Deutsches RIAS-Fellows-Treffen 2002
Berlin, 15. September 2002
Etwa 150 deutsche Fellows und 18 amerikanische Teilnehmer des Herbstprogramms Deutschland 2002 nahmen am jährlichen Fellow-Treffen der RIAS BERLIN KOMMISSION am 15. September 2002 im ehemaligen Staatsratsgebäude teil. Gastredner war Dr. Jeffrey Gedmin, Direktor des Aspen Instituts Berlin, der über den Stand der deutsch-amerikanischen Beziehungen eine Woche vor den Bundestagswahlen 2002 und vor dem Hintergrund einer drohenden Zuspitzung des Irakkonflikts sprach.
Dr. Jeffrey Gedmin
Lange bevor Gerhard Schröder zu dem Schluss kam, er könne vielleicht die Wahl gewinnen, indem er seine wichtigsten Verbündeten mit Kritik überhäuft, war eigentlich schon klar, dass es Sand im Getriebe der deutsch-amerikanischen Beziehungen gab.
Wahr ist, dass sich im Laufe der vergangenen Jahre zwischen Deutschland und Amerika beachtliche Missstimmungen entwickelten, die weit über Stilfragen hinausreichen. Dabei geht es zum einen um Machtverhältnisse in der transatlantischen Beziehung und ein tiefes Verlangen der Deutschen nach mehr Mitspracherecht und Wertschätzung. Zum anderen geht es um Zukunfts-visionen. Es liegt im Bestreben Deutschlands, mit Hilfe seiner europäischen Partner eine Weltordnung zu schaffen, die zunehmend multilateral ausgerichtet ist. Das überrascht nicht bei einer postnationalen Gesellschaft, die großen Wert auf Konsens legt und die ihren Erfolg als modernes Gemeinwesen zu einem großen Teil der Europäischen Union mit ihrer Vorliebe für vernetzte Institutionen und supranationale Vereinbarungen verdankt. Es besteht zwischen den beiden Seiten des Atlantiks eine anhaltende Debatte über militärische Macht und den angemessenen Einsatz von Gewalt. Auch hier steht Deutschland unter dem Einfluss der Vergangenheit. Doch die Gegenwart bleibt ebenfalls nicht ohne Auswirkungen: Man bedenke nur den beklagenswerten Zustand der heutigen Bundeswehr.
Wo führt uns das alles hin? Zur Notwendigkeit, die Unterschiede zu akzeptieren. Zu ein bisschen mehr Bescheidenheit vielleicht und zu etwas mehr kritischer Selbstwahrnehmung auf Seiten der Amerikaner.