Deutsches RIAS-Fellows-Treffen 2004
Berlin, 6. Juni 2004
Fast 300 Gäste nahmen an der Matineeveranstaltung am 6. Juni 2004 im Hotel Adlon teil, in der die RIAS-Preisverleihung und das Fellowtreffen 2004 zusammengefasst wurden. Durch das Programm führte Jürgen Graf, der Vorsitzende der RIAS BERLIN KOMMISSION, der die Gäste herzlich begrüßte. Gastredner war Egon Bahr, RIAS-Chefredakteur in den fünfziger und enger politischer Berater Willy Brandts in den siebziger Jahren, dessen Rede großes Interesse und Zustimmung fand.
Egon Bahr
ehem. RIAS-Chefredakteur
Als ehemaliger RIAS-Mann habe ich die Einladung, aus Anlass der diesjährigen Preisverleihung zu sprechen, gerne angenommen. Nicht nur, weil ich mich gerne daran erinnere, wie neidvoll Kollegen der ARD-Anstalten die Freiheit der RIAS-Kommentatoren rühmten. Sie mussten die parteipolitische Zusammensetzung ihrer Rundfunkräte beachten; wir beim RIAS hatten nur das ungeschriebene Gesetz zu berücksichtigen, den amerikanischen Präsidenten nicht zu beleidigen, was wir ohnehin nicht vorhatten.
Wichtiger ist mir die Erinnerung daran, dass auch in früheren Jahrzehnten das Verhältnis zwischen den USA und der Bundesrepublik nicht frei von Spannungen gewesen ist. Wir haben bewundert, in welcher Art sich Amerika von dem Kommunisten-Jäger McCarthy befreit hat. Später in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre hatte sich Amerika in den Vietnam-Krieg verstrickt. Der war damals fast ebenso unpopulär wie der Irak-Krieg heute. Mir fiel auf, dass der damalige Außenminister Willy Brandt, der den Krieg in Vietnam für ungewinnbar hielt, in der Öffentlichkeit kein Wort der Kritik laut werden ließ, obwohl das populär gewesen wäre. Auf eine Frage von mir erhielt ich die unvergessliche Antwort: „Freunde, die in Schwierigkeiten sind, schont man.“ Heutzutage haben wir das Interesse, dass die USA, diese unentbehrliche Macht, aus dem Irak-Krieg ohne irreparable Beschädigung ihrer Autorität und ihres Ansehens herauskommen.