2006

DUKE UNIVERSITY MEDIA FELLOWSHIPS PROGRAMM 2006

Vierwöchiges Besuchsprogramm an der Duke Universität in Durham, North Carolina, für Journalisten aus den USA und aller Welt.


TEILNEHMERBERICHTE

Dr. Ulrike Burgwinkel, Freelancer

Vier Wochen in zwei Seiten? Ein schwieriges Unterfangen, doch ist man als praktizierende Radiojournalistin an das Verknappen und essentielle Minimieren gewöhnt. Vier Wochen voller Erfahrungen in der Bewältigung U.S.-amerikanischen Alltags sind in wenigen Worten zu leisten: it needs a car and enough dough and the paradise is yours. Da ich schon vor dem Duke-Aufenthalt mehrfach in den USA unterwegs war, sind das keine neuen Erkenntnisse.

Als neu, aber auch wiederum alt und bewährt in seinem Erkenntnis-und Wahrheitsgehalt, möchte ich dennoch vor allem zwei Dinge festhalten. Die generöse Freundlichkeit und die herzliche Aufnahme der Bewohner jenes als „Bush-Country” verrufenen Landes erfreut, überrascht und überzeugt mich immer wieder davon, dass es falsch ist, ein Land nach seiner Regierung zu beurteilen. Zudem im akademischen Milieu, wie es sich jetzt auch wieder gezeigt hat, die kritischen Stimmen überwiegen, und das nicht erst seit dem Irak-Krieg und „Katrina” (der bumper sticker „defend America — defeat Bush” erfreut sich nicht nur unter Demokraten grosser Beliebtheit). Dazu gehört eben wie die zweite Seite einer Münze jener erfrischende ungetrübte Patriotismus und der Stolz auf die Freiheit des Einzelnen im Land; sowie natürlich die freedom of speech und der Presse, die am Sanford Institute of Public Policy an der Duke z.B. auch in Bezug auf den Karrikaturenstreit thematisiert wurde. Ein anderer, zu Bill Clintons Zeiten von Berater James Carville geprägte Slogan „it’s the economy, stupid” hat indes nichts von seiner Aktualität verloren, auch das zeigte sich in zahlreichen lectures und talks während des fellow programs, ob es um die Not der letzten noch verbliebenen Zeitungen ging oder die Probleme des NPR, National Public Radio, die schulische Erziehung oder das Altwerden in den USA.

Das zweite Moment, fast als Aha-Effekt erlebt, liegt in der Erkenntnis, dass wir in Europa selbst als gut informierte und politisch interessierte Bürger das Trauma des 9/11 nicht ermessen können. Für das öffentliche Leben, die Presse, die Menschen scheint das schreckliche Ereignis ständig präsent zu sein, es hat Verletzungen hinterlassen, die ich in ihrer Schwere mit allen langfristigen Folgen nicht hatte einschätzen können. Erst der Besuch des Pentagon mit seiner Gedächtniskapelle in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle und zahlreiche Gespräche haben das geändert und geholfen, die anfängliche Bereitschaft der Medien und der Bürger, den „war against terrorism” mitzutragen, besser zu verstehen.

Konkreter kann ich an dieser Stelle berichten von rund 10 Interviews mit aufgeschlossenen, spontan sich bereit gefundenen Spezialisten z.B. in Sachen „Elite-Universität”, Öffentlichkeitsarbeit der Uni, Tanz und Kriminalroman, Altwerden in den USA, denn dort zeichnet sich ein vergleichbares Problempotential ab. Meine Redaktionen werden sich allerdings noch etwas gedulden müssen, bis ich die versprochenen Beiträge liefern kann; zunächst müssen die O-Töne verschriftlicht werden…

Ein überaus reichhaltiges Angebot steckt im Media-Fellowship-Programm. Es zu nutzen und auszuweiten sollte jedem Einzelnen eine wahre Freude sein, und ist in der Tat eine Fundgrube auch für spätere Projekte. Denn die Kontakte lassen sich in Zeiten von e-mail und web konservieren und nutzen weit über die aktuellen vier Wochen hinaus.

Und vielleicht nimmt ja der ein oder andere meiner Gesprächspartner die von Herzen ausgesprochene Einladung zu einem Besuch in meinem Land, meiner Stadt und meinem Zuhause an. „Ein bißchen zurückgeben und weitergeben von dem, was man sebst in reichlicher Form bekommen hat” — Glück oder Geld oder beides, zumindest an diejenigen, die es verdienen, das wäre dann noch die letzte Erkenntis, die ich hinzufügen möchte. Denn genau das habe ich oft erlebt: dieses grundsätzliche Gefühl und die Einsicht in die Notwendigkeit bürgerschaftlichen Engagements ist den (meisten) heute lebenden Nachfahren der Pioniere noch immer selbstverständlich.

——————

Christel Dalhoff, 3SAT

Der Weg nach Duke war gar nicht so einfach: In New Yorks „La Guardia“ Flughafen hatte mein Flieger zunächst Verspätung. Den verspäteten Flieger hab ich dann auch noch verpasst. In Raleigh angekommen setzte ich mich ins falsche Taxi (der Abschied vom „Big Apple“ am Vorabend war wohl doch etwas zu stürmisch ausgefallen.) Kaum zu glauben, dass ich mein Ziel, die Apartmentsiedlung „The Forest“ spät nachts doch noch erreichte. Es hatte seine Vorteile, das Sammeltaxi für Studenten der Duke Universität: Mit mir im Auto ein Mediziner, der kurz vor seinem Abschluss stand. Er erzählte, um in Duke, einer der besten Universitäten der Vereinigten Staaten zu studieren, müsse man im Jahr 45.000 Dollar zahlen. Nicht umsonst werde Duke auch das „Harvard des Südens“ genannt. Ich sollte die folgenden Wochen herausfinden, warum es einen solch guten Ruf hat.

Für mich persönlich waren die vier Wochen in Duke eine tolle Erfahrung — sowohl in beruflicher als auch in persönlicher Hinsicht — eine Art „Mini-Sabbatical“ verbunden mit der wertvollen Erfahrung, meine tägliche Arbeit in Deutschland zu reflektieren. Gleichzeitig lernten wir die amerikanische Medienlandschaft von innen kennen: Das war hauptsächlich Laurie, der Direktorin des Programms zu verdanken, die uns einen vollgepackten Terminplan zusammengestellt hatte. Extra für uns „Media Fellows“ hatte sie viele „lectures“ und „discussions“ zusammengestellt. Sie boten uns die Möglichkeit, den Duke Professoren die Fragen zu stellen, die nur für uns interessant waren. Auf manche reguläre Vorlesung, die ich gerne besucht hätte, musste ich deshalb verzichten, aber im Nachhinein betrachtet waren diese „Extra-Sessions“ Gold wert. Besonders beeindruckt hat mich das „special screening“ mit John Dancy, einem erfahrenen Journalisten, der in seinen über dreißig Jahren als Korrespondent für NBC auch in Berlin gearbeitet hatte. Bevor wir uns den Film „Good night and good luck“ anschauten, zeigte er uns die wohl berühmteste, mir bis dahin aber völlig unbekannte Reportage des Ausnahmereporters Edward Murrow über das hoffnungslose Leben von saisonal arbeitenden Erntehelfern in Amerika. Murrow war es, der später zusammen mit seinen Kollegen bei NBC journalisitisch gegen die Verschwörungen der McCarthy–Ära ankämpfte. Laut Dancy die „Goldenen Zeiten“ des amerikanischen Journalismus.

Duke — eine elitäre Welt für sich: Das fiel uns schon beim Rundgang über den riesigen Campus am ersten Morgen auf. Mein „Mitfellow“ Donwald aus Südafrika verglich es mit Oxford. Auch mir kamen die neoklassizistischen Bauten von Duke wie „Tempel der Bildung“ vor. Karriereorientierte weiße wie schwarze Studenten, für die ein schnelles und erfolgreiches Studium hier die Garantie für ein späteres privilegiertes Leben mit hohem Anfangsgehalt war.

Die perfekte Fassade sollte später bröckeln: Unser Aufenthalt in Duke fiel zusammen mit einem Skandal, der die heile Uniwelt ordentlich erschütterte: Sportlern des „Lacrosse“ Teams, einer amerikanischen Sportart indianischen Ursprungs, wurde vorgeworfen, während einer Party eine farbige Tänzerin vergewaltigt zu haben. Fieberhaft warteten alle auf die Ergebnisse des DNA-Tests, der dann zwar negativ ausfiel, dem Image der bislang so hoffnungsvoll aufstrebenden Uni aber schon geschadet hatte. Hier spürte man, dass man sich in Raleigh/Durham im Süden der USA befand, längst verheilt geglaubte Wunden zwischen weiß und schwarz rissen wieder auf und mehr und mehr wurde in Duke diskutiert, inwieweit dieses dunkle Kapitel der amerikanischen Geschichte heutzutage wirklich überwunden ist.

So wurde der Lacrosse-Skandal auch zum Thema in fast jeder Vorlesung, die ich besuchte. Die Vorlesungen in Duke waren insgesamt geprägt von einer Diskussionskultur, die hierzulande leider oft fehlt. Die Professoren des Terry Sanford Intitute — faszinierende Persönlichkeiten, die als ehemalige aktive Journalisten das „Business“ aus jahrzehntelanger Praxis kannten und daher genau wussten, worüber sie sprachen. Es hatte so gar keine Ähnlichkeit mit meinem Studium hier in Deutschland: Keine überfüllten Hörsäle, wo alles vor sich hin dämmert, sondern kleine Klassen, in denen sich meist rege Diskussionen über aktuelle Themen entwickelten wie zum Beispiel bei Allan Kornbergs Vorlesung über politische Kampagnen, bei der wir am Schluss alle trefflich über die geplante Änderung des Einwanderungsrechts stritten.

Aufgrund meiner Arbeit beim Kultursender 3sat und meiner Vorliebe für Dokumentationen interessierte ich mich besonders dafür, was sich hinter dem Kurs „intermediate documentary filmmaking“ von Gary Hawkins verbarg. Ohne mich vorher anzumelden, begab ich mich auf Entdeckungstour auf den schier unendlichen Campus. Mit Hilfe der netten Busfahrer fand ich das „Lyndhurst“ Gebäude, eine wunderschöne weiße Villa, etwas versteckt zwischen Ost- und Westcampus gelegen. Dort traf ich junge Filmstudenten, die ihr Drehmaterial präsentierten. Zwei waren gerade erst aus New Orleans zurückgekommen. Die Katastrophe lag ein halbes Jahr zurück und alles sah noch so entsetzlich zerstört aus, als ob Hurrikan Kathrina erst gestern zugeschlagen hätte. Hawkins gab den Studenten viele technische Tipps, welche Kameraeinstellung sie beim nächsten Mal wählen sollten, um noch bessere Bilder zu bekommen u. ä. Was mir aber viel wichtiger erschien, war, dass er zunächst zusammen mit seinen jungen Filmemachern herausfand, was für eine Geschichte sie erzählen wollten, erst dann ermutigte er sie weiterzumachen. Was für ein Luxus! Diesen Lehrer hätte ich gerne mit nach Deutschland genommen.

Wir waren auch nach Duke gekommen, um über unsere eigene Arbeit zu berichten: Dazu waren die so genannten „Challenges Presentations“ vorgesehen. Die Media Fellows sollten über die Herausforderungen in ihrer Arbeit berichten. Die Gruppe, in der ich sein durfte, war einfach fantastisch; es waren u. a. Kollegen aus Südafrika, Kirgisien, Frankreich, Vietnam und Amerika dabei. Der Austausch mit den internationalen Kollegen ist Gold wert, weil es den eigenen Horizont erweitert und man so ganz nebenbei einiges am deutschen Journalistenleben zu schätzen lernt, vor allem wenn man hört, unter welchen Bedingungen beispielsweise vietnamesische Kollegen arbeiten müssen. Der französische Kollege war 2004 im Irak für 2 Monate gekidnappt worden und nicht nur wir stellten ihm viele Fragen. Er berichtete, er sei wohl der erste entführte Journalist gewesen, bei dem Regierung und Kidnapper mittels Internet über seine Freilassung verhandelt hätten.
Auch außerhalb des offiziellen Programms trafen wir uns oft — zum Beispiel abends, um gemeinsam zu kochen. Das waren unvergessliche Momente und ich denke, auch wenn wir nur kurze Zeit miteinander verbringen konnten, werden wir alles versuchen, um irgendwie in Kontakt zu bleiben. Ich habe zumindest fest vor, die Kollegen in Südafrika zu besuchen, sei es nun aus beruflichen oder privaten Gründen.

In unserer zweiten Woche besuchten wir Washington. Ein weiteres Highlight, das wir abermals der guten Organisation von Laurie und sicherlich auch ihren jahrelangen Kontakten zu verdanken hatten. Führungen durch das Pentagon, die Washington Post und das National Public Radio standen auf dem Programm. Der Besuch bei CNN hat mir besonders gut gefallen. Eine Fernsehkollegin nahm sich viel Zeit, beantwortete all unsere Fragen und stellte uns auch den ein oder anderen Star des Senders vor. Das Wochenende nutzten wir für Besuche der vielen Museen, die die Stadt zu bieten hat. Auch das Cherry-Blossom-Festival, das Kirschblütenfest, über 1000 blühende Bäume bei 28 Grad verzauberten mich und ließen die ganze Stadt wie aus einem Märchen aussehen.

Zurück in Durham hatten wir noch einmal die Gelegenheit, North Carolina besser kennen zu lernen: An unserem freien Tag fuhren wir ans Meer nach Wilmington.

Der krönende Abschluss in der letzten Woche: das „Fullframe Filmfestival“ unter dem Motto: „Wieviel Realität können Sie verkraften?“ Mein deutscher Kollege Michael und ich verkrafteten viel: Wir saßen von früh bis spät im „North Carolina Film Theater“ und zogen uns eine Doku nach der anderen rein. Wenn wir mal Pause machten, lernten wir jede Menge Filmemacher kennen, ein enormer Vorteil an Filmfesten in der Provinz: der direkte, persönliche Kontakt mit den Filmschaffenden selbst. Am Schluss hatte ich eine Visitenkartensammlung und den Kopf voller Inspirationen für eigene Filme.

Die vier Wochen in Duke vergingen schnell — zu schnell. Wenn ich jetzt zurückblicke, kommt es mir leider schon sehr weit weg vor. Die Sehnsucht nach diesem faszinierenden Land und der Traum, einmal dort arbeiten zu können, sind aber geblieben.

——————

Marika Dresselhaus, Freelancer

Edle Krawatten, teuere Seidenhemden oder Halstücher und blitzblank geputztes Schuhwerk — jeder der 30 jungen Frauen und Männer, die im noblen Konferenzraum um den ausladenden Massivholztisch herum sitzen, tragen Business-Outfits, die sich sehen lassen können. Natürlich hat sich auch der Präsident der Vereinigten Staaten herausgeputzt. „Wie kriegen wir Bin Laden, warum hat Clinton das nicht geschafft und was sollten wir anders machen?“, „Brauchen wir eine Bodenoffensive in Afghanistan?“, „Sollten wir die NATO um Hilfe bitten, den Alleingang wagen und welche anderen Optionen haben wir?“, „Wie sieht Ihr neues nationales Sicherheitskonzept zur Verhütung künftiger Anschläge aus?“ Die Fragen des Präsidenten — in diesem Fall Public-Policy-Dozent David Schanzer — sind nicht rein rhetorischer Natur, sondern richten sich direkt an die entsprechenden Adressaten, z.B. den Studenten, der das Amt des UN Botschafters innehat, diejenigen, die die Chefs des FBIs und der CIA spielen, die Finanzministerin oder den Leiter der FAA. Wir sind Zeuge einer nachempfundenen 9/11-Krisenkonferenz der amerikanischen Regierung. Sie ist nur ein beeindruckendes Beispiel kreativer Diskurskultur und kreativitätssteigernder Lehrmethoden an der Duke Universität in Durham. Ich habe den Besuch von David Schanzers Kurs „9/11 and It’s Aftermath“ sehr genossen, auch wenn es ein Seminar für Undergraduates war — oder besser — manchmal sogar genau deswegen. Die Reihe hat mir nicht nur fruchtbaren Boden gegeben, um generell und insbesondere aus amerikanischer Perspektive über das Thema zu reflektieren, sondern mich auch durch seine Lebendigkeit besonders inspiriert. Es war sowohl spannend als auch eine Freude, die Studierenden beim Ringen nach angemessenen Antworten auf die vorangestellten kontroversen Fragen zu sehen. Das hat vor allem gezeigt, welches komplizierte Dickicht von konstitutionellen und anderen Gesetzen es zu durchblicken gilt und dass genaue Kenntnis hinsichtlich der Kompetenzen der jeweiligen politischen Funktionen vonnöten ist. Die Teilnahme an diesem Kurs bedeutete auch die Teilhabe an der übers extra dafür eingerichtete virtuelle „Schwarze Brett“ verbreiteten Literatur. Ich hätte es großartig gefunden, wenn jeder von uns Fellows bereits vor dem ersten Unterrichtsbesuch Zugriff darauf gehabt hätte. Das wäre vor allem für die von Laurie für uns vorausgewählten Kurse förderlich gewesen, denn es hätte eine optimale Vorbereitung und tiefergehenden, thematischen Einstieg erlaubt.

Ein Highlight war auch die Vorlesungsreihe bei Fernsehnachrichtenmoderatorin Judy Woodruff wegen der interessanten GastdozentInnen. So erzählte z.B. Ex-Newsreporterin Lesly Stahl, wie sie als junge planlose Praktikantin per Zufall in die Watergate Affäre hineinschlitterte und schließlich beauftragt wurde, die Berichterstattung für eine der führenden amerikanischen Fernsehnachrichtensendungen zu übernehmen. Es handelte sich zwar um Promotion für ihr neues Buch; trotzdem war es interessant, Lesley persönlich kennen zu lernen, Fragen zu stellen, weitere Informationen über ihre Arbeit als Newsreporterin zu bekommen. So zeigte Stahl uns einen auf dem Duke Campus gedrehten Nachrichtenbeitrag aus den 90er Jahren, der bemerkenswerte Fakten zu typischen, generell an amerikanischen Eliteunis herrschenden Rassenbeziehungen aufdeckte.

Als weiteren Gastdozenten trafen wir den früheren CBS-Nachrichtenproduzenten und Präsidenten von CNN und MSNBC Rick Kaplan. Ebenfalls in Anlehnung an den echten Newsroom-Alltag verteilte er in der Klasse das gesamte Spektrum an Tageszeitungen und erarbeitete mit den Studierenden das Themen-Ranking für eine aktuelle TV-Nachrichtensendung. „Wenn Sie heutzutage Erfolg haben wollen, müssen Sie Ihren Zuschauern Informationen geben, die sie noch nicht kennen. „Wir haben die Nachrichten erfunden, Sie müssen sie für die Zukunft weiterentwickeln.“, resummierte Kaplan im Rückblick auf die Zeit, in der er selbst die Branche prägte. Das hat mich nicht nur stark an meine eigene Studienzeit erinnert, als ich mit Bewunderung den Karrieregeschichten erfolgreicher Gastdozenten lauschte, sondern auch die Diskussion über die bereits stattgefundenen und weiter voranschreitenden Veränderungen der weltweiten Mediensysteme — vor allem mit Blick auf neue Technologien wie das Internet — angeregt. Dieses Thema tauchte immer wieder auf, z.B. in den mittäglichen Diskussionsrunden mit den Duke ProfessorInnen Ellen Mickiewicz, John Dancy und dem Duke-Pressesprecher John Burness.

Ein ganz besonderes Highlight, vor allem wegen der reizvollen Termine, war unsere einwöchige Washington-Exkursion. Dank unserer Kollegin Petula Dvorak, die als Washington-Post-Reporterin einen guten Draht zur Stadtpolizei hat, hatten wir das Glück, Charles Ramsey, den Chef des Präsidiums zu treffen. Er plauderte bemerkenswert offen aus dem Nähkästchen seiner Alltagspraxis. Ebenso ein Angehöriger des Pressestabs im Weißen Haus und Bekannter unseres DEUTSCHE WELLE-Kollegen Michael Knigge. Nachdem er uns aufgeklärt hatte, dass in der glänzend-schwarzen Limousine, die gerade vor unseren Augen das elektrische Tor passierte, Vizepräsident Dick Cheney das Weiße Haus verlässt, lud er uns ein zu einer Exklusivführung durch die angeschlossenen Presseräume sowie einer aktuellen Pressekonferenz aus dem Irak. Wir hatten auch ein persönliches Meeting mit dem Leiter des Foreign Press Centers, des National Public Radios und einen Besuch im Pentagon. Unsere Tagesplanung war sehr gut austariert. Sie sah zwar einerseits feste, im Voraus fixierte Pflichttermine vor, ließ jedoch andererseits genug Zeit zur persönlichen Zerstreuung, Erholung (so z.B. an einem herrlich sonnigen Wochenende am Ostküstenstrand der Outer Banks) und somit die wünschenswerte Zeit über das Erlebte und Aufgenommene (z.B. mit programmfremden Journalisten auf einer — auf Einladung von Petula und Glenn Dvorak — Bootstour im Hafen von Annapolis) zu reflektieren.

Meine Motivation für diese Journalistenreise resultierte einerseits aus dem Wunsch, mir einen eigenen Eindruck von der Stimmung, den Abläufen und dem Leben an einer amerikanischen Eliteuniversität zu verschaffen, sowie andererseits daraus, meine generelle Sichtweise und mein Wissen über das Mediensystem, die Gesellschaft, Kultur und aktuelle Politik in Amerika sowie global zu erweitern. Dementsprechend habe ich die Zusammensetzung unserer Stipendiatengruppe — mit einem TV-Journalisten aus Südafrika, jeweils einer Kollegin aus China und Korea, einer amerikanischen Printreporterin und zwei weiteren Deutschen wegen der vielfältigen Inputquellen als überaus fruchtbar erlebt. Ich danke vor allem Laurie Bley für ihr Engagement und ihre Warmherzigkeit. Sie war nicht nur eine exzellente Koordinatorin und Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen, sondern hat unseren Aufenthalt durch ihre besonderen Bemühungen, Menschen mit unterschiedlichen Biographien zusammenzubringen, besonders bereichert.

——————

Hanna Ender, Freelancer, Studentin

„Ladies and Gentlemen, welcome to the United States of America“ — Das erste Bild, das sich mir in Amerika darbietet, sind Massen von Fluggästen auf Strümpfen, die die Sicherheitskontrollen passieren. Während ich auf dem John-F.-Kennedy-Flughafen umsteige, wird mir schnell klar: 9/11 changed everything.

Nachdem mein Flug aus Berlin eine halbe Stunde Verspätung hatte, habe ich Mühe, aufgrund der unzähligen Security-Kontrollen, meinen Anschlussflug nach Raleigh/Durham zu kriegen. Zu allem Unglück wird mein „äußerst verdächtiges“ Handgepäck auch noch einer speziellen Kontrolle unterzogen. Eine Security-Frau mit langen Kunstfingernägeln beginnt, sich in aller Ruhe spezielle Plastikhandschuhe anzuziehen und mit einer Pinzette sherlock-holmes-artig meinen Laptop zu untersuchen. Als ich sie darauf hinweise, dass mein Anschlussflieger in einer viertel Stunde abfliegt, sagt sie freundlich, aber bestimmt: „Honey, I need to do what I need to do and I will do it.“ Warum werden eigentlich ausgerechnet kleine, blonde Mädchen aus Germany verdächtigt, eine ferngesteuerte Bombe in ihrem Laptop versteckt zu haben? Langsam werde ich nervös und die Damen von Delta Airlines antworten mir auf die Anfrage, ob ich denn noch meinen Flug nach Durham kriege, nur mit „Run!“

Und nun endlich bin ich da. Vier Wochen Amerika. Das Land, das mich wie kein anderes Land der Welt interessiert und fasziniert. Ich will mehr lernen, sehen, erleben, verstehen. Da für mich „Amerika“ bisher nur New York City war, ist North Carolina ein extremer Kontrast und als ich feststelle, dass der Appartement-Komplex nicht nur „The Forest“ heißt, sondern auch dort liegt, muss ich als geborene Großstädterin erstmal die anderen Fellows kontaktieren, um nicht das Gefühl zu kriegen, von der Zivilisation abgeschnitten zu sein. Doch diese Befürchtungen bestätigen sich nicht ganz: Die Uni ist nur 5 Minuten mit dem Auto entfernt und der Campus gleicht einer immer belebten Kleinstadt. Dass wir allerdings beim Autofahren immer die Knöpfe runter machen sollen, ist neu für mich — und dass, obwohl ich in der „Bronx von Berlin“, in Berlin-Neukölln, wohne und einiges gewohnt bin. Erst denke ich, dieser Sicherheitswahn hat etwas mit der „Culture of Fear“ zu tun, doch mit der Zeit kriege ich durch Gespräche heraus, dass es in Durham viele Probleme zwischen Schwarzen, Weißen und den „Hispanics” gibt und dass sich soziale Spannungen in Kriminalität niederschlagen. Und das nur ein paar Kilometer von der Elite-Universität Duke entfernt. Vielleicht lerne ich gerade in North Carolina viel mehr über dieses Land als in der Upper East Side von New York.

Die erste Woche in Duke ist wohl die aufregendste, denn erst einmal muss man sich auf diesem riesigen Campus orientieren. Ich fühle mich wie eine kleine aufgeregte Erstsemesterin und mache mich an die Arbeit, meinen Aufenthalt zu organisieren, und das ist in der Tat eine schwierige Aufgabe. Auf dem Duke Campus gibt es so viele Vorträge, Seminare, Ausstellungen, Konzerte, Vorlesungen, dass ich mir zeitweise gewünscht habe, ich könnte mich zweiteilen. Zum Vortrag der Feministin und Autorin Leora Tannenbaum „Cat Fighting and Competition among Women“ oder doch lieber zum Yoga-Kurs im Rahmen der „Celebrating Our Bodies Week“? Am Wochenende nach Wilmington oder zur Faschingsparty vom German Department? Ich habe während meines Aufenthalts in Duke bestimmt 5 Kilo abgenommen, weil ich die ganze Zeit euphorisch auf dem Campus von einem Vortrag zum nächsten Event gerannt bin…

Für mich, die noch „fulltime student“ und gleichzeitig schon „halftime journalist“ ist, war das gesamte Programm in Duke in doppelter Hinsicht spannend! Zum einen konnte ich im offiziellen Programm unglaublich viel über die Medienlandschaft in den USA lernen, und in den Media Challenges über die Arbeit der anderen Journalisten in ihren Ländern. Für mich als jüngste Teilnehmerin war das einer der spannendsten Parts des offiziellen Programms. Ob Huyen aus Vietnam oder Sergei aus Russland, die von ihrer schwierigen Arbeit als Journalisten erzählen, oder Marc, der bei einer Tageszeitung in Florida arbeitet — ich habe bei fast jedem Vortrag eine Menge gelernt, nicht nur über unterschiedliche Medienstrukturen in den jeweiligen Ländern, sondern auch über die Arbeit dieser Journalisten in den verschiedenen Teilen der Erde.

Auf der anderen Seite ist das Angebot an einer so genannten „Elite-Universität“ wie Duke für mich als „noch-Studentin“ natürlich ein akademisches Schlaraffenland. Nur zehn Studenten in einem Kurs — ich denke an die überfüllten Seminare in Deutschland — ist für mich purer Luxus. Fazit: Mein „schedule“ ist jeden Tag randvoll und nach der Anzahl meiner Kurse hätte ich meine Zwischenprüfung hier wohl nach vier Wochen anstelle von den üblichen vier Semestern machen können. Ob der Kurs zum „Civil Rights Movement“, „American History from 1877 to Present“ oder „Music, Culture and Society in the U.S.“, wo wir Elvis gehört und die Frage des Professors: „Why were people so anxious of a phenomenon like Rock’n’Roll?” diskutiert haben — jedes Seminar war für mich ein kleines Puzzleteil zum Verständnis der amerikanischen Geschichte, Gesellschaft und Kultur. Aber es geht auch anders herum: Das German Department lädt mich ein, einen Vortrag über „Multiculturalism in Germany“ zu halten. Besonders interessant für mich als Deutsche war auch das Seminar über „Postwar German Politics, Society and Culture“. Zu der deutschen Vergangenheitsbewältigung und der 68er Bewegung kann ich so viel von meiner Familiengeschichte einfügen und die Diskussionen mit den amerikanischen Studenten darüber waren unglaublich spannend. Der interessanteste Kurs während meiner Zeit in Duke war aber auf jeden Fall das Seminar „Religion and Politics“ am Sanford Institute. Die Debatten um „Evolutionism vs. Creationism“ und „Intelligent Design“ sowie die aktuelle Diskussion um die Mohammed-Cartoons wurden in diesem Kurs weitergeführt. Noch nie habe ich so unglaublich kontroverse und spannende Diskussion unter Studenten erlebt — und ich mittendrin. Dieses Seminar hat auf jeden Fall viel dazu beigetragen, die aktuelle Debatte um die Rolle von Religion in den USA besser zu verstehen.

Und immer wieder falle ich auf dem Duke Campus in einen kleinen Rausch: Wie schön, wissen zu dürfen, zu diskutieren, zu erkennen und vor allem immer wieder neu zu verstehen.

Bevor ich nach Duke kam, wurde mir von sämtlichen Männern aus meinem Freundeskreis eingebläut: „Du MUSST in Duke zum Basketballspiel!“ Sie hätten bei meiner Rückkehr keine Ausrede akzeptiert. Schon beim ersten Rundgang auf dem Campus fallen mir die vielen Zelte am Cameroon Indoor Stadium auf. Doch nachdem ich mit ein paar „Zeltbewohnern“ ins Gespräch gekommen bin, stelle ich fest, hier ist kein Campingplatz, sondern lauter Basketball-Verrückte, die hier seit Weihnachten campen, um einen Platz beim Basketballspiel sicher zu haben. Da ich mein komfortables Kingsize-Bett in meinem netten Appartement nicht gegen eine unbequeme Luftmatratze eintauschen will, beschließe ich, stattdessen zum Heimspiel der Frauen zu gehen, das nicht so überlaufen ist. Und welch ein Spektakel! Für die Fußball-WM sollten wir uns in Sachen Entertainment noch einiges von den Amis abgucken! Springende Cheerleader querbeet im Salto durch die Halle, ein riesiges Maskottchen, das ebenfalls herumhüpft, und eine Blaskapelle, die so abgeht, dass jeder mittanzen will. Das ganze Spektakel beginnt mit der Nationalhymne, was mich so überrascht, dass ich gar nicht mitbekomme, was vor sich geht. Während sich alle auf einmal in eine Richtung drehen, in der die amerikanische Flagge angestrahlt wird, fängt ein farbiger Soulsänger an zu singen: „…and the star-spangled banner in triumph shall wave over the land of the free und the home of the brave…” — und ehe ich mitbekomme, was hier überhaupt vor sich geht, habe ich eine Gänsehaut und bin gefangen von der beeindruckenden Atmosphäre. Wow, denke ich, diese Menschen lieben ihr Land tatsächlich.

So sehr ich von Duke als Universität fasziniert war, das Spannendste waren dann doch die Leute „da draussen“, außerhalb vom Campus der Elite-Uni. Zusammen mit Ulrike, meiner deutschen Kollegin und Marc Pinsky treffen wir uns mit Vertretern der Demokratischen Partei, die in North Carolina aktiv sind, downtown Durham bei Jo and Joey’s, das mittlerweile zu Ulrikes und meiner Stammkneipe avanciert ist. Der Abend gleicht einer „Reise nach Jerusalem“: jeder will jeden kennen lernen. Alle wollen mit uns Deutschen diskutieren, über den Kampf gegen den Terror, über George W. Bush, über unsere neue „Angie“. Und immer wieder die gleiche Frage: „Was denkt ihr in Europa über uns Amerikaner?“ Nach diesem Abend denke ich daran, wie viele unterschiedliche Meinungen ich von den Leuten hier gehört habe. Wie wenig kann man von „den Amerikanern“ sprechen!

Das Highlight im Media Fellows-Programm war für mich der Washington Field Trip. Dass Spannendste dabei war für mich auf jeden Fall das Press Briefing im Pentagon. Wir hatten die Chance, bei einer Live-Pressekonferenz mit einem U.S.-General im Irak, der via Satellit zugeschaltet war, dabei zu sein — und das hat man schließlich nicht alle Tage. In der ersten Reihe sitzen die Journalisten von Washington Post, New York Times und Newsweek und stellen viele Fragen — ich sitze hinten mit den anderen Media Fellows, lausche gebannt und frage mich: „Welche Frage würdest DU jetzt stellen, wenn Du da vorne unter den Journalisten wärst?“ Aber auch die vielen Begegnungen mit amerikanischen Journalisten bei der Washington Post, den Kollegen vom National Public Radio und Voice of America waren unglaublich interessant.

Nach vier Wochen Duke, Durham, North Carolina und Washington und unzähligen Seminaren, Diskussionen und Gesprächen kommt beim Abschied ein Gefühl auf: Das Gefühl, dieses Land etwas mehr zu verstehen. Ich habe unglaublich tolle Gespräche mit den Studenten, den Professoren und den Journalisten geführt. Ich hatte aber auch Gespräche mit der 18jährigen Jennell aus New Jersey, einer Kellnerin bei „Hooters“, die für 2 Dollar 30 die Stunde Chicken Wings in Hotpants serviert und davon träumt, eines Tages Kunst zu studieren. Oder mit Arol, einer Umweltschützerin aus Washington, die mir sagt: „We all feel that our society needs a change.“ Oder Dan, den ich in einer Billard-Halle in Durham treffe und der mir seine Einschusswunden zeigt: Sie stammen vom 6. Juni 1944; am „D-Day“ war Dan 17 Jahre alt und U.S.-Soldat. Nach dem Pentagon-Besuch treffe ich am Capitol in Washington einen Vietnam-Veteranen, der im Hungerstreik ist und auf einem Plakat fordert: „Bring our troops home.“

Wenn ich hier eins gelernt habe, dann das: Amerika hat viele Gesichter.

——————

Robert Jungwirth, Bayerischer Rundfunk

„Wir sollten jetzt nicht mehr sprechen“, mahnt Laurie. Sie ist sichtlich nervös. Kurz vor dem Schalter, an dem unsere Pässe kontrolliert werden, verstummen wir. Wir tun Laurie den Gefallen, schließlich hat sie den Ausflug ins Pentagon für uns organisiert und dafür einiges an Vorarbeit geleistet. Natürlich ist das Pentagon etwas Besonderes: Machtzentrale einer Weltmacht, höchste Sicherheitsstufe usw. Ich muss dennoch an Franz Kafka denken.

Zwei Identifikationsdokumente, einen Pass und einen Führerschein muss man mitbringen, wenn man den ersten Kontrollpunkt ins amerikanische Verteidigungsministerium passieren will. Die Kontrolle findet im Freien statt, ein paar Schritte vom U-Bahn-Ausgang entfernt. Erst danach gelangt man ins Innere des Gebäudes, das noch immer nicht das eigentliche Pentagon ist, sondern eine Art Vorgebäude. Man hat es nach dem 11. September als neues Security Center für die verschärften Sicherheitskontrollen erbaut. In der geräumigen, zweigeschossigen Halle gibt es nicht nur die üblichen Röntgen-Apparaturen wie an Flughäfen, sondern auch einen Wandteppich mit den Fotos der Menschen, die bei dem Washingtoner Anschlag ums Leben gekommen sind. Die Sicherheitskontrollen wirken plötzlich plausibler. Komischerweise wird aber die Flasche mit Wasser in meiner Tasche nicht beanstandet. In ein Flugzeug wäre ich damit nicht gekommen. Vielleicht haben ja irgendwelche unsichtbaren Sensoren die Harmlosigkeit des Getränks festgestellt.

Janet Weber ist eine freundliche Frau mittleren Alters in Zivil, die früher im State Departement gearbeitet hat. Sie nimmt unsere kleine Gruppe von Journalisten aus Deutschland und Südafrika in Empfang und geleitet uns durch die nächsten Schleusen. Sie spricht leise und in einem angenehmen Tonfall. „Normale Besucher“, die hier auch eine Führung bekommen können, werden — wie wir später hören — von jungen Soldaten in schneidigem Militärton durch die Gänge gescheucht. Mit Besucherkärtchen versehen geht es an einem weiteren Kontrollpunkt vorbei nun endlich ins Innere des Gebäudes. Die riesigen Ausmaße werden nicht sofort sichtbar. Die Gänge wirken breit, aber nicht besonders hoch, wodurch eine gewisse Gedrücktheit entsteht. Je 280 Meter lang sind die fünf Seitenteile, insgesamt hat das Pentagon eine Grundfläche von 135 000 Quadratmeter, die Korridore besitzen eine Gesamtlänge von 28 Kilometern. Für Menschen mit Gehbehinderungen stehen kleine Elektrofahrzeuge zur Verfügung. 1941 wurde das Pentagon erbaut, es ist noch immer die größte Behörde der Welt.

Zwischen 23 000 und 25 000 Menschen arbeiten hier täglich, 7000 davon sind Zivilisten. Geradezu unverschämt klein ist der Raum, in dem die Pressekonferenzen stattfinden. Journalisten mit Platzangst sollten lieber nicht hierher kommen. Wir gehen erst einmal in ein Café und frühstücken. Natürlich gibt es in diesem Komplex mit so vielen Angestellten, wie eine Kleinstadt Einwohner hat, auch Cafés und Restaurants. Und allerhand Läden, darunter einen Friseur und selbstverständlich auch einen Souvenirshop. In ihm findet man Tassen, Baseballkappen und T-Shirts mit Armeeaufdrucken oder auch nur dem Schriftzug „Pentagon“. Ob der Umsatz wohl zurückgegangen ist in den vergangenen Wochen? Als wir an einem Geschäft vorbeikommen, in dem Klaviere herumstehen, bin ich dann doch etwas verdutzt. Ich frage Janet, warum um alles in der Welt man im Pentagon Klaviere kaufen könne. Dieser Laden, erklärt sie uns, werde immer nur für kurze Zeit vermietet, deshalb wechsele das Angebot laufend, und zur Zeit habe man eben an einen Klavierhändler vermietet. Leider gehen wir zu schnell daran vorbei. Ich hätte den Besitzer gerne gefragt, ob Condoleezza Rice schon mal vorbeigeschaut hat. Immerhin ist sie ausgebildete Pianistin.

Eigentlich wollten wir an diesem Tag zu einer Pressekonferenz mit einem ranghohen Offizier aus dem Irak gehen, aber nachdem Donald Rumsfeld gestern eine ausführliche Erklärung zum Irakkrieg abgegeben hat, wurde der Termin kurzfristig abgesagt. Also schauen wir uns eben das Gebäude an. Wir erfahren einiges über die Aufgaben und die Strukturen des Ministeriums. Wichtig scheint Janet aber vor allem zu sein, uns ein Bild zu vermitteln, das ein wenig davon ablenkt, dass das Pentagon ein Hochsicherheitszentrum ist, in dem Kriege geplant werden. Deshalb besichtigen wir auch den Innenhof, einen lauschigen Park mit Bäumen, in dessen Mitte — im Zentrum des Pentagon also — ein Hotdog-Stand steht. Wenn das nicht Normalität vermittelt.

Die Schäden, die durch den Anschlag vom 11. September entstanden sind, wurden nahezu vollständig beseitigt. Vor dem Pentagon wird gerade eine Memorial-Area für die Angehörigen der Opfer gebaut. Im Pentagon selbst hat man nach dem Anschlag eine Kapelle eingerichtet, in der für die Mitarbeiter Gottesdienste in den verschiedenen Weltreligionen stattfinden — auch moslemische. Viele Mitarbeiter im Pentagon sind Moslems. Handliche Bibeln vom Gideon-Club liegen zum Mitnehmen aus, der Umschlag ist in Tarnfarbenmuster gehalten.

Janet erzählt, dass die Zahl der Opfer vom 11. September noch größer hätte sein können, wenn der Gebäudeteil, in den das Flugzeug krachte, nicht kurz davor renoviert worden wäre. Bei der Renovierung seien zusätzliche Stahlträger eingebaut worden, die das Flugzeug abgebremst hätten. Außerdem seien viele Beschäftigte noch nicht ihre renovierten Büros zurückgekehrt gewesen. Das Entsetzen über den Anschlag ist auch bei Janet noch immer deutlich zu spüren. Der Schock über den größten Angriff der USA seit Pearl Harbor sitzt tief in der gesamten amerikanischen Bevölkerung. Doch die Politik, die Präsident Bush den Anschlägen vom 11. September folgen ließ, sein „war on terror“, der sich vor allem gegen den Irak richtete und richtet, diese Politik findet bei den Amerikanern immer weniger Unterstützung. Unser Aufenthalt an der Duke University begann gut zwei Wochen vor der Kongresswahl und endete etwa eine Woche danach. Eine spannende Zeit, in der sich die Niederlage der Republikaner immer deutlicher abzeichnete. In einer Wahlkampfrede Bushs, die der Parlamentssender C-Span ausstrahlte, verwendete der Präsident in jeden zweiten Satz die Formulierung: „we protect the american people“. John Kerry dagegen bezeichnete Bush in einer seiner Reden offen als Lügner und warb für eine neue politische Moral. Auch an der Duke University wurden die Wahl und der Wahlkampf in vielen Seminaren und Veranstaltungen diskutiert. Professoren wie Studenten beklagten die mangelnde Information über Sachfragen in den Medien und die Schlammschlacht, die sich die Kandidaten lieferten. Natürlich wurde im Wahlkampf auch nicht an der Gürtellinie halt gemacht. In einem Spot der Republikaner warfen diese einem Bewerber der Demokraten skandalheischend seine Teilnahme an einer harmlosen Party der Zeitschrift „Playboy“ vor. Der Spot zeigt ein Playmate, das in die Kamera zwinkert, eigentlich aber den Kandidaten der Demokraten meint und ihn auffordert, sie mal wieder anzurufen. Zwei Milliarden Dollar sollen Parteien und Kandidaten insgesamt für den Wahlkampf ausgegeben haben.Am 2. November, drei Tage vor der Wahl, schreibt die New York Times, dass eine Mehrheit der Amerikaner von den Demokraten eine Reduzierung oder ein Ende des militärischen Engagements im Irak erwartet, falls sie die Wahlen gewinnen sollten. Bush dagegen versucht es unverdrossen mit seiner Einschüchterungs-Strategie: „Wenn wir zu früh aus dem Irak abziehen, folgen uns die Feinde in unser Land“, mahnt er in einer Rede.

Zahlreiche Kommentare in Zeitungen beschäftigen sich mit der zunehmenden Polarisierung innerhalb der amerikanischen Bevölkerung. Besorgt stellt man einen unversöhnlichen Graben fest, der das Land durchziehe. Doch genau das hatte Bush mit seiner einfältigen Freund-Feind-Demagogie ja erreichen wollen. Wie wirkungsvoll seine Einschüchterungstaktik noch immer ist, wird mir bewusst, als in einem Seminar über Medien und Ökonomie sechs von 16 Studenten die Frage, ob es im Irak Massenvernichtungswaffen gebe, mit Ja beantworten.

Einige Tage zuvor hat der ehemalige U.S.-Botschafter Peter Galbraith sein neues Buch über den Irak-Krieg „The End of Iraq“ an der Duke University vorgestellt und dabei den Dilettantismus der Bush-Regierung im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg kenntnisreich aufgezeigt. So bezeichnete er z.B. die Formel „Achse des Bösen“, die Bush für die Länder Irak, Iran und Nord Korea wählte, als Unsinn, da weder geografisch noch ideologisch Verbindungen unter diesen Ländern hergestellt werden könnten. Ein kanadischer Redenschreiber, der sich in der Geographie nicht sonderlich gut auskannte, habe den Begriff geprägt, so Galbraith.

In einer Fernseh-Kabarett-Show wenige Tage nach der Wahl fragte der Moderator seinen Studiogast, einen Kongressabgeordneten der Demokraten, ob er glaube, dass die Sympathiewerte von Bush wieder steigen würden, wenn der Krieg im Iran (!) erfolgreicher verläuft. Der Studiogast schmunzelte, das Saalpublikum lachte und spendete Beifall für den gelungenen Witz. Ich frage mich, wie viele Amerikaner die Frage wohl mit Ja beantworten würden?

Eine andere Frage ist, was nach Bushs Wahlniederlage nun im Pentagon geschieht? Der Chef der Behörde wurde rasch ausgetauscht. Ein weiterer Wortbruch Bushs, der noch Tage vor der Wahl verkündet hat, Rumsfeld würde bis zum Ende der Regierungsperiode Verteidigungsminister bleiben. Kann man glauben, dass sich die 25000 Angestellten des Pentagon nun nur noch mit Rückzugsplänen beschäftigen?

——————

Michael Knigge, Deutsche Welle

Die Anreise

Die untergehende Sonne malt noch schnell einen Feuerstreifen auf den Abendhimmel. Kurz danach wird es dunkel und wir landen in Durham. Es ist angenehm warm, der Flughafen fast menschenleer und der Abholservice funktioniert perfekt. Ein kurzer Anruf und wenige Minuten später steht unser Van mit Fahrer Eric am Treffpunkt. Kein Problem, dass wir unseren Anschlussflug von Washington nach Durham verpasst haben. Das geht fast allen Passagieren mit kurzen Umsteigezeiten so und ist inzwischen Routine. Man wird einfach auf den nächsten Flug umgebucht und geht so lange einen Burger oder eine Pizza essen. Wie gesagt, no big deal.

Auf der Fahrt nach Durham unterhalten wir uns mit Eric über Persönliches und Politisches und schauen aus dem Fenster: Bäume statt Skyscraper könnte das Motto der Gegend lauten. Klar gibt es auch hier vierspurige Autobahnen, aber schon die nur spärlich am Straßenrand aufgestellten Billboards und Leuchtreklameschilder signalisieren: Achtung, dies ist keine Metropole. Mir gefällt es, wie auch die Appartementanlage mit dem treffenden Namen „The Forest“, in der wir untergebracht sind. Eine Siedlung aus doppelstöckigen Holzhäusern von Wald umgeben. Angekommen. Wir bekommen unsere Schlüssel und ich verabschiede mich von meiner Fellow-Kollegin mit dem Plan, am nächsten Tag mit den anderen Fellows etwas zu unternehmen. Auf dem Tisch liegt ein Begrüßungsbrief, im Kühlschrank ein Sandwich und ein Apfel, draußen singen die Zikaden. Life is good.

Duke

Der Duke Campus liegt nur wenige Autominuten von der Appartementanlage entfernt. Dennoch tun wir uns anfangs mit der Orientierung schwer. Wie war das noch gleich — links auf American oder auf Constitution? Dennoch werden wir es in den kommenden vier Wochen trotz mancher Irrfahrten immer pünktlich zu den Kursen und Veranstaltungen schaffen. Umgeben von Wäldern mit langen Laufpfaden und einem Golfplatz liegt der Campus. Schön angelegt und gut gepflegt. Bei einem Spaziergang auf dem idyllischen Quad fühlt man sich an Oxford erinnert. Aber ein Großstadtmerkmal leistet sich Duke dann doch: Parkplatzmangel. Einen legalen Dauerparkplatz auf dem Campus zu finden ist aussichtslos. Mit Kreativität und einem kleinen Fußmarsch finden wir dann doch immer einen Abstellplatz für die Wagen.

Duke ist eine Elite-Universität. Der Jahresetat ist so hoch wie der mancher Staaten und das merkt man. Neue Gebäude, Sporteinrichtungen auf professionellem Niveau, Datenbanken mit Recherchemöglichkeiten, von denen viele Medienorganisationen träumen, Professoren mit Ivy-League-Background und natürlich überall drahtloser Zugang zum Internet. Überall sitzen, liegen und stehen Studenten und arbeiten mit ihren Laptops. Auch ein Großteil der Kommunikation mit den Professoren über Kurse, Referate und Prüfungen wird online abgewickelt.

Das Programm

Die Auswahl ist riesig, die Zeit zu kurz. Durham ist keine Großstadt, aber das Angebot an Veranstaltungen an der Duke University braucht sich vor dem mancher Metropole nicht zu verstecken. Jeden Tag finden irgendwo auf dem Campus Konzerte, Filmvorführungen und Ausstellungen statt. Alles außerhalb des regulären Uni-Programms. Dazu kommen noch die Veranstaltungen der Universität selbst. Fast jeden Mittag können wir an einem „brown bag lunch“ mit einem Gastdozenten, einem Vortrag eines Politikers oder Wissenschaftlers oder an einer Gesprächsrunde zu einem aktuellen Thema teilnehmen.

Neben diesen ständigen „extracurricular activities“ macht die Diskussion mit den anderen Fellows im Rahmen der Media Challenges besonderen Spaß. Über die Mediensituation in so unterschiedlichen Ländern wie Südafrika, Südkorea, China, USA und Deutschland zu sprechen, verdeutlicht die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten. Wir lernen: Man kann mit Medien auch anders umgehen als wir das gewohnt sind — und das kann gut oder schlecht sein. Ein Höhepunkt sind auch die Gespräche im kleinen Kreis mit Ex-CNN-Präsident Rick Kaplan oder dem früheren NBC-Korrespondenten John Dancy. Die Kurse, die wir alle regelmäßig belegen, runden schließlich das Programm ab. Mir imponiert hier nicht nur die Bereitschaft der Studenten, sich am Unterricht zu beteiligen, sondern auch die Art und Weise, wie in vielen Kursen unterrichtet wird. Sehr praktisch nämlich. Anhand von „case studies“ bekommen die Studenten bestimmte Rollen oder Aufgaben, die sie dann im Kurs anhand realer Vorgaben spielen müssen.

Washington

Wer sich für Politik interessiert, den fasziniert die U.S.-Hauptstadt. Ich kannte Washington von früheren Besuchen, aber die Lust auf die Weltmetropole der Politik lässt auch mit der Zeit nicht nach. Denn hier kann man Politik förmlich schmecken. Überall wird darüber geredet. Man kann sich die Politik auch erlaufen: Beim Gang durch das Regierungsviertel und die Mall spürt man die Intensität, mit der hier Politik gemacht wird. Entsprechend war der Ausflug nach DC ein voller Erfolg. Neben dem Programm mit Terminen im Pentagon, im Pressezentrum des Weißen Hauses, NPR, usw. war die von unserer amerikanischen Kollegin organisierte Bootstour in der Chesapeake Bay vor Annapolis ein unerwarteter Höhepunkt. Das zentral gelegene Hotel erlaubte einem auch das zu tun, was an Washington außerdem noch so reizvoll ist: Durch unterschiedliche Viertel wie Dupont Circle, Adams Morgan oder Georgetown zu laufen und in Buchläden oder Coffeeshops ein Gefühl für die Stadt und ihre Menschen zu entwickeln.

Die Fellows

Wir haben uns dem Motto unseres Gastlandes angepasst. E Pluribus Unum. Wir waren eine klasse Gruppe aus Deutschland, USA, Südafrika, China und Südkorea, die sich im Laufe der vier Wochen immer besser kennen lernte und verstand. Es hat richtig viel Spaß gemacht, ob in Durham, Chapel Hill, Washington oder auf den Outer Banks. Ich habe viel gelernt. Danke dafür. Ein dickes Dankeschön geht auch an Rainer Hasters und das RIAS-Team sowie an Laurie Bley und das Duke-Team. Sie alle betreiben das Programm mit viel Herzblut. Das spürt man.

——————

Sabine Krebs, Mitteldeutscher Rundfunk

New York

Ein gigantischer Sonnenuntergang über der Skyline von Manhattan. Ich fliege ein, meine Augen suchen die Twin-Towers, versuchen sich zu orientieren. Etwas ist und bleibt anders. Da ich relativ spät ankomme, habe ich mir bei der Anreise einen Tag in New York reingebastelt. Gute fünf Jahre ist der Anschlag inzwischen her, aber die Stadt ist eine andere. An der WTC Gedenkstätte: unglaubliche Ruhe im sonst geschäftigen NY, Rosen in den Drahtzäunen. In der WTC Gedenksstätte: verbrannte Kreditkarten, zerfetze Kleidung, Teile eines Flugzeugfensters. Erinnerungstafeln mit Fotos und Schlagzeilen — „Wir dachten, der dritte Weltkrieg ist ausgebrochen“ — schreibt eine Krankenschwester. Besucher zeigen auf Namen, brechen weinend neben mir zusammen. Ich habe Gänsehaut.

Durham

Und dann also die Weiterreise. Ein ruhiges beschauliches Örtchen ohne größere Highlights — die muss man sich selbst organisieren. Die Uni dagegen — einfach nur genial. Eine tolle Bibliothek, in der man Jahre zubringen kann, supergemütlich, unheimlich viele Kurse und Seminarangebote, ein erschlagendes Angebot, Konzerte, Filme, Fitnesscenter, Museen. Der erste Eindruck: Vier Wochen reichen da nie. Nach Hause fährt man mit dem Gedanken — wow — was man in vier Wochen alles erleben kann: Wir treffen Autoren wie Karen DeYoung, Peter W. Galbraith, Senatoren wie Thad Cochran, Journalisten wie Judy Woodruff oder John Dancy oder einen Mann, der sechzehn Jahre unschuldig in der Todeszelle gesessen hat. Wir diskutieren in den berühmten „Media challenges“ die Lage in Südafrika, wir lernen viel über Südkorea oder die Situation im Kosovo, wir streiten über China, manchmal sogar recht heftig.

Und endlich auch mal Zeit für Kultur, im Nasher-Museum gibt es eine Ausstellung junger chinesischer Künstler. Abends das Sao Paulo Orchestra oder Jazz. Viele kostenlose Filmabende und Diskussionsrunden: wie bspw. zu Al Gores „Inconvenient Truth“. Und Berge von Büchern, manch gemütlicher Abend in der Bibliothek … Plötzlich sind vier Wochen um … schade, schade.

Was wäre Duke ohne Laurie — die amerikanische RIAS-Organisationsseele, nichts was sie nicht weiß und nichts, was sie nicht wenigstens versucht. Die Autoorganisation war bei uns schwierig; vermutlich sind wir die erste Gruppe, bei der es nicht funktioniert hat, aber auch das kann vorkommen.

Washington

Der Wecker klingelt um sechs. Laurie hat uns gebrieft, zu spät kommen gibt es nicht. Dafür coffee to go. Wir besuchen das Pentagon. Eine riesige Maschinerie — massive Sicherheitskontrollen. Natürlich geht es um den Irak-Krieg, um Bush, die Wahlen. Beim National Public Radio ist das Wahlstudio sogar schon fertig, supermodern und fast identisch mit den deutschen. Bei der Washington Post staunen wir über die vielen Pulitzer-Preise und die große investigative Abteilung. Und es bleibt sogar etwas Zeit für eigene Unternehmungen. Ich miete mir ein Fahrrad, kurve — argwöhnisch beäugt — vor dem Weißen Haus herum, über die Mall, durch Georgetown.

Charleston/Asheville

Die Wochenenden — was sehen von Land und Leuten. Ich habe sie geliebt, diese Ausfahrten. Sich treiben lassen. Amerika er“fahren“. Diese kleinen und großen Geschichten am Rande: Charleston, eine wunderschöne Stadt in South Carolina. Ca. fünf Autostunden entfernt. Ich fahre auf dem Highway, plötzlich hinter mir kreischende Sirenen, ein Polizeiauto stoppt direkt vor mir. Mein Herz rutscht in die Hose, schön die Hände aufs Lenkrad. Ich war vermutlich zu schnell. Der Policeofficer checkt mich, respekteinflössend. Zaghaft versuch ich es mit einem Lächeln. „So where are you from“ — „Germany“ sage ich immer noch zaghaft (die vielen amerikanischen Filme im Kopf…) “Okay Lady, this is not a deutsche Autobahn, you know!!!” Und dann — er lächelt zurück. Und blinzelt mir dabei sogar zu. Uff — Glück gehabt, ich darf weiterfahren, ohne Strafzettel. Charleston also, Farmerhäuser, riesige Plantagen, Schaukelstühle, Veranden, viel Weiß. Ein amerikanischer Traum.

Asheville — Laurie hatte mich gewarnt, während des Indian Summers könnte es dort eng werden. „Ach Quatsch, es gibt doch überall Motels und Hotels in Amerika.“– dachte ich mir so und fahre drauf los. Zwei Stunden habe ich gesucht. Jedes noch so billige Motel6 bis zum teuren Hilton, alles ausgebucht. Am Ende lande ich im Dunkeln in einem Bed & Breakfast, fast ein Sechser im Lotto. Als ich mich mit der Besitzerin auf Deutsch unterhalte, ihre Eltern sind vertriebene Ostpreußen, gibt sie mir reichlich Rabatt. Beim Frühstück treffe ich eine amerikanische Familie, drei Kinder. Der Vater bei der Air Force und kurz vor seinem Einsatz im Irak. Wir diskutieren lange, seine Frau hat Tränen in den Augen. „It is a question of honor — you know…“ Ich erzähle ihm nicht, dass ich über Monate von den Familien der deutschen Geiseln im Irak berichtet habe. Und dass ich auch fast jeden Tag in der USA Today die Liste und Biografien der Toten lese.

Amerika — ein Land — unendlich viele Impressionen. Am Ende reise ich noch weiter an die Westküste. Inzwischen sitze ich wieder zu Hause, mit einem Tee, die Fotos vor mir, mein Kopf ist voller Bilder, voller Ideen und Anregungen. Berge von Notizen.

——————

Siv-Brit Kühl, Zweites Deutsches Fernsehen

“We want to be loved, but everyone dislikes us now.”

Picture this. I am sitting in a Starbucks outlet at the New Hope shopping center in Durham with French Media Fellow and radio journalist Christian Chesnot. As I sip a cinnamon dolce latte, he suddenly dumps his laptop on top of the textbooks and New York Times littering the table and says: “I want to show you something.” Then, amid this seemingly idyllic American setting he shows me a video taken by the French secret service in which he is seated next to French Foreign Minister Michel Barnier on a private jet whisking him back to Paris following his release as a hostage taken by the Islamic Army in Iraq.

It’s 11.30 p.m., the toilet in my apartment at the Forest complex is clogged and flooded, so I call the emergency line. 15 minutes later Pablo shows up, with a huge tool box and an even bigger smile. “You have a problem here?” he asks with a heavy Mexican accent. While he fixes the blockage we chat about the current immigration debate in the U.S., the protests by hundreds of thousands of immigrants across the country and the xenophobia he deals with every day. “You know, we do jobs no American wants. They need us. And yet the treat us like we are a big pain in the ass!” he says.

A student is sitting next to me in a political science class at Duke University. In five years I can see him as a promising campaign manager for the Republicans. He knows the number of open seat races in the congressional elections this fall and quotes former NYC mayor Rudi Giuliani. Suddenly, the issue of American foreign policy is raised. I am asked to outline Germany’s standpoint on the Iraq war, and I tell them about our multilateralism approach. He raises his hand: “Multilateralism is employed by weak countries. We can be unilateralists because we are strong!” Afterwards, two students tell me they are really sorry for the rude and extreme opinion of their classmate. “Americans want to be loved. But now everyone seems to dislike us, and that’s sort of frightening.”

These are just three scenes from my four-week sojourn as a RIAS Media Fellow at Duke University. Yet they convey the spectrum of astonishing experiences and amazing people I encountered at this elite university. Each day, each seminar, each person was unique and had something to teach me. The following aspects of the Media Fellow calendar impressed me the most:

— The discussion rounds with the seven other Media Fellows from around the globe. Listening to their daily work challenges — the censorship in Kirgizstan, the pressure from HIV interest groups in South Africa and the struggle to keep quality newspapers alive in the U.S. — provided me with a unique picture of the current state of journalism in different parts of the world.

— Our movie night with former NBC anchor John Dancy. To listen to this legend of TV news in the U.S. was like reliving history. The déjà vu I felt while watching the movie “Good night and good luck” on reporter Ed Murrow and his crusade against politician Thomas McCarthy was quite striking (phrases like “If you are not with us you are against us!” seem to be a recurrent theme in the world of U.S. politics).

— The Media Fellows’ field trip to Washington DC — and especially our glimpse into the microcosm of the Pentagon, with its strict entrance controls, its miles and miles of secret passages and its aura of strength and pride. Being able to see both sides of the coin was an exclusive experience: We saw the official side, a video press conference with General James Thurman of the 4th Infantry Division who commands 20,000 soldiers in Iraq and who claimed that everything was under control. And we saw the hidden side, a talk with a Lieutenant who told us off the record that of course the Iraq war was full of mistakes, but that they were trying to learn from them.

Besides the official Media Fellows schedule that consisted of several meetings, lectures and seminars a day, I was able to follow my own course of study. I attended the class “Campaigns and Elections” taught by political science Prof. Allan Kornberg — a character whose appearance needs only a lollipop to match that of TV detective Kojak. I was impressed by his in-depth knowledge of U.S. politics and his willingness to let the students engage in discussions and form their own opinions. In his class, I acquired a deeper knowledge of U.S. parties, campaigns and the factors underlying the upcoming presidential primary and general elections (by the way — Hillary will face McCain, if one is to believe a poll taken in the class).

I also pursued my own independent reading, exploring the internet’s impact on political campaigning in the U.S. — a topic that is of special interest to me since my Master’s thesis analyzed the E-Campaigning of party committees in the 2000 U.S. congressional elections. Lying on a bench amid flowers next to the Duke chapel, I spend several afternoons reading my way through the piles of books and articles I had gathered.

Although the outlined academic part of my Fellowship was intriguing, diving into the every day life in the Southern city of Durham was even more valuable. The contrast between the Mickey Mouse gothic buildings on Duke campus and the rundown cottages in some Durham neighborhoods, the privileged kids whose parents pay over $ 40.000 tuition each semester, who take naps with their flip flops on the leather couches in the Gentleman’s Club and the homeless next to Kroger’s Supermarket revealed different worlds. Yet the social and political divides I felt everyday were countered by a striking friendliness amongst the people who crossed my path.

I leave Duke with a deeper understanding of the American people, a network of amazing journalists from around the world, and a desire to implement my new found knowledge in my daily work as a TV journalist. Thank you to Duke’s Laurie Bley for crafting this rich curriculum and to the RIAS Berlin Commission for providing me with this opportunity.

——————

Barbara Legner-Meesmann, Mitteldeutscher Rundfunk

Welcome to the United States

Mein Monat in den USA begann mit einem kleinen Schrecken. Bei der Ankunft auf dem Washingtoner Dulles International Airport deuchte mir angesichts der riesigen Schlangen vor den Einreiseschaltern bald, dass die knapp anderthalb Stunden bis zu meinem Anschlussflug nach Raleigh/Durham nicht reichen würden. Und so war es dann auch: Zu dem Zeitpunkt, als ich eigentlich schon wieder in der Luft hätte sein sollen, blickte ich treuherzig in die müden Augen des Einreise-Officers. Gott sei Dank war der nächste Flug nach Raleigh/Durham bereits zwei Stunden später und in der Schlange vor dem U.S.-Airways-Schalter lernte ich schon meinen ersten Mit-Fellow kennen. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid und von da an klappte sowieso alles wie am Schnürchen. Am Flughafen in Durham wurden wir von Eric, dem Fahrer der Universität, in Empfang genommen und er brachte uns dann in den nächtlichen “Forest”.

In the Forest

Dort erwarteten uns fürstliche Zwei-Zimmer-Appartments mit allem, was das Herz begehrt. Das einzige, woran ich mich in der ersten Zeit ein wenig gewöhnen musste, war das in der Tat sehr lautstarke Zirpen der Grillen…irgendwie sind das ganz andere Kaliber als in heimischen Gefilden.

Von vorangegangenen Fellow-Generationen vorgewarnt, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowieso nicht weit kommt, machten wir uns am nächsten Morgen mit einem der zwei Mietwagen, die bereits für uns bereit standen, auf, die Stadt zu erkunden. Unsere Betreuerin Laurie hatte bereits zahlreiche Tipps in den Wohnungen deponiert, wo wir frühstücken und einkaufen gehen konnten. Wir hatten allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Durham ist offensichtlich von planlosen Stadtplanern angelegt worden: Sich in dieser Stadt zurechtzufinden, ist wirklich eine Kunst, und so machten wir an diesem ersten Morgen die Erfahrung, die uns in den nächsten Wochen treu bleiben sollte: Wir irrten und wirrten uns zu unseren Zielen. Gott sei Dank ist der Weg von den Forest Appartments zur Uni relativ leicht zu finden, so dass wir am Montagmorgen alle pünktlich zu unserem Treffen mit Laurie ankamen.

An der Uni

Laurie ist, wie schon so oft beschrieben, ein unglaublich nettes, warmherziges und engagiertes Energiebündel, die wirklich ALLES macht, um ihren Fellows den Monat in Durham so angenehm wie möglich zu machen. An unserem ersten Tag an der Duke überreichte sie uns erstmal den Zeitplan mit allen möglichen Gesprächen und Meetings, die sie bereits für uns arrangiert hatte, Kursen, die sie uns empfahl, und Freizeitaktivitäten, von denen sie dachte, dass sie für uns interessant sein könnten. Dann machte sie mit uns eine Führung über den wunderschönen West-Campus der Universität — Cambridge und Oxford lassen grüßen. Bereits am ersten Tag erhielten wir auch unseren Internet-Account und eine Einführung in das Mail-System der Uni. Wie es sich für eine fortschrittliche Elite-Universität gehört, läuft fast die gesamte Kommunikation zwischen Professoren und Studenten über das Netz. Dort findet man die Literatur für die Kurse, in die man eingeschrieben ist, erfährt per Mail, wenn sich etwas ändert oder etwas Besonderes geplant ist.

In den nächsten Tagen waren wir vor allem damit beschäftigt, uns unseren Stundenplan zusammenzustellen. Ich hatte mir zwar schon in Deutschland ein paar Kurse ausgeguckt, in die ich gehen wollte, und auch schon Professoren deswegen kontaktiert, doch hier vor Ort habe ich mich dann doch noch einmal komplett umentschieden: Ich glaube, es macht durchaus Sinn, sich vorab schon einmal zu informieren, aber alles Weitere sollte man erst vor Ort tun, denn dann weiß man definitiv, wie der offizielle Zeitplan aussieht und ob der Kurs, den man gerne machen würde, da auch reinpasst. Grundsätzlich sind alle Professoren sehr, sehr freundlich und ich konnte problemlos alle Kurse besuchen, die ich mir ausgesucht hatte.

Vor allem die ersten Kursstunden waren dann sehr aufregend und beeindruckend, da die Art und Weise der Lehre hier sich doch sehr stark von der unterscheidet, die ich in Deutschland und anderen europäischen Ländern kennengelernt hatte: Sie findet viel stärker im Dialog zwischen Professor und Studenten statt, die schon allein wegen der vielen Fragen viel besser vorbereitet sein müssen (und in der Regel auch sind) als zu Hause. Manchmal greift der Professor auch zu Rollenspielen, um die Seminargruppe noch stärker zum Mitmachen zu animieren: Sei es, dass er einfach die Gruppe teilt und die eine Hälfte das Pro und die andere das Contra eines Sachverhalts diskutieren muss, sei es, dass die Studenten zum Beispiel eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrates am 12. September 2001 nachspielen müssen — alle in den ihnen zugewiesenen Rollen. Die „Experten“ hatten sichtlich Spaß und ihre jeweiligen Plädoyers waren akribisch vorbereitet.

Aber nicht nur die Seminare und Vorlesungen waren sehr interessant und spannend, sondern auch die Gesprächsrunden und Treffen, die Laurie bereits für uns organisiert hatte. So hatten wir Lunchs mit John Dancy und Rick Kaplan, zwei Urgesteinen des U.S.-Journalismus, die fesselnd und unterhaltsam die Entwicklung der amerikanischen Medienlandschaft in den letzten 40 Jahren skizzierten und das Mittagessen mit zahlreichen Geschichten und Anekdoten aus ihrem Berufsleben würzten.

Ähnlich anregende Begegnungen und Vorträge kann man an der Duke-Universität allenthalben erleben. Es vergeht kaum ein Tag, an dem es nicht mindestens einen “Brown Bag Lunch” mit einem Wissenschaftler, Forscher oder Experten gibt, der dann über Sandwichs und Cookies sein neuestes Buch oder Projekt vorstellt.

Sehr beeindruckend waren auch die Gespräche mit den anderen Fellows — in diesem Fall aus den USA, Südafrika, China und Südkorea — über ihre tägliche Arbeit und über ihre Heimatländer. Wann hat man sonst schon einmal die Gelegenheit, Informationen aus erster Hand aus diesen Ländern zu bekommen? Schockierend fand ich den Bericht unserer amerikanischen Kollegin von der Washington Post, die erzählte, dass sie sich von den zahlreichen Internet-Blogs mittlerweile belästigt und sogar bedroht fühle: Auf fast jeden Artikel, den sie schreibe, würde der eine oder andere Blog reagieren, sie zum Teil beschimpfen oder ihre Darstellung der Dinge vollkommen verdrehen, und sie habe mittlerweile weder die Zeit noch die Kraft, angemessen darauf zu reagieren oder sich zu wehren.

In Washington

Bereits in unserer zweiten Woche machten wir unseren Field-Trip nach Washington…und wieder war es Laurie gelungen, genau das richtige Maß zwischen offiziellem Programm und Freizeit zu finden. Die Besuche im Pentagon, Foreign Press Center, beim National Public Radio und der Washington Post waren allesamt sehr interessant. Selbst die Gespräche mit dem Sprecher des Pentagons und dem Präsidenten des Foreign Press Centers verliefen so offen und freundlich, dass man tatsächlich den Eindruck hatte, dass sie einem JEDE Information geben würden, die man gerne hätte, oder zumindest untröstlich wären, wenn sie einem tatsächlich einmal nicht weiterhelfen könnten. Ein Höhepunkt der Reise war fraglos, dass wir dank der guten Kontakte eines Rias-Fellows auch in das Pressezentrum des Weißen Hauses kamen. Auch unsere amerikanische Kollegin bereicherte unser Washington-Programm noch sehr: Zum einen arrangierte sie für uns ein Treffen mit dem Polizeichef der U.S.-Hauptstadt, die bis vor kurzem auch eine der gefährlichsten Städte des Landes war, zum anderen organisierte sie eine Bootsfahrt durch die Chesapeake Bay für uns. Ein einmalig schönes Erlebnis — schon allein der Ausgangspunkt unserer Tour, das Küstenstädtchen Annapolis, ca. 40 Kilometer von Washington entfernt, ist eine Reise wert.

Neben dem offiziellen Programm gibt es in Washington natürlich VIEL anzuschauen. Was man unbedingt gesehen haben MUSS, ist die National Mall mit all ihren Museen und Denkmalen. Es ist wirklich beeindruckend, wie einen hier auf wenigen Kilometern die U.S.-Geschichte quasi anspringt und wie die U.S.-Bürger damit umgehen: Wenn man am Wochenende den Weg vom Washington Memorial zum Lincoln Memorial entlang spaziert, stellt sich unweigerlich der Eindruck eines heiteren Volksfestes ein, so groß ist der Andrang von Menschenscharen aus dem ganzen Land. Was man auch unbedingt machen sollte, ist, mit dem Aufzug den Obelisk des Washington Memorials hinaufzufahren: Vor dort hat man einen herrlichen Blick über die Stadt. Wirklich sehenswert und traurig beeindruckend ist auch das Holocaust-Museum, für das man viel Zeit mitbringen sollte.

An der Küste

Von Durham aus ist man in ca. vier Stunden an der Küste und in fünf Stunden auf den Outer Banks, jener streifenförmigen Inselgruppe, die North Carolina und Virginia vorgelagert sind. Ein Ausflug dorthin lohnt sich auf alle Fälle. Wir haben auf der Hatteras-Insel übernachtet, in dem kleinen Ort Buxton, in dem es mehrere Motels gibt und ein hervorragendes Restaurant “Diamond Shoal”, das “himmlische” Meeresfrüchte serviert. In ungefähr fünf Stunden ist man von Durham aus in den Bergen, wohin ich es leider nicht mehr geschafft habe, aber nach Erzählungen zu schließen ist vor allem das ehemalige Kur- und Künstlerstädtchen Asheville eine Reise wert.

In den Medien

Unser Programm begann am 11. September — in diesem Fall also am 5. Jahrestag nach den Anschlägen. Und natürlich waren sie und der “War on Terror” in den ersten Tagen das alles bestimmende Thema in den USA. Bald wurden sie aber von dem Thema verdrängt, das eigentlich das politische Leben des Landes bestimmt: Der Krieg im Irak und die Lage in dem Land. In jeder Nachrichtensendung, jeder Zeitung und jedem Magazin spielt er eine Rolle, auch vergeht kaum ein Seminar, in dem er nicht zumindest erwähnt wird. Das aktuelle Buch von Washington Post-Reporter Bob Woodward “State of Denial”, in dem er der Regierung vorwirft, die katastrophale Lage im Irak schön zu reden, tat natürlich sein Übriges, um die politische Debatte weiter anzufachen. Doch im Grunde scheint mir das Buch nur wiederzugeben, was in den USA mittlerweile weit verbreiteter Common Sense ist: Die Lage im Irak ist hoffnungslos und eigentlich müssten die Amerikaner sich so schnell wie möglich daraus zurückziehen. Das Problem ist nur, dass das unmöglich ist, ohne das Gesicht zu verlieren und die gesamte Region zu destabilisieren. Eine wahrhaft verfahrene Situation, die nicht nur das politische Washington ratlos zurückzulassen scheint.

Zurück in Deutschland

Wieder zu Hause bleibt mir nur, der Rias Kommission, der Duke-Universität und natürlich Laurie Bley von ganzem Herzen für diese unglaublich prallen und erlebnisreichen vier Wochen zu danken. Aus Erfahrungen im Kollegenumfeld weiß ich, dass sich viele eher für das USA-Programm der Rias Kommission als für das Duke-Programm interessieren. Nach Berichten von Freunden und meinem persönlichen Eindruck zu schließen glaube ich aber, dass die beiden Programme sich in nichts nachstehen und man bei beiden tiefe Einblicke in die USA und ihre so faszinierende und vielschichtige Gesellschaft erhält.

——————

Michael Ruppelt, Zweites Deutsches Fernsehen

Well, here we go — the program lasted full 4 weeks and a lot happened during our Media Fellowship Program. Who would have thought after the first day, when we all visited the gothic wonderland of the Duke campus for the first time, that our group of Media Fellows would get along so well. 8 journalists from 5 countries came together to share their mutual experiences as journalists. The MEDIA CHALLENGES CLASSES proved to be of great value for everybody, especially for me and my colleagues from Germany.

In our country, for example, we take the freedom of the press for granted. Thus it was good to hear from fellows coming from other countries such as South Africa, Kyrgysztan or Vietnam, under what political pressure they have to do their job. You can only understand their work, if you also understand the political system they are working in and that can include censorship, threats or wrong information. I admire these colleagues who are not afraid to fight for their ideas and to have them published for all to see.

The Program

The talks and discussion with professors, editors and scientists, arranged by our supervisor Laurie Bley, had a good cross section of interesting themes. I focused primarily on the quality of news in the American media and felt that I received good answers from some of the leading scholars at the Terry Sanford Institute.

John Harwood, for example, a national political editor for the Wall Street Journal. He confirmed that the pressure on journalists in the United States is the same as in other countries of the world: you have to do more than you can really do, which of course affects the quality of your work. Also Susan Tifft, a professor of journalism and public policy. She explained very well the diminishing numbers of critical voices and meaningful conflicts in American journalism and gave a good lecture on ownership of the press. These seminars too were very helpful for us foreigners, because we could talk openly about issues that all of us are interested in.

The weekly Wednesday lectures at the John Hope Franklin Center were also very interesting and provided us with a good selection of topics. Especially when my French colleague Christian Chesnot recounted his experiences in Iraq — where he was kidnapped and held captive for four months — the interest was enormous.

There was a tremendous selection of courses offered in the public policy studies, but I consciously chose only 3 seminars. Was this enough in 4 weeks? I would say yes, because if you attend too many of these courses, which also sometimes collide with the special arranged media fellows seminars, you could easily be overwhelmed and could lose sight of what you are doing.

So there was John Dancy’s class of TV News & Public Policy. As a former journalist he has the gift of explaining to his students in a very clear and distinguished way what TV news are all about. Most of the students did not have a very good knowledge of the history, and so Mr.Dancy provided them with a brief background that helped the students understand an event which had happened in the past. Much of the training was hands-on: the students edit their own work, which gives them a great opportunity to know what a news item on TV is all about. Apart from attending his class, one evening we also had the opportunity to watch with Mr.Dancy and his wife the film ’Good Night and Good Luck’, a movie about the life and work of broadcast journalist Edward R. Morrow — maybe the last investigative journalist on American TV news. After the show we discussed the film within the Media Fellow group; another highlight of the program.

Bill Raspberry’s seminar The Press and the Public Interest made me think again about the question of how valuable a story should be for the general public. Mr. Raspberry challenges his young students by asking if they should print a story or not. Basic thinking: is there a story or not, and if so, what is the story? What kind of impact do journalists have on public life? Of course, these were questions for undergraduates, but I think even a professional journalist should always ask himself those same questions when working on a story. It was also in his class that two students told me that they did not read any newspapers. So where do future journalists get their information from, I was wondering? “We are at Duke University, we are studying and don’t need to know what is going on outside”, was the answer, which left me confused. A rather strange attitude when you train to become somebody who will have to explain stories to the general public!

And then there was James Hamilton’s Media Policy class, which not only explored Media Economics, but also showed me that all TV news in the United States is basically driven by commercial interests. By the way, I recommend his book ’All the News That’s Fit to Sell’ — an excellent analysis on how the market transforms information into news.

These three courses made me think again more critically about TV news, and the media I work in, and I will try to follow these issues in Germany, as they are very important for the public in any country.

I don’t want to forget to mention a trip to the University of North Carolina at Chapel Hill. Professor Stevenson, who teaches at the School of Journalism and Mass Communication, invited my two German colleagues and me over to attend an internet video discussion in his class with students from Kuwait. Afterwards he took us on a UNC Campus tour, showed us where the movie “Patch Adams” with Robin Williams was filmed, and shared with us a very lively side of Chapel Hill.

Washington

The field trip to Washington D.C., perfectly arranged by our lively Laurie, was something I wouldn’t have wanted to miss. The city is not as monumental as New York or as exciting as Los Angeles. But I saw a place that feels almost European and has an amazing amount of charm. Very impressive are the world-renowned museums of the Smithsonian Institution, the world’s largest museum complex. Especially the National Museum of the American Indian and the Holocaust Memorial Museum should be a must on a visit to the capital of the United States.

Apart from interesting visits to the Washington Post, NPR and CNN, it was a press briefing that was being held in the Pentagon that struck me. A U.S. commander of the American Forces in Iraq was confronted with excellent questions on the situation in the country by the print media in Washington via video conference. But what did we hear? No information!, was my impression, which was confirmed by a journalist from the Baltimore Sun. „They (… the present administration…) want you to believe what they tell you, but not in what you see” was the overall feeling that I took out with me from this conference.

Full Frame Festival

Another highlight I want to mention is the FULL FRAME DOCUMENTARY FILM FESTIVAL in Durham. Thank you Nancy Buirsky — she is the founder of the festival — for putting together such a good range of films. I met a number of interesting characters — Sydney Pollack wandering around at the opening party, or Danny DeVito hanging out at the buffet during the awards ceremony. Also, and equally important, I met a lot of interesting people working on documentaries. Especially the directors of the Danish production “Smiling in a War Zone”. A film that encourages you to live your dream — shouldn’t we all? — and to help other people, who are not as fortunate as ourselves. I was also deeply impressed by the film produced and directed by the American James Longley: “Iraq in Fragments”, which received the Grand Jury Award of the Festival. With its realistic approach of what is going on in Iraq at the moment, it should be shown to the American public on TV as soon as possible, because then people can believe what they see, and not what they are told.

General

During our whole stay at Duke two issues dominated the news scene: the big immigration debate nationwide and the alleged rape of a black woman by 3 members of the Duke Lacrosse team. Gosh — what an uproar! It almost had the dimensions of the O.J.Simpson trial when it came to media coverage and as the story developed, the discussion grew more and more absurd. The Duke lacrosse team’s rape scandal deeply touched some of the most difficult issues in this country: race, class and gender. It showed me that race issues in the USA are far from being solved. There still is a big gap between white and wealthy on one side and black and poor on the other. I do not want to go any deeper into this difficult political and social issue, because I don’t think that I really have the qualification to properly assess this subject, but what I did feel as a human being was that something is still not right between the two groups.

To go out in Durham was a rather boring experience; especially at night the city seemed to be deserted, a ghost town with no human life. Where were all the students? Nobody seemed to be around. Thankfully there was the Film festival and we had the pleasure of attending some interesting parties! With our apartments located in the Duke Forest — far away from the city of Durham — our group of Media Fellows seemed to be a little isolated, way out in the middle of nowhere. This is my suggestion to Laurie for the next group of Media Fellows: In the first week, try to organize one or two social evening events with Duke students who are interested in meeting the group. This could boost social life for the fellows. The fellows can find out what to do and might be invited to private parties. Facilitating a first contact might be a very helpful thing to do, as Duke students do not seem to communicate so easily with people from a different country or background.

I want to thank the entire academic staff for their great support and especially Laurie Bley for putting together a great program for us all. And then of course — thank you to the other Media Fellows. I think we were a great group who truly enjoyed doing things together. Everybody was different, but everybody was also eager to learn something new in these 4 weeks, and I think we all did.