2006

3-wöchige USA-Journalistenprogramme 2006
Frühjahr und Herbst


RIAS USA-Frühjahrsprogramm
11. März – 8. April 2006

Zwölf deutsche Journalisten in den USA: Programm in Washington und New York; Besuch von Journalistenschulen (University of Southern California, Los Angeles; University of Texas, Austin; University of Columbia, South Carolina; University of Colorado at Boulder); individuelles Rundfunkpraktikum.


TEILNEHMERBERICHTE

Vladimir Balzer, DeutschlandRadio Kultur

An diesem 11. März hat Washington geleuchtet. Strahlende Sonne und so warm, dass ich meine winterliche Kleidung aus Deutschland schon auf dem Rücksitz des Taxis abwerfen musste. Der Taxifahrer, ursprünglich aus Marokko und eher wortkarg, hatte sogar die Fenster geöffnet! Das war nicht Frühling, das war schon Sommer! 8 Tage später, bereits in Texas, wo meine Woche an der Uni beginnen sollte, ging es wettermäßig so weiter: Sonne, Wärme.

Ich erwähne das Wetter, weil es ein Stück von der Leichtigkeit erzählt, die in diesen vier Wochen oft herrschte. Weit weg von der heimischen Redaktion, weit weg von Deutschland. Hier in Amerika schien alles leichter, größer, naiver und — intensiver. Was für ein abgenutztes Wort, aber hier fiel es mir wieder ein: Visionen. Ein Land der Visionen. Hier wird nicht gekleckert. Ein Land, das immer von globaler Bedeutung ist: Als unsere Gruppe dort war, demonstrierten Immigranten aus aller Welt zu hunderttausenden, weil sie Teil des Landes sein wollten und nicht Illegale. Sie glauben an dieses Land.

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RIAS USA-Herbstprogramm
1. – 28. Oktober 2006

Zwölf deutsche Journalisten in den USA. Programm in Washington DC und New York; Besuch von Journalistenschulen (Brigham Young University, Provo, Utah; University of Indiana, Bloomington; University of South Carolina, Columbia; oder University of Georgia, Athens); individuelles Rundfunkpraktikum.


TEILNEHMERBERICHTE

Nicole Bölhoff, Norddeutscher Rundfunk, Hamburg

Mit einem Koffer voller Vorurteile angereist, mit zwei Koffern voller Fragen zurückgekehrt. Was sind die USA nur für ein Land?

Vier spannende Wochen — so viel steht fest — liegen hinter mir. Einmal quer durch den Kontinent gereist. Und doch nur einen Bruchteil dieses riesigen Landes gesehen. Wenn es für das RIAS-Programm überhaupt eine Hitliste geben kann, dann rangiert meine Woche in Utah ganz weit oben. Provo, die kleine Universitätsstadt in Utah — ein Paradies für konservative Familienpolitiker. Überall wimmelt es von Kindern, die Supermärkte erinnern eher an Spielplätze als an Einkaufszentren. In jedem Restaurant stehen mindestens 20 Kinderstühle, 18 davon meistens besetzt. Jeder zweite an der Uni ist verheiratet und viele dieser Ehepaare haben mindestens schon ein Kind, gerne auch mehr. Die Religion der Mormonen macht’s möglich. Familie steht über allem. Ehen werden nicht geschlossen, bis dass der Tod sie scheidet, sondern für die Ewigkeit. Sex vor der Ehe ist genau wie Kaffee, Tee, Alkohol und Rauchen streng verboten. Der Ratschlag eines mormonischen Universitätsprofessors an seine Studenten für’s Dating vor der Ehe lautet denn auch „Don’t get into the horizontal“, und ist durchaus ernst gemeint. Wer nämlich eine der oben genannten Regeln bricht, der fliegt ohne Wenn und Aber von der prestigeträchtigen Brigham Young Universität.

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Freitag Abend in New York. Es regnet. Vier Wochen sind um — der letzte Abend ist angebrochen. Wir treffen uns in einem Restaurant/Club ein paar Meter vom Hotel weg. Es wird gelacht, getrunken, geredet. Neue Pläne werden gemacht, die vergangenen vier Wochen werden noch mal sehr lebendig. Wir haben unseren Spaß, die Musik ist ok, das Bier ist kalt und wir haben was zu feiern. Wir haben vier Wochen Amerika überlebt. Vieles gesehen und gelernt, Einblicke bekommen, neue Freunde gefunden, das Land von einer neuen Seite kennen gelernt, uns an Hamburgern überfressen, mit nicht funktionierenden WLAN-Verbindungen in Hotels rumgeärgert, Delphine und Schnee gesehen, Plastikbesteck und -geschirr hassen gelernt, und uns an „coffee to go“ gewöhnt. Wir haben eine tolle Zeit gehabt.