. Jedes einzelne Gespräch hat mir geholfen Vorurteile abzubauen und Annahmen zu hinterfragen. Auch die Art Dinge unmittelbar und mit einer großen Portion Optimismus anzugehen, hat mich bei unseren Rednern beeindruckt. Unangenehme Fragen wurden nicht umschifft, Kritik gerne angenommen. Davon können wir alle hoffentlich etwas mit nach Deutschland nehmen. Und ich bin sicher, dass all das meine Berichterstattung lange prägen wird. Und zwar nicht nur wenn es um die USA geht.

Der Mann, der einst vor den Nazis geflohen ist und sich heute freut, mir, einer Deutschen, seine Kultur und seinen „way of life" zeigen zu können - hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, weiter an die Idee der USA zu glauben.

Julia Brestrich ARD/BR, München

Ich scrolle durch mein Handy, Bild für Bild und erwische mich beim Lächeln. 2.327 Bilder und jedes davon erzählt eine Geschichte. Von drei Wochen die nicht nur meinen journalistischen Blick auf die USA verändert, sondern vor allem in mir persönlich etwas bewegt haben. In bunten Anzügen stehen wir vor dem Kapitol, dem Herzstück der Vereinigten Staaten. Zwei Bilder vorher finde ich ein Selfie, aufgenommen mit Wolf Blitzer beim gemeinsamen Frühstück und ein paar Bilder weiter das neueste NASA Projekt… oh und ein Video vom Karaoke-Abend. Was haben wir bitte alles erlebt?!

Jedes Bild zeigt ein Puzzleteil, welches nach und nach mein Bild der USA zusammensetzt. Beim Anschauen versetze ich mich zurück zu glitzernden Wolkenkratzern in New York, spüre Gänsehaut als ich den 9/11-Überlebenden Gordon Huie auf dem Bildschirm sehe, schmecke das jüdische Brot „Challah“ in Williamsburg und summe im Kopf Lieder des Musicals „Chicago“ am Broadway.

Und dann taucht auch diese Stadt auf den Bildern auf. Ein ähnliches Bild wie New York und doch ganz anders. Auf den Bildern in Chicago unsere Hosts, die uns mit offenen Armen empfangen und mitgenommen haben in ihre Stadt, in ihr Leben hier. Und sie sind stolz auf ihre Stadt - das spürt man. Vor allem beim Sport, beim Basketballspiel der Chicago Bulls.

Es endet mit meinem Lieblingsbild - unsere Gruppe. Wir strahlen in die Kamera, halten unsere Zertifikate, sind getränkt von Erlebnissen, die uns RIAS ermöglicht hat. Wir waren uns am Anfang fremd und sind jetzt zu Freunden geworden. Viele der 2.327 Bilder zeigen uns gemeinsam und jedes Mal wenn ich sie jemandem zeige, werden die Bilder immer wieder ihre Geschichte erzählen, diese Reise wieder aufleben lassen, für die ich von ganzem Herzen einfach nur dankbar bin. Danke danke danke an RIAS, an Erik and Pam und das gesamte Team.

Timm Giesbers, ARD/Deutschlandradio, Köln

Dass ich mal einen Tag erlebe, an dem ein Treffen mit Wolf Blitzer nicht das unbestrittene Highlight ist - damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Da guckt dieser kleine, anzugtragende Mann fast schüchtern in den Raum, sich offensichtlich fragend, ob wir wirklich alle auf ihn warten und dann liefert er ein Feuerwerk an Anekdoten ab. Er war gefühlt überall, hat Obama zum Präsidenten gekührt und Willy Brandt wieder auf die Beine.

Der gleiche Kerl, der 2020 nächtelang meinen Puls mit seinen key race alerts an den Rand eines Herzstillstandes getrieben hat, unterhält uns mit Links und ist dann auch noch für Selfies zu haben.

Und das alles nur, damit ihm später am Tag eine kleine, teuer frisierte Dame mit südamerikanischen Wurzeln und Perlenkette die Show des Tages stiehlt. Und das alle nur, damit eine kleine, teuer-frisierte Dame mit südamerikanischen Wurzeln und Perlenkette ihm später am Tag noch eiskalt die Show des Tages stehlen wird. Olga Ramirez-Kornacki ist im Repräsentantenhaus die Medien-Koordinatorin und braucht dringend eine eigene Doku. Während sie uns durchs Kapitol führt und darauf achtet, dass in den vielen Gängen keiner verloren geht, verstehen wir, dass weder Biden, noch Pelosi, noch irgendein GOP-Speaker (der in der gleichen Woche gerade verlustig gegangen war) hier je Chef:in war. Die letzten Jahrzehnte hieß die Queen auch nicht Elizabeth, es war Olga. Sie hat uns wirklich alle um den Finger gewickelt, sorry Wolf!

Nur ein unvergesslicher Tag in drei Wochen, in der wirklich jeder einzelne Tag voll an Erfahrungen und Begegnungen war, die man einfach nicht mehr vergessen kann. Drei Wochen, die sich in bestem Sinne wie drei Monate und gleichzeitig wie drei Stunden angefühlt haben. Und nur damit ich es noch erwähnt habe: Ich war während meiner station week in St. Louis, Missouri - mehr Kontrast zum hochgeknöpften DC und dem ewig-coolen New York, kann es kaum geben. Dafür gilt hier vor allem eins als angesagt: "Midwestern nice", das nördliche Pendant zur Southern hospitality.

Ich könnte jetzt seitenlang so weitererzählen, möchte aber damit schließen:

Ich bin unendlich dankbar, Teil einer so vielfältigen, ewig gut gelaunten und einfühlsamen Gruppe gewesen zu sein. Ich habe Vorurteile über den Haufen geworfen, so viel Neues gelernt, Orte gesehen und Menschen kennen gelernt, mit denen ich sonst nie in Berührung gekommen wäre und wirklich the time of my life erlebt. Am Ende war ich auf dem Heimweg beim Blick aus dem Flugzeugfenster genauso traurig, wie am Ende meines Auslandsstudiums in Schweden. Das liegt ganz besonders an den tollen Menschen, mit denen ich mich gemeinsam auf diese Reise gemacht und die ich schon einen Tag nach Ende wieder vermisst habe. Meine RIAS-Gruppe, das war wirklich die coolste von allen!

Laura Waßermann, RTL, Köln

Was für eine Ehre: So lässt sich diese Reise am besten zusammenfassen. Wir haben das Weiße Haus besucht, Capitol Hill, die Washington Post. Wir waren bei Bloomberg und der New York Times - das war ziemlich spannend. Doch mit Abstand das Bereicherndste: die Menschen, die wir kennenlernen durften. Zum Beispiel Gordon Huie, Überlebender & Helfer vom 11. September, der seine Schwester an diesem Tag verloren hat. Ein beeindruckender Mann mit einer bewegenden Geschichte. Wir haben einige tolle Journalist:innen (amerikanisch und deutsch) getroffen, die uns von ihrem Alltag und ihrer Arbeit in den USA erzählt haben.

All diese Gespräche - z.B. mit Wolf Blitzer, Frieda Vizel, Michael Louis Gargiulo oder Chivona Newsome - haben meinen Horizont erweitert und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Was auch noch cool war: Charlie Pellett zu treffen, dessen Stimme in der New Yorker Subway legendär ist - und zwar für die Worte: „Stand clear of the closing doors please“. Danke für alles, Erik, Pam, Brandon, Adam & Michael! Das war eine unvergessliche Erfahrung.

Constanze Semidei, NDR, Hamburg

Als Gordon Huie sagt, er sei so froh mit uns Journalisten zu reden, denn wir begegneten seiner Geschichte mit Fragen statt mit Betroffenheit, konnte ich - wie um das Gegenteil zu beweisen - die Tränen nicht mehr halten. Ich war einfach überwältigt von diesem Mann, der gleichzeitig 9/11- Überlebender, Angehöriger eines Opfers und Ersthelfer ist, und in dessen Schicksal sich die ganze Monstrosität der Terrorattacken spiegelt. RIAS brachte uns in den drei Wochen unserer Reise mit den unglaublichsten Menschen in Kontakt. Jeder, jede, hatte Geschichte (n) zu erzählen und beantwortete mit viel Geduld alle unsere tausend Fragen: Olga Ramirez Kornacki, Medien-Koordinatorin im Repräsentantenhaus in Washington, Michael Gargiulo, WNBC-anchor, UN-spokesman Farhan Haq, die Ingenieure und Wissenschaftler im NASA Goddard Space Center und viele viele guest speaker mehr. Die Station Week in St. Louis, Missouri, beim public radio STLPR brachte nochmal ganz neue Eindrücke von den USA, den Medien, den Menschen. Und auch da: Hosts, die sich mit großer Hingabe um ihre shadowing-Schützlinge gekümmert haben. Meine Woche dort endete mit einer listening party: St.Louis public radio hatte die vergangenen Wochen den silbernen Trailer des Storycorps zu Gast. Dieses bundesweite Langzeitprojekt zeichnet die privaten Geschichten ganz normaler Amerikaner auf. Alle werden in der Kongressbibliothek archiviert, einige im Radio ausgestrahlt. Eine riesige oral history. Wer mitmachen will, meist zu zweit, setzt sich in den Trailer und erzählt. Und ich, ich könnte ewig zuhören. Drei Wochen RIAS Berlin Programm waren einfach nur: wow. So wie unsere Gruppe, ein unglaublich harmonischer Haufen von Individualisten mit ewig guter Laune. We might not have had a lot of „time to decompress“ but maybe the time of our lives! Danke, Erik und Pam für making it happen.

Franziska Venjakob, ntv, Köln

"We are all humans", sagte die Frau im koscheren Restaurant in Williamsburg. Ganz neugierig fragte sie uns nach unseren Erfahrungen, die wir bei der Tour mit Frieda Vizel über die chassidische Gemeinschaft gemacht haben. Wir erzählten, dass wir viel über den Stellenwert der Familie und der Gemeinschaft gelernt haben, redeten über Gemeinsamkeiten, aber auch von unserem neu erlernten Wissen über ihre Traditionen und Regeln. Nachdem wir uns bei dem Rundgang Mühe gegeben haben, nicht unnötig aufzufallen und das Leben der Menschen vor Ort nicht zu stören, war es schön, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und zu merken, dass das Interesse auf beiden Seiten besteht.

Dieses Gefühl durfte ich in Atlanta bei meiner Stationweek erneut erleben. Meine Host Faith Jessie nahm mich mit zu einer Homecoming-Party der Clark Atlanta Universität, die erste historisch Schwarze Universität im Süden der USA, wo bereits ihre Mutter studierte und zu einem ganz besonderen Gottesdienst im Norden der Stadt, der mir wegen der Live-Musik und Stimmung eher wie ein Konzert vorkam. Bei beiden Veranstaltungen war ich die einzige weiße Person, habe mich aber dank der vielen netten und interessierten Menschen sehr willkommen gefühlt.

Dies sind nur zwei Highlights von so vielen unglaublich spannenden Tagen. Ich bin unglaublich dankbar über die Erfahrungen der letzten Wochen und die Erlebnisse, die Rias möglich gemacht hat. Es ist so wichtig, als Journalistin im Austausch mit vielen verschiedenen Menschen zu sein, zuzuhören und Fragen stellen zu können. Jedes einzelne Gespräch in den USA hat mir geholfen, das Land, die Politik und die Menschen mehr zu verstehen.

Vielen Dank Erik und Pam für die Organisation, danke an meine tolle Gruppe und danke an alle Menschen, die ich treffen durfte und die mir so eine großartige Zeit ermöglicht haben.

Veith Karl Jänchen, RBB, Potsdam

Es ist unglaublich schwer, Worte für diese drei intensiven Wochen zu finden. Die KollegInnen vor mir haben bereits alles gesagt und ich kann dem wenig Neues hinzufügen. Für mich war es das erste Mal USA überhaupt und als gebürtiger Ossi musste ich mich manchmal kneifen: Kapitol, Weißes Haus, NASA, The New York Times, Empire State Building, Gottesdienst in der Abyssinian Church uuu. Es waren drei Wochen der Superlative ... und der Einblicke, Erfahrungen und Einsichten. Ich habe einige Unterschiede zwischen den USA und Deutschland gesehen, das hat mich nicht überrascht. Das es so viele Gemeinsamkeiten gibt, leider auch die nicht so schönen, das hatte ich nicht erwartet. Ich glaube jetzt manches besser zu verstehen, was mich viele Jahre oft rat- und verständnislos zurück ließ. Am meisten haben mich die Amerikaner selbst beeindruckt: Die an Krebs erkrankte Mutter, die in der Bronx in gesundem Essen ihre Heilung und Berufung fand, die Kollegin in der Stationweek, die zwei Kinder einer drogenkranken Native American aufgenommen hat und ganz besonders Gordon Huie, der 9/11 knapp überlebte, aber seine Schwester verlor, der für immer gezeichnet ist, aber nicht verbittert. Es war ein straffes Programm, was mich körperlich und auch emotional gefordert hat und ich bin der RIAS-Kommission sehr sehr dankbar, dass sie mir diese Begegnungen ermöglichte. Ich bin froh diese Challenge gewagt und meine Komfortzone verlassen zu haben, denn ich wurde dafür mit vielen Erkenntnissen belohnt, fühle mich inspiriert über Grenzen hinweg zu denken, ausschlafen kann ich zu Hause.

Ich danke auch Erik und Pam und natürlich meinen lieben KollegInnen für dieses großartige gemeinsame Abenteuer, welches uns für immer verbindet.

Katja Losch, WELT TV, Berlin

Noch in den USA, mit Blick aus dem Fenster auf die rot-goldenen Bäume Bostons, fällt es schwer, die letzten drei Wochen zusammenzufassen, denn fast jeder Tag schien so vollgepackt wie eine ganze Woche! Es war großartig, all die Orte in echt zu sehen, deren Bilder so oft Teil unserer TV-Shows in Deutschland sind: Den Kongress (am Tag nach dem Rücktritt des Sprechers), den Press Briefing Room im Weißen Haus (+ Selfies vor dem Weißen Haus), den UN-Skyscraper... Aber noch beeindruckender war es, so vielen verschiedenen Menschen und Kulturen zu begegnen. Zuerst und am intensivsten unsere wunderbare Kerngruppe: aus sehr unterschiedlichen Orten und Hintergründen, und alle sehr neugierig und engagiert, sich umeinander zu kümmern und einander zu helfen.

Dann das Gespräch mit den deutschen Korrespondenten über die Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Die Ehre, am Sonntag zum Gottesdienst in der Abessinischen Kirche eingeladen zu sein. Den Stolz und die Leidenschaft von Journalisten in legendären Institutionen wie der Washington Post, Bloomberg, NYT und NBC zu spüren - und ihren Kampf für die Zukunft, den auch wir kennen. Durch das orthodoxe Williamsburg schlendern und es probieren. Kulturelle Säulen wie das Apollo-Theater und ein Musical genießen. Ein Frühstück mit einem schwarzen Aktivisten. Das immer noch gegenwärtige Trauma von 9/11 durch eine berührende Begegnung mit jemandem erleben, der zwar physisch überlebt hat - aber einen Teil seiner Familie und seinen Seelenfrieden für immer verloren hat. Und den wichtigen und heldenhaften Kampf der Anti-Defamation League gegen den Hass - der sich nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch im realen Leben gegen Juden und andere Minderheiten sowie liberale, demokratische Werte und die Menschenwürde im Allgemeinen richtet.

Eine Art Kulturschock dann bei der Ankunft zur Stationswoche in Texas, schon am Flughafen von Cowboyhütten begrüßt. Die Landschaft: meist mehrspurige Straßen mit riesigen Autos darauf. Brummende Motoren, selbst wenn der Fahrer einen Kaffee trinken geht, um bei der Rückkehr nicht zu frieren. Und obwohl die gesamte US-Geschichte von Einwanderern geprägt ist, ist sie in San Antonio so präsent wie an keinem anderen Ort, an dem ich bisher war. Überall mexikanische und lateinamerikanische Einflüsse. Ich traf ein Hausmädchen, das seit 20 Jahren in SA lebt, ohne Englisch zu sprechen.... Aber nicht nur das - auf dem Weg zu meiner Unterkunft überquerte ich die Wurzbach Road und kam an einer riesigen Ankündigung für ein Konzert des "Beethoven Männerchors, Oktoberfest" vorbei. Meine wunderbare Gastgeberin Yami Virgin kommt ursprünglich aus Panama und arbeitet viel über Immigration und einen Kernpunkt davon - die Grenze zu Mexiko. Wir gingen zu dem 3,5 m hohen Zaun, der die Einwanderung überhaupt nicht aufhält. Dutzende von Taschentüchern im Stacheldraht auf seiner Spitze beweisen, dass die Hoffnung auf eine bessere Zukunft jeden Zaun überwindet. Gleichzeitig gilt: Je höher der Zaun, desto höher der Preis, um über die Grenze geschmuggelt zu werden...

Es war toll, Yami in Aktion zu sehen, zu erfahren, wie ein regionaler Sender arbeitet und wie hart der Wettbewerb ist. Irgendwie schockierend, dass Journalisten manchmal nur so frei sind, wie es die Werbekunden erlauben. Erstaunlich, dass in Texas Richter gewählt werden und deshalb Wahlkampf machen müssen. Und dass anscheinend Anwälte das meiste Geld in den USA verdienen, weil sie in den größten Häusern in den schönsten Gegenden wohnen. Und nicht zuletzt: Ich werde mich immer an den Alamo erinnern! Ich bin sehr dankbar, dass ich an diesem horizonterweiternden Abenteuer teilnehmen konnte - danke Erik, Pam und Adam, dass ihr das möglich gemacht habt!

Julia Lange, Der Spiegel, Hamburg

Das RIAS-Programm bot mir die unglaubliche Gelegenheit, viele inspirierende Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zu treffen, die mein Verständnis der Vereinigten Staaten im Jahr 2023 definitiv bereichert haben. Die persönlichen Verbindungen, die ich mit Kollegen von beiden Seiten des Atlantiks geknüpft habe, und die vielfältigen neuen Eindrücke, die ich während des dreiwöchigen Programms gewonnen habe, werden sich zweifellos als sehr wertvoll für meine zukünftige Arbeit erweisen. Von der Einwanderung bis zum Umweltrecht, von der komplizierten Dynamik der nationalen bis zur lokalen Politik und von den anhaltenden Sorgen der Black Lives Matter-Führer in New York bis zum aktuellen Stand der transatlantischen Beziehungen deckte das Programm eine breite Palette von Themen ab, informierte und erweiterte meine Perspektive auf zahlreiche Themen und, was vielleicht am wichtigsten ist, knüpfte Verbindungen zwischen Menschen und Institutionen, die vorher nicht existierten. Besonders dankbar bin ich für die Möglichkeit, meine Stationswoche bei der "Texas Tribune" in Austin, Texas, mit Ayan Mittra und seinen wunderbaren Kollegen zu verbringen. Ich war noch nie in Texas und das RIAS-Programm bot mir die einmalige Gelegenheit, mich mit den Besonderheiten der texanischen Politik und Kultur vertraut zu machen. Zu guter Letzt ein großes Dankeschön an Erik Kirschbaum und Pam Ortega, ohne die das Programm niemals so inspirierend, aufschlussreich und gut organisiert gewesen wäre.

Thomas Kempe, BR/ARD, München

Wieviele unfassbare, berührende und inspirierende Begegnungen kann man in drei Wochen erleben? Wen man das RIAS-Herbstprogramm 2023 als Masstab ansetzt, dann auf jeden Fall viel mehr, als man normalerweise in drei Wochen verarbeiten kann!

Etwa die anrührende Geschichte des New Yorkers Gordon Hui, einem 9/11-Überlebenden. Er verlor seine Schwester in den Twin-Towers und war Ersthelfer am Tag der Terrorattacke. Oder zum Beispiel ein Frühstück mit CNN-Starjounalist Wolf Blitzer in Washington. Besuche im White House, dem US-Kongress und bei so ziemlich allen namhaften Medien - NBC, ABC, Washington Post, New York Times und natürlich die deutschen Kolleginnen und Kollegen - allesamt garniert mit fantastischen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern.

Zwei Wochen „Gruppenreise" in Washington und New York machte die Köpfe und Herzen voll - ein unglaublich gewinnbringender und spannender Einblick in das Innenleben von Politik, Medien, Gesellschaft und Kultur der USA.

Die anschließende „Station-Week" führte mich weiter nach Dallas und hier ging es weiter, mit dem Erlebnis- und unfassbare Begegnungen-„Intensivmarathon". An nur einem Tag:

  1. Die Geschichte eines Schranks aus Schlesien, mit Geheimfach, geheimen Briefen und einer jüdisch-deutschen Familien-Tragödie. 2. Mittagessen mit einer der ersten Secret-Service Agentinnen der USA. 3. Einführung in das Bedienen eines AK47 inklusive Diskussion um den Sinn und Unsinn der US-Waffengesetze - mit sehr überzeugten texanischen Waffenbesitzern. 4. Abendessen mit unseren Hosts, RIAS-Alumni und Journalistenkolleginnen in „typical local" mexikanischem Ambiente. Ohne Worte.

Last but not least: Die Erfahrungen der Reise mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedensten Teilen Deutschlands und mit unterschiedlichen Hintergründen zu teilen, macht RIAS zu etwas wirklich sehr besonderem. Eine fantastische Gruppe mit so vielen schlauen Persönlichkeiten machten den Trip nochmal besser. Icing on the cake, sagt man dazu wohl. In diesem Sinn: Thanks a ton. Keep up the amazing work!

 

de_DEGerman