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21. November 2024
Deutsche RIAS-Alumni berichten über ihre Woche mit dem RIAS-Alumni-Programm in Washington, D.C. im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2024
Gesa Eberl, ntv, Köln
„Trump wird wahrscheinlich wieder an die Macht kommen. Wir rechnen mit politischen Turbulenzen, aber wir Amerikaner haben schon schlimmeres überlebt.“ eines der ehrlicheren Zitate, das wir von einem Kommunikator aus dem Capitol in einem unserer zahlreichen spannenden politischen Dialoge erfahren haben. Ohne Namen zu nennen. Was für eine großartige Woche in Washington mit ehrlicheren innenpolitischen Einblicken als von vielen Kongress Abgeordneten, politischen Analysten oder Denkfabriken erwartet! Andererseits:“ wie Ihnen sagt, er wisse, wer, Präsident/in würde am 5. November, der lügt.“ Umfragewerte, so eng beieinander, so polarisiert dieses Land wie selten zuvor. Eine Alumni Reise mit fast 40 deutschen Journalisten im Austausch mit Hudson Institute, Politico, German Embassy bis hin zu einer Expertin für politische Gewalt, die schlimmere Auseinandersetzungen befürchtet, wenn Harris an die Macht kommt, denn dann werden die Trump-Anhänger keine Ruhe geben. Zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl vor Ort in Washington, D.C. zu spüren und zu hören, welche Bedenken die Amerikaner für die nächsten vier Jahre haben werden, hat mich einmal mehr beeindruckt und gesellschaftlich fasziniert zugleich. Ganz nah dran waren wir vor allem dann im Weißen Haus beim noch amtierenden Präsidenten Joe Biden. Als Journalisten konnten wir das letzte Mal einen Blick erhaschen, denn es war vermutlich das letzte Mal, dass wir diesen Mann öffentlich persönlich sehen werden. Goodbye Joe Biden Goodbye USA! Danke RIAS!
Michael Stang, Deutschlandfunk/WDR, Berlin
“Obama has cooked the books”, so Kevin Dayaratna von der Heritage Foundation. Damit begründete der Datenspezialist, warum aus seiner Sicht der menschen-gemachte Klimawandel auch durchaus anders gesehen werden kann und, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und der Erd- erwärmung gibt. Dies sollte nicht die einzige Aussage sein, die mich irritierte, zumal, als jemanden, der regelmäßig als Wissenschaftsjournalist über diese Thematik berichtet. Aber genau deswegen wollte ich auf die RIAS-Alumnireise nach Washington DC kurz vor den Wahlen fahren – um zuzuhören, zu lernen und versuchen zu verstehen, wie dieses tief gespaltene Land funktioniert. Und es gab reichlich Erkenntnisse, von politischen Organisationen, NGOs, aus der Wirtschaft, Thinktanks, dem universitären Umfeld, der Diplomatie und häufig gab es nur eine der beiden Sichtweisen, dass alles frustrierend sei und eine Katastrophe bevorsteht („Donald Trump ist nur der Anfang“) oder, dass alles halb so wild sei, das politische Amerika habe schließlich bisher immer allen Kräften standgehalten (“checks and balances“). Dieses Bild eines tertium non datur („ein Drittes gibt es nicht“) im Sinne eines Law of the Excluded Middle wurde bei fast jedem Termin deutlich. Dass es selbst im Capitol, das vor bald vier Jahren einen Angriff auf die Grundfesten der Demokratie erlebte, kein Hinweisschild zum 6. Januar 2021 gibt und bei den Führungen auf Nachfrage lediglich darauf verwiesen wurde, dass es hier nicht um die jüngste Geschichte geht, spricht Bände – ebenso die Entscheidung der Washington Post, erstmals seit 1988 keine Empfehlung für die US-Präsidentenwahl aussprechen, eine Entscheidung von Amazon-Gründer Jeff Bezos als Besitzer der Zeitung. Diese Erkenntnisse gaben reichlich Stoff für die vielen fruchtbaren Diskussionen nicht nur während der ergiebigen, vielfältigen Termine, sondern auch innerhalb unserer RIAS-Gruppe später – und damit meine ich nicht nur die deutschen, sondern vor allem auch die amerikanischen Alumni dieses großartigen, transatlantischen Netzwerks.
Lydia Leipert, BR, München
“You are scared. I am scared too.” Wenn einem diese Worte in vier Stimmlagen von hunderten Sängern in der Kathedrale in Washington entgegen klingen, geht das nicht spurlos an einem vorbei. Beim „Big Sing“ (einem vom Kennedy Center organisierten Community singing), sangen Alt, Sopran, Bass und Tenor, das, was man überall in der amerikanischen Hauptstadt spürt. Angst, Unsicherheit, Ungewissheit. Wie geht es weiter in 10 Tagen nach der „razor sharp“en Wahl? Und wie in den Wochen danach, wo doch keiner davon ausgeht, dass der Wahlausgang so easy von allen Seiten akzeptiert werden wird. Wie unterschiedlich diese Wahl und ihr Ausgang gesehen wird, hat die Woche mit RIAS in Washington unter dem Brennglas gezeigt. Wir trafen Journalist:innen wie von „Media Matters“, die gegen Desinformation kämpfen und sich auf möglichen Deportationslisten von Trump wähnen, bis hin zu konservativen ThinkTanks wie des Hudson Institutes, die an die Checks&Balances glauben, und daran, dass das System auch einen Trump aushält. Wie geteilt dieses Land ist, wie angespannt die Stimmung vor Ort ist und was noch alles passieren kann – Expertinnen wie Cynthia Miller-Idris, Soziologin und Extremismus-Forscherin, haben ein erschreckendes Bild gezeichnet von einer Demokratie, die am wackeln ist. Wie wenig selbstverständlich ist eigentlich die demokratische Verfasstheit der USA? Und wie die Deutschlands? Neben den vielen spannenden Eindrücken und Expert:innen-Meinungen waren es vor allem die Nachgespräche in der RIAS-Gruppe, die mich weiter gebracht haben. Mein großer Dank gilt dem RIAS Programm für unbezahlbare Einblicke in ein Land am Scheideweg – allen vorweg an Pam Ortega, die unsere Gruppe geduldig und professionell unterstützt und begleitet hat. Thank you!
Michael Heussen, WDR, Köln
Es ist die größte Politik-Show der Welt, und sie fängt schon lange vor dem Betreten amerikanischen Bodens an: In meinem Fall auf dem Flughafen von Dublin, wo bereits die US-Immigration stattfindet. „Sie sind Journalist? Sie fliegen bestimmt wegen der Wahl rüber?“. Oha, was kommt jetzt? Der Immigration Officer entpuppt sich als eingetragener Demokrat aus dem Mittleren Westen, der aber noch nicht weiss, wen er wählen wird. „Ist schwierig diesmal.“ Warum, das sagt er aber nicht, und ich will auch nicht zu sehr nachbohren: Die Schlange hinter mir ist lang.
In New York City sei die Sache eindeutig, hatte ich gedacht. Ok, der Trump Tower an der Fifth Avenue, unten im Basement der Devotionalienshop mit einem Lebkuchen-Trump, aber sonst alles Harris? Spätestens bei der Autofahrt durch Staten Island Richtung New Jersey zähle ich mehr Trump- als Harris-Schilder in den Vorgärten. Und dieser Eindruck verfestigt sich bei den Hintergrund-Gesprächen in Washington: Die einen wollen auf jeden Fall gewinnen, die anderen auf keinen Fall verlieren. Das Momentum scheint schon in dieser Oktober-Woche bei den Republikanern zu liegen. Der einfachste Erklärungsansatz: das eigene Portemonnaie ist näher als die Ukraine. Trump verspricht jedem mehr Geld. Viele glauben das. Und all die Beleidigungen und vulgären Entgleisungen? „Machen doch beide Seiten!“.
Vor 20 Jahren durfte ich dank RIAS zum ersten Mal US-Wahlkampf hautnah erleben, etwa in Missouri und in Kalifornien: George W. Bush gegen John Kerry. Im Vergleich zu heute ein Duell mit Wattebäuschen. 2008 Barack Obama gegen John McCain. Ehrenmänner. 2012 Obama gegen Mitt Romney. Gentlemen. 2016, mit Trump, wurde alles anders. Und das ist es jetzt zum dritten Mal, der Kampf wird zum Krieg zwischen den Parteien. Ich hoffe, dass ich 2028 eine Rückkehr zur guten alten Zeit erleben werde.
Kate Brady, The Washington Post, Berlin
Nur zwei Wochen vor der US-Wahl war die RIAS-Alumni Reise eine außergewöhnliche Erfahrung für mich — beruflich, sowie persönlich. Die Vielfalt an anregenden Gesprächen und Diskussionen mit Think Tanks, Medienbeobachtern und politischen Beratern half mir dabei, ein besseres Verständnis nicht nur für den aktuellen Zustand Amerikas zu entwickeln, sondern auch dafür, wie sich die transatlantischen Beziehungen in den kommenden Jahren verändern könnten. Das Treffen mit Media Matters, bei dem es hauptsächlich um die Bedrohungen der Pressefreiheit, Desinformation und die Rolle von KI ging, war besonders aufschlussreich und führte zu Diskussionen innerhalb der Gruppe noch lange nach dem Treffen. Ebenso die Treffen mit Constanze Stelzenmüller vom Brookings Institute und der Expertin für politische Gewalt Cynthia Miller-Idriss, hinterließen einen tiefen Eindruck bei mir — besonders, als sie die weiteren Auswirkungen der Wahl auf nationaler und internationaler Ebene diskutierten. Beide Rednerinnen konnten die Ähnlichkeiten zwischen einigen Bereichen der deutschen und der amerikanischen Gesellschaft hervorheben, vor allem beim Thema Populismus und Rechtsradikalismus. Die Reise war für unsere Gruppe auch eine Gelegenheit, eigene Ideen auszutauschen und gleichzeitig die fantastische Stadt D.C. zu erleben! Nichts davon wäre ohne die großartige Organisation durch Pam Ortega vor Ort möglich gewesen, die uns sogar in letzter Minute einen Besuch im Presseraum des Weißen Hauses sichern konnte. Vielen Dank an das gesamte RIAS-Team, das dieses einzigartige Erlebnis möglich gemacht hat!
Clas Oliver Richter, NDR, Hamburg
Was passiert, wenn sich eine Reisegruppe in diesen Zeiten gemeinsam auf den Weg in die USA macht? Als erstes gründet sich – selbstverständlich – eine WhatsApp-Gruppe!!!!!! Und sorgt so für einen euphorischen Start! Schon vor dem Abflug Termine vereinbaren – die gesamte Gruppe und unsere sensationelle Programm-Managerin Pam Ortega über Flug-Verspätungen auf dem Laufenden halten – WhatsApp sei Dank – schon vor dem ersten Aufeinandertreffen haben wir uns viel zu erzählen! Washington begrüßt uns mit entspannten sommerlichen Temperaturen – angespannt wirken allerdings die meisten, mit denen wir sprechen. Bei NBC 4/Telemundo erfahren wir, wie der Lokal-TV-Sender weiterhin gutes Geld verdienen will, wie auch die spanisch-sprachige Zuschauerschaft im Großraum Washington erreicht wird – und wie die intensiv geschaltete Wahlwerbung sich mit dem journalistischen Selbstverständnis verträgt. Angespannt sind sie dennoch bei NBC/Telemundo, denn niemand weiß, welche Konsequenzen eine zweite Amtszeit von Donald Trump für die US-Medien haben wird. Unser Besuch bei der konservativen Heritage-Foundation gehört für mich zu den Höhepunkten. Selten habe ich so detailliert das Weltbild erzkonservativer Politologen vorgestellt bekommen. Auf die Frage nach dem Klimawandel und den jüngsten Hurrikans im Süden der USA antwortet der Heritage-Klima-Experte Kevin Dayaratna kurzerhand, „dass es auch im Jahr 1940 ähnlich viele Hurrikans gegeben hätte – und diese auch niemand mit einem Klimawandel in Verbindung gebracht habe“. Da aber selbst die rechten Politik-Strategen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, wer demnächst ins Weiße Haus einziehen wird, wirken auch sie nicht wirklich locker. Bei unserer Visite beim lokalen öffentlich-rechtlichen Radiosender WAMU 88.5 erleben wir sehr engagierte JournalistInnen, die in schwierigen Zeiten für ihre Aufgabe brennen. „Vor einigen Jahren hatten wir noch mehr als zwanzig Reporter im Einsatz, jetzt sind es noch zwei“, erzählt RIAS-Alumna und Früh-Moderatorin Esther Ciammachilli. Dass ein republikanischer Präsident die Förderung liberaler Medien nicht wirklich unterstützen würde, wissen sie alle bei WAMU 88.5. Mein persönliches Highlight erlebe ich dennoch hier: Wir treffen Diane Rehm, eine Legende des amerikanischen Radiojournalismus. Ihre Talksendung „The Diane Rehm“ Show gehörte für mich seit meinem ersten USA-Trip 1995 als fester Termin zum täglichen Ablauf einfach dazu. Inzwischen produziert sie mit 88 Jahren einen Podcast, hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Dass Zeit für ein kurzes „meet and greet“ bleibt, bleibt für mich eines der schönsten Erlebnisse unserer Reise. Die Tage in Washington sind voller Eindrücke, die uns allen die besondere Dynamik dieser politik-verrückten Stadt vorführen. Gottseidank bleibt auf dem langen Rückflug genug Zeit, um alles fürs Erste zu verdauen. Und gottseidank gibt es die WhatsApp-Gruppe, für den Austausch auch in den Tagen und Wochen danach!
Anja Heyde, ZDF, Berlin
Ich habe diese Reise angetreten voller Hoffnung, weil Kamala Harris im Sommer eine reale Chance war. Und ich bin von dieser Reise zurückgekehrt mit einem winzigen Körnchen Hoffnung im kleinen Zeh, dass Amerika seine erste Frau als Präsidentin bekommt… Das Körnchen ist sehr klein. Aber es ist da. Es waren die Zwischentöne bei den vielen Gesprächen, die wir hatten, die meine Hoffnung so klein gemacht haben: Mit Media Matters, die uns gezeigt haben, wie viel Lügen und Trolle am Werk sind, um den Wahlkampf zu beeinflussen. Die Zahlen bei PEW Research und vom Cook Report, die deutlich gemacht haben, wie viele Vorbehalte es selbst in den POC-Communitys gegen eine Frau als Präsidentin gibt. Und die Washington Post, die an dem Tag als wir dort zu Besuch waren, verkündeten, sie würden keinen der beiden Präsidentschaftskandidaten unterstützen. Aber ich habe in dieser Reise erneut den unglaublichen Reichtum unseres RIAS-Alumni-Netzwerkes gesehen. Ein Alum hat uns ins Weiße Haus geführt. Dadurch haben wir Joe Biden live gesehen! Wir saßen mit Mitch Mc Connells Sprecher Doug Andres im Capitol, weil es eine Verbindung gab. Diese Verbindungen werden noch wichtiger, sollte Donald Trump tatsächlich noch mal Präsident werden.
Christian Schlegel, phoenix, Köln/Bonn
Der einwöchige Aufenthalt mit der Alumni-Gruppe der RIAS Berlin Kommission in Washington, D.C., war für mich als Politikwissenschaftler und Redakteur, der sich intensiv mit US-Präsidenten und ihrer Biografie beschäftigt, eine einmalige Erfahrung. Ein unvergesslicher Höhepunkt war es, Präsident Biden im Garten des Weißen Hauses so nah zu erleben – ein Moment, der so überraschend und besonders war, dass ich dafür sehr dankbar bin. Das sechstätige Programm bot Einblicke, wie sie nur selten zu bekommen sind. Nicht nur im US-Kongress bekamen wir einen Einblick in die amerikanische Politik. Wir erhielten auch Zugang zu einflussreichen Denkfabriken und politischen Institutionen wie New America, der Eurasia Group und der konservativen Heritage Foundation. Auch das Pew Research Center, die Deutsche Botschaft, sowie die Sender NBC4 und WTOP öffneten ihre Türen und gaben uns einen umfassenden Einblick in die amerikanische Medien- und Politikkultur – Einblicke, die für einen einzelnen Journalisten kaum zu erreichen wären. Besonders inspirierend waren die Begegnungen mit den anderen deutschen Teilnehmern und den amerikanischen Rias-Fellows. Der Austausch über unterschiedliche Perspektiven und die gemeinsame Reflexion über aktuelle Themen stärkten das transatlantische Verständnis und zeigten eindrucksvoll, wie wertvoll solche Programme sind, um die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland zu fördern. Diese Woche hat mein Wissen und meine Perspektiven nachhaltig erweitert und mir geholfen, das politische und gesellschaftliche System der USA besser zu verstehen –Wissen, das ich jetzt noch besser an das deutsche Publikum und Studierende weitergeben kann.
Petra Gute, rbb, Berlin
„Razor-sharp“ sei der Unterschied in den Umfragen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. So kurz vor der Wahl steht es quasi 50:50. Auch wenn mehr als 70% der Deutschen glauben, dass Harris gewinnt, müssen wir damit rechnen, dass es eine zweite Trump-Amtszeit geben könnte. Die Sorge und die Anspannung sind groß in den USA, auch die Erschöpfung, und die Desinformation – das spüren wir überall, wo auch immer wir mit dem RIAS-Alumni-Programm so kurz vor dem entscheidenden, historischen Wahltag sind. Die Demokratie in den USA wirkt erschreckend bedroht. Vielen Dank für all diese Einblicke in das, was in diesen Tagen so kurz vor dieser Wahl gerade in den USA passiert – und vor allem für dieses so facetten- wie abwechslungsreiche Alumni-Programm in Washington D.C., das Pam Ortega klug zusammengestellt und organisiert hat. Wir haben eine große Bandbreite verschiedenster Ansichten und politischer Einstellungen hier erleben dürfen – von „Media Matters for America“ bis zur „Heritage Foundation“. Sehr beeindruckend auch das Hintergrundgespräch im Kapitol mit Doug Andres, dem Sprecher von Mitch McConnell. Und was für ein Erlebnis, von David Bruns durch die Räume der Washington Post geführt zu werden just an diesem historischen Tag, an dem das Blatt zum ersten Mal seit Jahrzehnten keine Empfehlung für eine US-Wahl gibt – mit weitreichenden Folgen. Mit großer Dankbarkeit, all dies in dieser großartigen Gruppe erfahrener, versierter Journalistinnen und Journalisten, allesamt RIAS-Alumni, erlebt haben zu dürfen fliegen wir wieder nach Hause zurück und warten nun auf den 5. November und den Ausgang dieser auch für uns jetzt noch einmal mehr sehr besonderen US-Wahl. Wir werden diese Woche nie vergessen – und dass Jeff Mason, der White House Correspondent von Reuters, uns alle zusammen noch kurzfristig ins Weiße Haus „einschleusen“ konnte und wir dem noch amtierenden 46. US-Präsidenten Joe Biden ein letztes Mal persönlich zu seinem Abflug (nach Arizona) „zuwinken“ durften sowieso nicht: a once in a lifetime experience!
Michael G. Meyer, Deutschlandradio/WDR, Berlin/Köln
Die USA sind politisch gesehen in Aufruhr – Polarisierung und Zuspitzung, wohin man guckt. Da passte diese Alumni-Reise der RIAS Berlin Kommission sehr gut, um den politischen und medialen Puls zu fühlen. Die Gespräche und Talks gingen von links bis rechts und in die Mitte des politischen Spektrums. Welche Programmpunkte haben mir besonders gefallen? Ich fand spannend, zu zwei Latino- Newsrooms zu gehen, die die spanisch-sprachigen Zuschauer mit Informationen versorgen. Die „Heritage Foundation“, die mit ihrem „Project 2025“ die Leitlinien konservativer Politik in den USA formuliert haben. Spannend fand ich auch die politischen Insights von Constanze Stelzenmüller, die an der Brookings Institution arbeitet, wer zieht im Hintergrund die Strippen, wer formuliert die ideologischen großen Linien in den USA – all das konnte Stelzenmüller wunderbar darlegen. Auch die Mischung der Journalisten und Journalistinnen, die wir treffen konnten, hat mir gut gefallen, es war eine perfekte Mischung aus Analyse, Meinung, Insights mit jungen und älteren Kollegen und Kolleginnen. Man konnte sehr viele Infos und Eindrücke nach Deutschland mitnehmen. Im Übrigen war auch die Alumni-Gruppe selbst sehr nett und interessant. Danke, dass ich daran teilnehmen durfte.
Julia Rubner, MDR, Dresden
Eine Woche Washington D.C. mit Rias. Wow. Eine Woche nach Ende der Reise kann ich es immer noch die fassen. Hinter mir, hinter uns liegen sechs eindrucksvolle Tage. Die US-Hauptstadt kurz vor der Präsidentschaftswahl besuchen zu können, eine Fülle an Perspektiven zu hören und zu diskutieren und dazu noch 40 Rias-Fellows wiedertreffen oder neu kennenlernen zu dürfen empfinde ich als großes Geschenk. Highlights herauszugreifen, fällt schwer: Im Garten des Weißen Hause sprintet US-Präsident Joe Biden vor uns in den Hubschrauber. Das vierköpfige Panel der Heritage Foundation gewährt tiefe Einblicke in eine uns abstrakte, ultra-konservative Weltsicht. Media Matters kämpft auf der anderen Seite gegen „conservative misinformation“. Wir laufen durch die Flure des Capitols, schaudern bei den Schilderungen von Doug Andres über die Geschehnisse am 6. Januar 2021 in eben jenen Gängen. Politico-Journalist Sudeep Reedy spricht mit uns über Arbeit und Erfolge seiner Redaktion. National Security Correspondent JJ Green zieht uns mit leidenschaftlichen Äußerungen und bemerkenswerter Gedächtnisleistung in seinen Bann. Mit Rias Fellow David Bruns laufen wir respektvoll flüsternd vorbei an Pulitzer-Preisen über die Flure der Washington Post – just an dem Tag, an dem die Post verkündet, erstmals auf ein Endorsement eines Präsidentschaftskandidaten zu verzichten. Dazu kommen private Momente: unzählige Laufmeilen durch die Straßen der Stadt – vorbei an Vorgärten wahlweise gespickt mit Harris/Walz-Bannern oder Halloween-Deko oder beidem; das Gespräch mit einer Uber-Fahrerin und Trump-Supporterin; ein Abend mit Kolleginnen im Kunst-Museum; das Eishockey-Spiel der Washington Patriots gegen das Philadelphia. Die Liste ist endlos. Danke dafür, Rias. Danke an das Team Berlin, an Christina Reif und Christoph Jumpelt für die Organisation. Und Danke an Pam Ortega, die uns in Washington immer zur Seite stand. Es war großartig.
Oliver Sallet, ARD, Berlin
Zwei Jahre ist es her als ich meine Korrespondentenzeit in Washington DC und den Vereinigten Staaten hinter mir ließ und zurück nach Berlin zog. Mit dem RIAS-Alumni-Programm war ich nun zum ersten Mal zurück und das zu einer besonders spannenden und auch historischen Zeit. Besonders gefreut habe ich mich, dass ich mit einigen Kontakten zum Programm beitragen durfte und so auch ehemalige Interview- und Gesprächspartner wieder treffen konnte. Etwa die Extremismusexpertin Cynthia Miller-Idriss, die in meinem Dokumentarfilm den 6. Januar voraussagte, aber für die diesjährige Wahl Entwarnung gab (sie sollte bislang wieder Recht behalten). Oder den Sprecher des scheidenden Senate Minority Leaders und Trump-Kritikers Mitch McConnell, der mit Blick auf das nahende Ende dessen Amtszeit sehr offen mit unserer Gruppe sprach. Die Alumni-Gruppe selbst war aus verschiedenen Redaktionen in ganz Deutschland besetzt und sehr inspirierend. Ein Nachmittag im Weißen Haus inklusive joggendem One-Term President Biden inklusive kurzem Statement und startender Marine One, die mächtig Wind machte, sind sicher für die ganze Gruppe bleibende Eindrücke. Auch das Treffen und der Austausch mit US-Alumni des RIAS-Netzwerks war wie immer ein Highlight und zeigt, wie gut der transatlantische Austausch auch Jahre nach dem RIAS-Fellowship weiter funktioniert.
Stephanie Zietz, NDR, Hamburg
In Washington haben mich vor allem die kleinen, oft unerwarteten Momente nachhaltig beeindruckt. Da war der ältere Herr, der für Halloween fröhlich sein Plastikskelett in seinem Vorgarten drapierte und mich in ein sehr herzliches und unbeschwertes Gespräch verwickelte. Da war der Busfahrer, der mir von seinen langen Arbeitstagen und den nächtlichen Schichten seiner Frau erzählte: „Und wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, muss meine Frau direkt wieder los. Wir tun das alles für die Familie – auch wenn wir kaum Zeit für sie haben.“ Doch Washington, D.C. ist mehr als nur ein Schauplatz emotionaler Begegnungen. Dort wird auch heftig debattiert. In Konferenzräumen treffen wir auf eine Verfassungsjuristin, eine Soziologin und ein engagiertes Team von Medienbeobachtern. Ihre Gespräche über Radikalisierungstendenzen, Echokammern im Netz und die Resilienz der amerikanischen Verfassung waren nicht nur intellektuell anregend, sondern auch zutiefst bewegend. Es war, als würden sie mit jedem Wort ein Mosaik aus Gedanken und Perspektiven schaffen, das die Komplexität der amerikanischen Gesellschaft widerspiegelt. Die Rias-Woche in Washington entwickelte sich zu einem persönlichen Streifzug durch unterschiedliche Ansichten. Doch so verschieden die Menschen und die Gespräche mit ihnen auch waren, sie alle blicken mit Hoffnung und Skepsis auf die bevorstehenden Wahlen, sie alle verbinden Sehnsüchte und Erwartungen an ein vereintes und friedliches Amerika. Am Ende ist es so einfach wie kompliziert: sie alle wollen ihr Amerika.
Bartosz Dudek, Deutsche Welle, Köln
Das Alumni-Programm vor den Präsidentenwahlen 2024 war sehr gut ausgewogen und gab uns Einblicke in das politische Geschehen über Parteigrenzen hinweg. Deswegen waren sowohl die Treffen in Heritage Foundation als auch im Brookings-Institut für mich sehr hilfreich. Der Besuch im Pew Research Center lieferte dazu solide empirische Befunde. Das größte Highlight aber war für mich im Weißen Haus zu sein und am kurzen Treffen des Präsidenten Joe Biden mit den Reportern teilnehmen zu dürfen. Wenn man bedenkt, dass ich in der kommunistischen Diktatur hinter dem Eisernen Vorhang aufgewachsen bin, war das ein besonders symbolisches und rührendes Moment meines Lebens. Ich bin dafür dem RIAS, unserem Alumnen Jeff Mason und uns vor Ort ausgezeichnet betreuenden Pam Ortega besonders dankbar
Astrid Corall, NDR, Hamburg
Joe Biden fliegt ab. Und wir sind dabei. Unsere Rias-Gruppe steht am Weißen Haus, beobachtet wie der Präsident der versammelten US-Presse ein kurzes Statement gibt und dann in den Helikopter steigt, der ihn nach Arizona bringt. Nur wenige Wochen ist Biden noch im Amt, Kamala Harris oder Donald Trump werden ihm folgen. Harris oder Trump? Diese Frage begleitet uns die ganze Woche. Sicher scheint nur eins: Es wird ein enges Rennen bei dieser Wahl. Wie toll, dass wir kurz vorher mit Rias in Washington sein und mit Vertreterinnen und Vertreter von Think Tanks, Mitarbeiter von Politikern sowie Journalistinnen und Journalisten von NBC4, WAMU 88.5 und Washington Post sprechen können. Sie geben uns viele interessante Einblicke und teils sehr unterschiedliche Einschätzungen. Zu den Themen, die den Wahlkampf bestimmen. Zu den Folgen eines möglichen Sieges von Trump für die USA, zu den Auswirkungen auf das transatlantische Verhältnis und den Krieg in der Ukraine. Und zu der Frage, ob es – falls Harris gewählt wird – ruhig bleibt in diesem so gespaltenen Land. Eine große Besorgnis und auch Verunsicherung sind in einigen Gesprächen zu spüren. Die Woche ist intensiv, der Besuch des Press Rooms im Weißen Haus und der Abflug Bidens das I-Tüpfelchen. Ich verlasse Washington mit vielen wertvollen Eindrücken und auch einem besseren Verständnis für das, was die Menschen bewegt. Ein großer Dank an die Rias-Kommission, an Pam, an die US-Alumni und alle, die das alles ermöglicht haben! Diese Woche wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Jan Liebold, RTL, Köln
Wie denken Journalisten und Politikberater in der US-Hauptstadt Washington über die Lage im Land, kurz vor den wegweisenden Präsidentschaftswahlen am 5. November 2024? Das will ich gemeinsam mit 39 anderen deutschen Journalistenkollegen und -kolleginnen auf meiner RIAS-Reise vom 20. bis 26. Oktober herausfinden. Unsere Koordinatorin Pam Ortega hat eine Reihe spannender Termine arrangiert. Und egal, ob political adviser von progressiven oder konservativen Thinktanks, Korrespondenten von Politico oder Washington Post, alle sind sich einig: Noch nie waren die USA politisch so gespalten, Harris- und Trump-Anhänger stehen sich unversöhnlich gegenüber. Nun fragen sich alle: Wie reagiert das Lager, das bei der Wahl unterliegen wird? Schwappt eine neue Welle der Gewalt über das Land, das immer noch geschockt ist von der Stürmung des Kapitols im Januar 2021 und um die juristische Aufarbeitung ringt, wer verantwortlich war? Was wird aus Amerikas Demokratie, wenn Radikale durch Lügen und Tricks an ihren Institutionen rütteln und versuchen, sich ihrer zu bemächtigen? Düstere Prognosen sind das, kaum ein Gesprächspartner sieht die Zukunft gänzlich optimistisch. Aber ganz schwarzmalen will auch niemand: Selbst unter einem Präsidenten Trump werde die USA nicht austreten aus der NATO, sich nicht zurückziehen aus Europa, die Unterstützung für die Ukraine nicht komplett einstellen. Weil auch dem Populisten Trump hoffentlich ein Licht aufgehen werde, wenn er erneut ins Weiße Haus einziehen sollte und er dann hoffentlich versteht, dass die Bedeutung seines Landes viel größer ist als seine eigene, oft kleingeistige, von Egoismen und Egozentrik getriebene Politik. Was bleibt von sechs Rias-Tagen in Washington? Viele wichtige Denkanstöße und jede Menge neue Kontakte mit spannenden Menschen aus den USA und Deutschland. Danke an die RIAS-Kommission! Genau diese Eindrücke sind wichtig in einer ganz besonderen Zeit.
Steffi Clodius, ARD, Hamburg
„Als Journalistin werde ich weiter meiner Arbeit nachgehen, als sei nichts geschehen. Als Frau, als Mensch mit Einwanderungsgeschichte, als Mitglied der LGBTQ-Community habe ich Angst um mein Leben.“ Das war die zweischneidige Antwort, die mir Esther Chiammachilli, beliebte Radiomoderatorin bei WAMU, auf meine Frage gab, wie es ihr angesichts einer drohenden zweiten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident gehe. Es lief mir kalt den Rücken herunter.
Es ist der wohl eindrucksvollste Moment meiner RIAS-Reise nach Washington, und die war nicht gerade arm an bemerkenswerten Erlebnissen. Ich habe unglaublich viele inspirierende, beeindruckende, interessante Menschen getroffen. Die tapferen Kolleg:innen bei Media Matters, die die vergiftete Welt der alternativen Fakten bekämpfen wie Don Quixote Windmühlenflügel, unbeeindruckt von der Gefahr, in die sie sich dabei begeben. Unser „Reporterglück“, dass NPR-Moderatorinnenlegende Diane Rehm sich ausgerechnet am Tag unseres Besuchs vor Ort die Ehre gab. Ivanley Noisette, Cynthia Miller-Idriss, Constanze Stelzenmüller – keiner von ihnen vermochte dieser Tage übermäßig viel Optimismus zu verbreiten. Und dann war da Joseph Robinette Biden, 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, der aus Richtung des Rosengartens vor dem Oval Office auf uns zugejoggt kam, kurz stehen blieb und mit uns über seine bevorstehende Reise nach Arizona sprach, um dann im Inneren seines ohrenbetäubend lauten Hubschraubers zu verschwinden. Wir konnten das gar nicht fassen. Journalistische Distanz? Heute leider aus. Fragen Sie morgen nochmal nach. Abgesehen von diesen zutiefst beeindruckenden Begegnungen und Erlebnissen auf professioneller Ebene war da natürlich noch der wunderbare Austausch mit meinen Kolleg:innen aus Deutschland. Das „Klassenfahrtgefühl“, das solchen Reisen innewohnt und das für eine, vielleicht auch zwei Wochen eine Adhäsionskraft entfaltet, wie man sie aus längst vergessen geglaubten Zeiten kennt. Auch in dieser Hinsicht war die Reise eine Inspiration, die mich folgendes lehrte: Wenn man von einer Polizeikontrolle angehalten wird, heißt das nicht automatisch, dass man erschossen wird – vorausgesetzt, man fragt höflich, ob man das Auto verlassen darf. Sich auf die hinterste Rückbank eines Uber XL zu pferchen, zieht zumindest nicht zwangsläufig eine Meniskusoperation nach sich. Und: 1940 war ein gottverdammtes Hurrikan-Jahr.
Johannes Batzdorf, ARD, Leipzig
Eine Pizza Margarita für 22 $ Dollar ohne Steuern und ohne Trinkgeld. Solche Preise kannte ich von meiner letzten USA-Reise vor Corona nicht. Und damit ist man quasi selbst als Amerika-Besucher schon mittendrin im Wahlkampf. Denn die Inflation in Kombination mit der persönlichen wirtschaftlichen Situation der Menschen ist eines DER entscheidenden Themen, die die Wahlentscheidung im US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump entscheiden dürfte. Das Rennen zwischen den beiden ist den Umfragen zufolge denkbar knapp. Gleichzeitig kommt damit zum Ausdruck, wie gespalten das Land ist. Die RIAS-Alumni-Reise nach Washington D.C. kurz vor der Wahl war eine Reise zu einer besonderen Zeit. Sie führte unsere Gruppe zu Gesprächspartnern aus Medien, politischen Akteuren, Denkfabriken, Experten und Initiativen. Durch die Einschätzungen, Analysen und Hintergrundgespräche entstand ein vielfältiges und vielschichtiges Bild eines gespaltenen Landes. Dabei wurde eines deutlich: Auch wenn die USA geopolitisch in der Ukraine, im Nahen Osten, im Umgang mit China ein wichtiger und entscheidender Player bleiben werden, entschieden wird die Wahl mit innenpolitischen Themen: der Abtreibungsdebatte, der Migrationspolitik und der Wirtschaftskraft. Fast jeder Gesprächspartner eröffnete sein Statement mit den Worten: „Es wird verdammt knapp“. Und Wetten abschließen auf den Sieg des einen oder der anderen Kandidatin wollte keiner. Und so überwiegt nach einer Woche mit Rias in den USA so kurz vor der Wahl für mich ein pessimistisches Bild – insbesondere im Fall eines nicht unwahrscheinlichen Wahlgewinners Trump. Geopolitisch werden auf Europa (Handelsfragen) und insbesondere Deutschland (Militärausgaben, Rolle in der EU) sehr viel größere finanzielle Herausforderungen zukommen. Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass Europa ein in Vielfalt geeinter globaler Akteur wird. Und doch bleibt für mich ein Funken Hoffnung, dass die demokratischen Prinzipien in den USA stark genug sind, eine zweite Ära Trump zu überstehen. Check and Balances dürfte zwar einem enormen Stresstest unterzogen werden. Gleichzeitig glaube ich, dass das Prinzip der Gewaltenteilung in den USA fortbestehen und nicht zu stark beschädigt wird. In einer Frage bleibe ich allerdings skeptisch: Wer kann dieses zutiefst gespaltene Land nachhaltig einen und die Wertekonflikte überwinden?
Jana Wochnik-Sachtleben, WELT TV/rbb, Berlin
Washington ist die Hauptstadt der USA und doch nicht repräsentativ für die Staaten. Dennoch: Wer wie wir als RIAS-Alumni die Atmosphäre des Landes ergründen will, der findet hier viele Ansprechpartner. Und: Dementsprechend haben wir viele Menschen gesprochen. Obwohl das eigentliche Highlight doch der US-Präsident selbst war, den wir wegen des Medienrummels und der Hubschraubermaschine zwar nicht wirklich akustisch verstehen konnten, aber dem erklärten mächtigsten Staatsmann der Welt so nahe zu sein – das war sehr besonders. Mitten in unseren Besuch bei der legendären „Washington Post“ platzt die Nachricht, dass das Blatt erstmals keine Wahlpräferenz abgibt. Eigentümer Bezos erklärt dazu später, die Leser hätten das „Vertrauen in die Medien verloren“. Aber: Diese Entscheidung wird kaum für mehr Vertrauen sorgen. Im Gegenteil, wenn so deutlich wird, dass wirtschaftliche Belange den Journalismus so klar beeinflussen. Der „Jeffreporter“ macht die Runde. Aus Lori Montenegro sprudelt es nur so heraus. Ein kurzer, aber intensiver Besuch bei der quirligen Capitol-Korrespondentin. Noch viel mehr hätte ich gern von ihrem Arbeitsalltag erfahren. Auch hier ging es mehr um die Polarisierung im Land, die Latinos und deren Einfluss – oder auch nicht. Vom Capitol ist es ein bisschen weit zur Zentrale von NBC und Telemundo – aber der Weg hat sich gelohnt. RIAS-Fellow Brandon Benavides hat die gesamte Senderspitze zusammengetrommelt. Und jeder hatte etwas beizutragen. Ein wirklich intensiver Vormittag. Im Capitol den Gängen abseits der Touristen-Tour zu folgen, um Doug Andres, dem Sprecher des Minderheitsführers McConnell zuzuhören. Oder im National Press Club die Reporter Larry Miller und Matt Gregory zu treffen. Selbst ein gewisses Unbehagen, als wir die Vertreter der Heritage Foundation gesprochen haben – all diese Eindrücke nehme ich mit in die nächsten Wochen ringsum die US-Wahl und in die Berichterstattung. Und vermutlich auch darüber hinaus, weil sie bewegend, erfüllend und so voller Informations- und Mehrwert waren. Fernab des Washingtoner Trubels habe ich auch die so typische amerikanische Aufgeschlossenheit erleben dürfen. Als German ghost bei Brandons Halloween-Party 😉🎃
Micha Wagenbach, ZDF, Berlin
Was für eine großartige Woche! Wir haben ein aufgewühltes Land erlebt, in dem Gefühl, dass die Demokratie an einem Scheideweg steht. Wir haben viel Ernüchterung, Verzagtheit, aber auch gelegentlich Optimismus gespürt. Und wir haben einmal mehr das unschätzbares Alumni-Netzwerk genossen, dass uns Türen bis ins Weiße Haus und ins Capitol geöffnet hat. Die Gespräche, die wir führen durften, haben uns die unterschiedlichsten Aspekte dieses zerrissenen Landes vor Augen geführt. Da waren zum einen die Herren der Heritage Foundation, die sich einen anderen Staat wünschen und auf der anderen Seite die Rechercheure von Media Matters, die unermüdlich versuchen, Lügen im Netz und in anderen Medien als solche zu entlarven. Da war einerseits der Sprecher eines republikanischen Senators, der die Niederlage der Gemäßigten in der Grand Old Party eingestehen musste und andererseits der Mitarbeiter eines Abgeordneten der Demokraten, der immer noch darauf hofft, dass die Vernünftigen beider Parteien fähig sind, Kompromisse zu schmieden. Da waren auf der einen Seite die Journalisten von Telemundo, die den Millionen von Latinos eine Stimme verleihen möchten und auf der anderen Seite die gestandenen Redakteure der Washington Post, die am Tag unseres Besuchs fassungslos zur Kenntnis nehmen mussten, dass der Eigentümer Jeff Bezos mit der langjährigen Tradition gebrochen hatte, dass die Zeitung eine Wahlempfehlung ausspricht. Diese vielfältigen Eindrücke haben uns einmal mehr die Gelegenheit gegeben, Prozesse und Entscheidungen in den USA besser zu verstehen und für uns in Deutschland zu übersetzen. Vielen Dank, RIAS!
Mareike Makosch, NDR, Hamburg
Vor zwei Jahren hat RIAS mein Leben verändert. Auf meiner ersten RIAS-Reise habe ich damals Eindrücke gesammelt und Menschen kennengelernt, die mein Leben seitdem massiv geprägt haben. Ich wusste also schon, worauf ich mich einlasse, als ich für die diesjährige Alumni-Reise in den Flieger nach Washington D.C. gestiegen bin. Dachte ich zumindest. Aber wow… die Chance zu haben, mir so kurz vor dieser so richtungsweisenden Wahl ein Bild von der Stimmung vor Ort machen zu können, mit den klügsten und interessantesten Gesprächspartnern zu reden, von erzkonservativ bis linksaußenliberal… das hat mich dann doch wieder geflasht. Die Eindrücke, der Input, die Denkanstöße würden für ein ganzes Jahr reichen. Besonders deutlich bleibt mir der grundsätzliche „Vibe“ in Erinnerung. Der typische Optimismus, den die US-Amerikaner sonst pflegen, scheint ein bisschen auf der Strecke geblieben zu sein. Die Anfeindungen, denen Medienschaffende dort ausgesetzt sind, der permanente Stress… all das hat mir nochmal deutlich gemacht, wie viel Leidenschaft und Idealismus man braucht, um sich für den Journalistenberuf zu entscheiden. Diese großartige Reise hat mir mal wieder gezeigt, wie wichtig es ist, im Austausch zu bleiben, sich andere Meinungen anzuhören und den Diskurs zu pflegen. Und wie fantastisch es sich anfühlt, mit Gleichgesinnten auf einem Dach in den Sonnenuntergang zu schauen. Danke RIAS!
Zlatin Nikov, SR, Saarbrücken
Irgendwie tragen alle von uns seit Jahren das Ziel in sich, die USA besser zu verstehen und Gründe zu finden, warum die Hälfte von ihnen Donald Trump wählt. Dank der RIAS Berlin Kommission können wir dieser Entwicklung gemeinsam vor Ort in Washington nachgehen, kurz vor den US-Wahlen. Dabei versuchen wir, möglichst unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Entsprechend hören wir viel zu und stellen Fragen, aber erfahren dabei auch immer wieder Grenzen, wenn unsere europäische Sichtweise auf die amerikanische trifft. Und trotzdem kommen wir alle unserem Ziel Frage für Frage ein bisschen näher. Wir sprechen mit der Heritage Foundation, einem traditionell konservativen Think Tank, und mit Media Matters, liberalen Journalisten, die für ihre Recherche bedroht werden. Und als Höhepunkt schaffen wir es sogar ins Kapitol und ins Weiße Haus. Nach den zahlreichen Gesprächen, Fragerunden und Vorträgen wird deutlich, dass viele Bürger sich in einer immer schneller verändernden Welt abgehängt fühlen. Mit seiner direkten, vereinfachenden Art schafft Donald Trump es, diese Menschen anzusprechen, sie zu erreichen und von sie von den „guten alten Zeiten“ träumen zu lassen, unter denen jeder seiner Anhänger etwas ganz Eigenes versteht. Dass dabei auch Anstand, gute Sitten und Fairness auf der Strecke bleiben, wird in Kauf genommen, wenn es dabei dienlich ist, dass Donald wieder Präsident wird. Abends treffen wir uns, um die Eindrücke und Erfahrungen zu besprechen, sie einzuordnen und klammern uns an Positives, das wir mitnehmen können. Der Großteil unserer Gesprächspartner glaubt natürlich nicht, dass die Demokratie abgeschafft werden wird. Aber sie wird einem noch nie da gewesenen Härtetest unterzogen. Ob die „checks and balances“ der US-Verfassung auch zukünftig greifen werden oder ob diese Aussagen nicht vielleicht doch nur Ausdruck einer letzten Hoffnung sind, werden wir in den nächsten Wochen sehen. Zum Abschluss der Woche erreichen uns Bilder von Donald Trumps Abschlusskundgebung im Madison Square Garden, bei der beleidigt, gehetzt und verspottet wird. Überrascht ist keiner mehr von uns.
Frauke Holzmeier, RTL/ntv, Köln
Eine Woche in den USA zu sein so kurz vor den US-Wahlen – welch ein Privileg! Es war eine Woche voller Kontraste, teils drastischen Prophezeiungen, Analysen und auch Hoffnung. Ob ein Termin im Capitol, ein Besuch im Weißen Haus, bei dem wir einen Blick auf US-Präsident Joe Biden erhaschen konnten, sowie Meetings mit Journalisten, Think Tanks und weiteren Organisationen: Die Rias-Kommission hat wieder einmal ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt. In fast allen Gesprächen hat der ehemalige und womöglich bald erneute Präsident Donald Trump eine Rolle gespielt. Dabei war es gut und hilfreich, dass unsere Meetings mit den Experten sowohl das konservative als auch das demokratische Lager abgebildet haben. Zusammenfassend bleibt ein bedrückendes Gefühl. Die Spaltung dieser so großartigen Nation war spürbar wie nie. Auch in unseren Gesprächen. Gleichzeitig scheint es so zu sein, dass viele Amerikaner, die nicht als Journalisten oder im Think Tank arbeiten, die Situation pragmatisch sehen. Sie lassen den Wahlausgang erst einmal auf sich zukommen. Wir als Europäer schienen im Gegensatz fast besorgter zu sein, was die Zukunft der USA unter Donald Trump bedeuten könnte. Der Eindruck: Die Auswirkungen für Europa sind schwer vorhersehbar, gut vorbereitet scheint die EU nicht. Und sie mag unterschätzen, dass auch eine Präsidentin Harris eine Veränderung der Beziehungen nach sich ziehen könnte. Vielen Dank an die Rias-Kommission für diese einmalige Möglichkeit kurz vor einer historischen Wahl in der Hauptstadt der USA zu sein. Thanks for having me!
Patrick Döcke, ARD, Hamburg
Das verzweifelte Schweigen – es war wahrscheinlich einer der treffendsten Kommentare zum derzeitigen politischen Klima in den USA: Danny, Sprecher der „Students Vote Students Learn Coalition“, rang sichtlich darum, nichts zu sagen, was als parteilich interpretiert werden könnte. Denn das würde die Arbeit seiner Organisation massiv gefährden, die sich doch einfach nur dafür einsetzt, dass Leute ihr Grundrecht auf die Stimmabgabe nutzen können -und es dann auch tun. In diesem Land, welches so gespalten zu sein scheint, dass schon eine solche Selbstverständlichkeit zur Gratwanderung geworden ist: Eine falsche Bemerkung – und sei es während eines geschlossenen, inoffiziellen Treffens wie unseres – und die Coalition wäre aus dem Rennen. Glücklicherweise war dies der einzige Termin unserer Reise, bei dem die geladenen Hosts nicht sehr gesprächig waren und ihre Ansichten, Überzeugungen, Ängste und Hoffnungen für die bevorstehenden Wahlen nicht offen darlegten (natürlich Off the Record). Die RIAS-Alumni-Reise hat mir einen tiefen Einblick ermöglicht, was Medienschaffende, Politiker und Lobbyisten derzeit bewegt und beschäftigt. Das wird zweifellos äußerst hilfreich sein, wenn es um die Berichterstattung nach der Wahl geht – und um alles, was sich daraus ergeben wird. Die Auswahl der Gesprächspartner und Gastgeber war vielfältig und deckte das gesamte politische Spektrum ab. Ich bin immer noch schockiert (ähnlich zu meinem ersten Besuch vor zehn Jahren), wie unverhohlen uns „die vier Außerirdischen“ von der Heritage Foundation ins Gesicht gelogen haben. Und dabei lächelten, denn sie wussten, dass sie der Umsetzung ihrer Agenda so nah sind wie nie zuvor. Andererseits bin ich beispielsweise immer noch beeindruckt von der kreativen Arbeit des Teams von Radio Free Asia. Und äußerst bewegt, als ich dann von meinem RIAS-Kollegen Bartosz höre, welche Bedeutung der Zugang zu einer freien Presse auf jemanden wie ihn in der Achtziger Jahren in Polen hatte. Vielen Dank also an RIAS für diese Gelegenheit! Die Stimmung in DC zwei Wochen vor der historischen Wahl zu erleben, war unglaublich. Danke auch an meine RIAS-Kollegen, die diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Und zu guter Letzt geht ein besonderer Dank an Pam, die es geschafft hat, uns Sack Flöhe zusammenzuhalten – und das stets mit einem Lächeln. Pam, hast Du schon einmal darüber nachgedacht, in die Politik oder ins Krisenmanagement zu gehen? Zum Schluss vielleicht noch dieses Zitat, mit dem jeder Besucher der NBC4-Redaktion begrüßt wird: „Danke für das Privileg, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.“
Birgit Langhammer, NDR, Hamburg
Eine so intensive Woche kurz zusammenzufassen ist schier unmöglich: deswegen möchte ich eine Begegnung herausgreifen, die mich besonders bewegt hat. Gerade weil public radio in den USA einen anderen Status hat als bei uns und die Finanzierung schwierig ist, hat mich besonders erschüttert halbleere Redaktionsräume zu sehen. Eine ganz konkrete Ziffer: „wir hatten 20 Reporter, nun sind es noch 2“. Mein Respekt gilt vor der Willenskraft und Ausdauer unsrer Kolle*innen, die sich dennoch täglich dafür einsetzen informatives Programm zu machen! Darin liegt für mich auch die große Stärke des Rias Austauschs…natürlich wissen wir um die Krisen des Journalismus und die Über- bzw. Einflussnahme (siehe Washington Post) durch finanzstarke Player, aber durch die persönlichen Begegnungen in Washington hat sich mein Verständnis deutlich verbessert. Danke an alle, die sich Zeit für uns genommen haben!
Martin Riederer, ARD, Hamburg
Washington DC – zwei Wochen vor der Wahl, was für ein großartiger Zeitpunkt für viele spannende Gespräche. Wir haben Sprecher von Abgeordneten, Journalisten und Analysten getroffen: Alle sagten uns, so eng wie diesmal war es noch nie. Gleichzeitig klang bei den meisten durch, es wird wohl Trump. Für kaum einen war das eine uneingeschränkt gute Perspektive, nicht einmal für unsere konservativen Gesprächspartner. Zumindest charakterlich hält von Trump kaum jemand etwas. Besonders spannend war der Besuch im Kapitol bei Doug Andres, dem Sprecher von Mitch McConnell. Er hat uns einen guten Einblick gegeben, wie Gesetzgebung in den USA funktioniert. Auch wenn er vielleicht manches zu positiv geschildert hat, so hat er doch die beruhigende Botschaft vermittelt, dass Checks and Balances in den USA so stark sind, dass die Demokratie nicht gefährdet ist, egal wer ins Weißes Haus einzieht. Unser kurzfristig möglicher Besuch im Weißen Haus war für mich das Highlight: Wir waren im Briefing Room und haben im Garten mit den White House Correspondents auf Joe Biden gewartet. So haben wir erlebt, wie der vermutlich letzte Transatlantiker zu einer seiner letzten Reisen in den Hubschrauber joggte. Vielen Dank, RIAS, für diese großartige Woche!
Simone Varga-Kunz, ARD/FOCUS TV, München
Während unseres aufregenden fünftägigen Trips in Washington DC hatten wir das Privileg, namhafteste Institutionen, Forschungsinstitute und Medien der verschiedenen Genres zu besuchen. Wir konnten selbst aus einer Fülle von Angeboten auswählen und dadurch kam es immer wieder zu neuen Gruppenkonstellationen mit wechselnder Dynamik. Es ist für mich schwer zu sagen, was letztlich der interessanteste Termin für mich war, weil ich gerade die Verschiedenheit und die Kombination der Termine bzw. Gesprächspartner besonders spannend fand. Natürlich ist es ein absolutes Highlight, im Briefing Room des Weißen Hauses zu sein und dann wirklich allen Ernstes sich hinter das Pult der Pressesprecher der jeweiligen Administrationen stellen und sogar noch fotografieren lassen zu dürfen! Höchst eindrucksvoll war für mich das Gespräch, das ich mit dem langjährigen White House Korrespondenten von Reuters, Jeff Mason, führen durfte. Auch den Besuch bei Radio Free Asia fand ich großartig. Die Schilderung der unter schwersten Bedingungen stattfindenden, harten investigativen Recherchen und die hohe Professionalität unserer Gastgeber haben mich begeistert. @Radio Free Asia: Wenn ihr Verstärkung braucht – ich bin sofort dabei! Spätestens bei der Washington Post war es für mich glasklar, wie sehr sich die Medien in einer Zeitenwende befinden. Dies live und vor Ort mitzuerleben, löst natürlich viel Nachdenken aus. Am Tag, als wir vor Ort waren, fiel die Entscheidung, dass die WaPo nicht zur Wahl von Kamala Harris aufrufen wird. Stattdessen will sie zurück zu ihren journalistischen Wurzeln und es sollen mehr konservative Autoren einbezogen werden. Und wer hätte gedacht, dass die altehrwürdige WaPo zudem mit 1-minütigen Videos für das Handy zu retten hofft, was noch zu retten ist. Unsere Gastgeber bei Telemundo 44, ein auf lokale Berichterstattung fokussierter Sender, sahen die Stärke ihres Mediums gerade in der Neutralität und darin, die Probleme der Menschen ernst zu nehmen. Herzlichen Dank, dass ich dabei sein durfte!
Arndt Brorsen, ARD, Hamburg
Was für eine Woche in DC! Ich bin: Begeistert. Ernüchtert. Erschreckt. Hoffnungsvoll. Motiviert. Von allem etwas. Begeistert: von dem unfassbar tollen Programm, das RIAS auf die Beine gestellt und möglich gemacht hat. Von Christina, die von Deutschland aus alles super organisiert hat. Von Pam, die die große Gruppe so perfekt, unkompliziert und herzlich gesteuert hat. Von der großartigen Journalisten-Gang, die die Woche zu einem echten Team-Erlebnis gemacht hat. Ernüchtert: von der offensichtlich gewordenen Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Von dem Opportunismus eines gewissen Teils der politischen Klasse. Erschreckt: wie desillusioniert und erschöpft manche Kämpfer gegen Fake-News und Hetze inzwischen sind. Von der Furcht mancher Journalisten vor Repressalien in einer neuen Trump-Ära. Von der Kaltschnäuzigkeit, mit der demokratische Gewissheiten in Frage gestellt werden. Hoffnungsvoll: weil nicht jeder von einer großen Umwälzung ausgeht. Weil es so unheimlich viele gute Journalisten gibt, die sich nicht beirren lassen wollen. Motiviert: das neue Wissen in meine Arbeit umzusetzen. Den Kampf gegen Fehlinformation mit aller Kraft weiterzuführen. Die vielen tollen neuen Kontakte beizubehalten. Danke RIAS!
Pia Bierschbach, WDR, Düsseldorf/Essen
Wenn das Gefühl für Raum und Zeit verloren geht, du ganz tief eintauchst in etwas, dass so spannend und bereichernd ist, dann bist du mit RIAS in Washington D.C. Ich konnte als Alumna vor dieser historischen Wahl in die USA und so ganz nah an politische Entscheider, Organisationen und Medienunternehmen herantreten. Erfuhr von der „Heritage Foundation“ mehr zum „Projekt 2025“ und hörte sie den Klimawandel leugnen. Ich war genau an dem Tag bei der „Washington Post“, an dem bekannt wurde, dass es erstmalig seit 1988 keine Wahlempfehlung für einen Kandidaten geben wird. Ich konnte spüren, wie eng die Wahl wird und warum. Was wird aus der Demokratie, was wird aus den Beziehungen zu Europa? Ich gehe mit viel Wissen zurück nach Deutschland und mit noch viel mehr: Ich durfte 38 Journalistinnen und Journalisten kennenlernen, die jetzt Teil meines Netzwerkes und Freunde geworden sind. Ich danke RIAS für diese unglaublich wertvolle Zeit.
Abel Fekade, Universität Leipzig
Zum zweiten Mal nahm ich am RIAS-Programm teil, doch war dies mein erstes Mal mit dem Programm in Washington D.C. Obwohl mir die Stadt nicht fremd ist, eröffnete mir diese Reise eine tiefere und eindringlichere Perspektive auf die politische Lage der USA. Die Gespräche mit amerikanischen Journalisten, politischen Analysten, Think Tanks und vor allem mit den Menschen auf der Straße zeigten mir eine Nation im Ausnahmezustand – polarisierter und gespaltener als je zuvor. In dieser Woche drehte sich alles um die anstehende US-Wahl, und die spürbare Anspannung im Land lässt keinen Zweifel daran, wie knapp das Ergebnis letztendlich ausfallen könnte. In unseren Diskussionen erlebte ich hautnah, wie tief die politischen Risse mittlerweile gehen und wie sie das tägliche Leben vieler Amerikaner prägen. Dabei überraschte mich, wie offen und reflektiert die Menschen ihre Sorgen und Hoffnungen teilten. Ein persönliches Highlight dieser Reise war zweifellos mein Besuch im Weißen Haus, bei dem ich sogar die Gelegenheit hatte, auf Präsident Joe Biden zu treffen – ein Moment, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Diese RIAS-Reise unterschied sich spürbar von meiner ersten: Die Nähe zu den aktuellen Ereignissen und die intensiven Begegnungen haben mich nachhaltig beeindruckt. Nicht zuletzt wurde die Reise durch die großartige Gruppe von RIAS-Mitgliedern bereichert, welche die Leidenschaft für die Medienlandschaft und den transatlantischen Austausch teilen. Ich bin dankbar, neue inspirierende Menschen kennengelernt und andere wieder getroffen zu haben.
Jana Sievers, Wolfsburger Nachrichten, Wolfsburg/Braunschweig
Es kommt nicht oft vor, dass man innerhalb einer Woche so viel Input an neuen Informationen, Perspektiven und verschiedenen Meinungen bekommt. Ob bei der Eurasia Group, Media Matters, The Heritage Foundation, oder dem Sprecher von Mitch McConnell – je mehr ich hörte, desto weniger konnte ich schätzen, ob nun Trump oder Harris das Rennen machen wird. Bei Gesprächen aus erster Hand, nämlich aus der der Amerikaner selbst, schwingt immer noch ein anderes Gefühl mit, als wenn man sich zuhause in Deutschland mürbe redet. Genau deshalb sind die Reisen mit Rias so wertvoll. Für mich scheint eines klarer: Die USA sind sich noch nie so eindeutig uneins gewesen. Und wahrscheinlich hat es auch viel damit zu tun, dass nur selten Konsens über Fakt und Realität besteht. Meinungen sind in vielen Köpfen zu Tatsachen geworden – wie kann man diese verschiedenen Menschen also durch unsere Arbeit erreichen? Letztlich müssen wir uns wohl mit einer Hand voll zufriedengeben, die wir erreichen konnten. Immerhin. Dennoch: Bereichernd und aufschlussreich waren all die Gespräche mit meinen Mitreisenden und unseren Speakern. Allein wie offen Doug Andres berichtete, wie er den 6. Januar im Kapitol erlebte, brachte mir die Geschehnisse noch ein Stück näher. Auch wenn es bis heute unglaublich erscheint, was an diesem fatalen Tag in Washington geschah. Natürlich war der Besuch im Weißen Haus ein unerwarteter Jackpot, zumal wir Präsident Joe Biden in running-action erleben durften. Ich nehme vor allem die angenehme Ernsthaftigkeit und zugleich Gelassenheit von JJ Green mit, der einen nicht am politischen Geschehen verzweifeln lässt; Meinen Spaziergang am Lincoln Memorial, bei dem ich die Woche Revue passieren lassen konnte und die großartig gruselig geschmückten Vorgärten DCs kurz vor Halloween.
Til Schäbitz, MDR, Leipzig
Während der Zeitumstellung sitze ich im Flugzeug nach Hause. Gegen die Zeit. Heißt: 7h fliegen aber 12h später ankommen. In diesem Jahr bekomme ich keine Stunde „geschenkt“, zumindest sagt das mein Gefühl. Ob das schlimm ist? Ja. Denn ich will noch nicht zurück. Ob das schlimm ist? Nein. Denn in der vergangenen Woche hatte eh jeder Tag 35h, zumindest sagt das mein Gefühl. Wie soll ich sonst wem erzählen, dass ich an einem Morgen die ganze National Mall entlang gejoggt bin? Dass ich mit lokalen Politikjournalisten beim Frühstück und im Pew Research Center nach dem Frühstück saß, um mehr Fragen zur Wahl beantwortet zu kriegen, als ich mir überhaupt stellen konnte? Dann schnell ins Hotel, umziehen, Anzug, Krawatte, Sicherheitscheck, Weißes Haus, der Präsident hebt gleich mit dem Hubschrauber ab. Dafür muss er einmal durch den Garten laufen, was die Medien als Anlass für Fotos nehmen. Wirklich zu ihnen kommt er nur ganz selten. Doch an diesem Tag ist ganz selten. Und dann steht er da vor mir, fast zum Anfassen, der mächtigste Mann der Welt. Ich habe ihn nicht angefasst. Dafür später die Straße gefunden, die das heute-journal als Washington-Hintergrund nutzt und einen Cocktail für 18$ getrunken. Wie soll ich das Leuten erzählen, die noch nie bei einem RIAS-Programm waren?
Jutta Müller, ZDF, Berlin
Auf Messers Schneide. Das Rennen der beiden Präsidentschaftskandidaten zwei Wochen vor der US-Wahl ist so knapp wie seit Jahren nicht mehr, hören wir immer wieder. Werden die Demokraten künftig weiter regieren, oder ziehen erneut die Republikaner mit dem früheren Präsidenten Donald Trump ins Weiße Haus ein? Niemand wagt in dieser Woche eine Prognose, wer am 5. November die US-Wahl gewinnt. Eines jedoch sei klar: Donald Trump wird noch am Wahltag seinen Sieg erklären, sagt man uns. Unabhängig vom Wahlausgang. Wir erleben eine aufgeladene Stimmung mit teils überraschend rauem Ton in der US-Hauptstadt. Besonders beim konservativen Think Tank The Heritage Foundation, der Trump als einzige Option für die künftige Führung im Land sieht. Denn Trump stärke die amerikanische Wirtschaft, setze sich gegen die illegale Migration aus Lateinamerika ein. Er leugnet den Klimawandel und fordert eine höhere finanzielle Beteiligung aller NATO-Mitgliedsstaaten. Seine strafrechtliche Verurteilung und die laufenden Gerichtsverfahren gegen ihn scheinen nicht zu verfangen. Auch nicht, dass Trump im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 angeklagt ist. Selbst seine aggressiven Verbalattacken gegen die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, scheinen ihm nicht zu schaden. Wutausbrüche statt fairen Wahlkampfs, Trumps republikanische Wählerschaft steht offenbar treu hinter ihm. Das “Projekt 2025” liegt bereits in der Schublade. Es ist der Plan zur Umgestaltung der Exekutive der US-Regierung, sollte Trump wieder an die Macht kommen. “Checks and Balances”, also die demokratische Verfasstheit bzw. politische Kultur, wären bedroht, Trumps Macht als Präsident enorm gestärkt. Kamala Harris, Kandidatin der Demokraten, will die Demokratie im Land verteidigen und unter anderem das Recht auf Abtreibung schützen. Außenpolitische Erfahrung wird der bisherigen Vize-Präsidentin nicht zugesprochen. Welche Auswirkungen auf die transatlantische Partnerschaft, die Kriege in Nahost und der Ukraine und das westliche Verteidigungsbündnis hätten eine US-Präsidentschaft Trump oder Harris? In zahlreichen Hintergrundgesprächen bekommen wir einen breitgefächerten Einblick in das politische Geschehen in den USA. Wir treffen auf eine gespaltene Gesellschaft, ein tief gespaltenes Land. Blue States, Red States und sieben noch offene Staaten, sogenannte Swing States. Am heißesten umkämpft sind die Stimmen in Pennsylvania, wo beide noch auf Wahlkampftour sind.
Markus Sambale, ARD, Berlin
Respekt, Toleranz, Teamgeist – und der weit verbreitete Optimismus, der mich bei USA-Reisen oft beeindruckt hat: Hallo, wo seid ihr? Wieviel ist davon geblieben in der Gesellschaft, die so gespalten scheint wie nie? Das RIAS-Alumni-Programm 2024 in Washington D.C. war eine großartige Gelegenheit herauszufinden, wo die USA kurz vor den Wahlen stehen. Nach den Gesprächsrunden mit Fachleuten aus Politik, Think Tanks und Medien war ich oft hin- und hergerissen – zwischen großer Sorge und einem Rest Zuversicht, dass die USA doch glimpflich durch die kommenden Jahre kommen – trotz des Hasses und des Populismus, den Donald Trump und sein Lager verbreiten. Das RIAS-Netzwerk hat sich wieder mal als ein großer Schatz erwiesen, damit Deutsche und Amerikaner ein Gespür bekommen für das Leben auf der jeweils anderen Seite des Atlantiks. Die Alumni-Woche war fantastisch geplant von Pam Ortega, die jederzeit ansprechbar und ein perfektes Gespür für unsere Wünsche hatte. Rias-Fellows hatten Gespräche mit Top-Experten vermittelt bis hin zu Besuchen im Kapitol und im Weißen Haus. Die Alumni-Gruppe selbst bestand aus einem spannenden Mix – von Berufseinsteigern bis zu Korrespondenten mit viel Erfahrung. Manche Diskussion endete erst spät in der Nacht auf der Dachterrasse des Hotels. Das ganze politische Spektrum zu erleben – von Demokraten bis zu Republikanern, von liberalen bis zu reaktionären Experten – hat viele Fragen beantwortet. Und genau so viele offen gelassen. Sind die US-Institutionen gegen Angriffe auf die Demokratie wirklich gewappnet? Sind Deutschland und Europa ausreichend vorbereitet auf die Zeit nach Joe Biden? Ich habe Zweifel, die mich auch begleiten werden, wenn ich in den kommenden Tagen als ARD-Korrespondent in Berlin die US-Wahlen aus deutscher Sicht einordnen werde. Wie gut, dass ich im Anschluss an die Alumni-Woche noch bei einem Lauf starten konnte! Zehn Kilometer, mitten durch D.C. Da war noch mal alles zu spüren, was oft verschwunden scheint: Respekt, Toleranz und Teamgeist. Und auch der Optimismus, gemeinsam ans Ziel kommen zu wollen.
Natascha Pflaumbaum, HR, Frankfurt
Wir fahren zu Carl’s Jr., Sepulveda Boulevard, Los Angeles, an diesem goldenen Sonntagmorgen. Die Straßen von Venice Beach sind leer und Morry, der Fahrer, steuert sein Auto stolz auf den öligen Parkplatz des Fast Food Restaurants. Morry fährt Tesla. Model 3. Sechs Monate habe seine Frau mit ihm nicht gesprochen, erzählt er mir, weil er den Tesla nie im Leben bezahlen können wird. Morry ist 70. Ich bin auf dem Weg nach Simi Valley zu einem Dreh für eine ARD-Doku.
Ein ziemlich staubiger Kontrast, denke ich, zu dem blank geputzten Washington, in den neoklassizistischen Fassaden pathetisch jene Straßen säumen, die den Weg ins Zentrum der Macht weisen. Das Personal dieser Avenues trägt Anzüge, braune Suede-Loafer, Louis Vuitton Taschen, Thermo-Mugs vor sich her. Es riecht nach Weed. Vor 20 Jahren war ich das erste Mal hier: dank eines Stipendiums der RIAS Berlin Kommission, die mir 2004 einen Aufenthalt an der Duke University ermöglicht hat mit einem Abstecher nach Washington. Jetzt, in diesem historischen Herbst 2024, treffe ich als RIAS-Alumni wieder Expertinnen, die die Politik dieses großen Landes zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben. Alte Anwälte und junge Wissenschaftlerinnen präsentieren uns in mondän holzgetäfelten und abstrakt weißen Konferenzräumen ihrer Think Tanks gegensätzliche Analysen der politischen Verhältnisse in den USA. Auf knapp 1000 Seiten haben rechte Lobbyisten bereits eine neue Welt entworfen, in der die amerikanische Demokratie erst unterwandert, dann destabilisiert und schließlich abgeschafft werden soll. Da hoffen junge Wissenschaftlerinnen auf „Checks und Balances“ als letzte politische Überlebensstrategie für ihr Land. Ich sehe, wie hektisch Doug Andres, der Sprecher von Mitch McConnell, im Kapitol unterm Tisch mit seinem linken Bein wippt, als die Sprache auf seine Erlebnisse vom 6. Januar kommt. Journalistinnen des Newsrooms von NBC4 berichten stolz, wie sie erfolgreiches Lokalfernsehen machen – ganz ohne politische Themen. Auch im braun gefliesten Empfangsraum der Deutschen Botschaft riecht es kurz nach politischer Abstinenz, als die beiden deutschen Gastgeber sich als „Beamte“ vorstellen, die in Washington seit Jahrzehnten ihren Dienst machen. Am Ende dieser Woche fliegt Joe Biden mit dem Hubschrauber nach Arizona. Ich stehe am schwarzen Flatterband im Weißen Haus, Biden joggt, er winkt, und ich mache das aufregendste Video meines Lebens. Als Kulturjournalistin gehöre ich nicht zur „front row“. Dank RIAS Berlin Kommission hatte ich erstmals das Privileg, in diesem wichtigen Moment in Washington vorne zu stehen. Und ich lerne in jedem Meeting, meine Perspektive zu verschieben, zu korrigieren, nachzujustieren. Ich lerne, dass erratische Politik absolut ernst gemeint ist, dass Ambivalenz und Kontrast Methode haben, dass Disparates, Unlogisches, Inkohärentes zur Strategie erklärt werden und dass die Empörung darüber nichts bringt. Am Ende zeigt mir Morry, wie wenig es ihn juckt, dass die Demokratie seines Landes gerade in Gefahr ist. Viel zu abstrakt. „I want to die happy, Honey“, ruft er mir zum Abschied hinterher und rauscht in seinem schwarzen Tesla davon.
Simone Mir Hashemi, SR, Saarbrücken
„Warum wählen so viele Amerikaner Trump?“ ist die Frage, die mir in den letzten Jahren wohl am häufigsten über die USA gestellt wurde. Nach dem RIAS Alumni-Programm im Oktober in Washington habe ich auf diese Frage nicht nur mehr Antworten zu bieten, sondern auch passendere und stimmigere Antworten. Wir haben mit Journalisten gesprochen, die mit Leidenschaft versuchen, auf allen Seiten des politischen Spektrums Richtiges von Falschem zu unterscheiden, darüber zu berichten und zu verstehen, was ihre Zuschauer umtreibt. Wir haben mit Mitarbeitern von Abgeordneten und Senatoren aus beiden Parteien gesprochen und etwas darüber gelernt, was für sie eigentlich die schwierigsten Kämpfe sind – und dass die manchmal ganz anders gelagert sind, als wir das in Europa so denken. Wir haben mit liberalen und konservativen Think Tank-Fellows gesprochen und festgestellt, dass man manchmal mehr erfährt durch das, was nicht gesagt wird als durch das, was gesagt wird. Ein beeindruckend minutiöses Sicherheitsprokotoll des Weißen Hauses zu durchlaufen, um sich einer hektischen Gruppe Reportern und Kameramännern anzuschließen und die Chance zu bekommen, zu sehen, wie Präsident Biden zu einem Helikopter läuft und vom makellosen Rasen des Weißen Hauses abhebt, war ein unvergessliches Erlebnis – und gleichzeitig ein Lehrstück hinsichtlich der Macht politischer Symbolik. Außerdem habe ich auch von der Gruppe selbst gelernt. In meinen Ohren haben sich unsere Fragen an die Gesprächspartner im Verlauf der Woche weiterentwickelt. Ich habe jedenfalls den Eindruck, nach dem Programm ein vollständigeres, wenn auch komplexes und kompliziertes Bild der US-Politik und der anstehenden Wahl zeichnen zu können.
Jule Gölsdorf, Sat.1/ProSieben/Kabel Eins, Hamburg
Gerade so kurz vor der US-Wahl war es eine ganz besondere Erfahrung, bei der Alumni-Reise in Washington dabei zu sein, die Stimmung einzufangen, mit amerikanischen Journalisten und Experten zu sprechen – insbesondere, weil ich von Washington weiter nach New York gereist bin, um von dort dann live für Sat1ProSieben über die Wahl zu berichten. Während der fünf Tage gab es etliche beeindruckende Termine und Gespräche, sicherlich gehörte der Besuch im Weißen Haus dazu – mal vor Ort mitzuverfolgen, wenn der US-Präsident abreist, spannend waren auch mehrere Besuche bei NBC, deren Journalisten uns interessante Einblicke in die amerikanische Berichterstattung gegeben haben – insbesondere zum Umgang mit Desinformation und Fake News. Ebenso interessant das Treffen mit Vertretern der Heritage Foundation und deren Project 2025 – auch wenn viele von uns nicht mit deren Haltung, zum Beispiel zum Klimawandel, übereinstimmen, war es bereichernd, darüber zu diskutieren. Auch der Besuch der Deutschen Botschaft, dem Brookings Institute oder dem Pew Research Center waren superspannend. Insgesamt eine tolle Woche – auch mit den anderen deutschen Kollegen.
25. Oktober 2024
Deutsche Journalisten berichten über ihr Fellowship der RIAS Berlin Kommission in den USA
Jana Münkel, Deutschlandradio, Berlin
Meine RIAS-Erfahrung war einmalig und unvergesslich: Sie hat sich wie ein sehr intensives Bad in verschiedenen Perspektiven, Meinungen, Argumenten und im Vorfeld der US-Wahlen angefühlt. Eine bunte Badekugel sozusagen, die jeden Tag Neues und Überraschendes bereithielt – und das habe ich sehr genossen. Besonders in Erinnerung werden mir die Tage in Michigan beim Radio WKAR bleiben, einem lokalen Ableger von NPR: Ein Mini-Roadtrip zu Interviews mit Arabic Americans in Detroit, die ihre Community davon überzeugen wollen, bei den Wahlen weder für Harris noch für Trump zu stimmen und damit im Swing State durchaus für Wirbel sorgen. Eine total sympathische Radioredaktion in Lansing mit einer tollen RIAS-Alumna als Host (danke Sophia!) mit einem Spontan-Interview über meine Zeit in den USA. Eine Demokraten-Rally mit der First Lady herself. Und der typische Sonntags-Besuch der Michiganer mit dem Geruch nach frisch gepresstem Apfelsaft: Ciderverkostung auf einer Apfelfarm! Ein paar Erlebnisse, die hängenbleiben: Die Diskussion in der Heritage Foundation, dem Entstehungsort des ultrakonservativen Project 2025 – und kurz danach das Kontrastprogramm beim eher Demokraten-nahen Center for American Progress. Der Blick hinter die Kulissen beim Podcast „The Daily“ bei der New York Times. Und ein joggender Mr. President, der auf dem Gelände des Weißen Hauses in seinem Helikopter verschwindet und in die Hurrikan-Gebiete aufbricht. Was aber mindestens genauso bereichernd war: Der zwischenmenschliche und inhaltliche Austausch mit den aktuellen und ehemaligen RIAS-fellows, ob auf der Dachterrasse in Washington D.C. diskutierend oder karaokesingend in NYC. Ich bin noch dabei, wieder aufzutauchen aus dem Erfahrungs-Bad, wische mir den vielfarbigen RIAS-Badeschaum aus dem Augenwinkel – und freue mich, dass es künftig im Berliner RIAS-Chapter weitergeht. Danke an alle, die diese Reise so möglich gemacht haben!
Katharina Thoms, Deutschlandradio, Stuttgart
Eine Town Hall in Pennsylvania. Neben mir eine Reporterin meines Host-Senders KYW im Pressebereich. Wir sind umgeben von einer ausgelassenen, manchmal aggressiven Menge. Auf der Bühne schunkelte ein ehemaliger Präsident, der nun erneut für das Weiße Haus kandidiert, mehr als eine halbe Stunde lang zu seinen Lieblingsliedern. Diese surreale Szene war vielleicht der denkwürdigste Moment einer unglaublichen Reise mit dem RIAS-Programm während der Zeit vor den Wahlen in den Vereinigten Staaten. Und es war lediglich ein Teil einer zutiefst aufschlussreichen zweiwöchigen Erfahrung. Während meiner Zeit bei KYW Newsradio in Philadelphia, Pennsylvania, habe ich schnell gelernt, wie das private Radio hier funktioniert und was es von Journalisten und Journalistinnen verlangt. Die Zusammenarbeit mit dem fantastischen Team von KYW war eine unschätzbare Erfahrung. Ich bekam aus erster Hand einen Einblick in die Schnelllebigkeit amerikanischer Nachrichtenredaktionen. Die intensiven Diskussionen mit Medienexperten, Forschern und Think Tanks, die wir vor und nach unserer Zeit bei den Sendern in Washington, D.C. und New York City führten, machten eines deutlich: Die USA bereiten sich auf eine mögliche zweite Trump-Regierung vor. Progressive hoffen immer noch, sie können dieses Ergebnis verhindern. Aber Optimismus ist rar geworden. Unser Gespräch mit der Heritage Foundation hat mich sprachlos gemacht: Wie offen dort deren antidemokratischen Ideen vertreten werden. In Deutschland befürchten wir das noch. Jenseits des Atlantiks fühlt es sich eher wie Resignation an. Mir wurde aber auch klar, dass wir vor vielen gleichen Herausforderungen stehen: Migration, steigende Lebenshaltungskosten und Klimawandel. Die USA sind uns einfach ein paar Schritte voraus. Wir teilen auch dieselben großen Sorgen in Bezug auf den Journalismus: In einem geteilten Land, konfrontiert mit einem zerrütteten Medienökosystem. Ich habe viele engagierte Journalisten getroffen, die trotz dieser Herausforderungen nicht aufgeben. Die Gespräche mit dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) und der Columbia Journalism Review waren für mich sehr wertvoll. Als Radio- und Podcast-Autorin schätzte ich besonders die Einblicke, die wir von NPR und „The Daily“ der New York Times erhielten. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich an diesem RIAS-Austausch mit dieser außergewöhnlichen Gruppe von Journalistinnen und Journalisten teilnehmen durfte.
Marcus Tychsen, WELT TV, Berlin
Als Last-Minute-Teilnehmer hatte ich die tolle Möglichkeit, kurzfristig im Oktober 2024 am RIAS Austauschprogramm für deutsch-amerikanische Journalisten teilzunehmen. Und wow, was für eine Reise! Das Programm war vollgepackt mit Momenten, die einen fantastischen Einblick in politische, soziale und historische Gegebenheiten in den USA boten – und das kurz vor den US-Wahlen! Perfektes Timing für uns Journalisten. Ein Höhepunkt waren die Debatten mit Think Tanks in Washington, D.C. Bei der ultrakonservativen Heritage Foundation diskutierten wir über die US-Migrationspolitik und das Project 2025. Es soll die Machtbefugnisse eines republikanischen Präsidenten erweitern und die Entlassung von Regierungsbeamten aus politischen Gründen erleichtern. Dies besorgt zum Beispiel das Center for American Progress, einen weiteren Think Tank. Das Pew Research Center zeigte uns überraschende Statistiken, laut denen die meisten weißen christlichen Wähler Trump statt Biden unterstützen. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch im Weißen Haus, wo langjährige Korrespondenten Einblicke in ihre Arbeit gaben. Wir konnten sogar einen Blick auf Präsident Joe Biden erhaschen, der mit der Marine One aus dem Rosengarten abhob. Verschiedene Besuche bei US-amerikanischen Fernseh- und Radiosendern beleuchteten die Rolle der Medien bei der Wahlberichterstattung. Um einen tieferen Einblick in den Lokaljournalismus zu bekommen, durfte ich WSOC-TV in Charlotte, North Carolina besuchen. Dort begleitete ich den politischen Reporter Joe Bruno zu einer Wahlkampfveranstaltung mit Lara Trump. Außerdem begleitete ich Kollegen bei der Live-Berichterstattung. Darüber hinaus besuchte ich ein NFL-Spiel der Carolina Panthers. Es war laut, wild und unvergesslich – trotz der Niederlage des Heimteams. In New York war die Führung durch das 9/11 Memorial unter der Leitung von Gordon Huie sehr emotinal. Die Treffen mit dem Committee to Protect Journalists, bei der New York Times, Bloomberg und mit UN-Sprecher Farhan Haq haben mein Verständnis für die Arbeit der US-Medien sehr bereichert. Ich bin der RIAS Berlin Kommission unglaublich dankbar für diese großartige Erfahrung. Sie hat nicht nur mein Wissen über die mediale und politische Arbeit in den USA vertieft, sondern mich auch perfekt auf die Berichterstattung über die bevorstehende Wahl bei WELT TV vorbereitet. Ein riesiges Dankeschön an alle Beteiligten!
Kristina Gründken, ZDF, Mainz
Es ist kurz vor sechs und die untergehende Sonne taucht die Sonora-Wüste mit ihren Felsen und riesigen Saguaro-Kakteen in ein tiefes Orange. Ich kann immer noch kaum glauben, dass das RIAS-Programm mich an diesen wunderschönen, faszinierenden Ort gebracht hat. Tucson, Arizona, ist ein krasser Gegensatz zum energiegeladenen und schnelllebigen Politik-Zirkus in Washington, D.C., den wir in der Woche zuvor erlebt haben. Während unserer Station Days erkunden wir mit unserem Gastgeber Christopher „Buzz“ Conover (Arizona Public Media) die Gegend und lernen die Belange der Menschen hier kennen. Obwohl Arizona an der mexikanischen Grenze liegt, gibt es kaum Anzeichen für die Migrationskrise, die in diesem Wahlkampf so oft diskutiert wird. Der hoch aufragende Grenzzaun (mit Stacheldraht seit der ersten Trump-Präsidentschaft), vor dem wir am nächsten Tag stehen, schreit zwar „Stay out!“ Dennoch überqueren jeden Tag Tausende legal die Grenze – in beide Richtungen – um zu arbeiten, einzukaufen oder Freunde zu besuchen. In Tucson herrscht Wohnungsnot und wir sehen viele Obdachlose auf den Straßen, aber nur wenige von ihnen sind Latinos. Hier, in der Hitze Arizonas, lässt sich erahnen, wie verzweifelt jemand sein muss, um durch die Wüste ins Land zu kommen. Diejenigen, die es versuchen, müssen einen tagelangen Marsch bei sengender Hitze überstehen. Selbst jetzt, im Oktober, erreichen die Temperaturen noch 38 Grad, und 2024 dürfte eines, wenn nicht das heißeste Jahr werden, das in Pima County je gemessen wurde. Überhaupt: Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme hier, erzählt uns Buzz. Agrarunternehmen und Landwirte pumpen immer mehr Grundwasser ab, wodurch sich die Wasserknappheit weiter verschärft. Kurz bevor unser nächster Flug uns zurück an die Ostküste, nach New York City, bringt, besuchen wir noch das Aufsichtsgremium von Pima County. Der Konsul von Mexiko und mehrere Bürger werden geehrt, ein paar Trump-Anhänger stehen besonders stramm und salutieren, während drei Mädchen einer Mariachi-Band die Nationalhymne singen. Diese besonderen Momente werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Zwei Wochen in den USA kurz vor den Wahlen – mit einer Gruppe wunderbarer Journalisten, die schnell zu Freunden geworden sind. Zwei Wochen voller Begegnungen mit amerikanischen Journalisten, NGOs und Think Tanks auf allen Seiten des politischen Spektrums. Eine unbezahlbare Erfahrung! Danke, danke, danke an Pam, Chris, Buzz und das gesamte RIAS-Team.
Anna Tschöpe, Deutsche Welle, Berlin
In diesen zwei Oktoberwochen habe ich immer wieder das Zeitgefühl verloren. Wir haben so unglaublich viel erlebt und erfahren, dass wir manchmal das Gefühl hatten, schon Monate unterwegs zu sein. Dann wieder gab es Momente, die so besonders waren, dass die Zeit still zu stehen schien. Mir ist jetzt noch klarer als vorher, dass das Rennen zwischen Harris und Trump extrem knapp sein wird und das Ergebnis wahrscheinlich erst in einigen Tagen nach der Wahl feststehen wird. Die Themen, die die Menschen in den USA zur Wahl bewegen, sind ähnlich wie hier in Deutschland: Es geht um Geld, das nicht bis zum Monatsende reicht, um explodierende Preise und um Einwanderung. An einem Tag sprachen wir mit Mitgliedern der konservativen Heritage Foundation über ihr umstrittenes Strategiehandbuch „Project 2025“ und am nächsten Tag saßen wir mit Forschern des Center for American Progress zusammen und hörten ihre Vision für das Land. Für mich war es unglaublich wertvoll, diese unterschiedlichen Perspektiven zu hören und meine Fragen stellen zu können. Besonders gefreut habe ich mich über den Besuch beim Pew Research Center, da ich einige ihrer Statistiken bereits in meiner Arbeit für die DW verwendet habe. Sie haben uns ihre Daten darüber gezeigt, wie Menschen mit unterschiedlichen religiösen Überzeugungen wählen. Das war sehr interessant und ich hatte das Glück, ihre Ergebnisse während meiner Zeit vor Ort in Atlanta, Georgia, in der Realität widergespiegelt zu sehen. Meine Gastgeberin Faith Jessie nahm uns mit zu einem Gottesdienst in der Ebenezer Church – der Kirche, in der Martin Luther King Jr. einst Pastor war. Der Gottesdienst wurde von US-Senator und Baptistenpastor Raphael Warnock geleitet und von einem beeindruckenden Chor aus College Student*innen begleitet. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an dieses Erlebnis denke und werde diesen Moment sicher nie vergessen.
Vielen Dank an die RIAS Berlin Kommission für dieses unglaubliche Programm – ich werde mit den besten Erinnerungen darauf zurückblicken und habe nebenbei auch noch ein paar neue Freunde gewonnen. Was will man mehr?
Moritz Metz, Deutschlandradio, Berlin
Selten hat man so tiefe Einblicke in den Medienbetrieb eines Landes. Press-Briefings im Whitehouse und bei der UNO, Besuche bei NPR, Washington Post, der New York Times, bei NBC, Voice of America und Bloomberg, Hintergrund-Gespräche mit Aktivisten, Forschern und Thinktanks beider politischen Lagern, auch der Heritage Foundation, die hinter dem radikalen Vorhaben ‚Project 2025‘ steckt, mit dem Donald Trump bei einem Wahlsieg nicht nur die Medienlandschaft der USA umkrempeln könnte. 2500 Kilometer Roadtrip durch New York State, die Swing-States Pennsylvania (privat) und North Carolina (auf dem Weg zum meiner Gaststation, dem NPR-Lokalsender WFAE in Charlotte) sowie zu einer Wahlkampfveranstaltung von Kamala Harris zeigten mir unterschiedlichste Seiten dieses Landes, das vor den Wahlen auf der wegweisenden Kippe steht. Das große Thema in den Begegnungen mit beeindruckenden Persönlickeiten – und innerhalb der Gemeinschaft unserer Reisegruppe. Das Gute: So lange und intensiv lernt man selten tolle Kolleginnen kennen! Danke Rias-Berlin-Kommission, diese Wochen der Druckbetankung waren großartig und wahrhaftunvergesslich. Einst haben die USA mit dem ‚Rundfunk im Amerikanischen Sektor‘ den freien Rundfunk in Deutschland mit aufgebaut. Möglicherweise müssen wir bald alle darauf achten, dass er in den USA erhalten bleibt.
Katharina Delling, RTL, London
Was für ein Reise! Noch immer schwelge ich in Erinnerungen an die vergangenen zwei Wochen und muss ganz ehrlich eingestehen: Es ist eigentlich kaum möglich zu sagen, welcher Termin am interessantesten oder welche Person, die wir getroffen haben am beeindruckendsten war. Denn alle haben auf ihre Art und Weise zum Nachdenken angeregt. Das Gespräch mit Vertretern der Heritage Foundation war eine Erfahrung der besonderen Art, unser Besuch beim Pew Research Center hat mir noch einmal klar gemacht, welche Wählerinnen und Wähler hier in den USA die Wahl bestimmen könnten und das Gespräch mit dem Committee to Protect Journalists hat mir einmal wieder gezeigt, wie wichtig unser Job ist und wie essenziell es ist, dass wir ihn richtig machen. Darüber hinaus haben wir so viele weitere spannende Gespräche geführt, tolle Menschen getroffen und Erinnerungen gesammelt, die mir ewig in Erinnerung bleiben werden. Zum Beispiel, wie Präsident Joe Biden über den Rasen des Weißen Hauses „sprintet“ und in seinem Hubschrauber davonfliegt. Oder unser Gespräch mit Gordon Huie über sein schreckliches Erlebnis am 11. September 2001 und, wie er es geschafft hat, trotzdem eine positive Einstellung zu bewahren. Ich hatte hohe Erwartungen an diese Reise – und die wurden auch erfüllt. Womit ich aber nicht gerechnet hatte war, dass ich innerhalb kürzester Zeit den Journalistinnen und Journalisten in unserer Gruppe aber auch unseren Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern so nah kommen und so viel über sie erfahren würde. Besonders für diese Beziehungen, die wir während der Reise geknüpft haben, bin ich sehr dankbar.
Sebastian Deliga, SWR/ARD, Berlin
Diese Reise mit RIAS war in vielerlei Hinsicht eine außergewöhnliche Erfahrung. Sie brachte mir die Vereinigten Staaten näher. Beeindruckend war der Besuch im Weißen Haus mit dem heldenhaften Auftritt von Präsident Biden, der vor unseren Augen in seinen Hubschrauber stieg und in den Himmel flog – ein Glück für denjenigen, der in einem biblischen Zeitalter so auftreten kann. Die Besuche in den Think Tanks waren eine Herausforderung, vor allem bei der Heritage Foundation, wo einer unserer Gastgeber den radikalen Plan „Project 2025“ kommentierte: „Es ist doch nur ein Buch“ – was für ein irritierendes Understatement. Spannend waren die Besuche bei US-amerikanischen Medienunternehmen. Und wie unterschiedlich Management verstanden werden kann, habe ich zum Beispiel bei Bloomberg erlebt, wo es als Ausdruck der Wertschätzung jeden Morgen ein kostenloses Frühstücksbuffet für die Mitarbeiter gibt – nicht übel. Meine Station Days bei WUSA in Washington D.C. waren aufschlussreich, weil ich die amerikanische Art, Live-Sendungen für das Fernsehen zu machen, kennenlernen konnte – wesentlich entspannter als es hier üblich ist. Ich bin dankbar für die vielen Begegnungen mit amerikanischen Freunden. Wir haben viel gemeinsam: Wir haben über alles geredet, auch über die ARD-Sendung „Praxis mit Meerblick“, die erstaunlicherweise auch amerikanische Fans hat. Auch sangen wir: „Muss i denn zum Städtele hinaus“ in der Karaoke-Bar – wer hätte das gedacht? Vielleicht wäre unsere Gesellschaft weniger gespalten, wenn wir in Karaoke-Bars öfter gemeinsam und lagerübergreifend singen würden – in Amerika wie in Deutschland. Ich fühle mich den USA verbundener als je zuvor – trotz aller Widersprüche. Vielleicht sind die Werte der Demokratie wichtiger als die Nation, auch wenn sie mehr Emotionen auslösen kann. Aber ist es nicht erfüllender, sich über Nationen hinweg zu verbinden und gemeinsame Werte zu teilen, als sich isoliert auf sich selbst zu beziehen? Zumindest habe ich das während meiner zwei Wochen in Washington D.C. und New York für mich festgestellt. Ich durfte das Land noch einmal ganz neu kennen lernen – und dafür bin ich der RIAS Berlin Kommission sehr dankbar.
Vivica Jungels, SWR, Stuttgart
Ich bin wieder in Deutschland, aber ganz ehrlich: mein Kopf ist immer noch in den Wolken irgendwo über dem Atlantik, zwischen den USA und Europa. Eine Reise wie diese habe ich noch nie erlebt. Mitzuerleben, wie der Präsident der USA zu seinen Besuchen in den von den jüngsten Hurrikans betroffenen amerikanischen Bundesstaaten aufbricht, mit Journalisten weltweit bekannter Medien wie der New York Times, Reuters oder der Washington Post über die bevorstehenden Wahlen und die Gefahr einer möglichen zweiten Präsidentschaft von Donald Trump zu sprechen und CNN in Atlanta zu besuchen, den US-amerikanischen Kollegen beim Versuch, die wichtigsten Informationen so schnell wie möglich zu verbreiten, über die Schulter zu schauen – diese Erfahrungen machen mich demütig und total dankbar für das, was ich in den letzten zwei Wochen erleben durfte. Als junge Frau, die noch auf der Suche nach ihrem Weg im Journalismus ist, hat es mir die Augen dafür geöffnet, was ich mit meiner Arbeit erreichen möchte. Es hat mich zu dem zurückgeführt, was in Bezug auf unsere Arbeit als Journalisten wirklich wichtig ist: Wir müssen für die Demokratie kämpfen, wir sind ein sehr wichtiger Teil von ihr und unsere Arbeit ist für ihren Fortbestand unerlässlich. Um es auf den Punkt zu bringen: es war nicht nur eine fantastisch geplante Reise von Pamela Ortega und dem gesamten Team der RIAS Berlin Kommission: es war eine wichtige Zeit in meiner jungen Karriere und ich bin mir mehr als sicher, dass ich von den Erfahrungen, die ich gemacht habe, noch sehr lange profitieren werde. Es mag kitschig klingen, aber das, was ich gesehen habe, hat sich in mein Gedächtnis und mein Herz eingebrannt – und ich bin sehr dankbar, dass ich als talentierter Journalist für dieses Programm ausgewählt wurde. Dieses Programm kann für jeden Journalisten ein Wendepunkt sein – daher empfehle ich dringend, diese harte Arbeit fortzusetzen, um den transatlantischen Dialog zwischen Journalisten zu stärken. Es war eine einmalige Erfahrung (und ich bin nicht dafür bekannt, solche Dinge einfach so zu sagen). DANKE und HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH an die RIAS Berlin Commission für ihre großartige Arbeit.
Anna Postels, NDR/ARD, Hamburg/Bremen
Wenn man seinen ersten Tag mit Jetlag und Müdigkeit um 8:30 Uhr mit einem Termin im Weißen Haus mit Präsident Biden beginnt – was kann da noch passieren? Eine ganze Menge! Zum Beispiel meine Station Days bei abc7ny in New York City! Direkt neben dem Lincoln Center gelegen, hat mich das Team um Bob Monek in der Redaktion herzlich empfangen. Ja, es sind echte Menschen, die in einer Nachrichtenredaktion arbeiten und nicht nur aus der Ferne. Der ABC-Sender ist einer der beiden großen New Yorker Fernsehredaktionen. Das Social/Digital Team gab mir einen großartigen Einblick in die Arbeitsweise des Senders. Wir haben live gestreamt und uns über die verschiedenen sozialen Plattformen und die Herausforderungen ausgetauscht, über Reels, Kommentare, die Wahlen, die politischen Entwicklungen in den USA und die Parallelen zu Deutschland… Und natürlich haben wir auch Konferenzen abgehalten. Und besonders beeindruckend war, wie schnell die Kollegen gearbeitet haben und welche Aufgabenbereiche sie abdecken! Wir sind alle besorgt und beunruhigt angesichts dessen, was im November passieren könnte. Wahrscheinlich liegen chaotische, harte und raue Zeiten vor uns. Ich war zum ersten Mal in den USA – und ein Einstieg könnte nicht tiefer, emotionaler, komplexer sein. Ich habe alles aufgesaugt wie ein Schwamm. Besonders gefallen hat mir der multiperspektivische Rundumblick, die Seitenränder, über die wir geschaut haben, der Austausch mit den Menschen in den USA – aber auch mit den anderen Teilnehmern. Besonderen Dank an Michael Gagiulo, der mich am ersten Tag durch NYC geführt hat, er hat mir viel von der Geschichte der Entstehung New Yorks gezeigt.
Daniel Spliethoff, RTL, Berlin
In Washington habe ich Joe Biden über den Rasen des Weißen Hauses rennen sehen und habe mit eigenen Ohren gehört, wie die Heritage Foundation den Klimawandel leugnet. Das Pew Research Center führt so viele Umfragen durch, dass ihr Maskottchen Graf Zahl heißen muss – aber jede ihrer Umfragen hat mich nach vorne gebracht. Der Sonnenuntergang in der Wüste von Arizona hat mir den Atem geraubt, und ich hatte die beste Zeit während meiner Stationstage in Tucson. Und dann New York City: Gordon Huie, dreifacher Überlebender von 9/11, gab uns allen ein Beispiel dafür, wie man mit Katastrophen umgeht, die überdimensional zu sein scheinen. Diese Beschreibung mag so seltsam und ohne Zusammenhang klingen wie eine Trump-Rede, aber sie zeigt, wie komplex und vielfältig die Erfahrungen mit RIAS in den Vereinigten Staaten während dieser Reise im Herbst 24 waren. Es ist schwer, alles in 200 Worten zusammenzufassen, und es wird noch dauern, bis ich alles verarbeitet habe. Aber ich weiß jetzt schon, dass mir diese Erfahrung für die nächsten Jahre meiner Karriere erhalten bleibt. Herzlichen Glückwunsch an RIAS für die Zusammenstellung eines fantastischen Programms, aber mehr noch: danke für die Zusammenstellung dieser Auswahl von Journalisten. Ich bin sehr dankbar, dabei gewesen zu sein.
19. Juni 2024
RIAS Medienpreisverleihung 2024
Die RIAS Berlin Kommission lud Freunde und Alumni ein, die Gewinner des diesjährigen RIAS Medienpreises am 03. Juni 2024 in Berlin zu feiern. Die jährliche Auszeichnung ehrt einige der besten Beispiele des transatlantischen Rundfunkjournalismus.
Der Vorsitzende der RIAS Berlin Kommission, Peter Limbourg, und Clark Price, stellvertretender Missionschef der US-Botschaft Berlin, begrüßten die Gewinner und geschätzten Gäste der Preisverleihung. Unter den Anwesenden befanden sich Bundestagsabgeordnete, RIAS-Alumni aus ganz Deutschland und den USA sowie die Vorstandsmitglieder der RIAS Berlin Kommission. In ihren Reden betonten Limbourg und Price die Notwendigkeit eines korrekten und objektiven Journalismus in Zeiten zunehmender Desinformation zum Schutz demokratischer Werte. Durch den Austausch von Journalisten aus Deutschland und den USA zum besseren Verständnis aktueller Themen in beiden Ländern trägt die RIAS Berlin Kommission dazu bei, einen Journalismus zu stärken, der Fakten und Zusammenhänge vermittelt. Und das ist heute notwendiger denn je.
Die diesjährige Preisverleihung wurde von Melissa Eddy und Michail Paweletz moderiert, die die zweihundert Gäste mit großer Leichtigkeit unterhielten, allen Preisträgern besondere Momente bescherten und dem Abend den warmen Geist der RIAS-Familie verliehen.
Eine hochkarätige Jury von Journalisten aus den USA und Deutschland wählte die fünf Preisträger in den Kategorien Fernsehen, Radio, Digitale Medien und Fellow sowie den Großen Preis aus Beiträgen aus Beiträgen, die aus den USA und Deutschland eingereicht wurden.
Die RIAS Berlin Kommission, die gegründet wurde, um den Geist des legendären Radio im amerikanischen Sektor (RIAS) lebendig zu halten, führt seit 1993 Austauschprogramme für mehr als 2.000 deutsche und amerikanische Rundfunkjournalisten durch, um die transatlantische Verständigung im Journalismus zu fördern.
Hier sind die Jury-Begründungen für die Gewinner des RIAS Medienpreises 2024:
RIAS Grand Prize – Sigrid Faltin, MDR, “Flucht in den Osten – G.I.s in der DDR”
Der Film handelt von drei amerikanischen Soldaten, die einst in die kommunistische DDR überliefen, um hinter dem Eisernen Vorhang ein neues Leben zu beginnen. Ein wenig bekannter Teil des Kalten Krieges: Mehr als 200 NATO-Soldaten, meist Amerikaner, desertierten. Wie Sigrid Faltin in ihrem eindringlichen Film zeigt, waren ihre Beweggründe weniger der Ost-West-Konflikt, sondern Liebesbeziehungen oder dass sie Strafen für Bagatelldelikte entgehen wollten — auch Rassismus spielte eine Rolle, dem sie in der DDR weniger begegneten.
RIAS TV Award – Heinke Schröder, SWR, “Auswandern nach Amerika – Fluch oder Segen?”
„Auswandern nach Amerika -Flucht oder Segen“ ist der Gewinner des RIAS Medienpreises für Fernsehen. Die Familie Francisco sieht die USA als ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, im Gegensatz zu Deutschland. Sie ziehen nach Florida, mit dreizehn Koffer, und nicht viel Vorbereitung.Die Jury wählte diesen Beitrag aufgrund seiner persönlichen Geschichte der amerikanischen Traums von einer Familie und der darauf folgenden Realität.
RIAS Radio Award – Iska Schreglmann, Florian Kummert, Susi Weichselbaumer, BR, “Deutsche in den USA”
Wir alle kennen die Geschichte der Deutschen in den USA – so dachten wir zumindest. Iska Schreglmann, Florian Kummert und Susi Weichselbaumer enthüllen in ihrem gründlich recherchierten Beitrag das Ausmaß dieser Wurzeln, warum sie vertuscht wurden und wie sie heute wieder zum Leben erweckt werden. Durch die Stimmen von Deutsch-Amerikanern, von Senioren, die sich daran erinnern können, wie sie zwischen ihrem deutschen Erbe und ihrer amerikanischen Erziehung hin- und hergerissen waren, bis hin zu einem Revolutionär aus Preußen, der nach Wisconsin auswanderte und den Weg zum US-Innenminister unter Abraham Lincoln einschlug, überrascht ihr Radiobeitrag und lehrt die Zuhörer neue Details über die Verbindungen, die uns heute beeinflussen.
RIAS Digital Media Award – Andreas Becker, Nicolas Martin, Deutsche Welle, “Cannabis Cowboys – a story about big dreams, juicy money and never-ending hype”
Der Podcast Cannabis Cowboys ist Gewinner des RIAS Media Preis in der Kategorie Digital. Andreas Becker und Nicolas Martin erzählen die Betrugsgeschichte des Berliner Startups Juicy Fields, das Investoren verspricht, man könne mit medizinischem Cannabis reich werden. Die Jury sieht in diesem Podcast ein Rechercheglanzstück und eine Kriminalgeschichte gleichzeitig, die einen Bogen schlägt von Berlin, zu den großen Cannabis-Riesen in den USA, bis nach Russland. Fesselnd erzählt und ein Einblick, wie Wirtschaftskriminalität heute funktioniert.
RIAS Fellow Award – Lane Luckie, KLTV, für eine Reihe von sieben Spot Reportagen aus Deutschland während eines RIAS-Fellowship-Programms in Köln und München
In einer Reihe von sieben Live-Reportagen aus Deutschland für seine Sender in Tyler, Texas liefert Lane Luckie Inhalte, die die einzigartigen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland wirkungsvoll beleuchten. In einem Bericht aus München stellt Luckie die Bemühungen der NFL vor, ihre Präsenz in Deutschland dank eines neuen Vertrags und eines betrachtlichen Wachstums im Ausland zu verstärken. In diesem Bericht demonstrierte Luckie sein Wissen über beide Länder und darüber, wie Amerikas beliebteste Freizeitbeschäftigung weiter an Boden gewinnt. Besonders beeindruckend war für die Jury auch, dass Luckie seine Live-Aufnahmen einzeln als „Ein-Mann-Band“ durchführte; ein Zeichen dafür, dass er in der Lage ist, seine eigenen Inhalte selbständig zu schreiben, zu drehen und zu bearbeiten.
28. März 2024
Deutsche Journalisten berichten über ihr Fellowship der RIAS Berlin Kommission in den USA
Janna Linke, RTL/NTV, Köln
„Wir sind vielleicht nicht das Silicon Valley, aber wir sind das Silicon Prairie!“ Das sagte die Präsidentin von Startup Sioux Falls zu mir und das ist mir wirklich im Gedächtnis geblieben. Dieser Stolz und diese Zuversicht sind mir dort vielerorts begegnet. Sioux Falls ist die größte Stadt in South Dakota mit nur 200.000 Einwohnern und der Ort meiner Station Week. Ich habe meine Zeit hier im so genannten „Flyover State“ wirklich genossen, denn er bietet sehr
viel mehr, als die Leute im Rest der USA oder gar in der Welt denken. Obwohl die Mehrheit des Bundesstaates republikanisch ist, missbilligen viele
Menschen hier die Politik und das Auftreten von Trump. Sie haben aber ebenso wenig das Gefühl, dass Präsident Biden sie abholt. Ein Dilemma, in dem sich viele hier befinden. Denn was die Menschen hier bewegt, ist ganz unterschiedlich zu dem, was die Menschen in den großen US-Städten beschäftigt. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Teil der USA kennen lernen durfte, denn es hat meinen Horizont definitiv erweitert. Genau wie die zwei Wochen zuvor in New York City und Washington, D.C. Unzählige gelaufene Kilometer, einzigartige Begegnungen und Erlebnisse. Vor allem aber werde ich die Menschen nicht vergessen. Wie zum Beispiel Gordon Huie, der am 11. September seine Schwester verlor und sich als Arzt um die Verletzten kümmerte. Die Führung mit ihm wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Auch der Besuch des Gottesdienstes in der Abyssinian Church in Harlem. Wir hatten alle Tränen in den Augen und waren sehr gerührt. Am
Ende dieser Reise ist aus einer Gruppe von Fremden eine Gruppe von Freunden geworden. Nicht
nur innerhalb der Gruppe aus Deutschland, sondern auch durch viele weitere RIAS-Alumni, die wir
kennenlernen durften. Ich bin mir sehr sicher, dass sich unsere Wege wieder kreuzen werden.
Verabredungen sind auf jeden Fall schon gemacht worden. Diese drei Wochen werden mir für immer in Erinnerung bleiben und haben meinen Blick auf die USA definitiv verändert. Besonders jetzt in einem so wichtigen Wahljahr. Vielen Dank an Pam, Erik und das gesamte RIAS-Team.
Raphael Jung, ARD & RBB, Berlin
Bei meinem ersten Abendessen in Tyler, Texas, erzählte mir mein Gastgeber und KLTV-Moderator Lane Luckie: Das RIAS-Programm sei für ihn nicht nur ein großartiges, atemberaubendes Ereignis gewesen, es habe auch seine Ansichten und sein Leben verändert. Jetzt, nachdem ich das Programm selbst absolviert habe, kann ich dem nur zustimmen. Das RIAS-Programm war für mich eine großartige Gelegenheit, die USA neu zu entdecken – ein Land, das ich nur einmal vor 15 Jahren besucht hatte. Wenn ich mir die Bilder auf meinem Smartphone anschaue, kann ich kaum glauben, was wir in so kurzer Zeit alles erlebt und gesehen haben: Besuche im Pressesaal des Weißen Hauses, auf dem Capitol Hill, im Empire State Building, Gespräche mit Politikberatern und Experten; aber vor allem zahlreiche Austausche mit wunderbaren Kollegen in verschiedenen US-Medien wie der New York Times, MSNBC, Wall Street Journal, Bloomberg, WUSA, WAMU und vielen anderen.
Vor der Teilnahme war mein Blick auf die USA eher distanziert und konzentrierte sich sehr auf das bevorstehende Präsidentschaftsrennen zwischen Joe Biden und Donald Trump sowie die militärische Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Ukraine. Jetzt, nachdem ich drei Wochen in den USA war und mit mit Demokraten und Republikanern, mit Journalisten, Experten und normalen Bürgern sprechen konnte, ist mein Bild viel differenzierter. Viele Menschen, mit denen ich mich austauschen konnte, waren mit den beiden Präsidentschaftskandidaten unzufrieden. Sie waren besorgt über die steigenden Lebenshaltungskosten und andere innenpolitische Themen wie z.B. die Situation an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Die europäische Sicherheit, die NATO und der Krieg Russlands in der Ukraine waren für die meisten meiner Gesprächspartner jedoch so gut wie kein Thema. In diesem Sinne hat mir das RIAS-Programm geholfen, eine viel realistischere Sichtweise zu gewinnen und besser zu verstehen, was für die Wählerinnen und Wähler, die im November zur Wahl gehen werden, auf dem Spiel steht.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich mich den Menschen in den USA jetzt viel näher fühle, da ich durch das RIAS-Programm so viele großartige Menschen in Washington, New York und Tyler, Texas, kennenlernen durfte. Ich bin gespannt, wie die Erfahrungen, die ich während des RIAS-Programms gemacht habe, in meine tägliche Arbeit als Journalist und Redakteur einfließen werden und freue mich darauf, das neu erworbene Wissen anzuwenden. Im Moment weiß ich nur, dass ich gern bald wieder in die USA reisen möchte. Dieses Mal, da bin ich mir sicher, wird es nicht wieder 15 Jahre dauern.
Sarah Möller, ARD-Tagesthem, Hamburg
Als Journalistin mangelt es mir normalerweise nicht an Worten. Aber so kurz nach meiner Rückkehr nach Deutschland kann ich es nur schwer in Worte fassen, was ich in den letzten Wochen erlebt habe. Es sind so viele Eindrücke, die mich nicht nur in den kommenden Wochen und Monaten begleiten werden, und auch Momente, an die ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde. Tief beeindruckt bin ich von Menschen wie Gordon Huie, der als „dreifacher Überlebender“ die schmerzhafte Erinnerung an 9/11 vermittelt und weitergibt, was niemals vergessen werden darf; von einer jüdischen Gemeinde, die trotz einer sich immer schneller vernetzenden und verändernden Welt ihre Geschichte und Lebensweise bewahrt. Die Erfahrungen der Flüchtlinge, die es über die mexikanische Grenze nach Texas geschafft haben, berührten mich zutiefst. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, mit ihnen gesprochen zu haben. In den vergangenen drei Wochen habe ich viel gelernt: über das politische Amerika, das ich nun besser verstehe, und das auch meiner Arbeit zugute kommen wird. Über die Menschen, die mich immer mit offenen Armen empfangen haben. Ihr Interesse und ihre Freundlichkeit haben mich in dem Wunsch bestärkt, zurückzukehren und eine Zeit lang in den USA zu leben. Durch RIAS habe ich interessante Gesprächspartner kennen gelernt und wunderbare Kollegen getroffen, die ich jetzt Freunde nennen kann. Vielen Dank, RIAS, für diese Möglichkeiten. Ein ganz besonderer Dank geht an Erik, der mich ausgewählt hat, Teil dieser fantastischen Gruppe zu sein. Danke, Pam, für die hervorragende Organisation und die unglaubliche gemeinsame Zeit! Ich bin begeistert und stolz darauf, nun eine RIAS-Alumna zu sein.
Katharina Kuhnert, RTL/NTV, Berlin
Ich werde nie vergessen, wie still es am Flughafen Dallas Fort Worth war, als Präsident Joe Biden dort angekommen ist. Man konnte eine Stecknadel fallen hören. Keine anderen Flugzeuge sind gestartet oder gelandet und kein Reporter hat ein Wort gesagt. Alle haben nur auf die Air Force One gestarrt, die immer näher kam. Die drei Wochen mit RIAS waren voller Höhepunkte, aber zu sehen, wie der Präsident der Vereinigten Staaten aus seinem Flugzeug steigt (ohne zu stolpern), war definitiv das Größte. Außerdem war ich während meiner „Station Week“ zum ersten Mal bei einem NBA-Basketballspiel. Und die Dallas Mavericks haben sogar gewonnen! Dass ich danach auch noch bei der Pressekonferenz dabei sein konnte, war das i-Tüpfelchen. Alles in allem habe ich während meiner Zeit in Washington DC, New York und Dallas extrem viel gelernt – nicht nur über Politik und Journalismus in den USA, sondern auch über die amerikanische Gesellschaft. Es war zum Beispiel sehr bewegend zu sehen, dass die Anschläge vom 11. September noch immer ein sehr emotionales Thema sind. Ich werde mich immer daran erinnern, wo ich war, als es passierte, aber von Gordon Huie zu erfahren, wie es sich tatsächlich angefühlt hat am World Trade Center gewesen zu sein und wie dieser Tag sein Leben verändert hat, war absolut berührend. Ich bin sehr dankbar, dass er immer wieder so offen über seine Geschichte und seine Gefühle spricht. Eine super interessante Erfahrung war auch der Rundgang mit Frieda Vizel durch Williamsburg. Sie hat uns einen sehr guten Einblick in die Gemeinschaft der chassidischen Juden gegeben und viel koscheres Essen zum Probieren. Ich könnte wohl noch ewig damit fortfahren, Eindrücke aufzuzählen, die ich mit nach Hause nehme, weil jeder Tag voller neuer Ideen und Erlebnisse war. Deshalb möchte ich RIAS und allen, die zum Programm beigetragen haben, für eine unvergessliche Erfahrung danken. Ich bin sehr glücklich und stolz darauf, nun Teil der RIAS-Familie zu sein!
Theresa Salentin, WDR, Köln
Ich sitze gerade am Flughafen in Chicago, O’Hare. Drei Wochen
voll mit inspirierenden Begegnungen in den USA gehen jetzt zu Ende. Drei Wochen mit amerikanischen Radio-Leuten und Enthusiasten. Drei Wochen mit neuen Freunden aus Deutschland. Das RIAS Programm ist einmalige Chance, Amerika mal ganz anders kennenzulernen. Einfach toll! Ich bin so dankbar für die neuen Perspektiven und die Gespräche, die wir geführt haben. Dankbar, dass wir unsere Gedanken über das Leben teilen konnten, während wir gemeinsam Washington D.C. und New City erkundet haben. Vielen Dank an Gordon Huie, einen der bescheidensten und inspirierendsten Menschen, die ich je getroffen habe. Danke an Esther und Larry, die ihre Begeisterung mit uns geteilt haben. Eure Leidenschaft für den Journalismus ist ansteckend! Danke an meine Hosts in Chicago, Ryan und Erik, die mich in ihre Rundfunk-Welt mitgenommen haben. Ihr habt mir gezeigt, wie Radio und Fernsehen in den USA wirklich funktionieren. Second City mit euch war ein Riesenspaß! Am Ende dieser Reise bin ich tatsächlich noch weiter in die amerikanische Kultur eingetaucht. Mental und körperlich. Es schneit in Chicago, aber wir treffen uns trotzdem an Lake Michigan. Genauso macht das der Friday Morning Swim Club jede Woche pünktlich um 7 Uhr. Wir gehen Eisbaden. Ich tauche meine Füße und Beine in das kalte Wasser, zusammen mit meinen neuen amerikanischen Freunden. So verlasse ich also Amerika: erfrischt und aufgeladen mit Enthusiasmus, inspiriert von diesen großartigen Menschen und auch ein wenig überwältigt von all den neuen Geschichten, die ich erzählen kann, wenn ich wieder zu Hause bin. Vielen Dank an RIAS, ganz besonders an Pam Ortega, Anne und Caroline Williams! So ein tolle Zeit!
Ivana Drmić, DPA audio/visual, Brüssel
Ich hatte einen Fan-Moment in der New York Times, sah, wie die Journalisten des Wall Street Journal im Newsroom an ihren in Russland inhaftierten Kollegen Evan Gershkovich erinnern, und ich durfte Journalisten bei ihrer Arbeit in einer texanischen Kleinstadt begleiten – das sind nur einige beeindruckende Momente des dreiwöchigen RIAS-Programms. RIAS weitete meinen Blick – auf nationale und lokale Ansichten – auf ein Land, das größer und vielfältiger ist, als ich es selbst manchmal glauben wollte.
In Zeiten der Spaltung, hatten wir die Möglichkeit, uns mit mehreren Nachrichteninitiativen zu treffen, die versuchen, „die andere Seite“ einzubeziehen. Wir diskutierten mit politischen Analysten und Beratern über unsere europäische Sicht auf die USA und darüber, was von den US-Wahlen, der Migration, der Wirtschaft und der geopolitischen Weltlage zu erwarten ist. Wir hörten die Rede der Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine JeanPierre, in der Abyssinian Church in Harlem, trafen die Mitbegründerin der NY Black Lives Matter Organisation und besuchten das African American History and Culture Museum in DC. Das Programm hatte noch mehr Überraschungen für mich: Bei den Vereinten Nationen traf ich sogar den Außenbeauftragten der EU Josep Borrell.
Und dann kam meine Station Week: Die Bryan-College Station in Texas, von der ich zuvor noch nie gehört hatte. 70.000 Studenten und 300.000 Einwohner und ein Fußballstadion mit über 100.000 Plätzen, was größer ist als das größte Fußballstadion in Deutschland. Ich traf engagierte, gastfreundliche Journalisten, die über Themen berichteten wie die hohe Zahl inhaftierter Veteranen, von denen einige sogar in der Todeszelle sitzen, oder über die vernachlässigte Gemeinschaft der amerikanischen Ureinwohner, wo es mehrere Vermisstenanzeigen gibt. Ich hatte die Gelegenheit mit Meteorologen zu sprechen, die das Bewusstsein über den Klimawandel aktiv in ihre Berichterstattung integrieren – was ein regelrechter Kulturkampf gegen diejenigen zu sein scheint, die glauben, dass es einen menschengemachten Klimawandel nicht gebe. Zudem sah ich aus erster Hand, welchen Einfluss ein College auf eine Stadt haben kann. Dann kam das, was mir wirklich die Augen öffnete: ein Ausflug an die mexikanische Grenze. Als ich der berüchtigten Grenzmauer gegenüberstand, setzten wir uns mit Migranten zusammen, die von ihrer schrecklichen Reise in die USA erzählten. Ihre Gründe und Träume von einem besseren Leben auf der anderen Seite der Grenze haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wir besuchten die Mission Border Hope, eine etwa 30-köpfige Organisation, die den Grenzgängern hilft und sie mit Essen, Kleidung, Duschen und einem Platz zum Ausruhen versorgt. Eine Frau, die in der 31. Woche schwanger ist, erzählte uns, dass sie am 1. Februar mit ihrem Mann von Venezuela aus losgefahren ist. Als sie am Vortag den Rio Grande überquerten, wurde sie von ihm getrennt. Migration, ein Thema, das uns vom ersten Tag des RIAS-Programms an begleitet hat, wurde für mich noch greifbarer. Das Wichtigste von allem: Ich habe unglaubliche Menschen kennengelernt und bleibende Erinnerungen gewonnen, die mich nicht mehr loslassen werden.
Fabian Hoffmann, REGIOCAST, Leipzig
Es ist einer der verkehrsreichsten Flughäfen der Welt und es ist vollkommen still, als ich auf dem Rollfeld stehe. Denn wenn der Präsident der Vereinigten Staaten mit der Air Force One an einem Flughafen ankommt, geht nichts mehr. Ja, ich war dabei, als Joe Biden auf dem Flughafen von Dallas Fort Worth eintraf… auf dem Weg zu zwei Events, um Geld für seine Wiederwahlkampagne zu sammeln. Für mich als Journalist, der unter anderem über die US-Politik berichtet, war es ein unwirklicher Moment, den ich immer noch nicht ganz fassen kann. Doch das ist noch lange nicht alles. Während unseres dreiwöchigen Frühjahrsprogramms mit RIAS gab es viele solcher Momente.
Einen “Triple Survivor” vom 11. September zu treffen und die Tiefe des Schmerzes für einen einzelnen Menschen und das ganze Land zu spüren, war ebenso unglaublich wie ein Rundgang durch die chassidische Gemeinde in Williamsburg. Sie ist nur einen Katzensprung von Manhattan entfernt – dennoch ist es eine völlig andere Welt. Außerdem war es fantastisch, einige Fanboy-Momente zu erleben, zum Beispiel als ich WNBC-Moderator Michael Gargiulo oder Charlie Pellett, Bloomberg-Moderator und Stimme der New Yorker U-Bahn, treffen durfte. Dazu die Vereinten Nationen und der Sicherheitsrat, das Empire State Building, das Weiße Haus und Capitol Hill, TV-Nachrichten live im Studio und natürlich der Gedankenaustausch mit einer Vielzahl von Journalisten, Politikberatern und Experten – all das hat diese Reise so besonders gemacht.
Um einen Kontrast zu den Großstädten an der Ostküste zu bekommen, war Texas die beste Wahl. Hier herrscht ein ganz anderes Gefühl, welches für mich sehr einzigartig war – selbst in einer großen Stadt wie Dallas. Durch unsere Besuche bei den lokalen Sendern ABC und FOX sowie von FOX News haben meine Kollegin Katharina und ich einen guten Überblick über die aktuellen Themen und Diskussionen in diesem wichtigen Wahljahr bekommen. Auch das Essen war hervorragend – von BBQ bis hin zu Tacos. Nicht zu vergessen die großartige Gelegenheit, nicht nur ein Spiel der Dallas Mavericks zu besuchen, sondern auch die Pressekonferenz nach dem Spiel.
Das Inspirierendste, das ich von dem Programm und den Treffen mit US-Journalisten mitnehmen kann, ist ihre Leidenschaft für den Job, ihre harte Arbeit, die sie so einfach aussehen lassen, und die kontinuierliche Bestätigung, wie wichtig Journalismus auf der ganzen Welt ist.
Ein besonders großes Dankeschön geht an Erik Kirschbaum, Anne Williams und Adam Reiss, die dieses Programm auf die Beine gestellt haben, sowie an Pam Ortega, die unsere Gruppe in Washington und New York fantastisch organisiert hat. Ich möchte auch unseren Gastgebern in Dallas – Jason Whitely, Dan Godwin und Maggie Kerkman – meine tiefe Dankbarkeit dafür aussprechen, dass sie alles und noch mehr gegeben haben, um diese Zeit so unvergesslich zu machen.
Madleen König, ZDF, Mainz
„Die Menschen in Texas mögen Waffen“, sagt ein Ausbilder auf einem Schießstand in San Antonio. Er betont, dass Texas das komplette Gegenteil von Washington ist, und ich kann ihm nur zustimmen. Heute ist mein letzter Tag in den USA, und ich kann kaum glauben, dass die vergangenen drei Wochen so schnell verflogen sind. Doch jeder Tag, den ich in Washington D. C., New York City und jetzt in Texas verbracht habe, kam mir wie eine Ewigkeit vor. An einem Tag standen wir im Press Briefing Room des Weißen Hauses und quasi am nächsten Tag stand ich mit meinem Host Yami vor der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Die letzten drei Wochen waren ein Mix aus Gesprächen, Begegnungen, Momenten, Wissen, Traurigkeit und Freude. Während ich mich auf die Rückkehr nach Deutschland vorbereite, frage ich mich, wie ich die Zeit beschreiben soll. Ich habe das Gefühl, dass es einfach keine Worte gibt, um ihr gerecht zu werden. Ich komme mit einem viel besseren Verständnis für die USA zurück. Ich bin dankbar für alles, was ich erlebt habe, und ich bin mir sicher, dass ich noch jahrelang an diese Erfahrungen zurückdenken werde und auch an meine neun Fellows, die diese drei Wochen noch besonderer gemacht haben. Vielen Dank an die RIAS Berlin Kommission, die das alles möglich gemacht hat!
Alexander Moritz, DLF, Leipzig
Wow! Die letzten drei Wochen waren ein unglaubliches Abenteuer.
Als politischer Journalist war ich natürlich sehr froh, bei den Hintergrundgesprächen im Hauptquartier der Vereinten Nationen, im US-Kapitol dabei zu sein und mit der ADL über deren Kampf gegen Antisemitismus zu sprechen. Und ich war sogar im Pressekonferenzraum des Weißen Hauses!
Aber was diese Reise wirklich besonders gemacht hat, sind die Menschen: Die Gemeinde der Abyssinian Church in Harlem, die uns zu ihrem Sonntagsgottesdienst eingeladen hat – ein sehr politisches Ereignis. Frieda, die uns die jüdisch-orthodoxe Gemeinde in Williamsburg zeigte, in der sie aufwuchs. Gordon, der mit uns seine Erinnerungen an den Anschlag vom 11. September auf das World Trade Center teilte, den er nur knapp überlebte. Und all die RIAS-Alumni, die uns in ihren Redaktionen willkommen hießen. Menschen, die ich ohne das RIAS-Programm nicht kennen gelernt hätte.
Und dann war da natürlich noch Lynn, meine wunderbare Gastgeberin bei WFSU in Tallahassee. Sie zeigte mir das Florida State Capitol und die Journalistenschule an der FAMU (wo sie ihren Abschluss gemacht hatte) – eine von etwa 100 historischen schwarzen Colleges und Universitäten, die nach der Abschaffung der Sklaverei unter den Bedingungen der Rassentrennung gegründet wurden. Es war beeindruckend zu sehen, dass die FAMU auch ein halbes Jahrhundert nach der Bürgerrechtsbewegung immer noch überwiegend schwarze Studenten hat, während die benachbarte Florida State University nach wie vor überwiegend weiß ist. Das Gespräch mit Lynn über ihre Perspektive als schwarze Journalistin im Süden war eine Bereicherung zu dem, was wir in D.C. und New York erlebt hatten. Außerdem schickte sie mich zu den wunderschönen Wakulla Springs – wo ich Alligatoren, Seekühe und Dutzende von Vögeln sah und erfuhr, dass die Quelle als beliebter Drehort diente (z. B. für den Film Tarzan im Jahr 1940). Ich kehre voller Erinnerungen nach Deutschland zurück und mit dem starken Gefühl, dass dies nicht meine letzte Transatlantikreise war. Mein Dank gilt den vielen RIAS-Alumni, die dies alles möglich gemacht haben, meinen Kollegen (sowohl amerikanischen als auch deutschen) und meiner reizenden Gastgeberin Lynn!
Jana Hennig, MDR, Leipzig
Das Gebäude neben mir hat nur zerbrochene Fenster. Der Fußweg, auf dem ich stehe, ist voll von Glasscherben. Die Wiese hinter mir ist voller Unrat Ich bin nördlich von St. Louis. Der Journalist Deion Boxton hat sein Mikrofon in der Hand, schaut in die Kamera, es ist seine Live-Sendung für die Sechs-Uhr-Nachrichten. Plötzlich sehe ich einen jungen Mann in einem gelben Jogginganzug den Weg entlang kommen. Er geht direkt auf Deion zu. Oh, denke ich, er ist dabei, durchs Bild zu laufen, ich sollte ihn aufhalten und ihn freundlich bitten, außen herum zu gehen. Oder nicht? Wird es der Kameramann tun? Zu spät. Mit aufreizendem Gang und tief ins Gesicht gezogener Kapuze geht er zwischen Deion und der Kamera hindurch. Er ist jetzt auch in den Sechs-Uhr-Nachrichten zu sehen. Deion beendet die Live-Schaltung nur ein paar Sekunden später. Und ist wütend. Verdammt, sage ich, ich hätte ihn aufhalten sollen. Deion sieht mich ungläubig an – nein, um Himmels willen, das darfst du hier nie tun – er zieht eine Pistole und erschießt dich! Wo bin ich hier im März 2024 gelandet? In Missouri, im Mittleren Westen. Dort kann man im Walmart Revolver kaufen – neben Dosenmandarinen und Fruchtjoghurt. Ist es angemessen, diesen Bericht so zu beginnen? In den letzten Tagen hat es hier sechs Schießereien gegeben. Die lokalen Nachrichtensender, die ich besuche, berichten von fünf Todesopfern, darunter ein zweijähriges Kind. Die Journalisten, mit denen ich spreche, sagen alle das Gleiche: Es ist schrecklich, wir wissen nicht, wo ein Ausweg sein könnte. Ich frage sie, ob sie selbst Waffen haben. Ja, sagen manche. Zu Hause. Unter Verschluss. Man muss sich verteidigen. Hätte ich auch eine, wenn ich hier leben würde? St. Louis ist der Kontrast, von dem alle im verrückten New York und im beeindruckenden Washington gesprochen haben, wo diese unglaublich interessante Reise vor drei Wochen begann. Was muss man tun, um dort zwei Wochen lang frühmorgens in einer Hotellobby einige neugierige und gut gelaunte Journalisten zu treffen? Man muss beim Programm der RIAS-Kommission dabei sein und Pam Ortega als Reiseleiterin treffen, sowie einige andere große Organisationstalente in Berlin und Washington. Sie alle haben es uns zehn Journalisten aus Deutschland ermöglicht, mit Kollegen, Aktivisten und Zeitzeugen zu sprechen. Wir trafen dynamische Frauen wie Claire Toeniskoetter von der New York Times und Olivia Reingold von The Free Press; wir hörten denen zu, die seit Jahrzehnten bei Bloomberg, dem Wall Street Journal und NBC kluge Analysen schreiben. Sogar UN-Sprecher Stéphane Dujarric mit seinem extrem engen Terminkalender hatte Zeit für uns. Ebenso wie Scott Richman, der uns über die Ziele und Anliegen der Anti-Defamation League und über die Hamas-Terroranschläge vom 7. Oktober und den darauf folgenden Krieg im Nahen Osten berichtete, der seine ohnehin schon schwierige Aufgabe noch einmal veränderte. Christian Penichet-Paul vom National Immigration Forum hatte für uns Analysen, Fakten und Zahlen vorbereitet, um uns die Probleme der USA mit der Einwanderung zu erläutern – ein Thema, das auch viele von uns in Deutschland beschäftigt
Es war eine großartige Erfahrung zu sehen, wie energiegeladen, freundlich und enthusiastisch all diese Menschen ihrer Berufung folgten und dann auch noch Zeit für all unsere Fragen und (!) Gruppenfotos hatten. Vielen Dank an alle, die das alles möglich gemacht haben. Und Dank auch an diejenigen, die uns ihre wichtigsten Orte in Washington und New York gezeigt haben, Deepa Shivaram, Larry Miller, Esther Ciammachilli, Frieda Vizel und Gordon Huie, der als Überlebender, Helfer und Angehöriger eines Opfers seine Geschichte über den 11. September auf eine Art und Weise erzählt, die keiner von uns je zuvor gehört hatte. Ebenso beeindruckend, wenn auch auf eine ganz andere Weise, fesselte uns Frieda mit ihrem Wissen über die chassidische Gemeinschaft in Williamsburg. Es war sehr aufschlussreich, mit ihr durch die Straßen zu spazieren, in den kleinen Süßwarenladen, die Bäckerei und den koscheren Diner zu gehen und all die Besonderheiten und die Geschichte dieser Menschen zu erfahren. Und Missouri?
Vielleicht war das der wichtigste Teil der Reise – den Alltag der amerikanischen Kollegen aus nächster Nähe zu sehen, die einen ziemlich harten Job ausüben, oft mehr als 40 Stunden pro Woche mit nur 15-20 Tagen Urlaub pro Jahr, mit Dreijahresverträgen und manchmal unter sehr gefährlichen Bedingungen. Trotzdem hatten sie Zeit, sich um einen Journalisten aus Deutschland zu kümmern und vorher einen ganzen Wochenplan auszuarbeiten, wie es Deion Broxton für mich in St. Louis getan hat. So lernte ich auch Suzie Herman und John Pertzborn kennen – ebenfalls zwei RIAS-Alumni. Suzie und Deion zeigten mir den schönen Teil von St. Louis: eine Kirche aus dem Jahr 1988, die aussieht, als wäre sie über 1000 Jahre alt, ein Schachmuseum mit einer laufenden Meisterschaft und das Kunstmuseum – gelegen in „The Forest“, dem größten Stadtpark der USA und voll mit Kunstschätzen deutscher Herkunft: von Gerhard Richter, Anselm Kiefer und dem in Leipzig geborenen Maler Max Beckmann. Hier schließt sich der Kreis dieser unvergesslichen Reise und diesmal weiß ich es ganz genau: Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Schon gar nicht in Amerika.
Anne Williams, RIAS Kommissionsmitglied
Ich habe die Möglichkeit, an der Washingtoner Woche unseres RIAS-Austauschprogramms teilzunehmen, sehr genossen – denn Washington ist meine zweite Heimat. Die durchdachten Gespräche mit den Referenten über Themen wie die Ukraine, Israel, Haushaltsfragen, Einwanderung, die bevorstehenden Wahlen und das breite Meinungsspektrum der amerikanischen Wähler haben uns alle noch lange nach den offiziellen Präsentationen zum Nachdenken, Hinterfragen und Diskutieren gebracht. Tagsüber lernten wir viel über den legislativen und politischen Prozess in den USA, über die Nuancen, die vielen Themen zugrunde liegen, und darüber, was die amerikanische Bevölkerung derzeit bewegt, und abends waren wir Gastgeber eines amerikanischen Grillabends oder genossen ein Abendessen in einem College-Pub! Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, die Woche mit dieser talentierten und versierten Gruppe zu verbringen. Ich hoffe, sie bei der RIAS Medienpreisverleihung in Berlin zu sehen und mit ihnen in Kontakt zu bleiben, während wir unsere RIAS-Alumni-Gemeinschaft weiter ausbauen!
Pam Ortega, U.S. Koordinatorin
Ich hatte die Ehre, 10 dynamische, intelligente und neugierige deutsche Journalisten durch Washington D.C. und New York City zu begleiten. Unsere Reise begann in Washington D.C. mit einer Reihe von Treffen, darunter ein Besuch im Weißen Haus, Begegnungen mit Politikern, Journalisten und Einwanderungsexperten. Es ist magisch zu erleben, wie amerikanische und deutsche Journalisten zusammenkommen, um nicht nur über Journalismus zu diskutieren, sondern auch Freundschaften zu schließen, die beim Karaoke fortgesetzt wurden. Eine meiner Lieblingsbegegnungen war der NYC RIAS Mixer, wo wir trotz des Endes des Mixers um 20 Uhr bis 21 Uhr blieben, als wir freundlich gebeten wurden zu gehen. Das Ende des Programms ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang der lebenslangen RIAS-Bindung!
12. März 2024
Vier Deutsche und ein Amerikaner gewinnen RIAS Medienpreis 2024
Die RIAS Berlin Kommission gab am Dienstag die fünf Gewinner des diesjährigen RIAS Medienpreises bekannt. Der jährliche Preis wird von dem deutsch-amerikanischen Fellowship-Programm verliehen und würdigt einige der besten transatlantischen Rundfunkjournalisten mit einem Preisgeld von 10.000 EUR. Die Jury, bestehend aus sechs angesehenen Journalisten aus Deutschland und den USA, wählte die fünf Gewinner in den Kategorien Fernsehen, Radio, digitale Medien und der „Fellow-Kategorie“ aus.
Die RIAS Berlin Kommission ehrt die Gewinner im Rahmen einer Gala am 3. Juni in Berlin. Die RIAS Berlin-Kommission wurde gegründet , um den Geist des legendären Senders Radio im Amerikanischen Sektor (RIAS) nach dessen endgültiger Einstellung im Jahr 1993 am Leben zu erhalten. Seit 1993 fanden Austauschprogramme für mehr als 2.000 deutsche und amerikanische Rundfunkjournalisten statt, um die transatlantische Verständigung im Journalismus zu fördern.
Dies sind die Gewinner des RIAS Medienpreises 2024:
RIAS Grand Prize – Sigrid Faltin, MDR, “Flucht in den Osten – G.I.s in der DDR”
RIAS TV Award – Heinke Schröder, SWR, “Auswandern nach Amerika – Fluch oder Segen?”
RIAS Radio Award – Iska Schreglmann, Florian Kummert, Susi Weichselbaumer, BR, “Deutsche in den USA”
RIAS Digital Media Award – Andreas Becker, Nicolas Martin, Deutsche Welle, “Cannabis Cowboys – a story about big dreams, juicy money and never-ending hype”
RIAS Fellow Award – Lane Luckie, KLTV, für eine Reihe von sieben Spot Reportagen aus Deutschland während eines RIAS-Fellowship-Programms in Köln und München
Hier sind die Jury-Begründungen:
RIAS Grand Prize – Sigrid Faltin, MDR, “Flucht in den Osten – G.I.s in der DDR”
Der Film handelt von drei amerikanischen Soldaten, die einst in die kommunistische DDR überliefen, um hinter dem Eisernen Vorhang ein neues Leben zu beginnen. Ein wenig bekannter Teil des Kalten Krieges: Mehr als 200 NATO-Soldaten, meist Amerikaner, desertierten. Wie Sigrid Faltin in ihrem eindringlichen Film zeigt, waren ihre Beweggründe weniger der Ost-West-Konflikt, sondern Liebesbeziehungen oder dass sie Strafen für Bagatelldelikte entgehen wollten — auch Rassismus spielte eine Rolle, dem sie in der DDR weniger begegneten.
RIAS TV Award – Heinke Schröder, SWR, “Auswandern nach Amerika – Fluch oder Segen?”
„Auswandern nach Amerika -Flucht oder Segen“ ist der Gewinner des RIAS Medienpreises für Fernsehen. Die Familie Francisco sieht die USA als ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, im Gegensatz zu Deutschland. Sie ziehen nach Florida, mit dreizehn Koffer, und nicht viel Vorbereitung.Die Jury wählte diesen Beitrag aufgrund seiner persönlichen Geschichte der amerikanischen Traums von einer Familie und der darauf folgenden Realität.
RIAS Radio Award – Iska Schreglmann, Florian Kummert, Susi Weichselbaumer, BR, “Deutsche in den USA”
Wir alle kennen die Geschichte der Deutschen in den USA – so dachten wir zumindest. Iska Schreglmann, Florian Kummert und Susi Weichselbaumer enthüllen in ihrem gründlich recherchierten Beitrag das Ausmaß dieser Wurzeln, warum sie vertuscht wurden und wie sie heute wieder zum Leben erweckt werden. Durch die Stimmen von Deutsch-Amerikanern, von Senioren, die sich daran erinnern können, wie sie zwischen ihrem deutschen Erbe und ihrer amerikanischen Erziehung hin- und hergerissen waren, bis hin zu einem Revolutionär aus Preußen, der nach Wisconsin auswanderte und den Weg zum US-Innenminister unter Abraham Lincoln einschlug, überrascht ihr Radiobeitrag und lehrt die Zuhörer neue Details über die Verbindungen, die uns heute beeinflussen.
RIAS Digital Media Award – Andreas Becker, Nicolas Martin, Deutsche Welle, “Cannabis Cowboys – a story about big dreams, juicy money and never-ending hype”
Der Podcast Cannabis Cowboys ist Gewinner des RIAS Media Preis in der Kategorie Digital. Andreas Becker und Nicolas Martin erzählen die Betrugsgeschichte des Berliner Startups Juicy Fields, das Investoren verspricht, man könne mit medizinischem Cannabis reich werden. Die Jury sieht in diesem Podcast ein Rechercheglanzstück und eine Kriminalgeschichte gleichzeitig, die einen Bogen schlägt von Berlin, zu den großen Cannabis-Riesen in den USA, bis nach Russland. Fesselnd erzählt und ein Einblick, wie Wirtschaftskriminalität heute funktioniert.
RIAS Fellow Award – Lane Luckie, KLTV, für eine Reihe von sieben Spot Reportagen aus Deutschland während eines RIAS-Fellowship-Programms in Köln und München
In einer Reihe von sieben Live-Reportagen aus Deutschland für seine Sender in Tyler, Texas liefert Lane Luckie Inhalte, die die einzigartigen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland wirkungsvoll beleuchten. In einem Bericht aus München stellt Luckie die Bemühungen der NFL vor, ihre Präsenz in Deutschland dank eines neuen Vertrags und eines betrachtlichen Wachstums im Ausland zu verstärken. In diesem Bericht demonstrierte Luckie sein Wissen über beide Länder und darüber, wie Amerikas beliebteste Freizeitbeschäftigung weiter an Boden gewinnt. Besonders beeindruckend war für die Jury auch, dass Luckie seine Live-Aufnahmen einzeln als „Ein-Mann-Band“ durchführte; ein Zeichen dafür, dass er in der Lage ist, seine eigenen Inhalte selbständig zu schreiben, zu drehen und zu bearbeiten.
4. März 2024
Deutsche Journalisten beginnen dreiwöchiges Fellowship der RIAS Berlin Kommission in den USA
10 deutsche Rundfunkjournalisten reisen am 4. März nach Washington DC – dort beginnt ihr dreiwöchigen Fellowship der RIAS Berlin Kommission. Die ersten zwei Wochen ihres Fellowships besteht aus Treffen mit US-amerikanischen und deutsche Journalisten, Politikern, Think-Tank-Analysten und andere RIAS-Alumni in Washington, D.C. und New York City. Im Anschluss arbeiten Sie eine Woche lang bei regionalen Rundfunkanstalten im Mittleren Westen, Süden und Südwesten der USA. Wir stellen Ihnen die Teilnehmer vor:
Sarah Möller, ARD-Tagesthemen, Hamburg, ist als Redakteurin und Moderatorin für die ARD tätig. Sie arbeitet hauptsächlich für BR24 und ARD-aktuell, sowie die tagesthemen.
Alexander Moritz, DLF, Leipzig, arbeitet als Regionalkorrespondent für denDeutschlandfunk in Leipzig. Seine Berichterstattung konzentriert sich auf die Innenpolitik, mit besonderem Augenmerk auf die anhaltende Transformation der postkommunistischen Gesellschaft und das Aufkommen populistischer rechtsextremer Bewegungen. Moritz hat einen Master in Politikwissenschaft und Europastudien.
Madleen König, ZDF, Mainz, ist leitende Redakteurin und Reporterin beim ZDF. Sie ist bei ZDF heute in der Nachrichtenredaktion tätig und für das Management der Social-Media-Accounts des ZDF verantwortlich. Darüber hinaus leitet König den Lehrbereich Social Media an der Universität Mainz.
Raphael Jung, ARD & rbb, Berlin, arbeitet als Reporter für das rbb Inforadio und war als Redaktionsleiter für das ARD-Mittagsmagazin tätig. Er spricht fließend Polnisch und Russisch und hat sich auf Osteuropapolitik spezialisiert. Jung berichtete als Videoreporter aus Polen, der Ukraine und Russland. Derzeit vertritt er regelmäßig die Hörfunk- und Fernseh-Korrespondenten im ARD-Studio Warschau.
Jana Hennig, MDR, Leipzig, ist seit mehr als 20 Jahren Reporterin und Redakteurin bei der ARD. Hennig ist Chefin vom Dienst bei MDR aktuell TV. Da sie sich für die Entwicklung und den Wandel von Gesellschaften interessiert, ist sie spezialisiert auf Nachrichten sowie internationale und regionale Themen. Ihre Hobbys sind Yoga, Lesen und Reisen, insbesondere Wandern.
Katharina Kuhnert, RTL/NTV, Berlin, arbeitet als politische Korrespondentin für RTL und NTV. Sie ist On-Air-Reporterin für die RTL-Morgensendung „Punkt 6“ und moderiert regelmäßig den ntv-Frühstart. Sie hat Kommunikationswissenschaften und Islamwissenschaften studiert. Ihr besonderes Interesse gilt daher auch dem Nahen Osten.
Therea Salentin, WDR, Köln, arbeitet für den WDR und präsentiert täglich aktuelle Wetterinformationen für verschiedene WDR-Radiosender und bei extremen Wetterereignissen für das WDR Fernsehen. Sie ist Reporterin und Content Creator für WDR Outdoor Adventures. Salentin arbeitete mehrere Jahre lang als Nachrichtensprecherin für lokale Radiosender und moderierte einen morgendlichen Nachrichten-Podcast der Frankfurter Allgemeine.
Fabian Hoffmann, REGIOCAST, Leipzig, ist Redakteur, Moderator und Reporter bei der REGIOCAST. Er schreibt und moderiert die stündlichen Updates der regionalen, nationalen und internationalen Nachrichten. Hoffmann studierte Amerikanistik in Leipzig und Journalismus in Chicago, wo er auch seine eigene Radiosendung moderierte.
Ivana Drmić, DPA, Brüssel, ist leitende Redakteurin im European Newsroom der dpa in Brüssel. Zuvor arbeitete sie für die Deutsche Welle und den politischen Nachrichtensender phoenix in Bonn. Sie spricht fließend Kroatisch und hat familiäre Bindungen in Kroatien.
Janna Linke, RTL/NTV, Köln, ist Moderatorin, Reporterin, Redakteurin und Podcasterin bei ntv, wo sie vor allem in der Wirtschaftsredaktion tätig ist. Linke konzentriert sich auf die Themen Wirtschaft, Startups, Finanzen und Digitalisierung.
13. Februar 2024
Helena Kane Finn wird Mitglied des Aufsichtsrats der RIAS Berlin Kommission
Helena Kann Finn, Karrierediplomatin im US-Außenministerium, ist wieder in den Aufsichtsrat der RIAS Berlin Kommission eingetreten. Von 2007 bis 2010 war Dr. Finn als Beraterin für öffentliche Angelegenheiten an der US-Botschaft in Berlin tätig und unterstützte RIAS als Vorsitzende und Co-vorsitzende des Aufsichtsrats. Als eine der fünf US-amerikanischen Kommissionsmitglieder der in Berlin ansässigen binationalen Organisation blieb sie bis 2020 im Aufsichtsrat und unterstützte häufig RIAS-Programme in New York. Von 2019 bis 2022 war sie Präsidentin des deutsch-amerikanischen akademischen Austauschgremiums DAAD/AA USA, davor hatte sie von 2010 bis 2017 das Amt der Vizepräsidentin des American Council on Germany mit Sitz in New York inne.
In ihrer drei Jahrzehnte währenden Laufbahn im Außenministerium arbeitete Dr. Finn auch als Beraterin für öffentliche Angelegenheiten in der US-Botschaft in Tel Aviv (2003-2007) und davor als stellvertretende Staatssekretärin für das Büro für Bildungs- und Kulturangelegenheiten (2000-2001), wo sie für den weltweiten akademischen, beruflichen und kulturellen Austausch des Außenministeriums, einschließlich des Fulbright- und des internationalen Besucherprogramms, verantwortlich war. Sie war auch als Beraterin für öffentliche Angelegenheiten an der US-Botschaft in Ankara, Türkei, an der US-Botschaft in Wien und als Referentin für öffentliche Angelegenheiten und Direktorin des Amerika Hauses in Frankfurt am Main tätig. Sie war als Referentin für Griechenland, die Türkei und Zypern tätig, nachdem sie in Lahore und Islamabad (Pakistan) für kulturelle Angelegenheiten zuständig war.
22. Januar 2024
Einsendeschluss für den RIAS Medienpreis Berlin am 31. Januar
Journalisten in Deutschland und den USA sind eingeladen, bis zum 31. Januar 2024 Beiträge für den RIAS-Medienpreis einzureichen. Dabei handelt es sich um einen transatlantischen Wettbewerb, bei dem amerikanische und deutsche Radio-, TV- und Online-Journalisten ihre besten Beiträge zu transatlantischen Themen einreichen können, die im Jahr 2023 ausgestrahlt werden – von politischen Kampagnen in den USA aus deutscher Sicht über die Auswirkungen der Klimakrise auf beide Länder bis hin zu interessanten Geschichten über jedes andere Thema mit transatlantischem Bezug. Auch RIAS-Alumni, die während ihres Programms oder kurz danach an einem Beitrag mit transatlanatischem Bezug gearbeitet haben, sind ebenfalls aufgerufen, ihre Beiträge in einer speziellen Kategorie „Fellow Award“ einzureichen.
Eine unabhängige Jury wird alle bis zum 31. Januar 2024 eingereichten Beiträge im Februar auswerten, und die Gewinner kurz darauf bekanntgeben
Die Preisträger in den Kategorien Radio, Fernsehen und Digital sind herzlich eingeladen an der feierlichen Preisverleihung am 3. Juni 2024 in Berlin teilzunehmen.
Hier finden Sie einen Link mit weiteren Informationen darüber, wie Sie Ihre Beiträge einreichen können. Bitte ermutigen Sie auch andere Journalisten, die Sie vielleicht kennen, sich zu bewerben – oder deren Arbeit Sie vielleicht gesehen oder gehört haben.
Die eingereichten Beiträge sollten:
– über Tages- und Routineberichterstattung hinausgehen
– den Dialog über Gemeinsamkeiten und Unterschiede im transatlantischen Verhältnis fördern
– thematisch oder in der Ausführung hervorstechen
– sich kreativ mit neuen Fragen auseinandersetzen
– die Vielfalt der gesellschaftlichen Realität kritisch beleuchten und deutlich machen
– interessante Ideen für die transatlantische Debatte enthalten
– zum Nachdenken über Probleme und deren Lösungen anregen
– Klischees über Deutsche oder Amerikaner hinterfragen
– Trends im Alltag beschreiben, die von allgemeinem Interesse sind
– zur gegenseitigen Neugier und zum Verständnis beitragen
– demokratische und gesellschaftliche Werte stärken
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an info@riasberlin.org.
24. November 2023
Ausschreibung RIAS Medienpreis 2024
Nachdem Wolf Blitzer von CNN den RIAS Grand Prize 2023 gewann, eröffnet die RIAS Berlin Kommission erneut die Ausschreibung für den RIAS Medienpreis 2024 .
Journalisten in Deutschland und den USA sind herzlich eingeladen, ihre Beiträge für den Wettbewerb einzureichen, die im Jahr 2023 ausgestrahlt wurden und die ein transatlantisches Thema oder eine globale Botschaft behandeln. Viele unserer jüngsten Preisträger haben durch Mundpropaganda vom RIAS-Medienpreis erfahren – darunter auch Wolf Blitzer.
Insgesamt werden Preisgelder von bis zu 10.000 EUR für außergewöhnliche Beiträge vergeben, die
im Jahr 2023 in den USA oder Deutschland ausgestrahlt wurden und auf ein breites Publikum ausgerichtet sind.
Der RIAS Fellow Preis wird an Journalisten verliehen, deren Beitrag während eines RIAS-Programms entstanden ist oder die durch ein RIAS Programm zu einem oder mehreren Beiträgen inspiriert wurden.
Der RIAS Medienpreis soll helfen, die Vielfalt im transatlantischen Dialog zu stärken und den deutsch-amerikanischen VerBeziehungen das Interesse aneinander zu vertiefen.
Der Einsendeschluss für die Beiträge ist der 31. Januar 2024
Die eingereichten Beiträge sollten:
– thematisch oder in der Ausführung hervorstechen
– sich kreativ mit neuen Fragen auseinandersetzen
– die Vielfalt der gesellschaftlichen Realität kritisch beleuchten und deutlich machen
– interessante Ideen für die transatlantische Debatte enthalten
– zum Nachdenken über Probleme und deren Lösungen anregen
– Klischees über Deutsche oder Amerikaner hinterfragen
– Trends im Alltag beschreiben, die von allgemeinem Interesse sind
– zur gegenseitigen Neugier und zum Verständnis beitragen
– demokratische und gesellschaftliche Werte stärken
Die jährliche Preisverleihung findet voraussichtlich am 3. Juni 2024 in Berlin statt.
Hier finden Sie weitere Informationen zum RIAS Medienpreis.
3. November 2023
RIAS Alumni blicken auf ihre Woche in Los Angeles zurück
Dreiundzwanzig deutsche Alumni verbrachten eine Woche in Los Angeles, um sich über die kalifornische Politik, die nationale Politik und den Journalismus in den USA zu informieren. Das Programm umfasste Besuche bei NBC, NPR, ARD, KABC, KTLA und Treffen mit Journalisten aus LA. Darüber hinaus begegnete die Gruppe dem ehemaligen Gouverneur Pete Wilson und Richard Grenell, dem ehemaligen Botschafter der USA in Deutschland.
Damla Hekimoğlu, Hamburg
Los Angeles – die Welt der Schönen und Reichen. Doch dieses Bild bekommt aktuell Risse. Die große Kluft zwischen Arm und Reich – besorgniserregend. Kein Tag hätte besser dafür stehen können als der erste Tag des Trips. Angefangen in Skid Row, einem der gefährlichsten Orte Amerikas, rechts und links Zelte, in denen Menschen schlafen, dreckige Straßen, strenge Gerüchte derjenigen, die sich seit Wochen oder Monaten nicht waschen können. Hier leben circa 15.000 Obdachlose, einige von ihnen konsumieren harte Drogen. Gewalt gehört zum Alltag dazu – der Ort wurde, so sagt man es uns, von der Polizei aufgegeben. In Kontrast dazu – nur wenige Stunden später befanden wir uns in einem prächtiges Bürogebäude in Beverly Hills. Ein frischer Duft, wenn man den Eingangsbereich betritt, Samtsofas rechts und links, der Boden so sauber, dass man ihn ablecken könnte. Am glänzenden Marmortisch stand dann nicht das existenzielle, der Kampf ums Überleben wie in Skid Row im Fokus, sondern Fragen rund um die große Politik. Diese beiden Erfahrungen und Bilder im Kopf zusammenzubringen und zu verarbeiten – eine Herausforderung. Dabei halfen danach die privaten Gespräche mit Rias-Alumni, die Ähnliches empfunden haben. Und genau das ist es, was die Reise zusätzlich bereichert – neben all den spannenden Terminen mit großen Playern in LA sind es die vielschichtigen Blicke der Rias-Alumni, die den Horizont erweitern, zum Nachdenken anregen, inspirieren. Denn wir sehen: Hollywood zeigt Risse. Das Hollywood Museum – immer noch hochspannend, aber auch etwas aus der Zeit gefallen, die Walk of Fame immer noch beeindruckend – aber auch nicht mehr ganz aktuell in einer Zeit, in der manch Social Media Influencer mehr Aufmerksamkeit bekommt als die klassischen Hollywoodgrößen. Dass es Risse gibt konnte man auch live miterleben auf dem Weg zu MSNBC, wenige Meter von Disney und Netflix entfernt – Menschen, die mit Plakaten herumliefen und Parolen skandierten. Schauspielerinnen und Schauspieler der Gewerkschaft SAG-AFTRA streiken seit Monaten für eine bessere Entlohnung, für mehr Drehbudgets – und dagegen, dass Künstliche Intelligenz sie in Zukunft ersetzt. Filme mit KI-Versionen von Schauspielern – die könnten in Zukunft Realität sein. Der Text hier könnte jetzt schon KI-generiert sein und eine Reise nach Los Angeles – die könnte man auch jetzt schon mit einer VR-Brille vom heimischen Sofa machen. Was jedoch – jedenfalls aktuell – bleiben wird, dass sind die echten Begegnungen, die wir hatten und die keine KI ersetzen kann. Danke an alle, die das möglich gemacht haben.
Gesa Eberl, Köln
Wie schafft man es, mit 25 deutschen Journalisten in einem Lokalsender live auf Sendung zu gehen? Die Amerikaner machen das einfach. Sie sind vor allem in den Medien Meister der Improvisation, der Schlagfertigkeit, des Entertainments! Und so standen wir bei einem Besuch von KTLA dank Moderatorin „Lu Parker“ einfach zum Ende der Sendung am Moderationstisch! Zwischen Beverly Hills und Skidrow, neutralen politischen Analysten und republikanischen Hardlinern, zwischen streikenden Schauspielern und deutschen Kultur-Stipendiaten in Villa Aurora und dem Thomas Mann-Haus, zwischen Burgern und Tacos, zwischen Sandstrand und Hügeln – Eine Reise in eine Stadt voller Kontraste, die aber die Varianz, die Schönheit und die brutale Schattenseite des ganzen Landes und damit die Zerrissenheit repräsentiert. Auch Los Angeles hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Glamour war damals, heute bleibt der rote Teppich leer. Die RIAS Kommission hat uns eine Woche ermöglicht, die ihresgleichen sucht. Ohne die herzliche Unterstützung der US-Alumni hätten wir diesen intensiven Einblick in die MillionenMetropole aus all den verschiedenen Blickwinkeln nicht bekommen! Wie dankbar können wir sein, zu diesem Netzwerk dazuzugehören. Kollegen, die zu HerzensBegegnungen werden in den USA wie hierzulande. Danke an alle, die diese Reise mitorganisiert haben. Danke #riaskommission
Anja Heyde, Berlin
Wir sitzen im Bus. In Los Angeles! Davor haben uns alle gewarnt. Es sei zu gefährlich. Nun ja, in erster Linie sind Fahrten im Bus in Los Angeles vor allem eins: lang. Alles braucht Zeit in L.A. Das ist das erste, was ich auf dieser Rias-Reise gelernt habe. Und das man mit dem Bus vom luxeriösesten Stadtteil in den Ärmsten fahren kann. Der 720 fährt von Beverly Hills bis nach Skid Row. Wir haben ihn mehrfach genommen, weil man die Extreme dieses Landes auf dieser einen Fahrt ermessen kann. Auch ohne auszusteigen. Aber wir sind oft ausgestiegen. Nicht nur in Skid row. Den wohl härtesten Termin unserer Rias-Reise. Zu sehen, wie ein kleines Team ohne staatliche Mittel versucht, die Obdachlosigkeit in L.A. zu bekämpfen, ist gleichzeitig beeindruckend und fürchterlich. Und wir sind ausgestiegen bei 7abc news, beim Bürgermeister von Beverly Hills, bei NBC, bei Garry South, einem politischen Strategen, am Wende-Museum und am Thomas Mann Haus. Wir waren Wanderer zwischen den Extremen. Zwischen dem California Lifestyle und Zeltstädten auf Bürgersteigen. Man hat uns Türen geöffnet, die uns Amerika wieder ein bisschen besser erklärt haben – mit all seinen Widersprüchen. Danke RIAS, für diese großartige Erfahrung!
Christian Wilp, Berlin
10.000 Kameras sorgen für vollste Transparenz. 10.000 Kameras an Ampeln, Gebäuden und Strommasten in einer Stadt mit 34.000 Einwohnern. Und die Bevölkerung, sagt der Polizeichef, unterstützt dieses China-Feeling im kalifornischen Beverly Hills uneingeschränkt. Die Probleme des Großraums Los Angeles, wie Kriminalität und Obdachlosigkeit, werden damit weitgehend ferngehalten, sind gleichwohl nicht aus der Welt geschafft. Zum Glück ist unsere Reisegruppe alles andere als kamerascheu. Die meisten Teilnehmer dieser RIAS-Alumni-Tour arbeiten vor oder hinter einer Kamera, insofern ist der Hotelstandort inmitten des Vorzeige-Örtchens mit dem wohlklingenden Namen perfekt gewählt. Vom Maison 140 aus, so nennt sich unsere Boutique-Herberge, wird der Kosmos LA ein Stück weit erkundet. Per Uber, Lyft, zu Fuß und, ganz verrückt, mit dem Bus oder sogar Fahrrad. Es geht direkt hinein in die Wildnis der Widersprüche. Nach Skid Row, wo tausende auf der Straße in Zelten kampieren. Ins mondäne Pacific Palisades zu den Residenzen der Feuchtwangers und Manns. Zu diversen Rundfunkstationen, die verzweifelt gegen Social Media anzusenden versuchen. Nach Hollywood, das definitiv bessere Tage gesehen hat. Und last but not least ins Kongresszentrum um die Ecke, wo die linken, rechten und mittigen Gesprächspartner die Spaltung des Landes anschaulich verdeutlichen. Kurzum: Eine Woche Druckbetankung mit Inhalten aus Politik, Gesellschaft und Kultur. Und das alles unter der Flagge der RIAS-Berlin-Kommission. Ihr unermüdlicher wie unerschrockener Vertreter Erik Kirschbaum schafft es, dem trockenen Gerede von „der Förderung der transatlantischen Beziehungen“ pralles Leben einzuhauchen.
P.S.: Ganz sicher haben die Kameras auch das seltsame Bewegungsprofil des deutschen Trupps aufgezeichnet. Was die Officer wohl gedacht haben?
Susan Falkenstein, München
Mit dem Bus vom mondänen Beverly Hills in Straßen voller Obdachlosenzelte ins gefährliche Stadtviertel Skid Row. Solche Gegensätze boten sich auf der RIAS-Alumnireise nach Los Angeles. Wir tauschten uns mit Jürgen Klinsmann aus, dem Ex-Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Er erklärte, warum sein neues südkoreanisches Team, kürzlich eine Partie verlor: Weil ein jüngerer Spieler traditionsbewusst einem Älteren nicht sagen wollte, was dieser falsch machte. Wir trafen US-Alumni, die uns vom RIAS-Spirit beseelt durch ihre Fernsehstationen NBC und KTLA führten. Die Begegnung mit dem Ex-US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, bleibt im Gedächtnis. In Trumpscher Manier zählte er angebliche Fakten auf: Corona sei eine Art Grippe und China habe einen ausgereiften Friedensplan für die Ukraine gehabt. Einsprüche von unserer Seite parierte er mit dem pauschalen Satz, alle deutschen Journalisten seien „Lefties“. Die USA, Los Angeles, ein Land, eine Stadt mit Gegensätzen, das nehme ich mit von dieser besonderen RIAS-Reise und die Erinnerung an die besonderen Journalisten, mit denen ich meine Erlebnisse teilen durfte. Vielen Dank, RIAS!
Andreas Büttner, Berlin
Nachdem ich letztes Jahr meine RIAS-Station Week in Los Angeles machen durfte, war mir klar: Ich möchte beim Alumni-Programm in diesem Jahr in L.A. unbedingt mit dabei sein. Zum einen, um meinen Host Frank Mottek wiederzusehen. Zum anderen, um mehr über diese faszinierende Stadt und ihre Menschen kennenzulernen. Welche Organisation schafft es bitte, in einer Woche Treffen mit dem ehemaligen Gouverneur Kaliforniens, der Obdachlosenhilfe in Skid Row, dem Bürgermeister von Beverly Hills, dem damaligen US-Botschafter in Deutschland und vielen Fernsehsendern auszurichten? Ich kann es euch sagen: Das schafft RIAS! Aber das, was dieses Alumni-Programm wirklich ausmacht, ist nicht das Wetter in Los Angeles. Es sind nicht nur die hochklassigen Treffen mit Politikern und Institutionen. Es ist vor allem: Dass man diese Erlebnisse mit so unglaublich tollen Journalistinnen und Journalisten aus Deutschland teilen darf. Ich bin über jede neue Bekanntschaft unendlich dankbar und ziehe daraus so viel Kraft für meinen Beruf und mein Privatleben. Ich freue mich auf die Teilnahme an zukünftigen Alumni-Programmen. Diese Programme geben vielen Journalisten die Möglichkeit, diese unvergesslichen Reisen und beeindruckenden Menschen kennenzulernen.
Florian Sädler, Berlin
Die Idee, eine Handvoll früherer RIAS-Fellows über ein Alumni-Programm in die USA zu schicken, hat sich als voller Erfolg herausgestellt. Für mich gehören die Menschen und Verbindungen, die man über Rias zusammenbringt, zu dessen großen Stärken. Weil sich nur das Netzwerk über viele Städte verteilt – eigentlich sogar ganze Länder –, ist es normalerweise schwierig, allzu viele Alumni außerhalb seines üblichen Zirkels kennenzulernen. Unsere LA-Reise hat just das geschafft: Eine Reihe Alumni zusammenzubringen, die sich ohne diese einwöchige Reise nie so gut kennengelernt hätten. Die Termine waren dabei wie üblich bereichernd, man hat stets neue Erkenntnisse aus ihnen mitgenommen und dazu noch Ansätze für die eine oder andere Geschichte, die sonst wohl unerzählt geblieben wäre.
Ich glaube, dass RIAS-Reisen von grundlegender Bedeutung sind. Es gibt kaum einen besseren Weg, um die Verbindungen und Freundschaften innerhalb des Netzwerkes zu stärken – und das transatlantische gegenseitige Verständnis sowieso.
Annette Yang, Hamburg
Beverly Hills, 90210: Diese Serie machte Los Angeles zum Sehnsuchtsort. Nun sind wir mittendrin: 25 Journalisten in Hollywood. Wir erleben eine Stadt, die noch immer noch vom Glanz vergangener Tage lebt: Blätternder Putz an historischen Gebäuden, im Hollywood Museum scheint die Zeit stillzustehen, der noble Jonathan Club pflegt die alte Schule.Und wir treffen Menschen, die nach vorne blicken: Um Obdachlose von der Straße zu holen, die Stadt durch öffentlichen Nahverkehr zu verbinden, die Medienbranche in die Zukunft zu führen.Beverly Hills 2023: Ein Cliffhanger! Danke RIAS für diese Einblicke.
Theresa Greim, München
Sie werden das Gute, das Schlechte und das Hässliche von Los Angeles sehen. Dieses Versprechen, das uns bei unserer Ankunft gegeben wurde, wurde zu 100 % erfüllt. Es begann mit dem Guten: Unser Boutique-Hotel befand sich in Beverly Hills, umgeben von schönen und gepflegten Wohnhäusern, Villen und Restaurants, in denen Polizeibeamte gelegentlich Pizza für eine Wohltätigkeitsveranstaltung an die Bevölkerung verteilen. Gut aussehend und zuvorkommend, perfekt für ein Erinnerungsfoto. Einige nahmen sogar einen Drink auf dem Dach des Waldorf Astoria mit seiner fantastischen Aussicht // „All I wanna do is have some fun until the sun comes up on the Santa Monica Boulevard.“ (Sheryl Crow) // Das Schlechte und das Hässliche sind nur eine Busfahrt entfernt. Das Ausmaß der Obdachlosigkeit in L.A. wird nirgendwo deutlicher als in der Skid Row. Die Menschen leben in Zelten auf den vermüllten, stinkenden Bürgersteigen. Die Stadt scheint immer noch keine Lösung für die Drogen, die Gewalt und das ganze menschliche Elend zu haben. // „Wenigstens habe ich ihre Liebe, die Stadt, sie liebt des, einsam wie ich bin, zusammen weinen wir.“ (Red Hot Chili Peppers) // Neben dem Guten, dem Schlechten und dem Hässlichen wurde uns wieder einmal gezeigt, wie unglaublich wertvoll das Programm der Rias-Kommission ist. Es sind die exklusiven Termine mit interessanten Politikern wie Julian A. Gold, Bürgermeister von Beverly Hills, Strategen wie Garry South und Hollywood-Insidern wie Frank Fastner. Außerdem bekamen wir einen Einblick in die amerikanische Medienlandschaft, und einige schafften es sogar kurz in die Mittagsnachrichten von KTLA. Aber vor allem sind es die bereichernden Gespräche mit unseren amerikanischen Kollegen. Sie tragen dazu bei, eine Welt des Verständnisses zu schaffen. Diese eine Woche mit RIAS wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. // „Ich kann das Rhythmus-Spiel spüren. Die ganze Nacht lang. Ich denke, ich bleibe in L.A. und höre mir diesen Song an.“(B.B.King)
Julia Rubner, Dresden
Bus 720 bringt uns von reich nach arm, von Beverly Hills nach Skid Row. Die Fahrerin hält zu spät und so wandert ein Pulk deutscher Journalisten auffällig passabel gekleidet durch das Elend. Vorbei an Menschen, denen es ohne Zweifel nicht gut geht, vorbei an Zelten auf Gehwegen, vorbei an Einkaufswagen voller Habseligkeiten. Augenöffnender kann die Reise in einer Stadt der Extreme nicht beginnen. Wir lernen an diesem Tag Reverend Andy Bales kennen, den Chef der Union Rescue Mission, der versucht mit seinem Team das Leid etwas zu lindern. Es werden auf der Reise viele Begegnungen folgen. Wir treffen den Bürgermeister von Beverly Hills, Polizisten, politische Strategen und Analysten, Künstler*innen in der Villa Aurora und im Thomas-Mann-Haus. Kollegen öffnen uns die Türen bei NBC, NPR, KTLA, KABC und im ARD-Studio. Danke RIAS und unseren Gastgebern für diese großartige Alumni-Woche in L.A., danke für spannende Einblicke in die US-amerikanische Lebenswelt und vor allem danke für dieses einzigartige Kollegen-Netzwerk. Jede Begegnung mit Euch hat mich inspiriert und sie wird unvergessen bleiben. Wir sehen uns in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln, München – oder sogar in L.A., wer weiß. Und wenn ihr in Dresden seid, gebt Bescheid. Ihr seid herzlich willkommen. Immer.
Frauke Holzmeier, Köln
Los Angeles – what a ride! Zwischen Kunst, Kultur, Politik und sozialen Gefällen. Es ist kaum zu glauben, wie viele unterschiedliche Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke in knapp eine Woche passen. Vielen Dank an alle, die diese Reise möglich gemacht haben! L.A. ist definitiv eine Stadt der Gegensätze. 50.000 Menschen leben hier auf der Straße. Vor allem auf der Skid Row ist zu beobachten, was das für die Menschen bedeutet. Umso ermutigender zu sehen, welche wichtige Arbeit die Union Rescue Mission leistet, um möglichst vielen Menschen einen Weg zurück zu ebnen. Auf der anderen Seite das reiche, saubere Beverly Hills mit dem Glamour des alten Hollywoods. Die Polizei rüstet technologisch auf – 2.000 Kameras überwachen das Geschehen der 35.000 Einwohner Stadt. Alles für die Sicherheit! Und sicher fühlen kann man sich in Beverly Hills auf jeden Fall. Von Diskussionen u.a. mit dem ehemaligen US-Botschafter in Deutschland Richard Grenell, dem Bürgermeister von Beverly Hills bis hin zum RTL-Reporter Frank Fastner („Der Lack in Hollywood ist ab“ ) – die Unterschiedlichkeit der Gespräche war einfach super! Dazu viele Besuchen bei Fernsehsendern mit nochmals vielen guten Diskussionen und Eindrücken. Danke, Rias! Diese Erfahrungen sind einfach unbezahlbar!
Birgit Becker, Köln
Was mich am meisten beeindruckt hat bei meiner zweiten RIAS-Reise? Die so unterschiedlichen Menschen, die für die enorme Bandbreite in den USA stehen: wir haben erfolgreiche Menschen getroffen, Menschen auf dem Weg zum Erfolg, Menschen mit Hoffnungen – und auch einige ohne jede Hoffnung. Im Elendsviertel Skid Row und in gediegenen Nachbarschaften in Pacific Palisades. Im Luxusquartier Beverly Hills und im bunten Venice am Muscle Beach. Viele von ihnen sind Einwanderer, haben in den USA eine neue Heimat gefunden: sie kamen aus Deutschland und vielen anderen Ländern, sind geflohen sind vor Hunger, Armut und politischer Verfolgung. Oder sie kamen und kommen, weil sie den amerikanischen Traum in Amerika, in Hollywood leben wollen. Für so viele waren und sind die USA ein Sehnsuchts- und ein Zufluchtsort. Aber nicht alle schaffen es, dort Fuß zu fassen. (Okay, Thomas Mann war kein ganz typischer Flüchtling, als er 1940 aus Europa in die USA kam, hatte er schon den Nobelpreis bekommen – und er hat die USA 1952 in der McCarthy-Ära wieder verlassen, als er verdächtig wurde ein gefährlicher Linker zu sein.) Wir haben inspirierende Menschen getroffen, die seit vielen Jahren erfolgreiche Morningshows oder Abendsendungen moderieren und News im hart umkämpften US-TV-Markt produzieren. Menschen, die Trump glühend verehren, Menschen, die Hollywood-Größen wie Schwarzenegger nah sind, kluge Strategen der US-Politik, Menschen, die ihr Leben der Nächstenliebe gewidmet haben, ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit. Intellektuelle, Künstler:innen und die deutsche Generalkonsulin, die in Berlin erklären will, wie Amerikaner an der Westküste ticken. Und wir haben Putin gesehen, als Installation in einem verlassenen Checkpoint in Berlin – im Wende-Museum. Vor allem haben wir unglaublich freundliche und hilfsbereite Kollegen getroffen, die unermüdlich dafür gesorgt haben, dass wir RIAS-Leute gute Gesprächspartner und reflektierte Haltungen kennengelernt haben, und immer an den richtigen Fotos-Spots Halt gemacht haben. Herzlichen Dank allen, die diese Reise möglich gemacht haben! Sie alle haben bei mir für bleibende Eindrücke und ein tieferes Verständnis der USA und von Angelinos gesorgt. Was bleibt für mich? Der Vorsatz, Kontakt zu halten mit RIAS-Kolleg:innen in Deutschland – und Kolleg:innen aus den USA weiter zu zeigen, wie wir in Deutschland in den Medien arbeiten. Ich freue mich auf bekannte und neue Kolleg:innen in Köln und überall, wo wir uns treffen!
Marcel Grzyb, Köln
Los Angeles – Stadt der Engel und zerplatzten Träume, der Stars und der Verlorenen. Wohl nirgendwo sonst in der westlichen Welt liegen Glamour und bittere Realität so nah beieinander. Für uns Journalisten hat das RIAS-Programm einmal mehr einzigartige Gelegenheiten geboten: In Gesellschaft und Politik der US-Westküste einzutauchen, spannende Gesprächspartner zu treffen und tolle Kolleginnen und Kollegen aus den USA und Deutschland kennenzulernen. Wertvolle Erinnerungen und Kontakte die bleiben.
Lydia Leipert, München
Sonnen, Palmen, Beverly Hills. Klar, das Bild kennt man aus diversen Serien mit den unglücklich reichen Stars. Einen tiefen Blick in die weltberühmte Stadt, die Teil des LA Countys ist, konnten unserer RIAS Alumni-Gruppe werfen. Wie Menschen rund um den Rodeo Drive ticken, durften wir nicht nur mithilfe unseres großartigen Gastgebers Frank Mottek lernen, sondern zum Beispiel auch bei einem Info-Speeddating mit der Marketingchefin, einem gehobenen Polizeibeamten, einem Handelskammervertreter und dem Bürgermeister der Stadt selbst. Mit circa 32.000 Einwohnern hat Bevery Hills weniger als meine Heimatstadt Memmingen im Allgäu, aber natürlich eine ganz andere Stadtstruktur: dicht mit High-End-Hotels und teuren Boutiquen bepflastert, ist Beverly Hills eine „luxury city“, die sich nach Covid und weltweiten Konflikten versucht, neu zu erfinden. Doch dieser Termin nur ein Bruchteil des vielfältigen und spannenden Programms, das die deutschen Journalist:innen erleben durften. Und ganz nebenbei hat uns LA mit seiner Vielfalt gefangenen genommen: Allein die schiere Fläche der Supermetropole war beeindruckend, aber dank Erik Kirschbaum scheuten wir nicht vor öffentlichen Transportmitteln zurück – ich konnte sogar mehrfach Fahrrad fahren (das ist der Moment, wo die Angelenos den Kopf schütteln, denn das für die Einwohner der Stadt völlig verrückt.) Danke, danke, danke an alle Alumnis, die mitorganisiert haben und natürlich an das gesamte Team von RIAS. Es war eine unvergessliche Woche.
Gregor Schmalzried, München
Los Angeles ist nicht nur als die Stadt der Engel bekannt, sondern auch als die Stadt der Träume: der Ort, an den man zieht, um große Sprünge zu machen und große Chancen zu nutzen. Auf unserer RIAS-Alumni-Reise nach Los Angeles hat sich dieses Versprechen bewahrheitet. Heutzutage haben die Träume in L.A. jedoch nur noch wenig mit dem Hollywood-Glamour von einst zu tun. Die Träume von Ruhm, Paparazzi und roten Teppichen sind verschwunden und haben den Träumen von der Startup-Welt, der KI-Revolution, dem Luxuseinzelhandel und wohlhabenden sozialen Kreisen Platz gemacht, die sich von den Kämpfen in den US-Innenstädten (sowohl gesellschaftlich als auch physisch) abgrenzen wollen. So wie sich die Welt verändert hat, hat sich auch Los Angeles verändert. Und doch hat sich Los Angeles in anderer Hinsicht nicht sonderlich verändert. Die Stadt ist immer noch auf den Autoverkehr ausgerichtet, und die vielen schönen Plätze in Downtown L.A. werden fast nie von den Menschen aufgesucht, die dort leben oder arbeiten – stattdessen werden sie zu Treffpunkten für Gruppen deutscher Touristen oder, in unserem Fall, für deutsche Journalisten. Dank des großartigen RIAS-Alumni-Programms verließ ich Los Angeles inmitten der Kultur und Energie der Stadt und habe noch immer die faszinierenden Gespräche mit Geschäftsleuten, Journalisten und Politikern im Kopf. Trotz der Unzulänglichkeiten von L.A. (die von den meisten Bewohnern häufig eingeräumt werden), kann man nicht anders, als die Stadt mit dem Gefühl zu verlassen, dass der Widerhall des amerikanischen Traums noch immer lebendig ist und irgendwie alles möglich ist. Obwohl dieses Gefühl auch mit RIAS zu tun haben könnte.
Dania Maria Hohn, Hamburg
Bis vor zwei Jahren war ich noch nie in den USA. RIAS hat es möglich gemacht. Und RIAS hat es wieder getan. Mein zweites erstes Mal in den USA. Mit dem außergewöhnlichen Alumni-Programm in Los Angeles – eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Ich habe Menschen getroffen, die ich sonst nie kennengelernt hätte (von Bürgermeistern über Moderatoren bis hin zu meinen wunderbaren alumni-KollegInnen). Habe Orte gesehen, an die ich nie gedacht hätte, sie zu besuchen (von Skid Row, beim Clippers Game oder auf Sendung bei KTLA im Studio). Und lernte die Komplexität und Herausforderungen („oder Chancen“) von der Gegend kennen, die bislang nur aus Filmen und Serien kannte. Schon der erste RIAS-Tag hat mir gezeigt, welchen enormen Wert das Alumni-Programm bietet. Wir fuhren zur Skid Row, einer der gefährlichsten Straßen der USA. Wo Rev. Andy Bales gegen Obdachlosigkeit und Drogenmissbrauch kämpft. Ein fast aussichtsloser Kampf. Als wir nach Downtown fuhren, sahen wir die mit Zelten bedeckten Straßen. Dort tragen wir Unternehmer zum Mittagessen im exklusiven Jonathan Club. Zwei Termine hintereinander. Zwei Realitäten. Eine Stadt. Hollywood leidet. „Der Lack ist ab“, hören wir aus Insiderkreisen. Aber, wenn man genau hinschaut, ist er noch da. Fast überall versteckt. Vom Beverly Hills Hotel bis zu den Dächern über Los Angeles. Oder am Strand von Venice Beach, umgeben von tollen Menschen, mit einem Margarita in der Hand. Ich bin so dankbar, ein RIAS-alumni zu sein.
Friedrich Steffes-lay, Berlin
Dass die Vereinigten Staaten von Amerika ein Land der Extreme sind, ist bekannt. Doch kein Zeitungsbericht, kein Podcast und keine TV-Doku kann einem das so erklären wie die persönliche Erfahrung vor Ort. Dank RIAS sprachen wir mit dem Bürgermeister von Beverly Hills, eingekreist von den Flagship-Stores von Louis Vuitton & Co. Und sahen das Elend von Skid Row, wo Obdachlose und Junkies von der Stadt ignoriert in Zeltstädten hausen. Wir sprachen mit dem demokratischen Königsmacher Garry South und dem republikanischen Trump-Ultra Richard Grenell. Dass mir das nur ein Jahr nach dem tollen Studentenprogramm mit dem Alumni-Programm ermöglicht wurde, bedeutet mir viel und war sehr wertvoll für meinen journalistischen Horizont. Und um den Spirit weiterzuleben, flogen RIAS-Alumni Florian Sädler und ich danach direkt von Los Angeles nach Kentucky, um uns gleich in den nächsten Gegensatz zu stürzen.
Simone de Manso, Brüssel, NATO Press Officer
Dank der Bemühungen unserer RIAS-Freunde und der Gastfreundschaft unserer Gastgeber in Los Angeles verging die Zeit in dieser aufregenden Woche wie im Flug. „Wir sind nicht L.A.“, hörten wir von Beamten des Rathauses in unserer vorübergehenden Heimat Beverly Hills, die gerne betonten, wie glücklich wir uns schätzen konnten, dort zu sein. Wie der Bürgermeister erklärte, ist Beverly Hills ein wichtiges Ziel für Luxusreisen, und die geplante Eröffnung einer U-Bahn-Station dort wird den Zugang von Personen, die das Netz von LA durchqueren, verbessern und die Grenzen durchlässiger“ machen, was wahrscheinlich zu Veränderungen führen wird. Bislang ist Beverly Hills fast das einzige Viertel im Großraum LA, das von „unhoused communities“ ausgenommen ist. Die Bevölkerung altert, und man bemüht sich, junge Investoren anzuziehen, doch ein Haupthindernis ist der erschwingliche Wohnraum, der auch anderswo eine Herausforderung darstellt. Das Wohnungsproblem in L.A. ist von der Innenstadt bis zu den Seitenstraßen in Santa Monica sichtbar, wo die Menschen in Zelten auf den Bürgersteigen leben. Als Teil der vielfältigen Medienlandschaft von LA konkurrieren die Sender auch auf Spanisch miteinander, das für 20 % der Bevölkerung der Stadt die erste Sprache ist. Wir erfuhren mehr über dieses große Publikum, als wir die Moderatorin des Programms von KMEX Univision, die von 5 bis 7 Uhr morgens sendet, kennenlernten, die uns freundlicherweise am Morgen nach einer ganzen Nacht Arbeit empfing. Im Laufe der Woche wurden wir auch in den Fernsehstudios von KTLA und KABC, zwei führenden Sendern in LA, herzlich empfangen. KTLA befindet sich direkt neben den Sunset Bronson-Studios. Wo sich einst eine Filmkulisse mit Pferden für die Produktion von Cowboy-Sagen befand, befindet sich heute ein gepflegter Parkplatz mit blauen Blumensträuchern. Gleich am Eingang sah eine Streikpostenkette mit streikenden Schauspielern, die passende T-Shirts trugen, eher nach einer Party als nach einem Protest aus. Dabei dauerte der Streik der Schauspieler schon sehr lange an. Steigende Kosten in L.A. treiben die Filmproduktion in andere Städte, während neue Technologien als Bedrohung für die Einkommen von Schauspielern und Filmschaffenden wahrgenommen werden. In Silicon Beach blühen die neuen Technologien, und die Stadt erfindet sich neu. In Santa Monica besuchten wir DNE, ein Start-up-Unternehmen, das immersive Content-Technologie für die Filmindustrie entwickelt. Dies war unsere erste Erfahrung mit der so genannten „erweiterten Realität“ und fühlte sich an wie ein Schritt in eine nicht allzu ferne Zukunft. Die globale Medienlandschaft verändert sich rasant, und L.A. ist dabei ganz vorne mit dabei. Die Berichterstattung über Prominente war jahrzehntelang ein Hauptschwerpunkt der Journalisten in Los Angeles. Mit dem Aufkommen von Online-Influencern müssen Prominente jedoch keine Fernsehinterviews mehr geben, um ihre Filme oder Shows zu bewerben. Sie können sich direkt online an die Öffentlichkeit wenden und haben dabei die volle Kontrolle über ihr Image, bis hin zu den Objektiven, mit denen sie fotografiert werden. Wie wir von einem langjährigen unabhängigen Fernsehproduzenten gehört haben, ist die Zeit der Prominenten im Fernsehen vorbei. Die Gesamtzuschauerzahl im Fernsehen sinkt weiter und TV-Streaming scheint die einzige Möglichkeit zu sein, junge Zuschauer bei der Stange zu halten. Dank des RIAS-Netzwerks hatten wir auch ein aufschlussreiches Gespräch mit einem hochrangigen Diplomaten aus der ehemaligen US-Regierung und einen anregenden Austausch mit einem Professor, dessen Website mit „Dan Schnur Helps You Make Sense of a Confusing Political World“ beginnt. Ihm zufolge sind die Menschen heute im Allgemeinen entfremdet, geopolitisch verängstigt und erschöpft, und die Polarisierung in den Vereinigten Staaten ist nur ein Symptom dafür. Wir besuchten den historischen Jonathan Club in Downtown LA und das Wende Museum in Culver City, das dem Kalten Krieg gewidmet ist; das Art-Deco-Hollywood-Museum, in dem Max Factor Marilyn Monroe in eine ikonische Blondine verwandelte, die Villa Aurora, in der Lion Feuchtwanger über ein Jahrzehnt lebte, und das Haus von Thomas Mann in Pacific Palisades, beides heute Veranstaltungsorte für Stipendienprogramme für Künstler und Wissenschaftler. Es war eine Woche, in der ich das große Vergnügen hatte, andere Alumni und amerikanische Gastgeber zu treffen, mit denen ich in Kontakt bleiben möchte, und die mir neue Einblicke in die Medienbranche und spannende Fragen über das, was noch kommen wird, brachte. Vielen Dank an RIAS!
Anna-Maria Schuck, Mainz
Los Angeles, die Stadt der Stars, der großen Hoffnungen – und der zerplatzten Träume. Für mich ist Los Angeles genau das: eine Stadt der Gegensätze, in der sich wie in einem Kaleidoskop die Vielstimmigkeit dieser so ungleichen US-amerikanischen Gesellschaft spiegelt. Schillernd schön und knallhart heruntergekommen. Diese Widersprüchlichkeit bei so vielen unterschiedlichen Begegnungen zwischen Beverly Hills und Skid Row in kürzester Zeit hautnah erleben zu dürfen, ist ein echtes Privileg. Vielen Dank an RIAS, vielen Dank an eine wunderbare Gruppe. Eine Woche in La La Land war eine fantastische Erfahrung und ein echtes Privileg
Wiebke Keuneke, Berlin
Los Angeles hat alles, was das Herz begehrt: Sonne, Strand, Meer, Stars, große Villen und einen lässigen Vibe. Besonders am ersten Tag haben wir den Kontrast zwischen Reichtum und Armut innerhalb kürzester Zeit erlebt. Wir starten in der Skid Row, wo tausende obdachlose und leider sehr oft auch drogenabhängige Menschen auf der Straße leben. Investoren bauen hier übrigens weiterhin Wohnungen, nur, dass niemand hierhin ziehen möchte, weil es ihnen viel zu gefährlich ist. Für die Obdachlosen sind diese Luxusapartments natürlich viel zu teuer. Was passiert also? Die obdachlosen Menschen campieren mit ihren Zelten auf den Bürgersteigen vor den leerstehenden Wohnungen… Das ist schwer nachzuvollziehen, ähnlich wie der darauffolgende Termin im Jonathan Club, der nur knappe zwei Kilometer von der Skid Row entfernt ist und deren einmalige Aufnahmegebühr 85.000 Dollar beträgt. Kurzum: Los Angeles hat alles – nur nicht für jeden.
Elena Kuch, Hamburg/Berlin
Los Angeles ist eine dieser Städte, von denen man das Gefühl hat, dass man sie sehr gut kennt. So viele ikonische Orte: Die Palmen am Straßenrand der Boulevards, ein Pool von David Hockney bemalt, die Hollywood Hills oder einfach nur ein Hot Dog Stand, der schon in vielen Filmen zu sehen war. Durch den kulturellen Einfluss sind mir die USA nah. Doch jedes Mal, wenn ich dann da bin, merke ich, dass ich mich eigentlich gar nicht so gut auskenne. Dank des RIAS Netzwerks sind uns einige Türen geöffnet worden: Wir haben einen echten Beverly Hills Cop getroffen. Wir haben gelernt, dass die Bevölkerung von Beverly Hills sehr alt geworden ist, und dass diese Stadt der Autos offenbar noch keine echte Idee für eine Verkehrswende hat. Und Hollywood? „Der Lack ist ab“, sagte einer unserer Gesprächsgäste. Auch die Türen der Universal Studios wurden für uns geöffnet. Doch drinnen: Stillstand wegen des Actor Strikes. Und bei den TV und Radio Stationen ähnliche Verunsicherung wie in unseren Redaktionen, weil immer weniger Menschen Broadcast Medien konsumieren. NBC lädt die eigenen Nachrichtensendungen bei YouTube hoch, bei NPR überlegt man, ob die Zukunft doch wieder eher im Linearen liegt, weil die Podcasts so viel Konkurrenz bekommen haben. Währenddessen machen sie aber weiter exzellenten Journalismus. Weil Kalifornien auch bekannt dafür ist, Trendsetter zu sein, bin ich zuversichtlich, dass hier bald wieder große Ideen für die Zukunft geschmiedet werden: Für den Journalismus, die Stadt und die Filmbranche. Vielen Dank an die RIAS Berlin Commission und alle Alumni für diese Reise und die Einblicke!
Vladimir Balzer, Berlin
Was für ein Erlebnis! Eine unvergessliche Woche in einer der aufregendsten Städte der USA – Los Angeles. Nun, vielleicht mehr als eine Stadt, eine urbane Landschaft mit Hunderten von Themen, die es zu behandeln gilt. Wir haben uns auf einige davon konzentriert, zum Beispiel auf die Obdachlosenkrise, die die soziale Kluft immer noch sichtbar macht, und auf die Schwierigkeiten, sie zu verringern. Aber wie immer in den USA, wenn es ein Problem gibt, gibt es auch einen gemeinsamen Sinn für zivile Aktivitäten, um es anzugehen. Der Besuch bei der Union Rescue Mission in der problematischen Skid Row war beeindruckend – zu sehen, dass es Hilfe gibt, auch wenn es noch keine Lösung für das Problem selbst gibt. Beeindruckend bei dieser inspirierenden Alumni-Reise war auch das kontroverse Gespräch mit dem ehemaligen US-Botschafter in Deutschland, Rick Grenell, der uns Journalisten aus unserer Komfortzone herausholte. Nicht zu vergessen der wunderbare Austausch mit so vielen talentierten Kollegen in verschiedenen Nachrichtenredaktionen im Raum L.A. – die meisten von ihnen waren Rias-Stipendiaten und sind nun stolze Alumni. Das zeigt: Der Geist von RIAS lebt weiter und bringt Journalisten über viele Jahre hinweg zusammen. Vielen Dank also an die Rias-Kommission und an dieses wunderbare Netzwerk von Rias-Stipendiaten!
Susanne Papawassiliu, Berlin
Was für eine Woche. Wer in Beverly Hills weiß schon, dass es eine direkte Busverbindung ins beschämendste Elendsviertel der Stadt gibt? Nur gut eine Stunde entfernt: Skid Row. Hier leben, oder vegetieren rund 15000. (!) Menschen, die letztlich aufgegeben wurden. Gäbe es nicht Institutionen wie die Union Rescue Mission. Unser erster Programmpunkt hat auf unnachahmliche Weise die Extreme verdeutlicht, die Los Angeles auch ausmachen. Und motiviert. Es gibt Menschen, denen das nicht egal ist. Ein starker Start in diese Woche, die uns nahegebracht hat, dass „low budget“ niemals ein Werbeslogan für Beverly Hills sein wird, diese Insel des gediegenen Wohlstands. Wir navigieren uns von dort mit Bussen und U bahn zu Terminen, die eine riesige Bandbreite dieser schwer zu fassenden Stadt präsentieren. Fernsehsender, die den Latinos „News you can use“ präsentieren, good old Hollywood im Museum und feinste deutsche Förderprogramme für Künstlerinnen und Künstler in atemberaubender Kulisse. Wir diskutieren(oder streiten?) mit einem republikanischen Hardliner. Wir singen Karaoke in Koreatown. Wir mingeln, suchen nach dem perfekten Spot für ein Foto mit dem Hollywood Sign, schließen Freundschaften und knüpfen weiter an diesem tollen Netz der RIAS Fellows. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus den USA haben viel für uns möglich gemacht und vielleicht haben wir ihnen die Scheu vorm Busfahren genommen.
Erik Kirschbaum
Was für eine unvergessliche Woche in Los Angeles mit den Alumni der RIAS Berlin Kommission und unseren inspirierenden Gastrednern war das. Wir haben Teile der Stadt gesehen, die wir in unserer eigenen Stadt niemals hätten entdecken können. Wir haben voneinander und über uns selbst gelernt. Wir haben neue Freundschaften geschlossen. Wir alle haben uns mit RIAS und insbesondere mit unseren amerikanischen RIAS-Alumni-Kollegen verbunden oder wiederverbunden. Und wir sind alle ein bisschen amerikanischer geworden, zumindest für diese Woche, während wir uns in dieser ausgedehnten Metropole bewegten. Wir danken all unseren großartigen Rednern wie dem ehemaligen Gouverneur Pete Wilson, der KMEX-Moderatorin Gabriela Teissier, dem KABC-Wirtschaftsredakteur Frank Mottek, dem ehemaligen Botschafter Richard Grenell, der Generalkonsulin Andrea Sasse, Bürgermeister Julian Gold, dem KABC-Moderator David Ono, dem Trainer der südkoreanischen Fußballnationalmannschaft Jürgen Klinsmann, dem Direktor der Union Mission Andy Bales und Johannes Massner vom Jonathan Club sowie vielen anderen für ihren Enthusiasmus und dafür, dass sie sich Zeit für den RIAS genommen haben. Wir alle haben einen unstillbaren Appetit zu lernen. Ich kann euch allen gar nicht genug dafür danken, dass ihr diese Woche in LA mit mir gemeinsam unterwegs waren.