Hier sind die Eindrücke von zwölf deutschen Studierenden der Journalistik im Rahmen eines dreiwöchigen Programms der RIAS Berlin Kommission in den USA. Die zwölf Studenten verbrachten eine Woche gemeinsam in Washington, D.C., und daraufhin zwei Wochen in Gruppen von zwei bis drei Personen an fünf verschiedenen Universitäten. Ziel des Programms ist es, junge deutsche Journalismusstudierende mit angehenden Journalist*innen in den USA in Kontakt zu bringen und voneinander über die journalistische Ausbildung im jeweils anderen Land zu erfahren. Das Projekt wird durch das Transatlantik-Programm der Bundesrepublik Deutschland aus Mitteln des European Recovery Program (ERP) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) gefördert.

Rosalie Elli Scholz, Hochschule Magdeburg-Stendal
Mein Blick auf die USA hat sich verändert. Es waren drei intensive Wochen, die noch lange nachklingen werden. Unsere Reise begann in Washington DC: Diese erste Woche war geprägt von Gesprächen mit klugen Menschen aus Politik und Medien über die aktuellen Herausforderungen des Journalismus in den Vereinigten Staaten. Es waren Gespräche, die mich oft sprachlos und nachdenklich zurückließen. „Land of the Free?“ - es war einmal, scheint es. Immer wieder habe ich mich gefragt, wie in einem Land, in dem Demokratie einst so großgeschrieben wurde, fundamentale Werte wie Presse- und Meinungsfreiheit an Wert verlieren. Was Hoffnung gibt, ist das Bewusstsein der Journalisten, sich von autoritären Kräften nicht einschüchtern zu lassen –auch das klang in den Gesprächen mit. Die erste Woche hat mich dafür sensibilisiert, mir meiner Verantwortung und Aufgabe als künftige Journalistin als kritische neutrale Beobachterin bewusst zu sein. Besonders gefreut habe ich mich auch über die Gelegenheit, den Stamm der Mattaponi in Virginia zu besuchen und über das Leben und die Herausforderungen der Native Americans zu lernen. Nach einer Woche Hauptstadt ging es dann weiter ins Landesinnere nach Oklahoma – ein Kontrastprogramm. Zwei Wochen haben wir hier vor allem am renommierten Gaylord College für Journalismus und Massenkommunikation an der University of Oklahoma verbracht. Hier wurden wir sehr herzlich von den Professoren und Studenten aufgenommen und haben Einblicke in das Campusleben erhalten. In OKC scheint es haben wir das „richtige“ Amerika kennengelernt: ein von einem Farmbesuch, über ein NBA-Spiel bis hin zum zucker- und fetthaltigen Essen war alles dabei, um sich richtig amerikanisch fühlen. Besonders dankbar bin ich für die Erfahrung, den Reporter Dacoda Wahpekeche einen Tag im State Capitol zu begleiten. Vielen Dank RIAS, dass ich Teil dieser besonderen Reise sein durfte!

Elena Dominick, Hochschule Hannover
Seit ich 11 Jahre alt war, wollte ich Journalistin werden. Damals dachte ich, mit Worten kann man etwas bewegen. Mein naiver Idealismus ist inzwischen ins Wanken gekommen: das Vertrauen in die Medien sinkt, Populisten spalten unsere Gesellschaften und Fakten sind plötzlich Verhandlungsmasse. Kurz vor unserer Reise nach Washington überschlagen sich die Ereignisse und Meldungen aus Washington: Entlassungen, missachtete Gerichtsurteile und Abschiebungen. „Flood the zone with shit“ – der Plan scheint aufzugehen! Zugegeben, mir ist schon vor dem ersten Termin etwas schwindelig. Doch dann begegnen wir Menschen, die Hoffnung machen. Eine Woche lang nehmen sich Journalist:innen, Think Tanks und politische Akteure beeindruckend viel Zeit, unsere Fragen zu beantworten. Wir reden über journalistische Verantwortung, wie Medien, Vertrauen zurückgewinnen könnten, folgen gebannt Analysen über Trumps zweiten Wahlsieg und warum es um die Opposition erstaunlich ruhig ist. „Die drohende Verfassungskrise“ hängt wie ein Damoklesschwert über fast jedem Gespräch. Die Stimmung ist unsicher und alarmiert – und trotzdem inspirierend. Uns sitzen Menschen gegenüber, die mit beeindruckender Klarheit für eine informierte Öffentlichkeit eintreten und deutlich machen: Es war nie wichtiger mit Fakten, Ausgewogenheit und Sorgfalt gegen Hetze und Spaltung anzutreten. Die darauffolgenden zwei Wochen in Tucson haben unser Host und seine Kolleg:innen mindestens genauso unvergesslich und lehrreich gemacht: vom Ausflug an die mexikanische Grenze, dem Besuch eines Firedepartments, dem Treffen der Gouverneurin von Arizona bis hin zu Linedancing, Ice Hockey und Ausflügen in die Wüste. Wir durften durch das vielfältige Programm und die unzähligen Begegnungen so viel über dieses spannende und vielfältige Land lernen. Ich durfte Vorurteile loswerden und wieder einmal feststellen: Es lohnt sich, einander zuzuhören. Denn auch von Menschen, deren Weltanschauung weit von meiner entfernt ist, durfte ich einiges lernen. Mit jeder Frage, die sich beantwortet hat, kamen mindestens drei Neue auf und ich hoffe sehr es war nicht meine letzte Reise in die USA. Danke RIAS für diese einzigartige Erfahrung!

Melvin Thum, Hochschule Magdeburg-Stendal
Ein Krimi zur besten Sendezeit – so kann man wohl am anschaulichsten beschreiben, wie sich drei Wochen in Amerika zusammen mit RIAS angefühlt haben. Die Trump-Administration entzieht etlichen Journalisten die Akkreditierung für das Weiße Haus, zieht nebenbei den Alien Enemies Act von 1798 heran, um Abschiebung zu rechtfertigen, unterzeichnet Gesetze per Dekret in Serie, und bei alledem kommt die Medienlandschaft kaum mit der Geschwindigkeit Trumps mit – und wir sitzen mittendrin. In unseren vielen Gesprächen mit Journalisten hört man immer wieder Unsicherheit heraus. „Können wir noch in Zukunft aus dem Weißen Haus berichten? Wie gewinnen wir das Vertrauen unseres Publikums wieder? Wie steht es um die Pressefreiheit? “ Nebenbei streicht die Trump-Administration massiv Gelder für Voice of America, stampft den Radiosender praktisch ein. Kaum angekommen, kehre ich Washington D.C. schon wieder den Rücken und erlebe einen Szenenwechsel, der konträrer kaum sein könnte: von dichter Innenstadt in die Great Plains, Interstate-Highways, soweit das Auge reicht, Route 66 – Oklahoma. Ein tiefroter Bundesstaat, der vor allem von der Landwirtschaft und der Öl- und Gasproduktion lebt. An der University of Oklahoma durfte ich den amerikanischen Campus-Alltag miterleben und nebenbei einen Blick in die beeindruckende Produktion der hauseigenen Nachrichtensendung „OU Nightly“ werfen. Der Austausch mit amerikanischen Studierenden und Professor:innen war unglaublich eindrucksvoll. Im Oklahoma State Capitol erhielt ich die Möglichkeit, mit mehreren Abgeordneten intensive Gespräche zu führen, und bin auch draußen auf dem Land mit vielen zuvorkommenden Menschen in Kontakt gekommen. Wenn Washington und Oklahoma nur eine einzige Gemeinsamkeit haben, dann wiederholte die sich immer wieder mit demselben Wort: Unsicherheit. Wir leben in stürmischen Zeiten, gepflastert mit Kriegen und Krisen. Viele Menschen fühlen sich ohnmächtig, ungewiss sowie uneins, wie sich ihr Land weiterentwickeln soll. Es war unglaublich eindrucksvoll, in einer solchen Zeit die Staaten besuchen zu können. Selten haben sich drei Wochen so kurz angefühlt.

Max Beckmann, Hochschule für Medien Berlin
Für mich war es die erste Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika in meinem Leben. Nun blicke ich auf drei spannende Wochen zurück, in denen ich nicht nur viele inspirierende und wertvolle Begegnungen erlebt habe, sondern mir auch einen Eindruck der USA machen konnte. Die erste Woche in Washington war dabei definitiv ein Highlight: viele Menschen, große Autos und breite Straßen. Über die Woche gab es viel zu besprechen. Von einem Besuch bei NPR über ein Treffen mit James Hohmann von der Washington-Post bis hin zu einem Besuch im Kapitol. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Gespräch mit Diego Sanchez, dem Direktor für Politik und Strategie der Präsidenten-Allianz. Eindrucksvoll hat dieser die Herausforderungen für Menschen mit Migrationshintergrund in den Staaten beschrieben. JJ Green von WTOP ermutigt darüber hinaus trotz des gesellschaftlichen und politischen Drucks, der derzeit auf Journalist:innen liegt, stark zu bleiben und sich weiterhin für Unabhängigkeit und Fakten einzusetzen. Beflügelt mit dem Flair der Hauptstadt ging es dann nach Bloomington in Indiana. Dort habe ich zwei Wochen an der Indiana University verbracht. In der für amerikanische Verhältnisse kleinen Stadt konnte ich mit Menschen abseits der Politik und des Hauptstadtjournalismus sprechen. Viele praktische Einblicke haben sich durch die Radio- und TV-Station WFIU/WTIU ergeben, in der ich zwei Wochen zusammen mit Kean Kalinowski Radio-Sendungen und TV-Aufzeichnungen beiwohnen konnte. Mich hat überrascht, wie gut die Universität technisch ausgestattet war, wie viele unterschiedliche Menschen dort zusammenkommen und wie stark das Uni-Leben in den Alltag integriert wird. Insgesamt habe ich nun ein besseres Verständnis der USA, mir ein Bild der politischen Lage vor Ort machen können und großartige Menschen kennengelernt, mit denen ich über die Grenzen hinweg im Austausch bin. Besonders bedanken möchte mich bei Christina, Pam und Chris für die Organisation der Reise. Außerdem geht ein großes Dankeschön an Sara für das Organisieren der zwei Wochen in Bloomington. Zuletzt möchte ich aber insbesondere zwei Studentinnen aus Bloomington erwähnen, ohne die ich nicht so komfortabel mit dem Auto von Termin zu Termin gekommen wäre sowie eine großartige Einbindung in das American Life vor Ort erhalten hätte. Vielen Dank Isabella und Elyse!

Marianna Hene, Hochschule Magdeburg-Stendal
Als wir Mitte März in Washington ankommen, ist die USA ein wilder Ort. Donald Trum ist seit ein paar Monaten wieder Präsident. Wenige Tage zuvor ist ein Treffen zwischen ihm und dem ukrainischen Präsidenten Selensky im Weißen Haus eskaliert. Gleichzeitig beginnt ein neuer Handelskonflikt mit China. Auch innenpolitisch herrscht Unruhe: Bestimmten Journalisten wird der Zugang zum weißen Haus verwehrt und es herrschen landesweite Proteste. Eine hochspannende Zeit um als Journalistin vor Ort zu sein. In der ersten Woche in Washington besuchen wir verschiedene Newsrooms und sprechen mit den unterschiedlichsten Menschen. Redaktionen, Korrespondenten, Abgeordneten. Die Gespräche sind offen, vielschichtig – aber oft auch bedrückend. Die Pressefreiheit steht unter Druck, das politische Klima ist angespannt, die Gesellschaft gespalten. Ich fühle mich in einer kleinen Blase wieder. Eine Gruppe von Menschen, die auf Missstände aufmerksam machen will, die wirklich etwas bewegen möchte – und nicht genug Gehör bekommt. Mir wird in diesen Tagen klar: Journalismus braucht mehr Miteinander. Auch und gerade transatlantisch. Denn auf beiden Seiten geht es um dasselbe – aufklären, sichtbar machen, erzählen, was ist. Nach einer intensiven Woche in Washington geht es weiter – für mich an die University of Oklahome. Während die Hauptstadt noch vertraut, fast europäisch wirkt, ist Oklahoma das Klischee-Amerika: Cowboys, Waffen, Fast-Food-Ketten. Alles ist mindestens doppelt so groß wie in Deutschland. Ob Müslipackungen, Autos oder die Entfernungen. Wir lernen viel über das Uni-Leben vor Ort. Die Uni produziert montags bis freitags „OU Nightly“, eine Nachrichtensendung, komplett gemacht von Studierenden. Wir blicken hinter die Kulissen der Redaktion, besuchen eine Highschool, sprechen über Bildungspolitik in einem Bundesstaat, der in nationalen Rankings meist auf den letzten Plätzen landet. Auch das war ein ehrlicher und eindrücklicher Moment. Nach zwei Wochen fällt der Abschied schwerer als gedacht. Ich nehme viele Eindrücke mit – und noch mehr offene Fragen. Klar ist nur: Ich will wiederkommen. Danke, RIAS, für diese Einblicke.

Kean Kalinowski, Freie Universität Berlin
Das RIAS-Programm fühlte sich an, als würde man für drei Wochen in eine andere Realität eintauchen. Was diesen Austausch so besonders machte, war seine Tiefe und Vielseitigkeit. In Washington D.C. bekamen wir Einblicke zu Journalisten und oft auch in Redaktionen wie CNN, NPR, NBC, WTOP Radio und der Washington Post. Wir trafen Journalisten im Presseteam des Weißen Hauses und sprachen mit Vertretern von Think Tanks wie dem Cook Political Report oder New America. Selbst der Besuch bei einem indigenen Stamm und in der Deutschen Botschaft zeigte, wie breit das Programm aufgestellt war. Mindestens genauso prägend war das Miteinander unter uns RIAS-Teilnehmern. Wir fanden schnell zueinander, gingen zusammen essen, besuchten Museen und Comedyshows, diskutierten nach den Terminen oft tiefgründig weiter. Die Zeit war geprägt von viel Herzlichkeit und Offenheit. Das dabei entstandene Gemeinschaftsgefühl, reicht über das Programm hinaus. An der Indiana University in Bloomington bekamen wir dann zwei Wochen lang praktische „Hands-on“-Erfahrung. Wir begleiteten das Campus Radio zu Interviews mit einem Friedensnobelpreisträger und einem Abgeordneten, wurden live im Radio interviewt und produzierten eigene Beiträge. In Kursen lernten wir, mit Telepromptern zu arbeiten, beschäftigten uns mit Medienrecht, Ethik, Marketing, investigativem Journalismus und konnten so in den Unialltag eintauchen. Abgerundet wurde das Ganze durch Baseballspiele, Gespräche mit amerikanischen Studierenden und spontane kleine Abenteuer vor Ort. RIAS hat mir nicht nur einen intensiven Einblick in den US-Journalismus gegeben, sondern auch gezeigt, wie inspirierend kollegialer Austausch sein kann.

Jette Minks, Hochschule Magdeburg-Stendal
What a ride! Drei Wochen USA, sechs Bundesstaaten, zahlreiche Begegnungen und das alles zu einer Zeit, die aufregender und unvorhersehbarer nicht sein könnte. Die Nachrichten, die man sonst nur pünktlich um 20 Uhr auf dem Sofa verfolgt und die so weit entfernt scheinen, geschehen jetzt nur wenige Meter entfernt in Echtzeit. Unsere erste Woche in Washington hat gezeigt, wie gespalten und wie angespannt das Land auf sich selbst schaut, wie Journalisten um ihre Zukunft bangen und wie sich die USA momentan in einer Schnelligkeit verändern, die kaum zu fassen ist. Gespräche mit Journalisten von unter anderem WTOP, CNN, NPR und NBC haben meine Sicht auf die Bedeutung des Journalismus für eine stabile Demokratie verändert. Um die Freiheit, die wir in Deutschland oftmals für selbstverständlich halten, wird dort mittlerweile gebangt. Doch für die Zukunft des Journalismus in den USA gibt es auch einen Lichtblick. Diesen habe ich an einem Ort gefunden, an dem man es wahrscheinlich erstmal nicht erwartet – nämlich in Nebraska. An der University of Nebraska in Lincoln durfte ich zwei Wochen Journalismus-Studierende bei ihrer Arbeit begleiten, habe gesehen mit welchem Eifer und Optimismus Nachrichten gemacht werden und wie auch sie sich der kritischen Lage bewusst sind. Als jemand, der aus dem ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt kommt, fühlte sich Nebraska mit seinen endlos scheinenden Feldern fast an wie zu Hause. Dieses Gefühl wurde durch die unglaublich offenen und freundlichen Menschen mit ihrem „Nebraska Nice“ nur verstärkt. Ich kann gar nicht mehr zählen, mit wie vielen Leuten ich gesprochen habe, wie viele verschiedene Lebenswege ich kennengelernt und wie viele unterschiedliche Blickwinkel erfahren habe. Drei Wochen USA, sechs Bundesstaaten und zahlreiche Begegnungen, die mein Blick auf dieses Land, das immer so weit entfernt erschien, verändert und geprägt haben.

Jan Sören Schmitt, Hochschule Magdeburg-Stendal
Eine chaotische Zeit in einem sehr interessanten Land! Jeden Tag eine neue Nachricht aus dem Weißen Haus. Die journalistische Arbeit ist deutlich anstrengender, als es unter Präsident Joe Biden der Fall war. Nur wenige Tage nachdem wir alle Fragen der Passkontrolleure am Flughafen beantwortet haben, machte die Nachricht die Runde, dass eine deutsche Studentin an der Einreise gehindert worden sei und in Abschiebegewahrsam kam. Bei mir machte sich etwas Beklommenheit, aber auch Erleichterung breit, dass ich es trotz strikter Einreisebestimmungen durch die Kontrolle geschafft habe. Erstmals musste ich mir mit deutschem Reisepass Gedanken machen. Dennoch: Washington D.C. ist eine Erfahrung, die jeder politisch Interessierte gemacht haben sollte. Wir hatten prägende Gespräche mit Menschen aus Politik und Journalismus. Auch haben wir Menschen gesprochen, die als staatliche Angestellte kürzlich ihren Job verloren hatten. Eine Woche voller Eindrücke schien nicht zu reichen in der Stadt, in der Weltpolitik neu geordnet wird. Vom milden Norden ging es weiter nach Tucson ins warme Arizona mit seinem unvergleichlichen Campusleben. Achtung: Bereits im März können es bis zu 97° Fahrenheit (ca. 36°C) werden. Durch Nationalparks gesäumt von Kakteen und brillantes mexikanisches Essen versprüht die Stadt südamerikanisches Flair. Zumschönen Aufenthalt haben auch die Kollegen und Kolleginnen von AZPM beigetragen, die uns die Region, die Lokalpolitik und die Medienarbeit in der Region gezeigt haben. Besten Dank an unseren Host Buzz sowie an Sophia, Hannah, Zac und das ganze Team! Abseits des Senders und des Campus hat Tucson mit einer vielfältigen Barszene überzeugt. Und in Bars finden die Gespräche statt, auf die es wirklich ankommt. Denn hier ist jeder Mensch gleich und erzählt dir von Träumen, Freud‘ und Leid. Hier habe ich gelernt, was viele Menschen, die sich in der medialen Debatte nicht repräsentiert fühlen, eigentlich beschäftigt. Von Protestierenden gegen die „Broligarchie“ bis hin zu Trump-Sympathisanten habe ich alle getroffen. Gastfreundlich empfangen wurde ich von jedem.

David Kirchner, JGU Mainz/Sorbonne Nouvelle Paris
Es ist schon etwas sehr Amerikanisches, eine dreiwöchige Reise auf den einen Moment runterbrechen zu müssen, der einfach ALLES erklärt beziehungsweise enthält. Eine fast unlösbare Aufgabe für einen Europäer, aber das war meinen angenehm neugierigen US-amerikanischen Gesprächspartner*innen egal, die mich immer wieder aufs Neue fragten, was denn jetzt der eine, der beste Augenblick meines ersten Aufenthalts in den USA gewesen sei. Und um diese also nicht zu enttäuschen, legte ich mir eine Strategie zurecht, die darin bestand, jedes Mal eine andere Antwort zu geben. Darum jetzt hier eine Liste meiner fünf besten Momente: Mein einziges längeres Gespräch mit einem Trump-Fan, einem Uber-Fahrer auf dem Weg von Athens, Georgia nach Atlanta, der mir erst erklärte, dass er in dem Moment auswandern würde, in dem nochmal ein Demokrat Präsident wird, und danach, ganz frei von Ironie, meinte: „Demokraten könne er nicht wählen, die seien ja alle Narzissten.“ ; Mein kulinarisches Südstaaten-Highlight: Ein fantastisches BBQ mit Jana und RIAS Fellow Faith bei Fat Matt’s Rib Shack in Atlanta. ; Das erhellende und offene Gespräch mit James Hohman, dem Journalisten der Washington Post, der damals das auf Geheiß von Jeff Bezos nicht-veröffentlichte „Endorsement“ für Kamala Harris aufgeschrieben hatte, und sich (trotzdem) ganz bewusst dafür ausspricht, weiter bei der WP zu bleiben. ; Der Besuch der NPR-Redaktionsräume in DC, inklusive der Musikredaktion, wo der weltberühmte „Tiny Desk“ steht. ; Der leicht galgenhumorige, aber dennoch zuversichtliche Spirit, der in der Redaktion des lokalen Radiosenders WABE in Atlanta herrscht, und für mich stellvertretend für das niemals aufsteckende Gemüt aller US-amerikanischen Journalist*innen steht, die ich in den USA getroffen habe; Keep up the very good and important work! Abschließend möchte ich mich nochmal ausdrücklich bei der RIAS Berlin Kommission für dieses hervorragend organisierte, erfahrungsreiche und einzigartige Programm bedanken.

Clara Dünkler, Universität Leipzig
„Nebraska Friendly“ – das ist nicht nur eine Redensart, sondern auch unsere Erfahrung. Mit offenen Armen wurden wir an der University of Nebraska in Lincoln empfangen. Wie wir denn ausgerechnet im mittleren Westen der USA gelandet seien? Diese Frage war immer die erste, die uns „Germans“, gestellt wurde. Nebraska ist gewöhnlich nicht das Urlaubsziel Nummer eins, aber deswegen waren wir ja auch nicht da. Wir wollten in den drei Wochen RIAS-Programm verschiedene Seiten der USA kennenlernen. Und gibt es ein besseres Kontrastprogramm, als erst Washington D.C. zu besuchen und dann Nebraska, wo es dreimal so viele Kühe wie Menschen gibt? Ich glaube nicht. So viel sei gesagt: von wegen „Flyoverstate“! Wir bekamen viele Einblicke: ein Besuch bei der Uni eigenen Nachrichtensendung, eine Fahrt aufs Land zu Lokaljournalist:innen und eine Gesetzesverhandlung im Statecapitol. Auch der Sport durfte nicht zu kurz kommen, denn der steht bei vielen in Nebraska an erster Stelle (Go Big Red!). Zwar war gerade keine Football-Saison, aber ein Baseballspiel gab es doch zu sehen – mangels genauerer Regelkenntnisse beschlossen wir, dass das eigentlich Brennball ist. In Nebraska fühlt sich alles weit weg an. Fast fiel es leicht zu vergessen, was gerade im Weißen Haus passiert. Nur einmal begegneten wir einer Gruppe von zehn Demonstrant:innen, die sich gegen die Trump-Regierung positionierten. Ein Kontrast zu unserer ersten Woche in Washington D.C. Die Journalist:innen, mit denen wir sprachen (unter anderem npr, CNN, Washington Post), berichteten von der Nachrichtenflut an täglich neuen präsidialen Dekreten und der Herausforderung für sie als „legacy media“. Die größte Sorge bei vielen: Präsident Trump könnte Entscheidungen der Gerichte ignorieren. Eine aufwühlende Zeit, die die USA gerade durchmacht. Dank RIAS konnten wir das hautnah miterleben.

Katrin Engler, Freie Universität Berlin
„Please tell your German friends, we are not all like this!“ – Diesen Satz habe ich auf meiner Reise durch die USA öfter gehört, als ich zählen kann. Die Menschen, denen ich begegnet bin, waren offen, interessiert und – ehrlich gesagt – total begeistert davon, mit jemandem aus Deutschland zu sprechen. Fast ein bisschen zu begeistert. Was mich nachhaltig beeindruckt hat: die Art, wie amerikanische Journalistinnen über ihre Kolleginnen sprechen. Da wird gelobt, unterstützt, empfohlen – ohne Neid, ohne Zynismus. Wenn wir das bei uns nur halb so oft täten, wäre der Medienalltag wahrscheinlich ein ganzes Stück freundlicher. Lokaljournalismus in Arizona ist nochmal eine andere Nummer. „Lokal“ bedeutet dort: drei Stunden Autofahrt durch endlose Kakteenlandschaft. Und ja, die war genauso eindrucksvoll, wie sie klingt. Besonders hängen geblieben ist mir der Besuch an der mexikanischen Grenze. Die massiven Befestigungen dort haben mich schockiert – sie erinnern in Struktur und Wirkung stark an die Berliner Mauer, inklusive Todesstreifen. Nur scheint man sich hier deutlich weniger dafür zu schämen. Diese Reise war intensiv. Voller Widersprüche, aber auch voller inspirierender Gespräche. Und sie hat mir nochmal gezeigt, wie wertvoll echter Austausch ist – beruflich wie menschlich. Ganz besonders dankbar bin ich für die unglaublich herzliche Aufnahme durch unseren Gastgeber Buzz Conover und das gesamte Team der News-Station. Ihre Offenheit und Wärme haben diese Erfahrung unvergesslich gemacht.

Jana Herrmann, Hochschule Magdeburg-Stendal
„God bless the USA“ – in großen Lettern auf einem Autobahnplakat irgendwo außerhalb von Washington D.C. Darunter: Jesus, der seine Hände schützend über Donald Trump hält. Welcome to America! Drei Wochen lang war ich mit anderen Journalismus-Studis in den USA unterwegs – und das mitten im politischen Umbruch. Das live mitzuerleben, fühlte sich ein wenig wie das Binge-Watching einer Serie an, bei der jede Folge immer absurder, aber auch spannender wird. Folge eins: Washington D.C. Eine Woche lang hetzen wir von Termin zu Termin – von Think-Tank-Gesprächen über Wahlprognosen bis hin zu Fragerunden mit Journalist*innen großer Nachrichtenhäuser über Polarität, Objektivität und die Zukunft des Journalismus. Die Debatten sind hitzig, die Räume eiskalt. Ich habe das Gefühl, Klimaanlagen stehen hier wirklich kurz vor der Heiligsprechung. Die Stimmung in der Hauptstadt ist gedämpft, aber kämpferisch. Niemand will sein Land einfach kampflos aufgeben. Mein absolutes Highlight dabei: ein Besuch beim Stamm der Mattaponi, deren Anerkennung auf der Kippe steht. Folge zwei: Kaum angekommen, packe ich schon wieder meinen Koffer, denn es geht in den recht konservativen Bundesstaat Georgia, tief im Süden. Ich treffe auf herzliche Menschen, die in riesigen Trucks zur Uni fahren (Höhe: mindestens 1,30 Meter), sehe einen Campus straight aus einem Highschool-Film und spüre: Bildung ist in den USA oft eine Frage des Geldbeutels. Das spannende Staffelfinale: eine Woche Atlanta, Hauptstadt von Georgia, Metropole der Trap-Musik – und Geburtsort von Martin Luther King. Zwischen Megachurch in der alten Möbelhalle, klassischem Barbecue und den historischen Orten der Bürgerrechtsbewegung wird am Ende einmal mehr klar, wie nah hier Gegensätze beieinanderliegen. Jetzt bin ich wieder daheim, aber mein Kopf sitzt noch irgendwo zwischen D.C. und Georgia und sucht die richtigen Worte. Danke, RIAS, für diese intensiven, verrückten und wahnsinnig spannenden Wochen, die ich ganz sicher nicht vergessen werde.