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News & Events

21. November 2024

Deutsche RIAS-Alumni berichten über ihre Woche mit dem RIAS-Alumni-Programm in Washington, D.C. im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2024

Gesa Eberl, ntv, Köln
„Trump wird wahrscheinlich wieder an die Macht kommen. Wir rechnen mit politischen Turbulenzen, aber wir Amerikaner haben schon schlimmeres überlebt.“ eines der ehrlicheren Zitate, das wir von einem Kommunikator aus dem Capitol in einem unserer zahlreichen spannenden politischen Dialoge erfahren haben. Ohne Namen zu nennen. Was für eine großartige Woche in Washington mit ehrlicheren innenpolitischen Einblicken als von vielen Kongress Abgeordneten, politischen Analysten oder Denkfabriken erwartet! Andererseits:“ wie Ihnen sagt, er wisse, wer, Präsident/in würde am 5. November, der lügt.“ Umfragewerte, so eng beieinander, so polarisiert dieses Land wie selten zuvor. Eine Alumni Reise mit fast 40 deutschen Journalisten im Austausch mit Hudson Institute, Politico, German Embassy bis hin zu einer Expertin für politische Gewalt, die schlimmere Auseinandersetzungen befürchtet, wenn Harris an die Macht kommt, denn dann werden die Trump-Anhänger keine Ruhe geben. Zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl vor Ort in Washington, D.C. zu spüren und zu hören, welche Bedenken die Amerikaner für die nächsten vier Jahre haben werden, hat mich einmal mehr beeindruckt und gesellschaftlich fasziniert zugleich. Ganz nah dran waren wir vor allem dann im Weißen Haus beim noch amtierenden Präsidenten Joe Biden. Als Journalisten konnten wir das letzte Mal einen Blick erhaschen, denn es war vermutlich das letzte Mal, dass wir diesen Mann öffentlich persönlich sehen werden. Goodbye Joe Biden Goodbye USA! Danke RIAS!

Michael Stang, Deutschlandfunk/WDR, Berlin
“Obama has cooked the books”, so Kevin Dayaratna von der Heritage Foundation. Damit begründete der Datenspezialist, warum aus seiner Sicht der menschen-gemachte Klimawandel auch durchaus anders gesehen werden kann und, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und der Erd- erwärmung gibt. Dies sollte nicht die einzige Aussage sein, die mich irritierte, zumal, als jemanden, der regelmäßig als Wissenschaftsjournalist über diese Thematik berichtet. Aber genau deswegen wollte ich auf die RIAS-Alumnireise nach Washington DC kurz vor den Wahlen fahren – um zuzuhören, zu lernen und versuchen zu verstehen, wie dieses tief gespaltene Land funktioniert. Und es gab reichlich Erkenntnisse, von politischen Organisationen, NGOs, aus der Wirtschaft, Thinktanks, dem universitären Umfeld, der Diplomatie und häufig gab es nur eine der beiden Sichtweisen, dass alles frustrierend sei und eine Katastrophe bevorsteht („Donald Trump ist nur der Anfang“) oder, dass alles halb so wild sei, das politische Amerika habe schließlich bisher immer allen Kräften standgehalten (“checks and balances“). Dieses Bild eines tertium non datur („ein Drittes gibt es nicht“) im Sinne eines Law of the Excluded Middle wurde bei fast jedem Termin deutlich. Dass es selbst im Capitol, das vor bald vier Jahren einen Angriff auf die Grundfesten der Demokratie erlebte, kein Hinweisschild zum 6. Januar 2021 gibt und bei den Führungen auf Nachfrage lediglich darauf verwiesen wurde, dass es hier nicht um die jüngste Geschichte geht, spricht Bände – ebenso die Entscheidung der Washington Post, erstmals seit 1988 keine Empfehlung für die US-Präsidentenwahl aussprechen, eine Entscheidung von Amazon-Gründer Jeff Bezos als Besitzer der Zeitung. Diese Erkenntnisse gaben reichlich Stoff für die vielen fruchtbaren Diskussionen nicht nur während der ergiebigen, vielfältigen Termine, sondern auch innerhalb unserer RIAS-Gruppe später – und damit meine ich nicht nur die deutschen, sondern vor allem auch die amerikanischen Alumni dieses großartigen, transatlantischen Netzwerks.

Lydia Leipert, BR, München 
“You are scared. I am scared too.” Wenn einem diese Worte in vier Stimmlagen von hunderten Sängern in der Kathedrale in Washington entgegen klingen, geht das nicht spurlos an einem vorbei. Beim „Big Sing“ (einem vom Kennedy Center organisierten Community singing), sangen Alt, Sopran, Bass und Tenor, das, was man überall in der amerikanischen Hauptstadt spürt. Angst, Unsicherheit, Ungewissheit. Wie geht es weiter in 10 Tagen nach der „razor sharp“en Wahl? Und wie in den Wochen danach, wo doch keiner davon ausgeht, dass der Wahlausgang so easy von allen Seiten akzeptiert werden wird. Wie unterschiedlich diese Wahl und ihr Ausgang gesehen wird, hat die Woche mit RIAS in Washington unter dem Brennglas gezeigt. Wir trafen Journalist:innen wie von „Media Matters“, die gegen Desinformation kämpfen und sich auf möglichen Deportationslisten von Trump wähnen, bis hin zu konservativen ThinkTanks wie des Hudson Institutes, die an die Checks&Balances glauben, und daran, dass das System auch einen Trump aushält. Wie geteilt dieses Land ist, wie angespannt die Stimmung vor Ort ist und was noch alles passieren kann – Expertinnen wie Cynthia Miller-Idris, Soziologin und Extremismus-Forscherin, haben ein erschreckendes Bild gezeichnet von einer Demokratie, die am wackeln ist. Wie wenig selbstverständlich ist eigentlich die demokratische Verfasstheit der USA? Und wie die Deutschlands? Neben den vielen spannenden Eindrücken und Expert:innen-Meinungen waren es vor allem die Nachgespräche in der RIAS-Gruppe, die mich weiter gebracht haben. Mein großer Dank gilt dem RIAS Programm für unbezahlbare Einblicke in ein Land am Scheideweg – allen vorweg an Pam Ortega, die unsere Gruppe geduldig und professionell unterstützt und begleitet hat. Thank you!

Michael Heussen, WDR, Köln
Es ist die größte Politik-Show der Welt, und sie fängt schon lange vor dem Betreten amerikanischen Bodens an: In meinem Fall auf dem Flughafen von Dublin, wo bereits die US-Immigration stattfindet. „Sie sind Journalist? Sie fliegen bestimmt wegen der Wahl rüber?“. Oha, was kommt jetzt? Der Immigration Officer entpuppt sich als eingetragener Demokrat aus dem Mittleren Westen, der aber noch nicht weiss, wen er wählen wird. „Ist schwierig diesmal.“ Warum, das sagt er aber nicht, und ich will auch nicht zu sehr nachbohren: Die Schlange hinter mir ist lang.
In New York City sei die Sache eindeutig, hatte ich gedacht. Ok, der Trump Tower an der Fifth Avenue, unten im Basement der Devotionalienshop mit einem Lebkuchen-Trump, aber sonst alles Harris? Spätestens bei der Autofahrt durch Staten Island Richtung New Jersey zähle ich mehr Trump- als Harris-Schilder in den Vorgärten. Und dieser Eindruck verfestigt sich bei den Hintergrund-Gesprächen in Washington: Die einen wollen auf jeden Fall gewinnen, die anderen auf keinen Fall verlieren. Das Momentum scheint schon in dieser Oktober-Woche bei den Republikanern zu liegen. Der einfachste Erklärungsansatz: das eigene Portemonnaie ist näher als die Ukraine. Trump verspricht jedem mehr Geld. Viele glauben das. Und all die Beleidigungen und vulgären Entgleisungen? „Machen doch beide Seiten!“.
Vor 20 Jahren durfte ich dank RIAS zum ersten Mal US-Wahlkampf hautnah erleben, etwa in Missouri und in Kalifornien: George W. Bush gegen John Kerry. Im Vergleich zu heute ein Duell mit Wattebäuschen. 2008 Barack Obama gegen John McCain. Ehrenmänner. 2012 Obama gegen Mitt Romney. Gentlemen. 2016, mit Trump, wurde alles anders. Und das ist es jetzt zum dritten Mal, der Kampf wird zum Krieg zwischen den Parteien. Ich hoffe, dass ich 2028 eine Rückkehr zur guten alten Zeit erleben werde.

Kate Brady, The Washington Post, Berlin
Nur zwei Wochen vor der US-Wahl war die RIAS-Alumni Reise eine außergewöhnliche Erfahrung für mich — beruflich, sowie persönlich. Die Vielfalt an anregenden Gesprächen und Diskussionen mit Think Tanks, Medienbeobachtern und politischen Beratern half mir dabei, ein besseres Verständnis nicht nur für den aktuellen Zustand Amerikas zu entwickeln, sondern auch dafür, wie sich die transatlantischen Beziehungen in den kommenden Jahren verändern könnten. Das Treffen mit Media Matters, bei dem es hauptsächlich um die Bedrohungen der Pressefreiheit, Desinformation und die Rolle von KI ging, war besonders aufschlussreich und führte zu Diskussionen innerhalb der Gruppe noch lange nach dem Treffen. Ebenso die Treffen mit Constanze Stelzenmüller vom Brookings Institute und der Expertin für politische Gewalt Cynthia Miller-Idriss, hinterließen einen tiefen Eindruck bei mir — besonders, als sie die weiteren Auswirkungen der Wahl auf nationaler und internationaler Ebene diskutierten. Beide Rednerinnen konnten die Ähnlichkeiten zwischen einigen Bereichen der deutschen und der amerikanischen Gesellschaft hervorheben, vor allem beim Thema Populismus und Rechtsradikalismus. Die Reise war für unsere Gruppe auch eine Gelegenheit, eigene Ideen auszutauschen und gleichzeitig die fantastische Stadt D.C. zu erleben! Nichts davon wäre ohne die großartige Organisation durch Pam Ortega vor Ort möglich gewesen, die uns sogar in letzter Minute einen Besuch im Presseraum des Weißen Hauses sichern konnte. Vielen Dank an das gesamte RIAS-Team, das dieses einzigartige Erlebnis möglich gemacht hat!

Clas Oliver Richter, NDR, Hamburg
Was passiert, wenn sich eine Reisegruppe in diesen Zeiten gemeinsam auf den Weg in die USA macht? Als erstes gründet sich – selbstverständlich – eine WhatsApp-Gruppe!!!!!! Und sorgt so für einen euphorischen Start! Schon vor dem Abflug Termine vereinbaren – die gesamte Gruppe und unsere sensationelle Programm-Managerin Pam Ortega über Flug-Verspätungen auf dem Laufenden halten – WhatsApp sei Dank – schon vor dem ersten Aufeinandertreffen haben wir uns viel zu erzählen!  Washington begrüßt uns mit entspannten sommerlichen Temperaturen – angespannt wirken allerdings die meisten, mit denen wir sprechen.  Bei NBC 4/Telemundo erfahren wir, wie der Lokal-TV-Sender weiterhin gutes Geld verdienen will, wie auch die spanisch-sprachige Zuschauerschaft im Großraum Washington erreicht wird – und wie die intensiv geschaltete Wahlwerbung sich mit dem journalistischen Selbstverständnis verträgt. Angespannt sind sie dennoch bei NBC/Telemundo, denn niemand weiß, welche Konsequenzen eine zweite Amtszeit von Donald Trump für die US-Medien haben wird. Unser Besuch bei der konservativen Heritage-Foundation gehört für mich zu den Höhepunkten. Selten habe ich so detailliert das Weltbild erzkonservativer Politologen vorgestellt bekommen. Auf die Frage nach dem Klimawandel und den jüngsten Hurrikans im Süden der USA antwortet der Heritage-Klima-Experte Kevin Dayaratna kurzerhand, „dass es auch im Jahr 1940 ähnlich viele Hurrikans gegeben hätte – und diese auch niemand mit einem Klimawandel in Verbindung gebracht habe“. Da aber selbst die rechten Politik-Strategen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, wer demnächst ins Weiße Haus einziehen wird, wirken auch sie nicht wirklich locker. Bei unserer Visite beim lokalen öffentlich-rechtlichen Radiosender WAMU 88.5 erleben wir sehr engagierte JournalistInnen, die in schwierigen Zeiten für ihre Aufgabe brennen. „Vor einigen Jahren hatten wir noch mehr als zwanzig Reporter im Einsatz, jetzt sind es noch zwei“, erzählt RIAS-Alumna und Früh-Moderatorin Esther Ciammachilli. Dass ein republikanischer Präsident die Förderung liberaler Medien nicht wirklich unterstützen würde, wissen sie alle bei WAMU 88.5. Mein persönliches Highlight erlebe ich dennoch hier: Wir treffen Diane Rehm, eine Legende des amerikanischen Radiojournalismus. Ihre Talksendung „The Diane Rehm“ Show gehörte für mich seit meinem ersten USA-Trip 1995 als fester Termin zum täglichen Ablauf einfach dazu. Inzwischen produziert sie mit 88 Jahren einen Podcast, hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Dass Zeit für ein kurzes „meet and greet“ bleibt, bleibt für mich eines der schönsten Erlebnisse unserer Reise. Die Tage in Washington sind voller Eindrücke, die uns allen die besondere Dynamik dieser politik-verrückten Stadt vorführen. Gottseidank bleibt auf dem langen Rückflug genug Zeit, um alles fürs Erste zu verdauen. Und gottseidank gibt es die WhatsApp-Gruppe, für den Austausch auch in den Tagen und Wochen danach!

Anja Heyde, ZDF, Berlin
Ich habe diese Reise angetreten voller Hoffnung, weil Kamala Harris im Sommer eine reale Chance war. Und ich bin von dieser Reise zurückgekehrt mit einem winzigen Körnchen Hoffnung im kleinen Zeh, dass Amerika seine erste Frau als Präsidentin bekommt… Das Körnchen ist sehr klein. Aber es ist da. Es waren die Zwischentöne bei den vielen Gesprächen, die wir hatten, die meine Hoffnung so klein gemacht haben: Mit Media Matters, die uns gezeigt haben, wie viel Lügen und Trolle am Werk sind, um den Wahlkampf zu beeinflussen. Die Zahlen bei PEW Research und vom Cook Report, die deutlich gemacht haben, wie viele Vorbehalte es selbst in den POC-Communitys gegen eine Frau als Präsidentin gibt. Und die Washington Post, die an dem Tag als wir dort zu Besuch waren, verkündeten, sie würden keinen der beiden Präsidentschaftskandidaten unterstützen. Aber ich habe in dieser Reise erneut den unglaublichen Reichtum unseres RIAS-Alumni-Netzwerkes gesehen. Ein Alum hat uns ins Weiße Haus geführt. Dadurch haben wir Joe Biden live gesehen! Wir saßen mit Mitch Mc Connells Sprecher Doug Andres im Capitol, weil es eine Verbindung gab. Diese Verbindungen werden noch wichtiger, sollte Donald Trump tatsächlich noch mal Präsident werden.

Christian Schlegel, phoenix, Köln/Bonn
Der einwöchige Aufenthalt mit der Alumni-Gruppe der RIAS Berlin Kommission in Washington, D.C., war für mich als Politikwissenschaftler und Redakteur, der sich intensiv mit US-Präsidenten und ihrer Biografie beschäftigt, eine einmalige Erfahrung. Ein unvergesslicher Höhepunkt war es, Präsident Biden im Garten des Weißen Hauses so nah zu erleben – ein Moment, der so überraschend und besonders war, dass ich dafür sehr dankbar bin. Das sechstätige Programm bot Einblicke, wie sie nur selten zu bekommen sind. Nicht nur im US-Kongress bekamen wir einen Einblick in die amerikanische Politik. Wir erhielten auch Zugang zu einflussreichen Denkfabriken und politischen Institutionen wie New America, der Eurasia Group und der konservativen Heritage Foundation. Auch das Pew Research Center, die Deutsche Botschaft, sowie die Sender NBC4 und WTOP öffneten ihre Türen und gaben uns einen umfassenden Einblick in die amerikanische Medien- und Politikkultur – Einblicke, die für einen einzelnen Journalisten kaum zu erreichen wären. Besonders inspirierend waren die Begegnungen mit den anderen deutschen Teilnehmern und den amerikanischen Rias-Fellows. Der Austausch über unterschiedliche Perspektiven und die gemeinsame Reflexion über aktuelle Themen stärkten das transatlantische Verständnis und zeigten eindrucksvoll, wie wertvoll solche Programme sind, um die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland zu fördern. Diese Woche hat mein Wissen und meine Perspektiven nachhaltig erweitert und mir geholfen, das politische und gesellschaftliche System der USA besser zu verstehen –Wissen, das ich jetzt noch besser an das deutsche Publikum und Studierende weitergeben kann.

Petra Gute, rbb, Berlin
„Razor-sharp“ sei der Unterschied in den Umfragen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. So kurz vor der Wahl steht es quasi 50:50. Auch wenn mehr als 70% der Deutschen glauben, dass Harris gewinnt, müssen wir damit rechnen, dass es eine zweite Trump-Amtszeit geben könnte. Die Sorge und die Anspannung sind groß in den USA, auch die Erschöpfung, und die Desinformation – das spüren wir überall, wo auch immer wir mit dem RIAS-Alumni-Programm so kurz vor dem entscheidenden, historischen Wahltag sind. Die Demokratie in den USA wirkt erschreckend bedroht. Vielen Dank für all diese Einblicke in das, was in diesen Tagen so kurz vor dieser Wahl gerade in den USA passiert – und vor allem für dieses so facetten- wie abwechslungsreiche Alumni-Programm in Washington D.C., das Pam Ortega klug zusammengestellt und organisiert hat.  Wir haben eine große Bandbreite verschiedenster Ansichten und politischer Einstellungen hier erleben dürfen – von „Media Matters for America“ bis zur „Heritage Foundation“.  Sehr beeindruckend auch das Hintergrundgespräch im Kapitol mit Doug Andres, dem Sprecher von Mitch McConnell. Und was für ein Erlebnis, von David Bruns durch die Räume der Washington Post geführt zu werden just an diesem historischen Tag, an dem das Blatt zum ersten Mal seit Jahrzehnten keine Empfehlung für eine US-Wahl gibt – mit weitreichenden Folgen. Mit großer Dankbarkeit, all dies in dieser großartigen Gruppe erfahrener, versierter Journalistinnen und Journalisten, allesamt RIAS-Alumni, erlebt haben zu dürfen fliegen wir wieder nach Hause zurück und warten nun auf den 5. November und den Ausgang dieser auch für uns jetzt noch einmal mehr sehr besonderen US-Wahl. Wir werden diese Woche nie vergessen – und dass Jeff Mason, der White House Correspondent von Reuters, uns alle zusammen noch kurzfristig ins Weiße Haus „einschleusen“ konnte und wir dem noch amtierenden 46. US-Präsidenten Joe Biden ein letztes Mal persönlich zu seinem Abflug (nach Arizona) „zuwinken“ durften sowieso nicht: a once in a lifetime experience!

Michael G. Meyer, Deutschlandradio/WDR, Berlin/Köln
Die USA sind politisch gesehen in Aufruhr – Polarisierung und Zuspitzung, wohin man guckt. Da passte diese Alumni-Reise der RIAS Berlin Kommission sehr gut, um den politischen und medialen Puls zu fühlen.  Die Gespräche und Talks gingen von links bis rechts und in die Mitte des politischen Spektrums.  Welche Programmpunkte haben mir besonders gefallen?  Ich fand spannend, zu zwei Latino- Newsrooms zu gehen, die die spanisch-sprachigen Zuschauer mit Informationen versorgen.  Die „Heritage Foundation“, die mit ihrem „Project 2025“ die Leitlinien konservativer Politik in den USA formuliert haben.  Spannend fand ich auch die politischen Insights von Constanze Stelzenmüller, die an der Brookings Institution arbeitet, wer zieht im Hintergrund die Strippen, wer formuliert die ideologischen großen Linien in den USA – all das konnte Stelzenmüller wunderbar darlegen.  Auch die Mischung der Journalisten und Journalistinnen, die wir treffen konnten, hat mir gut gefallen, es war eine perfekte Mischung aus Analyse, Meinung, Insights mit jungen und älteren Kollegen und Kolleginnen. Man konnte sehr viele Infos und Eindrücke nach Deutschland mitnehmen. Im Übrigen war auch die Alumni-Gruppe selbst sehr nett und interessant. Danke, dass ich daran teilnehmen durfte.

Julia Rubner, MDR, Dresden
Eine Woche Washington D.C. mit Rias. Wow. Eine Woche nach Ende der Reise kann ich es immer noch die fassen. Hinter mir, hinter uns liegen sechs eindrucksvolle Tage. Die US-Hauptstadt kurz vor der Präsidentschaftswahl besuchen zu können, eine Fülle an Perspektiven zu hören und zu diskutieren und dazu noch 40 Rias-Fellows wiedertreffen oder neu kennenlernen zu dürfen empfinde ich als großes Geschenk. Highlights herauszugreifen, fällt schwer: Im Garten des Weißen Hause sprintet US-Präsident Joe Biden vor uns in den Hubschrauber. Das vierköpfige Panel der Heritage Foundation gewährt tiefe Einblicke in eine uns abstrakte, ultra-konservative Weltsicht. Media Matters kämpft auf der anderen Seite gegen „conservative misinformation“. Wir laufen durch die Flure des Capitols, schaudern bei den Schilderungen von Doug Andres über die Geschehnisse am 6. Januar 2021 in eben jenen Gängen. Politico-Journalist Sudeep Reedy spricht mit uns über Arbeit und Erfolge seiner Redaktion. National Security Correspondent JJ Green zieht uns mit leidenschaftlichen Äußerungen und bemerkenswerter Gedächtnisleistung in seinen Bann. Mit Rias Fellow David Bruns laufen wir respektvoll flüsternd vorbei an Pulitzer-Preisen über die Flure der Washington Post – just an dem Tag, an dem die Post verkündet, erstmals auf ein Endorsement eines Präsidentschaftskandidaten zu verzichten. Dazu kommen private Momente: unzählige Laufmeilen durch die Straßen der Stadt – vorbei an Vorgärten wahlweise gespickt mit Harris/Walz-Bannern oder Halloween-Deko oder beidem; das Gespräch mit einer Uber-Fahrerin und Trump-Supporterin; ein Abend mit Kolleginnen im Kunst-Museum; das Eishockey-Spiel der Washington Patriots gegen das Philadelphia. Die Liste ist endlos. Danke dafür, Rias. Danke an das Team Berlin, an Christina Reif und Christoph Jumpelt für die Organisation. Und Danke an Pam Ortega, die uns in Washington immer zur Seite stand. Es war großartig.

Oliver Sallet, ARD, Berlin
Zwei Jahre ist es her als ich meine Korrespondentenzeit in Washington DC und den Vereinigten Staaten hinter mir ließ und zurück nach Berlin zog. Mit dem RIAS-Alumni-Programm war ich nun zum ersten Mal zurück und das zu einer besonders spannenden und auch historischen Zeit. Besonders gefreut habe ich mich, dass ich mit einigen Kontakten zum Programm beitragen durfte und so auch ehemalige Interview- und Gesprächspartner wieder treffen konnte. Etwa die Extremismusexpertin Cynthia Miller-Idriss, die in meinem Dokumentarfilm den 6. Januar voraussagte, aber für die diesjährige Wahl Entwarnung gab (sie sollte bislang wieder Recht behalten). Oder den Sprecher des scheidenden Senate Minority Leaders und Trump-Kritikers Mitch McConnell, der mit Blick auf das nahende Ende dessen Amtszeit sehr offen mit unserer Gruppe sprach. Die Alumni-Gruppe selbst war aus verschiedenen Redaktionen in ganz Deutschland besetzt und sehr inspirierend. Ein Nachmittag im Weißen Haus inklusive joggendem One-Term President Biden inklusive kurzem Statement und startender Marine One, die mächtig Wind machte, sind sicher für die ganze Gruppe bleibende Eindrücke. Auch das Treffen und der Austausch mit US-Alumni des RIAS-Netzwerks war wie immer ein Highlight und zeigt, wie gut der transatlantische Austausch auch Jahre nach dem RIAS-Fellowship weiter funktioniert.

Stephanie Zietz, NDR, Hamburg
In Washington haben mich vor allem die kleinen, oft unerwarteten Momente nachhaltig beeindruckt. Da war der ältere Herr, der für Halloween fröhlich sein Plastikskelett in seinem Vorgarten drapierte und mich in ein sehr herzliches und unbeschwertes Gespräch verwickelte. Da war der Busfahrer, der mir von seinen langen Arbeitstagen und den nächtlichen Schichten seiner Frau erzählte: „Und wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, muss meine Frau direkt wieder los. Wir tun das alles für die Familie – auch wenn wir kaum Zeit für sie haben.“  Doch Washington, D.C. ist mehr als nur ein Schauplatz emotionaler Begegnungen. Dort wird auch heftig debattiert. In Konferenzräumen treffen wir auf eine Verfassungsjuristin, eine Soziologin und ein engagiertes Team von Medienbeobachtern. Ihre Gespräche über Radikalisierungstendenzen, Echokammern im Netz und die Resilienz der amerikanischen Verfassung waren nicht nur intellektuell anregend, sondern auch zutiefst bewegend. Es war, als würden sie mit jedem Wort ein Mosaik aus Gedanken und Perspektiven schaffen, das die Komplexität der amerikanischen Gesellschaft widerspiegelt. Die Rias-Woche in Washington entwickelte sich zu einem persönlichen Streifzug durch unterschiedliche Ansichten. Doch so verschieden die Menschen und die Gespräche mit ihnen auch waren, sie alle blicken mit Hoffnung und Skepsis auf die bevorstehenden Wahlen, sie alle verbinden Sehnsüchte und Erwartungen an ein vereintes und friedliches Amerika. Am Ende ist es so einfach wie kompliziert: sie alle wollen ihr Amerika.

Bartosz Dudek, Deutsche Welle, Köln
Das Alumni-Programm vor den Präsidentenwahlen 2024 war sehr gut ausgewogen und gab uns Einblicke in das politische Geschehen über Parteigrenzen hinweg. Deswegen waren sowohl die Treffen in Heritage Foundation als auch im Brookings-Institut für mich sehr hilfreich. Der Besuch im Pew Research Center lieferte dazu solide empirische Befunde. Das größte Highlight aber war für mich im Weißen Haus zu sein und am kurzen Treffen des Präsidenten Joe Biden mit den Reportern teilnehmen zu dürfen. Wenn man bedenkt, dass ich in der kommunistischen Diktatur hinter dem Eisernen Vorhang aufgewachsen bin, war das ein besonders symbolisches und rührendes Moment meines Lebens. Ich bin dafür dem RIAS, unserem Alumnen Jeff Mason und uns vor Ort ausgezeichnet betreuenden Pam Ortega besonders dankbar

Astrid Corall, NDR, Hamburg
Joe Biden fliegt ab. Und wir sind dabei. Unsere Rias-Gruppe steht am Weißen Haus, beobachtet wie der Präsident der versammelten US-Presse ein kurzes Statement gibt und dann in den Helikopter steigt, der ihn nach Arizona bringt. Nur wenige Wochen ist Biden noch im Amt, Kamala Harris oder Donald Trump werden ihm folgen. Harris oder Trump? Diese Frage begleitet uns die ganze Woche. Sicher scheint nur eins: Es wird ein enges Rennen bei dieser Wahl. Wie toll, dass wir kurz vorher mit Rias in Washington sein und mit Vertreterinnen und Vertreter von Think Tanks, Mitarbeiter von Politikern sowie Journalistinnen und Journalisten von NBC4, WAMU 88.5 und Washington Post sprechen können. Sie geben uns viele interessante Einblicke und teils sehr unterschiedliche Einschätzungen. Zu den Themen, die den Wahlkampf bestimmen. Zu den Folgen eines möglichen Sieges von Trump für die USA, zu den Auswirkungen auf das transatlantische Verhältnis und den Krieg in der Ukraine. Und zu der Frage, ob es – falls Harris gewählt wird – ruhig bleibt in diesem so gespaltenen Land. Eine große Besorgnis und auch Verunsicherung sind in einigen Gesprächen zu spüren. Die Woche ist intensiv, der Besuch des Press Rooms im Weißen Haus und der Abflug Bidens das I-Tüpfelchen. Ich verlasse Washington mit vielen wertvollen Eindrücken und auch einem besseren Verständnis für das, was die Menschen bewegt. Ein großer Dank an die Rias-Kommission, an Pam, an die US-Alumni und alle, die das alles ermöglicht haben! Diese Woche wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Jan Liebold, RTL, Köln
Wie denken Journalisten und Politikberater in der US-Hauptstadt Washington über die Lage im Land, kurz vor den wegweisenden Präsidentschaftswahlen am 5. November 2024? Das will ich gemeinsam mit 39 anderen deutschen Journalistenkollegen und -kolleginnen auf meiner RIAS-Reise vom 20. bis 26. Oktober herausfinden. Unsere Koordinatorin Pam Ortega hat eine Reihe spannender Termine arrangiert. Und egal, ob political adviser von progressiven oder konservativen Thinktanks, Korrespondenten von Politico oder Washington Post, alle sind sich einig: Noch nie waren die USA politisch so gespalten, Harris- und Trump-Anhänger stehen sich unversöhnlich gegenüber. Nun fragen sich alle: Wie reagiert das Lager, das bei der Wahl unterliegen wird? Schwappt eine neue Welle der Gewalt über das Land, das immer noch geschockt ist von der Stürmung des Kapitols im Januar 2021 und um die juristische Aufarbeitung ringt, wer verantwortlich war? Was wird aus Amerikas Demokratie, wenn Radikale durch Lügen und Tricks an ihren Institutionen rütteln und versuchen, sich ihrer zu bemächtigen? Düstere Prognosen sind das, kaum ein Gesprächspartner sieht die Zukunft gänzlich optimistisch. Aber ganz schwarzmalen will auch niemand: Selbst unter einem Präsidenten Trump werde die USA nicht austreten aus der NATO, sich nicht zurückziehen aus Europa, die Unterstützung für die Ukraine nicht komplett einstellen. Weil auch dem Populisten Trump hoffentlich ein Licht aufgehen werde, wenn er erneut ins Weiße Haus einziehen sollte und er dann hoffentlich versteht, dass die Bedeutung seines Landes viel größer ist als seine eigene, oft kleingeistige, von Egoismen und Egozentrik getriebene Politik. Was bleibt von sechs Rias-Tagen in Washington? Viele wichtige Denkanstöße und jede Menge neue Kontakte mit spannenden Menschen aus den USA und Deutschland. Danke an die RIAS-Kommission! Genau diese Eindrücke sind wichtig in einer ganz besonderen Zeit.

Steffi Clodius, ARD, Hamburg
„Als Journalistin werde ich weiter meiner Arbeit nachgehen, als sei nichts geschehen. Als Frau, als Mensch mit Einwanderungsgeschichte, als Mitglied der LGBTQ-Community habe ich Angst um mein Leben.“ Das war die zweischneidige Antwort, die mir Esther Chiammachilli, beliebte Radiomoderatorin bei WAMU, auf meine Frage gab, wie es ihr angesichts einer drohenden zweiten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident gehe. Es lief mir kalt den Rücken herunter.
Es ist der wohl eindrucksvollste Moment meiner RIAS-Reise nach Washington, und die war nicht gerade arm an bemerkenswerten Erlebnissen. Ich habe unglaublich viele inspirierende, beeindruckende, interessante Menschen getroffen. Die tapferen Kolleg:innen bei Media Matters, die die vergiftete Welt der alternativen Fakten bekämpfen wie Don Quixote Windmühlenflügel, unbeeindruckt von der Gefahr, in die sie sich dabei begeben. Unser „Reporterglück“, dass NPR-Moderatorinnenlegende Diane Rehm sich ausgerechnet am Tag unseres Besuchs vor Ort die Ehre gab. Ivanley Noisette, Cynthia Miller-Idriss, Constanze Stelzenmüller – keiner von ihnen vermochte dieser Tage übermäßig viel Optimismus zu verbreiten. Und dann war da Joseph Robinette Biden, 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, der aus Richtung des Rosengartens vor dem Oval Office auf uns zugejoggt kam, kurz stehen blieb und mit uns über seine bevorstehende Reise nach Arizona sprach, um dann im Inneren seines ohrenbetäubend lauten Hubschraubers zu verschwinden. Wir konnten das gar nicht fassen. Journalistische Distanz? Heute leider aus. Fragen Sie morgen nochmal nach. Abgesehen von diesen zutiefst beeindruckenden Begegnungen und Erlebnissen auf professioneller Ebene war da natürlich noch der wunderbare Austausch mit meinen Kolleg:innen aus Deutschland. Das „Klassenfahrtgefühl“, das solchen Reisen innewohnt und das für eine, vielleicht auch zwei Wochen eine Adhäsionskraft entfaltet, wie man sie aus längst vergessen geglaubten Zeiten kennt. Auch in dieser Hinsicht war die Reise eine Inspiration, die mich folgendes lehrte: Wenn man von einer Polizeikontrolle angehalten wird, heißt das nicht automatisch, dass man erschossen wird – vorausgesetzt, man fragt höflich, ob man das Auto verlassen darf. Sich auf die hinterste Rückbank eines Uber XL zu pferchen, zieht zumindest nicht zwangsläufig eine Meniskusoperation nach sich. Und: 1940 war ein gottverdammtes Hurrikan-Jahr.

Johannes Batzdorf, ARD, Leipzig
Eine Pizza Margarita für 22 $ Dollar ohne Steuern und ohne Trinkgeld. Solche Preise kannte ich von meiner letzten USA-Reise vor Corona nicht. Und damit ist man quasi selbst als Amerika-Besucher schon mittendrin im Wahlkampf. Denn die Inflation in Kombination mit der persönlichen wirtschaftlichen Situation der Menschen ist eines DER entscheidenden Themen, die die Wahlentscheidung im US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump entscheiden dürfte. Das Rennen zwischen den beiden ist den Umfragen zufolge denkbar knapp. Gleichzeitig kommt damit zum Ausdruck, wie gespalten das Land ist. Die RIAS-Alumni-Reise nach Washington D.C. kurz vor der Wahl war eine Reise zu einer besonderen Zeit. Sie führte unsere Gruppe zu Gesprächspartnern aus Medien, politischen Akteuren, Denkfabriken, Experten und Initiativen. Durch die Einschätzungen, Analysen und Hintergrundgespräche entstand ein vielfältiges und vielschichtiges Bild eines gespaltenen Landes. Dabei wurde eines deutlich: Auch wenn die USA geopolitisch in der Ukraine, im Nahen Osten, im Umgang mit China ein wichtiger und entscheidender Player bleiben werden, entschieden wird die Wahl mit innenpolitischen Themen: der Abtreibungsdebatte, der Migrationspolitik und der Wirtschaftskraft. Fast jeder Gesprächspartner eröffnete sein Statement mit den Worten: „Es wird verdammt knapp“. Und Wetten abschließen auf den Sieg des einen oder der anderen Kandidatin wollte keiner. Und so überwiegt nach einer Woche mit Rias in den USA so kurz vor der Wahl für mich ein pessimistisches Bild – insbesondere im Fall eines nicht unwahrscheinlichen Wahlgewinners Trump. Geopolitisch werden auf Europa (Handelsfragen) und insbesondere Deutschland (Militärausgaben, Rolle in der EU) sehr viel größere finanzielle Herausforderungen zukommen. Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass Europa ein in Vielfalt geeinter globaler Akteur wird. Und doch bleibt für mich ein Funken Hoffnung, dass die demokratischen Prinzipien in den USA stark genug sind, eine zweite Ära Trump zu überstehen. Check and Balances dürfte zwar einem enormen Stresstest unterzogen werden. Gleichzeitig glaube ich, dass das Prinzip der Gewaltenteilung in den USA fortbestehen und nicht zu stark beschädigt wird. In einer Frage bleibe ich allerdings skeptisch: Wer kann dieses zutiefst gespaltene Land nachhaltig einen und die Wertekonflikte überwinden?

Jana Wochnik-Sachtleben, WELT TV/rbb, Berlin
Washington ist die Hauptstadt der USA und doch nicht repräsentativ für die Staaten. Dennoch: Wer wie wir als RIAS-Alumni die Atmosphäre des Landes ergründen will, der findet hier viele Ansprechpartner. Und: Dementsprechend haben wir viele Menschen gesprochen. Obwohl das eigentliche Highlight doch der US-Präsident selbst war, den wir wegen des Medienrummels und der Hubschraubermaschine zwar nicht wirklich akustisch verstehen konnten, aber dem erklärten mächtigsten Staatsmann der Welt so nahe zu sein – das war sehr besonders. Mitten in unseren Besuch bei der legendären „Washington Post“ platzt die Nachricht, dass das Blatt erstmals keine Wahlpräferenz abgibt. Eigentümer Bezos erklärt dazu später, die Leser hätten das „Vertrauen in die Medien verloren“. Aber: Diese Entscheidung wird kaum für mehr Vertrauen sorgen. Im Gegenteil, wenn so deutlich wird, dass wirtschaftliche Belange den Journalismus so klar beeinflussen. Der „Jeffreporter“ macht die Runde. Aus Lori Montenegro sprudelt es nur so heraus. Ein kurzer, aber intensiver Besuch bei der quirligen Capitol-Korrespondentin. Noch viel mehr hätte ich gern von ihrem Arbeitsalltag erfahren. Auch hier ging es mehr um die Polarisierung im Land, die Latinos und deren Einfluss – oder auch nicht. Vom Capitol ist es ein bisschen weit zur Zentrale von NBC und Telemundo – aber der Weg hat sich gelohnt. RIAS-Fellow Brandon Benavides hat die gesamte Senderspitze zusammengetrommelt. Und jeder hatte etwas beizutragen. Ein wirklich intensiver Vormittag. Im Capitol den Gängen abseits der Touristen-Tour zu folgen, um Doug Andres, dem Sprecher des Minderheitsführers McConnell zuzuhören. Oder im National Press Club die Reporter Larry Miller und Matt Gregory zu treffen. Selbst ein gewisses Unbehagen, als wir die Vertreter der Heritage Foundation gesprochen haben – all diese Eindrücke nehme ich mit in die nächsten Wochen ringsum die US-Wahl und in die Berichterstattung. Und vermutlich auch darüber hinaus, weil sie bewegend, erfüllend und so voller Informations- und Mehrwert waren. Fernab des Washingtoner Trubels habe ich auch die so typische amerikanische Aufgeschlossenheit erleben dürfen. Als German ghost bei Brandons Halloween-Party 😉🎃

Micha Wagenbach, ZDF, Berlin
Was für eine großartige Woche! Wir haben ein aufgewühltes Land erlebt, in dem Gefühl, dass die Demokratie an einem Scheideweg steht. Wir haben viel Ernüchterung, Verzagtheit, aber auch gelegentlich Optimismus gespürt. Und wir haben einmal mehr das unschätzbares Alumni-Netzwerk genossen, dass uns Türen bis ins Weiße Haus und ins Capitol geöffnet hat. Die Gespräche, die wir führen durften, haben uns die unterschiedlichsten Aspekte dieses zerrissenen Landes vor Augen geführt. Da waren zum einen die Herren der Heritage Foundation, die sich einen anderen Staat wünschen und auf der anderen Seite die Rechercheure von Media Matters, die unermüdlich versuchen, Lügen im Netz und in anderen Medien als solche zu entlarven. Da war einerseits der Sprecher eines republikanischen Senators, der die Niederlage der Gemäßigten in der Grand Old Party eingestehen musste und andererseits der Mitarbeiter eines Abgeordneten der Demokraten, der immer noch darauf hofft, dass die Vernünftigen beider Parteien fähig sind, Kompromisse zu schmieden. Da waren auf der einen Seite die Journalisten von Telemundo, die den Millionen von Latinos eine Stimme verleihen möchten und auf der anderen Seite die gestandenen Redakteure der Washington Post, die am Tag unseres Besuchs fassungslos zur Kenntnis nehmen mussten, dass der Eigentümer Jeff Bezos mit der langjährigen Tradition gebrochen hatte, dass die Zeitung eine Wahlempfehlung ausspricht. Diese vielfältigen Eindrücke haben uns einmal mehr die Gelegenheit gegeben, Prozesse und Entscheidungen in den USA besser zu verstehen und für uns in Deutschland zu übersetzen. Vielen Dank, RIAS!

Mareike Makosch, NDR, Hamburg
Vor zwei Jahren hat RIAS mein Leben verändert. Auf meiner ersten RIAS-Reise habe ich damals Eindrücke gesammelt und Menschen kennengelernt, die mein Leben seitdem massiv geprägt haben. Ich wusste also schon, worauf ich mich einlasse, als ich für die diesjährige Alumni-Reise in den Flieger nach Washington D.C. gestiegen bin. Dachte ich zumindest. Aber wow… die Chance zu haben, mir so kurz vor dieser so richtungsweisenden Wahl ein Bild von der Stimmung vor Ort machen zu können, mit den klügsten und interessantesten Gesprächspartnern zu reden, von erzkonservativ bis linksaußenliberal… das hat mich dann doch wieder geflasht. Die Eindrücke, der Input, die Denkanstöße würden für ein ganzes Jahr reichen. Besonders deutlich bleibt mir der grundsätzliche „Vibe“ in Erinnerung. Der typische Optimismus, den die US-Amerikaner sonst pflegen, scheint ein bisschen auf der Strecke geblieben zu sein. Die Anfeindungen, denen Medienschaffende dort ausgesetzt sind, der permanente Stress… all das hat mir nochmal deutlich gemacht, wie viel Leidenschaft und Idealismus man braucht, um sich für den Journalistenberuf zu entscheiden. Diese großartige Reise hat mir mal wieder gezeigt, wie wichtig es ist, im Austausch zu bleiben, sich andere Meinungen anzuhören und den Diskurs zu pflegen. Und wie fantastisch es sich anfühlt, mit Gleichgesinnten auf einem Dach in den Sonnenuntergang zu schauen. Danke RIAS!

Zlatin Nikov, SR, Saarbrücken
Irgendwie tragen alle von uns seit Jahren das Ziel in sich, die USA besser zu verstehen und Gründe zu finden, warum die Hälfte von ihnen Donald Trump wählt. Dank der RIAS Berlin Kommission können wir dieser Entwicklung gemeinsam vor Ort in Washington nachgehen, kurz vor den US-Wahlen. Dabei versuchen wir, möglichst unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Entsprechend hören wir viel zu und stellen Fragen, aber erfahren dabei auch immer wieder Grenzen, wenn unsere europäische Sichtweise auf die amerikanische trifft. Und trotzdem kommen wir alle unserem Ziel Frage für Frage ein bisschen näher. Wir sprechen mit der Heritage Foundation, einem traditionell konservativen Think Tank, und mit Media Matters, liberalen Journalisten, die für ihre Recherche bedroht werden. Und als Höhepunkt schaffen wir es sogar ins Kapitol und ins Weiße Haus. Nach den zahlreichen Gesprächen, Fragerunden und Vorträgen wird deutlich, dass viele Bürger sich in einer immer schneller verändernden Welt abgehängt fühlen. Mit seiner direkten, vereinfachenden Art schafft Donald Trump es, diese Menschen anzusprechen, sie zu erreichen und von sie von den „guten alten Zeiten“ träumen zu lassen, unter denen jeder seiner Anhänger etwas ganz Eigenes versteht. Dass dabei auch Anstand, gute Sitten und Fairness auf der Strecke bleiben, wird in Kauf genommen, wenn es dabei dienlich ist, dass Donald wieder Präsident wird. Abends treffen wir uns, um die Eindrücke und Erfahrungen zu besprechen, sie einzuordnen und klammern uns an Positives, das wir mitnehmen können. Der Großteil unserer Gesprächspartner glaubt natürlich nicht, dass die Demokratie abgeschafft werden wird. Aber sie wird einem noch nie da gewesenen Härtetest unterzogen. Ob die „checks and balances“ der US-Verfassung auch zukünftig greifen werden oder ob diese Aussagen nicht vielleicht doch nur Ausdruck einer letzten Hoffnung sind, werden wir in den nächsten Wochen sehen. Zum Abschluss der Woche erreichen uns Bilder von Donald Trumps Abschlusskundgebung im Madison Square Garden, bei der beleidigt, gehetzt und verspottet wird. Überrascht ist keiner mehr von uns.

Frauke Holzmeier, RTL/ntv, Köln
Eine Woche in den USA zu sein so kurz vor den US-Wahlen – welch ein Privileg! Es war eine Woche voller Kontraste, teils drastischen Prophezeiungen, Analysen und auch Hoffnung. Ob ein Termin im Capitol, ein Besuch im Weißen Haus, bei dem wir einen Blick auf US-Präsident Joe Biden erhaschen konnten, sowie Meetings mit Journalisten, Think Tanks und weiteren Organisationen: Die Rias-Kommission hat wieder einmal ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt. In fast allen Gesprächen hat der ehemalige und womöglich bald erneute Präsident Donald Trump eine Rolle gespielt. Dabei war es gut und hilfreich, dass unsere Meetings mit den Experten sowohl das konservative als auch das demokratische Lager abgebildet haben. Zusammenfassend bleibt ein bedrückendes Gefühl. Die Spaltung dieser so großartigen Nation war spürbar wie nie. Auch in unseren Gesprächen. Gleichzeitig scheint es so zu sein, dass viele Amerikaner, die nicht als Journalisten oder im Think Tank arbeiten, die Situation pragmatisch sehen. Sie lassen den Wahlausgang erst einmal auf sich zukommen. Wir als Europäer schienen im Gegensatz fast besorgter zu sein, was die Zukunft der USA unter Donald Trump bedeuten könnte. Der Eindruck: Die Auswirkungen für Europa sind schwer vorhersehbar, gut vorbereitet scheint die EU nicht. Und sie mag unterschätzen, dass auch eine Präsidentin Harris eine Veränderung der Beziehungen nach sich ziehen könnte. Vielen Dank an die Rias-Kommission für diese einmalige Möglichkeit kurz vor einer historischen Wahl in der Hauptstadt der USA zu sein. Thanks for having me!

Patrick Döcke, ARD, Hamburg
Das verzweifelte Schweigen – es war wahrscheinlich einer der treffendsten Kommentare zum derzeitigen politischen Klima in den USA: Danny, Sprecher der „Students Vote Students Learn Coalition“, rang sichtlich darum, nichts zu sagen, was als parteilich interpretiert werden könnte. Denn das würde die Arbeit seiner Organisation massiv gefährden, die sich doch einfach nur dafür einsetzt, dass Leute ihr Grundrecht auf die Stimmabgabe nutzen können -und es dann auch tun. In diesem Land, welches so gespalten zu sein scheint, dass schon eine solche Selbstverständlichkeit zur Gratwanderung geworden ist: Eine falsche Bemerkung – und sei es während eines geschlossenen, inoffiziellen Treffens wie unseres – und die Coalition wäre aus dem Rennen. Glücklicherweise war dies der einzige Termin unserer Reise, bei dem die geladenen Hosts nicht sehr gesprächig waren und ihre Ansichten, Überzeugungen, Ängste und Hoffnungen für die bevorstehenden Wahlen nicht offen darlegten (natürlich Off the Record). Die RIAS-Alumni-Reise hat mir einen tiefen Einblick ermöglicht, was Medienschaffende, Politiker und Lobbyisten derzeit bewegt und beschäftigt. Das wird zweifellos äußerst hilfreich sein, wenn es um die Berichterstattung nach der Wahl geht – und um alles, was sich daraus ergeben wird. Die Auswahl der Gesprächspartner und Gastgeber war vielfältig und deckte das gesamte politische Spektrum ab. Ich bin immer noch schockiert (ähnlich zu meinem ersten Besuch vor zehn Jahren), wie unverhohlen uns „die vier Außerirdischen“ von der Heritage Foundation ins Gesicht gelogen haben. Und dabei lächelten, denn sie wussten, dass sie der Umsetzung ihrer Agenda so nah sind wie nie zuvor. Andererseits bin ich beispielsweise immer noch beeindruckt von der kreativen Arbeit des Teams von Radio Free Asia. Und äußerst bewegt, als ich dann von meinem RIAS-Kollegen Bartosz höre, welche Bedeutung der Zugang zu einer freien Presse auf jemanden wie ihn in der Achtziger Jahren in Polen hatte. Vielen Dank also an RIAS für diese Gelegenheit! Die Stimmung in DC zwei Wochen vor der historischen Wahl zu erleben, war unglaublich. Danke auch an meine RIAS-Kollegen, die diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Und zu guter Letzt geht ein besonderer Dank an Pam, die es geschafft hat, uns Sack Flöhe zusammenzuhalten – und das stets mit einem Lächeln. Pam, hast Du schon einmal darüber nachgedacht, in die Politik oder ins Krisenmanagement zu gehen? Zum Schluss vielleicht noch dieses Zitat, mit dem jeder Besucher der NBC4-Redaktion begrüßt wird: „Danke für das Privileg, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.“

Birgit Langhammer, NDR, Hamburg
Eine so intensive Woche kurz zusammenzufassen ist schier unmöglich: deswegen möchte ich eine Begegnung herausgreifen, die mich besonders bewegt hat. Gerade weil public radio in den USA einen anderen Status hat als bei uns und die Finanzierung schwierig ist, hat mich besonders erschüttert halbleere Redaktionsräume zu sehen. Eine ganz konkrete Ziffer: „wir hatten 20 Reporter, nun sind es noch 2“. Mein Respekt gilt vor der Willenskraft und Ausdauer unsrer Kolle*innen, die sich dennoch täglich dafür einsetzen informatives Programm zu machen! Darin liegt für mich auch die große Stärke des Rias Austauschs…natürlich wissen wir um die Krisen des Journalismus und die Über- bzw. Einflussnahme (siehe Washington Post) durch finanzstarke Player, aber durch die persönlichen Begegnungen in Washington hat sich mein Verständnis deutlich verbessert. Danke an alle, die sich Zeit für uns genommen haben!

Martin Riederer, ARD, Hamburg
Washington DC – zwei Wochen vor der Wahl, was für ein großartiger Zeitpunkt für viele spannende Gespräche. Wir haben Sprecher von Abgeordneten, Journalisten und Analysten getroffen: Alle sagten uns, so eng wie diesmal war es noch nie. Gleichzeitig klang bei den meisten durch, es wird wohl Trump. Für kaum einen war das eine uneingeschränkt gute Perspektive, nicht einmal für unsere konservativen Gesprächspartner. Zumindest charakterlich hält von Trump kaum jemand etwas. Besonders spannend war der Besuch im Kapitol bei Doug Andres, dem Sprecher von Mitch McConnell. Er hat uns einen guten Einblick gegeben, wie Gesetzgebung in den USA funktioniert. Auch wenn er vielleicht manches zu positiv geschildert hat, so hat er doch die beruhigende Botschaft vermittelt, dass Checks and Balances in den USA so stark sind, dass die Demokratie nicht gefährdet ist, egal wer ins Weißes Haus einzieht. Unser kurzfristig möglicher Besuch im Weißen Haus war für mich das Highlight: Wir waren im Briefing Room und haben im Garten mit den White House Correspondents auf Joe Biden gewartet. So haben wir erlebt, wie der vermutlich letzte Transatlantiker zu einer seiner letzten Reisen in den Hubschrauber joggte. Vielen Dank, RIAS, für diese großartige Woche!

Simone Varga-Kunz, ARD/FOCUS TV, München
Während unseres aufregenden fünftägigen Trips in Washington DC hatten wir das Privileg, namhafteste Institutionen, Forschungsinstitute und Medien der verschiedenen Genres zu besuchen. Wir konnten selbst aus einer Fülle von Angeboten auswählen und dadurch kam es immer wieder zu neuen Gruppenkonstellationen mit wechselnder Dynamik. Es ist für mich schwer zu sagen, was letztlich der interessanteste Termin für mich war, weil ich gerade die Verschiedenheit und die Kombination der Termine bzw. Gesprächspartner besonders spannend fand. Natürlich ist es ein absolutes Highlight, im Briefing Room des Weißen Hauses zu sein und dann wirklich allen Ernstes sich hinter das Pult der Pressesprecher der jeweiligen Administrationen stellen und sogar noch fotografieren lassen zu dürfen! Höchst eindrucksvoll war für mich das Gespräch, das ich mit dem langjährigen White House Korrespondenten von Reuters, Jeff Mason, führen durfte. Auch den Besuch bei Radio Free Asia fand ich großartig. Die Schilderung der unter schwersten Bedingungen stattfindenden, harten investigativen Recherchen und die hohe Professionalität unserer Gastgeber haben mich begeistert. @Radio Free Asia: Wenn ihr Verstärkung braucht – ich bin sofort dabei! Spätestens bei der Washington Post war es für mich glasklar, wie sehr sich die Medien in einer Zeitenwende befinden. Dies live und vor Ort mitzuerleben, löst natürlich viel Nachdenken aus. Am Tag, als wir vor Ort waren, fiel die Entscheidung, dass die WaPo nicht zur Wahl von Kamala Harris aufrufen wird. Stattdessen will sie zurück zu ihren journalistischen Wurzeln und es sollen mehr konservative Autoren einbezogen werden. Und wer hätte gedacht, dass die altehrwürdige WaPo zudem mit 1-minütigen Videos für das Handy zu retten hofft, was noch zu retten ist. Unsere Gastgeber bei Telemundo 44, ein auf lokale Berichterstattung fokussierter Sender, sahen die Stärke ihres Mediums gerade in der Neutralität und darin, die Probleme der Menschen ernst zu nehmen.  Herzlichen Dank, dass ich dabei sein durfte!

Arndt Brorsen, ARD, Hamburg
Was für eine Woche in DC! Ich bin: Begeistert. Ernüchtert. Erschreckt. Hoffnungsvoll. Motiviert. Von allem etwas. Begeistert: von dem unfassbar tollen Programm, das RIAS auf die Beine gestellt und möglich gemacht hat. Von Christina, die von Deutschland aus alles super organisiert hat. Von Pam, die die große Gruppe so perfekt, unkompliziert und herzlich gesteuert hat. Von der großartigen Journalisten-Gang, die die Woche zu einem echten Team-Erlebnis gemacht hat. Ernüchtert: von der offensichtlich gewordenen Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Von dem Opportunismus eines gewissen Teils der politischen Klasse. Erschreckt: wie desillusioniert und erschöpft manche Kämpfer gegen Fake-News und Hetze inzwischen sind. Von der Furcht mancher Journalisten vor Repressalien in einer neuen Trump-Ära. Von der Kaltschnäuzigkeit, mit der demokratische Gewissheiten in Frage gestellt werden. Hoffnungsvoll: weil nicht jeder von einer großen Umwälzung ausgeht. Weil es so unheimlich viele gute Journalisten gibt, die sich nicht beirren lassen wollen. Motiviert: das neue Wissen in meine Arbeit umzusetzen. Den Kampf gegen Fehlinformation mit aller Kraft weiterzuführen. Die vielen tollen neuen Kontakte beizubehalten. Danke RIAS!

Pia Bierschbach, WDR, Düsseldorf/Essen 
Wenn das Gefühl für Raum und Zeit verloren geht, du ganz tief eintauchst in etwas, dass so spannend und bereichernd ist, dann bist du mit RIAS in Washington D.C. Ich konnte als Alumna vor dieser historischen Wahl in die USA und so ganz nah an politische Entscheider, Organisationen und Medienunternehmen herantreten. Erfuhr von der „Heritage Foundation“ mehr zum „Projekt 2025“ und hörte sie den Klimawandel leugnen. Ich war genau an dem Tag bei der „Washington Post“, an dem bekannt wurde, dass es erstmalig seit 1988 keine Wahlempfehlung für einen Kandidaten geben wird. Ich konnte spüren, wie eng die Wahl wird und warum. Was wird aus der Demokratie, was wird aus den Beziehungen zu Europa? Ich gehe mit viel Wissen zurück nach Deutschland und mit noch viel mehr: Ich durfte 38 Journalistinnen und Journalisten kennenlernen, die jetzt Teil meines Netzwerkes und Freunde geworden sind. Ich danke RIAS für diese unglaublich wertvolle Zeit.

 

Abel Fekade, Universität Leipzig
Zum zweiten Mal nahm ich am RIAS-Programm teil, doch war dies mein erstes Mal mit dem Programm in Washington D.C. Obwohl mir die Stadt nicht fremd ist, eröffnete mir diese Reise eine tiefere und eindringlichere Perspektive auf die politische Lage der USA. Die Gespräche mit amerikanischen Journalisten, politischen Analysten, Think Tanks und vor allem mit den Menschen auf der Straße zeigten mir eine Nation im Ausnahmezustand – polarisierter und gespaltener als je zuvor. In dieser Woche drehte sich alles um die anstehende US-Wahl, und die spürbare Anspannung im Land lässt keinen Zweifel daran, wie knapp das Ergebnis letztendlich ausfallen könnte. In unseren Diskussionen erlebte ich hautnah, wie tief die politischen Risse mittlerweile gehen und wie sie das tägliche Leben vieler Amerikaner prägen. Dabei überraschte mich, wie offen und reflektiert die Menschen ihre Sorgen und Hoffnungen teilten. Ein persönliches Highlight dieser Reise war zweifellos mein Besuch im Weißen Haus, bei dem ich sogar die Gelegenheit hatte, auf Präsident Joe Biden zu treffen – ein Moment, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Diese RIAS-Reise unterschied sich spürbar von meiner ersten: Die Nähe zu den aktuellen Ereignissen und die intensiven Begegnungen haben mich nachhaltig beeindruckt. Nicht zuletzt wurde die Reise durch die großartige Gruppe von RIAS-Mitgliedern bereichert, welche die Leidenschaft für die Medienlandschaft und den transatlantischen Austausch teilen. Ich bin dankbar, neue inspirierende Menschen kennengelernt und andere wieder getroffen zu haben.

Jana Sievers, Wolfsburger Nachrichten, Wolfsburg/Braunschweig
Es kommt nicht oft vor, dass man innerhalb einer Woche so viel Input an neuen Informationen, Perspektiven und verschiedenen Meinungen bekommt. Ob bei der Eurasia Group, Media Matters, The Heritage Foundation, oder dem Sprecher von Mitch McConnell – je mehr ich hörte, desto weniger konnte ich schätzen, ob nun Trump oder Harris das Rennen machen wird. Bei Gesprächen aus erster Hand, nämlich aus der der Amerikaner selbst, schwingt immer noch ein anderes Gefühl mit, als wenn man sich zuhause in Deutschland mürbe redet. Genau deshalb sind die Reisen mit Rias so wertvoll.  Für mich scheint eines klarer: Die USA sind sich noch nie so eindeutig uneins gewesen. Und wahrscheinlich hat es auch viel damit zu tun, dass nur selten Konsens über Fakt und Realität besteht. Meinungen sind in vielen Köpfen zu Tatsachen geworden – wie kann man diese verschiedenen Menschen also durch unsere Arbeit erreichen? Letztlich müssen wir uns wohl mit einer Hand voll zufriedengeben, die wir erreichen konnten. Immerhin. Dennoch: Bereichernd und aufschlussreich waren all die Gespräche mit meinen Mitreisenden und unseren Speakern. Allein wie offen Doug Andres berichtete, wie er den 6. Januar im Kapitol erlebte, brachte mir die Geschehnisse noch ein Stück näher. Auch wenn es bis heute unglaublich erscheint, was an diesem fatalen Tag in Washington geschah. Natürlich war der Besuch im Weißen Haus ein unerwarteter Jackpot, zumal wir Präsident Joe Biden in running-action erleben durften. Ich nehme vor allem die angenehme Ernsthaftigkeit und zugleich Gelassenheit von JJ Green mit, der einen nicht am politischen Geschehen verzweifeln lässt; Meinen Spaziergang am Lincoln Memorial, bei dem ich die Woche Revue passieren lassen konnte und die großartig gruselig geschmückten Vorgärten DCs kurz vor Halloween.

Til Schäbitz, MDR, Leipzig
Während der Zeitumstellung sitze ich im Flugzeug nach Hause. Gegen die Zeit. Heißt: 7h fliegen aber 12h später ankommen. In diesem Jahr bekomme ich keine Stunde „geschenkt“, zumindest sagt das mein Gefühl. Ob das schlimm ist? Ja. Denn ich will noch nicht zurück. Ob das schlimm ist? Nein. Denn in der vergangenen Woche hatte eh jeder Tag 35h, zumindest sagt das mein Gefühl. Wie soll ich sonst wem erzählen, dass ich an einem Morgen die ganze National Mall entlang gejoggt bin? Dass ich mit lokalen Politikjournalisten beim Frühstück und im Pew Research Center nach dem Frühstück saß, um mehr Fragen zur Wahl beantwortet zu kriegen, als ich mir überhaupt stellen konnte? Dann schnell ins Hotel, umziehen, Anzug, Krawatte, Sicherheitscheck, Weißes Haus, der Präsident hebt gleich mit dem Hubschrauber ab. Dafür muss er einmal durch den Garten laufen, was die Medien als Anlass für Fotos nehmen. Wirklich zu ihnen kommt er nur ganz selten. Doch an diesem Tag ist ganz selten. Und dann steht er da vor mir, fast zum Anfassen, der mächtigste Mann der Welt. Ich habe ihn nicht angefasst. Dafür später die Straße gefunden, die das heute-journal als Washington-Hintergrund nutzt und einen Cocktail für 18$ getrunken. Wie soll ich das Leuten erzählen, die noch nie bei einem RIAS-Programm waren?

Jutta Müller, ZDF, Berlin      
Auf Messers Schneide. Das Rennen der beiden Präsidentschaftskandidaten zwei Wochen vor der US-Wahl ist so knapp wie seit Jahren nicht mehr, hören wir immer wieder. Werden die Demokraten künftig weiter regieren, oder ziehen erneut die Republikaner mit dem früheren Präsidenten Donald Trump ins Weiße Haus ein? Niemand wagt in dieser Woche eine Prognose, wer am 5. November die US-Wahl gewinnt. Eines jedoch sei klar: Donald Trump wird noch am Wahltag seinen Sieg erklären, sagt man uns. Unabhängig vom Wahlausgang. Wir erleben eine aufgeladene Stimmung mit teils überraschend rauem Ton in der US-Hauptstadt. Besonders beim konservativen Think Tank The Heritage Foundation, der Trump als einzige Option für die künftige Führung im Land sieht. Denn Trump stärke die amerikanische Wirtschaft, setze sich gegen die illegale Migration aus Lateinamerika ein. Er leugnet den Klimawandel und fordert eine höhere finanzielle Beteiligung aller NATO-Mitgliedsstaaten. Seine strafrechtliche Verurteilung und die laufenden Gerichtsverfahren gegen ihn scheinen nicht zu verfangen. Auch nicht, dass Trump im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 angeklagt ist. Selbst seine aggressiven Verbalattacken gegen die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, scheinen ihm nicht zu schaden. Wutausbrüche statt fairen Wahlkampfs, Trumps republikanische Wählerschaft steht offenbar treu hinter ihm. Das “Projekt 2025” liegt bereits in der Schublade. Es ist der Plan zur Umgestaltung der Exekutive der US-Regierung, sollte Trump wieder an die Macht kommen. “Checks and Balances”, also die demokratische Verfasstheit bzw. politische Kultur, wären bedroht, Trumps Macht als Präsident enorm gestärkt. Kamala Harris, Kandidatin der Demokraten, will die Demokratie im Land verteidigen und unter anderem das Recht auf Abtreibung schützen. Außenpolitische Erfahrung wird der bisherigen Vize-Präsidentin nicht zugesprochen. Welche Auswirkungen auf die transatlantische Partnerschaft, die Kriege in Nahost und der Ukraine und das westliche Verteidigungsbündnis hätten eine US-Präsidentschaft Trump oder Harris? In zahlreichen Hintergrundgesprächen bekommen wir einen breitgefächerten Einblick in das politische Geschehen in den USA. Wir treffen auf eine gespaltene Gesellschaft, ein tief gespaltenes Land. Blue States, Red States und sieben noch offene Staaten, sogenannte Swing States. Am heißesten umkämpft sind die Stimmen in Pennsylvania, wo beide noch auf Wahlkampftour sind.

Markus Sambale, ARD, Berlin
Respekt, Toleranz, Teamgeist – und der weit verbreitete Optimismus, der mich bei USA-Reisen oft beeindruckt hat: Hallo, wo seid ihr? Wieviel ist davon geblieben in der Gesellschaft, die so gespalten scheint wie nie? Das RIAS-Alumni-Programm 2024 in Washington D.C. war eine großartige Gelegenheit herauszufinden, wo die USA kurz vor den Wahlen stehen. Nach den Gesprächsrunden mit Fachleuten aus Politik, Think Tanks und Medien war ich oft hin- und hergerissen – zwischen großer Sorge und einem Rest Zuversicht, dass die USA doch glimpflich durch die kommenden Jahre kommen – trotz des Hasses und des Populismus, den Donald Trump und sein Lager verbreiten. Das RIAS-Netzwerk hat sich wieder mal als ein großer Schatz erwiesen, damit Deutsche und Amerikaner ein Gespür bekommen für das Leben auf der jeweils anderen Seite des Atlantiks. Die Alumni-Woche war fantastisch geplant von Pam Ortega, die jederzeit ansprechbar und ein perfektes Gespür für unsere Wünsche hatte. Rias-Fellows hatten Gespräche mit Top-Experten vermittelt bis hin zu Besuchen im Kapitol und im Weißen Haus. Die Alumni-Gruppe selbst bestand aus einem spannenden Mix – von Berufseinsteigern bis zu Korrespondenten mit viel Erfahrung. Manche Diskussion endete erst spät in der Nacht auf der Dachterrasse des Hotels. Das ganze politische Spektrum zu erleben – von Demokraten bis zu Republikanern, von liberalen bis zu reaktionären Experten – hat viele Fragen beantwortet. Und genau so viele offen gelassen. Sind die US-Institutionen gegen Angriffe auf die Demokratie wirklich gewappnet? Sind Deutschland und Europa ausreichend vorbereitet auf die Zeit nach Joe Biden? Ich habe Zweifel, die mich auch begleiten werden, wenn ich in den kommenden Tagen als ARD-Korrespondent in Berlin die US-Wahlen aus deutscher Sicht einordnen werde. Wie gut, dass ich im Anschluss an die Alumni-Woche noch bei einem Lauf starten konnte! Zehn Kilometer, mitten durch D.C. Da war noch mal alles zu spüren, was oft verschwunden scheint: Respekt, Toleranz und Teamgeist. Und auch der Optimismus, gemeinsam ans Ziel kommen zu wollen.

Natascha Pflaumbaum, HR, Frankfurt
Wir fahren zu Carl’s Jr., Sepulveda Boulevard, Los Angeles, an diesem goldenen Sonntagmorgen. Die Straßen von Venice Beach sind leer und Morry, der Fahrer, steuert sein Auto stolz auf den öligen Parkplatz des Fast Food Restaurants. Morry fährt Tesla. Model 3. Sechs Monate habe seine Frau mit ihm nicht gesprochen, erzählt er mir, weil er den Tesla nie im Leben bezahlen können wird. Morry ist 70. Ich bin auf dem Weg nach Simi Valley zu einem Dreh für eine ARD-Doku.
Ein ziemlich staubiger Kontrast, denke ich, zu dem blank geputzten Washington, in den neoklassizistischen Fassaden pathetisch jene Straßen säumen, die den Weg ins Zentrum der Macht weisen. Das Personal dieser Avenues trägt Anzüge, braune Suede-Loafer, Louis Vuitton Taschen, Thermo-Mugs vor sich her. Es riecht nach Weed. Vor 20 Jahren war ich das erste Mal hier: dank eines Stipendiums der RIAS Berlin Kommission, die mir 2004 einen Aufenthalt an der Duke University ermöglicht hat mit einem Abstecher nach Washington. Jetzt, in diesem historischen Herbst 2024, treffe ich als RIAS-Alumni wieder Expertinnen, die die Politik dieses großen Landes zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben. Alte Anwälte und junge Wissenschaftlerinnen präsentieren uns in mondän holzgetäfelten und abstrakt weißen Konferenzräumen ihrer Think Tanks gegensätzliche Analysen der politischen Verhältnisse in den USA. Auf knapp 1000 Seiten haben rechte Lobbyisten bereits eine neue Welt entworfen, in der die amerikanische Demokratie erst unterwandert, dann destabilisiert und schließlich abgeschafft werden soll. Da hoffen junge Wissenschaftlerinnen auf „Checks und Balances“ als letzte politische Überlebensstrategie für ihr Land. Ich sehe, wie hektisch Doug Andres, der Sprecher von Mitch McConnell, im Kapitol unterm Tisch mit seinem linken Bein wippt, als die Sprache auf seine Erlebnisse vom 6. Januar kommt. Journalistinnen des Newsrooms von NBC4 berichten stolz, wie sie erfolgreiches Lokalfernsehen machen – ganz ohne politische Themen. Auch im braun gefliesten Empfangsraum der Deutschen Botschaft riecht es kurz nach politischer Abstinenz, als die beiden deutschen Gastgeber sich als „Beamte“ vorstellen, die in Washington seit Jahrzehnten ihren Dienst machen. Am Ende dieser Woche fliegt Joe Biden mit dem Hubschrauber nach Arizona. Ich stehe am schwarzen Flatterband im Weißen Haus, Biden joggt, er winkt, und ich mache das aufregendste Video meines Lebens. Als Kulturjournalistin gehöre ich nicht zur „front row“. Dank RIAS Berlin Kommission hatte ich erstmals das Privileg, in diesem wichtigen Moment in Washington vorne zu stehen. Und ich lerne in jedem Meeting, meine Perspektive zu verschieben, zu korrigieren, nachzujustieren. Ich lerne, dass erratische Politik absolut ernst gemeint ist, dass Ambivalenz und Kontrast Methode haben, dass Disparates, Unlogisches, Inkohärentes zur Strategie erklärt werden und dass die Empörung darüber nichts bringt. Am Ende zeigt mir Morry, wie wenig es ihn juckt, dass die Demokratie seines Landes gerade in Gefahr ist. Viel zu abstrakt. „I want to die happy, Honey“, ruft er mir zum Abschied hinterher und rauscht in seinem schwarzen Tesla davon.

Simone Mir Hashemi, SR, Saarbrücken
„Warum wählen so viele Amerikaner Trump?“ ist die Frage, die mir in den letzten Jahren wohl am häufigsten über die USA gestellt wurde. Nach dem RIAS Alumni-Programm im Oktober in Washington habe ich auf diese Frage nicht nur mehr Antworten zu bieten, sondern auch passendere und stimmigere Antworten. Wir haben mit Journalisten gesprochen, die mit Leidenschaft versuchen, auf allen Seiten des politischen Spektrums Richtiges von Falschem zu unterscheiden, darüber zu berichten und zu verstehen, was ihre Zuschauer umtreibt. Wir haben mit Mitarbeitern von Abgeordneten und Senatoren aus beiden Parteien gesprochen und etwas darüber gelernt, was für sie eigentlich die schwierigsten Kämpfe sind – und dass die manchmal ganz anders gelagert sind, als wir das in Europa so denken. Wir haben mit liberalen und konservativen Think Tank-Fellows gesprochen und festgestellt, dass man manchmal mehr erfährt durch das, was nicht gesagt wird als durch das, was gesagt wird. Ein beeindruckend minutiöses Sicherheitsprokotoll des Weißen Hauses zu durchlaufen, um sich einer hektischen Gruppe Reportern und Kameramännern anzuschließen und die Chance zu bekommen, zu sehen, wie Präsident Biden zu einem Helikopter läuft und vom makellosen Rasen des Weißen Hauses abhebt, war ein unvergessliches Erlebnis – und gleichzeitig ein Lehrstück hinsichtlich der Macht politischer Symbolik. Außerdem habe ich auch von der Gruppe selbst gelernt. In meinen Ohren haben sich unsere Fragen an die Gesprächspartner im Verlauf der Woche weiterentwickelt. Ich habe jedenfalls den Eindruck, nach dem Programm ein vollständigeres, wenn auch komplexes und kompliziertes Bild der US-Politik und der anstehenden Wahl zeichnen zu können.

Jule Gölsdorf, Sat.1/ProSieben/Kabel Eins, Hamburg
Gerade so kurz vor der US-Wahl war es eine ganz besondere Erfahrung, bei der Alumni-Reise in Washington dabei zu sein, die Stimmung einzufangen, mit amerikanischen Journalisten und Experten zu sprechen – insbesondere, weil ich von Washington weiter nach New York gereist bin, um von dort dann live für Sat1ProSieben über die Wahl zu berichten. Während der fünf Tage gab es etliche beeindruckende Termine und Gespräche, sicherlich gehörte der Besuch im Weißen Haus dazu – mal vor Ort mitzuverfolgen, wenn der US-Präsident abreist, spannend waren auch mehrere Besuche bei NBC, deren Journalisten uns interessante Einblicke in die amerikanische Berichterstattung gegeben haben – insbesondere zum Umgang mit Desinformation und Fake News. Ebenso interessant das Treffen mit Vertretern der Heritage Foundation und deren Project 2025 – auch wenn viele von uns nicht mit deren Haltung, zum Beispiel zum Klimawandel, übereinstimmen, war es bereichernd, darüber zu diskutieren. Auch der Besuch der Deutschen Botschaft, dem Brookings Institute oder dem Pew Research Center waren superspannend. Insgesamt eine tolle Woche – auch mit den anderen deutschen Kollegen.


25. Oktober 2024

Deutsche Journalisten berichten über ihr Fellowship der RIAS Berlin Kommission in den USA

Jana Münkel, Deutschlandradio, Berlin
Meine RIAS-Erfahrung war einmalig und unvergesslich: Sie hat sich wie ein sehr intensives Bad in verschiedenen Perspektiven, Meinungen, Argumenten und im Vorfeld der US-Wahlen angefühlt. Eine bunte Badekugel sozusagen, die jeden Tag Neues und Überraschendes bereithielt – und das habe ich sehr genossen. Besonders in Erinnerung werden mir die Tage in Michigan beim Radio WKAR bleiben, einem lokalen Ableger von NPR: Ein Mini-Roadtrip zu Interviews mit Arabic Americans in Detroit, die ihre Community davon überzeugen wollen, bei den Wahlen weder für Harris noch für Trump zu stimmen und damit im Swing State durchaus für Wirbel sorgen. Eine total sympathische Radioredaktion in Lansing mit einer tollen RIAS-Alumna als Host (danke Sophia!) mit einem Spontan-Interview über meine Zeit in den USA. Eine Demokraten-Rally mit der First Lady herself. Und der typische Sonntags-Besuch der Michiganer mit dem Geruch nach frisch gepresstem Apfelsaft: Ciderverkostung auf einer Apfelfarm! Ein paar Erlebnisse, die hängenbleiben: Die Diskussion in der Heritage Foundation, dem Entstehungsort des ultrakonservativen Project 2025 – und kurz danach das Kontrastprogramm beim eher Demokraten-nahen Center for American Progress. Der Blick hinter die Kulissen beim Podcast „The Daily“ bei der New York Times. Und ein joggender Mr. President, der auf dem Gelände des Weißen Hauses in seinem Helikopter verschwindet und in die Hurrikan-Gebiete aufbricht. Was aber mindestens genauso bereichernd war: Der zwischenmenschliche und inhaltliche Austausch mit den aktuellen und ehemaligen RIAS-fellows, ob auf der Dachterrasse in Washington D.C. diskutierend oder karaokesingend in NYC. Ich bin noch dabei, wieder aufzutauchen aus dem Erfahrungs-Bad, wische mir den vielfarbigen RIAS-Badeschaum aus dem Augenwinkel – und freue mich, dass es künftig im Berliner RIAS-Chapter weitergeht. Danke an alle, die diese Reise so möglich gemacht haben!

Katharina Thoms, Deutschlandradio, Stuttgart
Eine Town Hall in Pennsylvania. Neben mir eine Reporterin meines Host-Senders KYW im Pressebereich. Wir sind umgeben von einer ausgelassenen, manchmal aggressiven Menge. Auf der Bühne schunkelte ein ehemaliger Präsident, der nun erneut für das Weiße Haus kandidiert, mehr als eine halbe Stunde lang zu seinen Lieblingsliedern. Diese surreale Szene war vielleicht der denkwürdigste Moment einer unglaublichen Reise mit dem RIAS-Programm während der Zeit vor den Wahlen in den Vereinigten Staaten. Und es war lediglich ein Teil einer zutiefst aufschlussreichen zweiwöchigen Erfahrung. Während meiner Zeit bei KYW Newsradio in Philadelphia, Pennsylvania, habe ich schnell gelernt, wie das private Radio hier funktioniert und was es von Journalisten und Journalistinnen verlangt. Die Zusammenarbeit mit dem fantastischen Team von KYW war eine unschätzbare Erfahrung. Ich bekam aus erster Hand einen Einblick in die Schnelllebigkeit amerikanischer Nachrichtenredaktionen. Die intensiven Diskussionen mit Medienexperten, Forschern und Think Tanks, die wir vor und nach unserer Zeit bei den Sendern in Washington, D.C. und New York City führten, machten eines deutlich: Die USA bereiten sich auf eine mögliche zweite Trump-Regierung vor. Progressive hoffen immer noch, sie können dieses Ergebnis verhindern. Aber Optimismus ist rar geworden. Unser Gespräch mit der Heritage Foundation hat mich sprachlos gemacht: Wie offen dort deren antidemokratischen Ideen vertreten werden. In Deutschland befürchten wir das noch. Jenseits des Atlantiks fühlt es sich eher wie Resignation an. Mir wurde aber auch klar, dass wir vor vielen gleichen Herausforderungen stehen: Migration, steigende Lebenshaltungskosten und Klimawandel. Die USA sind uns einfach ein paar Schritte voraus. Wir teilen auch dieselben großen Sorgen in Bezug auf den Journalismus: In einem geteilten Land, konfrontiert mit einem zerrütteten Medienökosystem. Ich habe viele engagierte Journalisten getroffen, die trotz dieser Herausforderungen nicht aufgeben. Die Gespräche mit dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) und der Columbia Journalism Review waren für mich sehr wertvoll. Als Radio- und Podcast-Autorin schätzte ich besonders die Einblicke, die wir von NPR und „The Daily“ der New York Times erhielten. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich an diesem RIAS-Austausch mit dieser außergewöhnlichen Gruppe von Journalistinnen und Journalisten teilnehmen durfte.

Marcus Tychsen, WELT TV, Berlin
Als Last-Minute-Teilnehmer hatte ich die tolle Möglichkeit, kurzfristig im Oktober 2024 am RIAS Austauschprogramm für deutsch-amerikanische Journalisten teilzunehmen. Und wow, was für eine Reise! Das Programm war vollgepackt mit Momenten, die einen fantastischen Einblick in politische, soziale und historische Gegebenheiten in den USA boten – und das kurz vor den US-Wahlen! Perfektes Timing für uns Journalisten. Ein Höhepunkt waren die Debatten mit Think Tanks in Washington, D.C. Bei der ultrakonservativen Heritage Foundation diskutierten wir über die US-Migrationspolitik und das Project 2025. Es soll die Machtbefugnisse eines republikanischen Präsidenten erweitern und die Entlassung von Regierungsbeamten aus politischen Gründen erleichtern. Dies besorgt zum Beispiel das Center for American Progress, einen weiteren Think Tank. Das Pew Research Center zeigte uns überraschende Statistiken, laut denen die meisten weißen christlichen Wähler Trump statt Biden unterstützen. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch im Weißen Haus, wo langjährige Korrespondenten Einblicke in ihre Arbeit gaben. Wir konnten sogar einen Blick auf Präsident Joe Biden erhaschen, der mit der Marine One aus dem Rosengarten abhob. Verschiedene Besuche bei US-amerikanischen Fernseh- und Radiosendern beleuchteten die Rolle der Medien bei der Wahlberichterstattung. Um einen tieferen Einblick in den Lokaljournalismus zu bekommen, durfte ich WSOC-TV in Charlotte, North Carolina besuchen. Dort begleitete ich den politischen Reporter Joe Bruno zu einer Wahlkampfveranstaltung mit Lara Trump. Außerdem begleitete ich Kollegen bei der Live-Berichterstattung. Darüber hinaus besuchte ich ein NFL-Spiel der Carolina Panthers. Es war laut, wild und unvergesslich – trotz der Niederlage des Heimteams. In New York war die Führung durch das 9/11 Memorial unter der Leitung von Gordon Huie sehr emotinal. Die Treffen mit dem Committee to Protect Journalists, bei der New York Times, Bloomberg und mit UN-Sprecher Farhan Haq haben mein Verständnis für die Arbeit der US-Medien sehr bereichert. Ich bin der RIAS Berlin Kommission unglaublich dankbar für diese großartige Erfahrung. Sie hat nicht nur mein Wissen über die mediale und politische Arbeit in den USA vertieft, sondern mich auch perfekt auf die Berichterstattung über die bevorstehende Wahl bei WELT TV vorbereitet. Ein riesiges Dankeschön an alle Beteiligten!

Kristina Gründken, ZDF, Mainz
Es ist kurz vor sechs und die untergehende Sonne taucht die Sonora-Wüste mit ihren Felsen und riesigen Saguaro-Kakteen in ein tiefes Orange. Ich kann immer noch kaum glauben, dass das RIAS-Programm mich an diesen wunderschönen, faszinierenden Ort gebracht hat. Tucson, Arizona, ist ein krasser Gegensatz zum energiegeladenen und schnelllebigen Politik-Zirkus in Washington, D.C., den wir in der Woche zuvor erlebt haben. Während unserer Station Days erkunden wir mit unserem Gastgeber Christopher „Buzz“ Conover (Arizona Public Media) die Gegend und lernen die Belange der Menschen hier kennen. Obwohl Arizona an der mexikanischen Grenze liegt, gibt es kaum Anzeichen für die Migrationskrise, die in diesem Wahlkampf so oft diskutiert wird. Der hoch aufragende Grenzzaun (mit Stacheldraht seit der ersten Trump-Präsidentschaft), vor dem wir am nächsten Tag stehen, schreit zwar „Stay out!“ Dennoch überqueren jeden Tag Tausende legal die Grenze – in beide Richtungen – um zu arbeiten, einzukaufen oder Freunde zu besuchen. In Tucson herrscht Wohnungsnot und wir sehen viele Obdachlose auf den Straßen, aber nur wenige von ihnen sind Latinos. Hier, in der Hitze Arizonas, lässt sich erahnen, wie verzweifelt jemand sein muss, um durch die Wüste ins Land zu kommen. Diejenigen, die es versuchen, müssen einen tagelangen Marsch bei sengender Hitze überstehen. Selbst jetzt, im Oktober, erreichen die Temperaturen noch 38 Grad, und 2024 dürfte eines, wenn nicht das heißeste Jahr werden, das in Pima County je gemessen wurde. Überhaupt: Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme hier, erzählt uns Buzz. Agrarunternehmen und Landwirte pumpen immer mehr Grundwasser ab, wodurch sich die Wasserknappheit weiter verschärft. Kurz bevor unser nächster Flug uns zurück an die Ostküste, nach New York City, bringt, besuchen wir noch das Aufsichtsgremium von Pima County. Der Konsul von Mexiko und mehrere Bürger werden geehrt, ein paar Trump-Anhänger stehen besonders stramm und salutieren, während drei Mädchen einer Mariachi-Band die Nationalhymne singen. Diese besonderen Momente werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Zwei Wochen in den USA kurz vor den Wahlen – mit einer Gruppe wunderbarer Journalisten, die schnell zu Freunden geworden sind. Zwei Wochen voller Begegnungen mit amerikanischen Journalisten, NGOs und Think Tanks auf allen Seiten des politischen Spektrums. Eine unbezahlbare Erfahrung! Danke, danke, danke an Pam, Chris, Buzz und das gesamte RIAS-Team.

Anna Tschöpe, Deutsche Welle, Berlin
In diesen zwei Oktoberwochen habe ich immer wieder das Zeitgefühl verloren. Wir haben so unglaublich viel erlebt und erfahren, dass wir manchmal das Gefühl hatten, schon Monate unterwegs zu sein. Dann wieder gab es Momente, die so besonders waren, dass die Zeit still zu stehen schien. Mir ist jetzt noch klarer als vorher, dass das Rennen zwischen Harris und Trump extrem knapp sein wird und das Ergebnis wahrscheinlich erst in einigen Tagen nach der Wahl feststehen wird. Die Themen, die die Menschen in den USA zur Wahl bewegen, sind ähnlich wie hier in Deutschland: Es geht um Geld, das nicht bis zum Monatsende reicht, um explodierende Preise und um Einwanderung. An einem Tag sprachen wir mit Mitgliedern der konservativen Heritage Foundation über ihr umstrittenes Strategiehandbuch „Project 2025“ und am nächsten Tag saßen wir mit Forschern des Center for American Progress zusammen und hörten ihre Vision für das Land. Für mich war es unglaublich wertvoll, diese unterschiedlichen Perspektiven zu hören und meine Fragen stellen zu können. Besonders gefreut habe ich mich über den Besuch beim Pew Research Center, da ich einige ihrer Statistiken bereits in meiner Arbeit für die DW verwendet habe. Sie haben uns ihre Daten darüber gezeigt, wie Menschen mit unterschiedlichen religiösen Überzeugungen wählen. Das war sehr interessant und ich hatte das Glück, ihre Ergebnisse während meiner Zeit vor Ort in Atlanta, Georgia, in der Realität widergespiegelt zu sehen. Meine Gastgeberin Faith Jessie nahm uns mit zu einem Gottesdienst in der Ebenezer Church – der Kirche, in der Martin Luther King Jr. einst Pastor war. Der Gottesdienst wurde von US-Senator und Baptistenpastor Raphael Warnock geleitet und von einem beeindruckenden Chor aus College Student*innen begleitet. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an dieses Erlebnis denke und werde diesen Moment sicher nie vergessen.
Vielen Dank an die RIAS Berlin Kommission für dieses unglaubliche Programm – ich werde mit den besten Erinnerungen darauf zurückblicken und habe nebenbei auch noch ein paar neue Freunde gewonnen. Was will man mehr?

Moritz Metz, Deutschlandradio, Berlin
Selten hat man so tiefe Einblicke in den Medienbetrieb eines Landes. Press-Briefings im Whitehouse und bei der UNO, Besuche bei NPR, Washington Post, der New York Times, bei NBC, Voice of America und Bloomberg, Hintergrund-Gespräche mit Aktivisten, Forschern und Thinktanks beider politischen Lagern, auch der Heritage Foundation, die hinter dem radikalen Vorhaben ‚Project 2025‘ steckt, mit dem Donald Trump bei einem Wahlsieg nicht nur die Medienlandschaft der USA umkrempeln könnte. 2500 Kilometer Roadtrip durch New York State, die Swing-States Pennsylvania (privat) und North Carolina (auf dem Weg zum meiner Gaststation, dem NPR-Lokalsender WFAE in Charlotte) sowie zu einer Wahlkampfveranstaltung von Kamala Harris zeigten mir unterschiedlichste Seiten dieses Landes, das vor den Wahlen auf der wegweisenden Kippe steht. Das große Thema in den Begegnungen mit beeindruckenden Persönlickeiten – und innerhalb der Gemeinschaft unserer Reisegruppe. Das Gute: So lange und intensiv lernt man selten tolle Kolleginnen kennen! Danke Rias-Berlin-Kommission, diese Wochen der Druckbetankung waren großartig und wahrhaftunvergesslich. Einst haben die USA mit dem ‚Rundfunk im Amerikanischen Sektor‘ den freien Rundfunk in Deutschland mit aufgebaut. Möglicherweise müssen wir bald alle darauf achten, dass er in den USA erhalten bleibt.

Katharina Delling, RTL, London
Was für ein Reise! Noch immer schwelge ich in Erinnerungen an die vergangenen zwei Wochen und muss ganz ehrlich eingestehen: Es ist eigentlich kaum möglich zu sagen, welcher Termin am interessantesten oder welche Person, die wir getroffen haben am beeindruckendsten war. Denn alle haben auf ihre Art und Weise zum Nachdenken angeregt. Das Gespräch mit Vertretern der Heritage Foundation war eine Erfahrung der besonderen Art, unser Besuch beim Pew Research Center hat mir noch einmal klar gemacht, welche Wählerinnen und Wähler hier in den USA die Wahl bestimmen könnten und das Gespräch mit dem Committee to Protect Journalists hat mir einmal wieder gezeigt, wie wichtig unser Job ist und wie essenziell es ist, dass wir ihn richtig machen. Darüber hinaus haben wir so viele weitere spannende Gespräche geführt, tolle Menschen getroffen und Erinnerungen gesammelt, die mir ewig in Erinnerung bleiben werden. Zum Beispiel, wie Präsident Joe Biden über den Rasen des Weißen Hauses „sprintet“ und in seinem Hubschrauber davonfliegt. Oder unser Gespräch mit Gordon Huie über sein schreckliches Erlebnis am 11. September 2001 und, wie er es geschafft hat, trotzdem eine positive Einstellung zu bewahren. Ich hatte hohe Erwartungen an diese Reise – und die wurden auch erfüllt. Womit ich aber nicht gerechnet hatte war, dass ich innerhalb kürzester Zeit den Journalistinnen und Journalisten in unserer Gruppe aber auch unseren Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern so nah kommen und so viel über sie erfahren würde. Besonders für diese Beziehungen, die wir während der Reise geknüpft haben, bin ich sehr dankbar.

Sebastian Deliga, SWR/ARD, Berlin
Diese Reise mit RIAS war in vielerlei Hinsicht eine außergewöhnliche Erfahrung. Sie brachte mir die Vereinigten Staaten näher. Beeindruckend war der Besuch im Weißen Haus mit dem heldenhaften Auftritt von Präsident Biden, der vor unseren Augen in seinen Hubschrauber stieg und in den Himmel flog – ein Glück für denjenigen, der in einem biblischen Zeitalter so auftreten kann. Die Besuche in den Think Tanks waren eine Herausforderung, vor allem bei der Heritage Foundation, wo einer unserer Gastgeber den radikalen Plan „Project 2025“ kommentierte: „Es ist doch nur ein Buch“ – was für ein irritierendes Understatement. Spannend waren die Besuche bei US-amerikanischen Medienunternehmen. Und wie unterschiedlich Management verstanden werden kann, habe ich zum Beispiel bei Bloomberg erlebt, wo es als Ausdruck der Wertschätzung jeden Morgen ein kostenloses Frühstücksbuffet für die Mitarbeiter gibt – nicht übel. Meine Station Days bei WUSA in Washington D.C. waren aufschlussreich, weil ich die amerikanische Art, Live-Sendungen für das Fernsehen zu machen, kennenlernen konnte – wesentlich entspannter als es hier üblich ist. Ich bin dankbar für die vielen Begegnungen mit amerikanischen Freunden. Wir haben viel gemeinsam: Wir haben über alles geredet, auch über die ARD-Sendung „Praxis mit Meerblick“, die erstaunlicherweise auch amerikanische Fans hat. Auch sangen wir: „Muss i denn zum Städtele hinaus“ in der Karaoke-Bar – wer hätte das gedacht? Vielleicht wäre unsere Gesellschaft weniger gespalten, wenn wir in Karaoke-Bars öfter gemeinsam und lagerübergreifend singen würden – in Amerika wie in Deutschland. Ich fühle mich den USA verbundener als je zuvor – trotz aller Widersprüche. Vielleicht sind die Werte der Demokratie wichtiger als die Nation, auch wenn sie mehr Emotionen auslösen kann. Aber ist es nicht erfüllender, sich über Nationen hinweg zu verbinden und gemeinsame Werte zu teilen, als sich isoliert auf sich selbst zu beziehen? Zumindest habe ich das während meiner zwei Wochen in Washington D.C. und New York für mich festgestellt. Ich durfte das Land noch einmal ganz neu kennen lernen – und dafür bin ich der RIAS Berlin Kommission sehr dankbar.

Vivica Jungels, SWR, Stuttgart
Ich bin wieder in Deutschland, aber ganz ehrlich: mein Kopf ist immer noch in den Wolken irgendwo über dem Atlantik, zwischen den USA und Europa. Eine Reise wie diese habe ich noch nie erlebt. Mitzuerleben, wie der Präsident der USA zu seinen Besuchen in den von den jüngsten Hurrikans betroffenen amerikanischen Bundesstaaten aufbricht, mit Journalisten weltweit bekannter Medien wie der New York Times, Reuters oder der Washington Post über die bevorstehenden Wahlen und die Gefahr einer möglichen zweiten Präsidentschaft von Donald Trump zu sprechen und CNN in Atlanta zu besuchen, den US-amerikanischen Kollegen beim Versuch, die wichtigsten Informationen so schnell wie möglich zu verbreiten, über die Schulter zu schauen – diese Erfahrungen machen mich demütig und total dankbar für das, was ich in den letzten zwei Wochen erleben durfte. Als junge Frau, die noch auf der Suche nach ihrem Weg im Journalismus ist, hat es mir die Augen dafür geöffnet, was ich mit meiner Arbeit erreichen möchte. Es hat mich zu dem zurückgeführt, was in Bezug auf unsere Arbeit als Journalisten wirklich wichtig ist: Wir müssen für die Demokratie kämpfen, wir sind ein sehr wichtiger Teil von ihr und unsere Arbeit ist für ihren Fortbestand unerlässlich. Um es auf den Punkt zu bringen: es war nicht nur eine fantastisch geplante Reise von Pamela Ortega und dem gesamten Team der RIAS Berlin Kommission: es war eine wichtige Zeit in meiner jungen Karriere und ich bin mir mehr als sicher, dass ich von den Erfahrungen, die ich gemacht habe, noch sehr lange profitieren werde. Es mag kitschig klingen, aber das, was ich gesehen habe, hat sich in mein Gedächtnis und mein Herz eingebrannt – und ich bin sehr dankbar, dass ich als talentierter Journalist für dieses Programm ausgewählt wurde. Dieses Programm kann für jeden Journalisten ein Wendepunkt sein – daher empfehle ich dringend, diese harte Arbeit fortzusetzen, um den transatlantischen Dialog zwischen Journalisten zu stärken. Es war eine einmalige Erfahrung (und ich bin nicht dafür bekannt, solche Dinge einfach so zu sagen). DANKE und HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH an die RIAS Berlin Commission für ihre großartige Arbeit.

Anna Postels, NDR/ARD, Hamburg/Bremen
Wenn man seinen ersten Tag mit Jetlag und Müdigkeit um 8:30 Uhr mit einem Termin im Weißen Haus mit Präsident Biden beginnt – was kann da noch passieren? Eine ganze Menge! Zum Beispiel meine Station Days bei abc7ny in New York City! Direkt neben dem Lincoln Center gelegen, hat mich das Team um Bob Monek in der Redaktion herzlich empfangen. Ja, es sind echte Menschen, die in einer Nachrichtenredaktion arbeiten und nicht nur aus der Ferne. Der ABC-Sender ist einer der beiden großen New Yorker Fernsehredaktionen. Das Social/Digital Team gab mir einen großartigen Einblick in die Arbeitsweise des Senders. Wir haben live gestreamt und uns über die verschiedenen sozialen Plattformen und die Herausforderungen ausgetauscht, über Reels, Kommentare, die Wahlen, die politischen Entwicklungen in den USA und die Parallelen zu Deutschland… Und natürlich haben wir auch Konferenzen abgehalten. Und besonders beeindruckend war, wie schnell die Kollegen gearbeitet haben und welche Aufgabenbereiche sie abdecken! Wir sind alle besorgt und beunruhigt angesichts dessen, was im November passieren könnte. Wahrscheinlich liegen chaotische, harte und raue Zeiten vor uns. Ich war zum ersten Mal in den USA – und ein Einstieg könnte nicht tiefer, emotionaler, komplexer sein. Ich habe alles aufgesaugt wie ein Schwamm. Besonders gefallen hat mir der multiperspektivische Rundumblick, die Seitenränder, über die wir geschaut haben, der Austausch mit den Menschen in den USA – aber auch mit den anderen Teilnehmern. Besonderen Dank an Michael Gagiulo, der mich am ersten Tag durch NYC geführt hat, er hat mir viel von der Geschichte der Entstehung New Yorks gezeigt.

Daniel Spliethoff, RTL, Berlin
In Washington habe ich Joe Biden über den Rasen des Weißen Hauses rennen sehen und habe mit eigenen Ohren gehört, wie die Heritage Foundation den Klimawandel leugnet. Das Pew Research Center führt so viele Umfragen durch, dass ihr Maskottchen Graf Zahl heißen muss – aber jede ihrer Umfragen hat mich nach vorne gebracht. Der Sonnenuntergang in der Wüste von Arizona hat mir den Atem geraubt, und ich hatte die beste Zeit während meiner Stationstage in Tucson. Und dann New York City: Gordon Huie, dreifacher Überlebender von 9/11, gab uns allen ein Beispiel dafür, wie man mit Katastrophen umgeht, die überdimensional zu sein scheinen. Diese Beschreibung mag so seltsam und ohne Zusammenhang klingen wie eine Trump-Rede, aber sie zeigt, wie komplex und vielfältig die Erfahrungen mit RIAS in den Vereinigten Staaten während dieser Reise im Herbst 24 waren. Es ist schwer, alles in 200 Worten zusammenzufassen, und es wird noch dauern, bis ich alles verarbeitet habe. Aber ich weiß jetzt schon, dass mir diese Erfahrung für die nächsten Jahre meiner Karriere erhalten bleibt. Herzlichen Glückwunsch an RIAS für die Zusammenstellung eines fantastischen Programms, aber mehr noch: danke für die Zusammenstellung dieser Auswahl von Journalisten. Ich bin sehr dankbar, dabei gewesen zu sein.


19. Juni 2024

RIAS Medienpreisverleihung 2024

Die RIAS Berlin Kommission lud Freunde und Alumni ein, die Gewinner des diesjährigen RIAS Medienpreises am 03. Juni 2024 in Berlin zu feiern. Die jährliche Auszeichnung ehrt einige der besten Beispiele des transatlantischen Rundfunkjournalismus.

Der Vorsitzende der RIAS Berlin Kommission, Peter Limbourg, und Clark Price, stellvertretender Missionschef der US-Botschaft Berlin, begrüßten die Gewinner und geschätzten Gäste der Preisverleihung. Unter den Anwesenden befanden sich Bundestagsabgeordnete, RIAS-Alumni aus ganz Deutschland und den USA sowie die Vorstandsmitglieder der RIAS Berlin Kommission. In ihren Reden betonten Limbourg und Price die Notwendigkeit eines korrekten und objektiven Journalismus in Zeiten zunehmender Desinformation zum Schutz demokratischer Werte. Durch den Austausch von Journalisten aus Deutschland und den USA zum besseren Verständnis aktueller Themen in beiden Ländern trägt die RIAS Berlin Kommission dazu bei, einen Journalismus zu stärken, der Fakten und Zusammenhänge vermittelt. Und das ist heute notwendiger denn je.

Die diesjährige Preisverleihung wurde von Melissa Eddy und Michail Paweletz moderiert, die die zweihundert Gäste mit großer Leichtigkeit unterhielten, allen Preisträgern besondere Momente bescherten und dem Abend den warmen Geist der RIAS-Familie verliehen.

Eine hochkarätige Jury von Journalisten aus den USA und Deutschland wählte die fünf Preisträger in den Kategorien Fernsehen, Radio, Digitale Medien und Fellow sowie den Großen Preis aus Beiträgen aus Beiträgen, die aus den USA und Deutschland eingereicht wurden.

Die RIAS Berlin Kommission, die gegründet wurde, um den Geist des legendären Radio im amerikanischen Sektor (RIAS) lebendig zu halten, führt seit 1993 Austauschprogramme für mehr als 2.000 deutsche und amerikanische Rundfunkjournalisten durch, um die transatlantische Verständigung im Journalismus zu fördern.

Hier sind die Jury-Begründungen für die Gewinner des RIAS Medienpreises 2024:

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RIAS Grand Prize – Sigrid Faltin, MDR, “Flucht in den Osten – G.I.s in der DDR”
Der Film handelt von drei amerikanischen Soldaten, die einst in die kommunistische DDR überliefen, um hinter dem Eisernen Vorhang ein neues Leben zu beginnen. Ein wenig bekannter Teil des Kalten Krieges: Mehr als 200 NATO-Soldaten, meist Amerikaner, desertierten. Wie Sigrid Faltin in ihrem eindringlichen Film zeigt, waren ihre Beweggründe weniger der Ost-West-Konflikt, sondern Liebesbeziehungen oder dass sie Strafen für Bagatelldelikte entgehen wollten — auch Rassismus spielte eine Rolle, dem sie in der DDR weniger begegneten.

RIAS TV Award – Heinke Schröder, SWR, “Auswandern nach Amerika – Fluch oder Segen?”
„Auswandern nach Amerika -Flucht oder Segen“ ist der Gewinner des RIAS Medienpreises für Fernsehen. Die Familie Francisco sieht die USA als ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, im Gegensatz zu Deutschland. Sie ziehen nach Florida, mit dreizehn Koffer, und nicht viel Vorbereitung.Die Jury wählte diesen Beitrag aufgrund seiner persönlichen Geschichte der amerikanischen Traums von einer Familie und der darauf folgenden Realität.

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RIAS Radio Award – Iska Schreglmann, Florian Kummert, Susi Weichselbaumer, BR, “Deutsche in den USA”
Wir alle kennen die Geschichte der Deutschen in den USA – so dachten wir zumindest. Iska Schreglmann, Florian Kummert und Susi Weichselbaumer enthüllen in ihrem gründlich recherchierten Beitrag das Ausmaß dieser Wurzeln, warum sie vertuscht wurden und wie sie heute wieder zum Leben erweckt werden. Durch die Stimmen von Deutsch-Amerikanern, von Senioren, die sich daran erinnern können, wie sie zwischen ihrem deutschen Erbe und ihrer amerikanischen Erziehung hin- und hergerissen waren, bis hin zu einem Revolutionär aus Preußen, der nach Wisconsin auswanderte und den Weg zum US-Innenminister unter Abraham Lincoln einschlug, überrascht ihr Radiobeitrag und lehrt die Zuhörer neue Details über die Verbindungen, die uns heute beeinflussen.

RIAS Digital Media Award – Andreas Becker, Nicolas Martin, Deutsche Welle, “Cannabis Cowboys – a story about big dreams, juicy money and never-ending hype”
Der Podcast Cannabis Cowboys ist Gewinner des RIAS Media Preis in der Kategorie Digital. Andreas Becker und Nicolas Martin erzählen die Betrugsgeschichte des Berliner Startups Juicy Fields, das Investoren verspricht, man könne mit medizinischem Cannabis reich werden. Die Jury sieht in diesem Podcast ein Rechercheglanzstück und eine Kriminalgeschichte gleichzeitig, die einen Bogen schlägt von Berlin, zu den großen Cannabis-Riesen in den USA, bis nach Russland. Fesselnd erzählt und ein Einblick, wie Wirtschaftskriminalität heute funktioniert.

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RIAS Fellow Award – Lane Luckie, KLTV, für eine Reihe von sieben Spot Reportagen aus Deutschland während eines RIAS-Fellowship-Programms in Köln und München
In einer Reihe von sieben Live-Reportagen aus Deutschland für seine Sender in Tyler, Texas liefert Lane Luckie Inhalte, die die einzigartigen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland wirkungsvoll beleuchten. In einem Bericht aus München stellt Luckie die Bemühungen der NFL vor, ihre Präsenz in Deutschland dank eines neuen Vertrags und eines betrachtlichen Wachstums im Ausland zu verstärken. In diesem Bericht demonstrierte Luckie sein Wissen über beide Länder und darüber, wie Amerikas beliebteste Freizeitbeschäftigung weiter an Boden gewinnt. Besonders beeindruckend war für die Jury auch, dass Luckie seine Live-Aufnahmen einzeln als „Ein-Mann-Band“ durchführte; ein Zeichen dafür, dass er in der Lage ist, seine eigenen Inhalte selbständig zu schreiben, zu drehen und zu bearbeiten.


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