DUKE UNIVERSITY MEDIA FELLOWSHIPS PROGRAMM 2003
Vierwöchiges Besuchsprogramm an der Duke Universität in Durham, North Carolina, für Journalisten aus den USA und aller Welt.
TEILNEHMERBERICHTE
Tobias Asmuth, fluter.de
Zeitsprünge
Statt zu sagen: „Sitz nicht einfach nur da; tu irgend was,“ sollten wir das Gegenteil fordern: „Tu nicht irgend etwas; sitz nur da.“ (Zen-Meister Thich Nhat Nanh)
Wenn man in das Bewusstsein eines anderen Lebenstaktes hinüberwechseln kann, dann lohnt sich das meist immer. Genau das ist die Idee des Programms am Sanford-Institut für Journalisten/innen: Raus aus dem Stress des Redaktionsalltags, rauf auf den Campus mit seinen neugotischen Häusern, den alten Bäumen und dem ruhigen Duke-Garden. Man soll dem Druck der Uhr entkommen, Deadlines, Sende- oder Drucktermine vergessen, die Zeit — meistens der natürliche Feind des Journalisten — soll einfach angehalten werden.
Einen langen Monat lang: Keine Recherche, keine Telefone, keine drängelnden Autoren, keine geplatzten Verabredungen. Die Zeit am Sanford-Institut ist ein Versprechen. Ein Buch lesen, was schon lange daheim rumliegt, noch einmal ein Seminar besuchen, und länger über ein Thema nachdenken als nur bis Redaktionsschluss. Oder wenn man will, einfach einen ganzen Vormittag auf einer Parkbank sitzen und die New York Times lesen, die man als neuer Media-Fellow kostenlos aus den Zeitungsboxen nehmen kann.
Das Versprechen, zwei, drei Gänge runter zu schalten, kann man am Sanford-Institut tatsächlich einlösen. Legendär ist die Geschichte des Kollegen von der Washington Post, der vor ein paar Jahren am Sanford Institut aktive Erholung betrieb. Ausgebrannt war er in Durham angekommen, war sich überhaupt nicht mehr sicher, ob er überhaupt noch als Journalist arbeiten wollte. Die Verantwortlichen am Sanford-Institut sagten dem Mann, er solle dann einfach das tun, was für ihn richtig sei. Der gestresste Reporter schlief lange aus, ging danach joggen, nachmittags ins Gym und abends zur Massage. Der Mann arbeitet heute noch für die Post.
Die Freiheit am Sanford-Institut ist groß — und deshalb kann das mit dem Versprechen, die Zeit anzuhalten, auch schiefgehen. Nur: Man bereut das am Ende eigentlich gar nicht. Die Möglichkeiten, die das Institut bietet, die Lectures mit prominenten Journalisten, die Round-Table-Gespräche, die Seminare zur aktuellen Politik wie dem Nahost-Konflikt oder den Aids-Programmen in Südafrika oder zur Geschichte der amerikanischen Außenpolitik entschädigen für das nur entspannte Da-Sitzen im Duke Garden. Nach zwei, drei Wochen ist die Zeit dann wieder ein Problem: Es ist zu wenig von ihr da — und das ist dann wirklich eine Überraschung.
Zu Beginn des Programms liegt vor einem eine weite, weiße Landkarte freier Zeit ausgebreitet. Man beginnt sich erste Fixpunkte zu setzen und erste Grenzen zu ziehen. Und rasch gerät man in Gewissenskonflikte: Da gibt es das Seminar zum Newspaper-Journalismus und zur gleichen Zeit ein Gespräch mit einem indischen Wissenschaftler zur Definition von Armut in Indien, Tansania und Ekuador. Es gibt einen Vortrag über die Lage der New York Times nach dem Jason Blair Skandal oder ein Gespräch über die innenpolitische Situation vor den nächsten amerikanischen Präsidentenwahlen im nächsten Jahr. Man versucht dann beides unter einen Hut zu bringen, doch Zeit lässt sich nur schwer rationalisieren — vor allem auf einem Campus, der die Größe einer Stadt hat.
Nach zwei Wochen hat man gelernt, Kompromisse zu schließen. Oder anders: Man leistet sich den Luxus, auch einmal ein Seminar ausfallen zu lassen und stattdessen eine Partie Tennis gegen den TV-Kollegen aus England zu spielen. Man hat herausgefunden, sich im großen Angebot besser zurecht zu finden, und hat die Seminare entdeckt, die man regelmäßig besucht: Nahost-Politik, Newspaper-Journalismus, Medien-Konzentration. Man genießt den Standard einer amerikanischen Elite-Universität: In jedem Kurs sind höchstens 15 Studenten zugelassen, das Seminar ist nicht nur ein Vortrag eines Professors, sondern mehr ein anregendes und dadurch bereicherndes Gespräch.
Dabei sorgt das von Laurie Bley für die Media-Fellows zusammengestellte Programm für ständige Abwechslung. Besonders gelungen fand ich den Besuch von Marc Rothenberg, der mit seinem Institut die Medienszene und die Rechtsentwicklung in den USA beobachtet. Oder das Gespräch mit Charlie Firestone, der das Aspen-Institut leitet, und der über das Spiel der großen Medienkonzerne referierte. Inspirierend und witzig war auch der Vortrag von James Howard, der Managing Editor der lokalen Herald Sun ist, und der von wirtschaftlichen Problemen berichtete, die an die deutsche Medien-Krise erinnerten. Der aber auch vom Spass erzählte, den das Zeitungs-Machen in den USA immer noch zu machen scheint.
Für mich war schließlich der Aufenthalt in Washington der Höhepunkt des gesamten Monats. Der Besuch des nationalen Raidosenders NPR, die Führung durch die Washington Post oder das Press-Briefing im Pentagon — wer als Journalist nicht verlernt hat, neugierig zu sein, der profitiert von solchen Erfahrungen. Spätestens in Washington begann sich die Zeit auch wieder rasch zu beschleunigen. Es gibt in der Stadt viel zu sehen, aber leider kann man vier Tage nur bis zu einem gewissen Grad dehnen. Es wäre daher schön gewesen, ein, zwei Tage mehr in Washington verbringen zu können.
Zurück in der letzten Woche auf dem Campus stellte sich dann unerwartet schnell die Frage nach einem Fazit: Ja, man ist aus dem Alltag und dem damit verbundenen redaktionellen Stress ausgestiegen, ja, man hat neue Ansichten und andere Perspektiven kennengelernt. Man hat einen Schritt zur Seite gemacht und hatte die Möglichkeit, mit Abstand über Dinge nachzudenken, auch wenn es auf der Landkarte meines Duke-Monats rasch eng wurde und sich der Takt der Tage gegen Ende immer mehr beschleunigte. Nein, Duke hat mein Leben nicht verändert, wie es auf dem PR-Material des Sanford-Instituts heißt, aber ich habe tatsächlich neue Ideen bekommen — für die Arbeit, für Texte, für Interviews. Nicht zuletzt: Die eigene oftmals beschränkte Perspektive erweitert sich, wenn man sich mit Kollegen aus Amerika, Südafrika, Armenien oder Mexiko unterhält.
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Dr. Peter Busch, Zweites Deutsches Fernsehen
Arrival
Vielleicht liegt es an Voltaren retard. Das Rückenleiden ist für die Atlantiküberquerung betäubt und alles läuft unglaublich sanft und reibungslos. Der Flug ist flux, die connection klappt und Darren am Flughafen von Raleigh ist nicht zu übersehen. Der SUV surrt über den Highway und Darren und ich sprechen über Texas. Da hat er studiert. Im Campus Arms Apartment wartet Obst, Schokolade und ein Infostapel.
Erst am nächsten Morgen dämmert es mir langsam: Ich bin woanders. Die Türen haben keine Klinken und im Kühlschrank könnte ich wohnen. Es ist Sonntag, ganz früh. Unser RIAS Dodge steht vor der Tür und ich exploriere mit seiner Hilfe die Stadt. Downtown finde ich erst nach längerem hin und her. Die Straßen sind ausgestorben. Nichts von dem erhofften Coffee Shop zu sehen. Also zurück zum SUV und weiterfahren bis einfach so an der Straße ein verheißungsvolles Schild steht. Ich parke und trete in ein nach Kaffee und Muffins duftendes Etablissement. Menschen, viele Menschen, die glücklich plappernd frühstücken. Aha, hier gibt es doch Leben, hier in Amerika, und ich muss mich noch ein wenig zwicken. Auch das Cranberry Muffin hilft beim überseeischen Ankommen. Genau wie Greg neben mir am Tisch. Er sieht, wie ich durch das Infomaterial der Uni gehe und schon plaudern wir. Biotechnologie studiert Greg, die Triangle ist schließlich so etwas wie ein „pharmaceutical valley“.
Koffeingeladen und voltarenfrei erobere ich wenig später das Universitätsgelände. Wow, da gibt’s ein riesiges Football Stadion, eine „Chapel“, die Kathedralengröße hat und dann, wie aus einer anderen Welt, den eigentlichen Campus ganz in Pseudotudor gehalten. Und schließlich gehe ich durch’s Duke Hospital. And it’s really big. Mit offenem Mund schaue ich dem automatischen Zug hinterher, der zwei Gebäude verbindet. That’s something different, that’s America — ich bin da!
The Weather
Jeder, aber auch jeder schüttelt mit dem Kopf und versichert, dass die meteorologischen Kapriolen in diesem Jahr untypisch sind. Eigentlich müsste es viel wärmer sein. Eigentlich sollten die Bäume blühen und eigentlich wäre es Zeit, die Shorts rauszuholen. Das tun viele dieser jungen, unvernünftigen Studenten so oder so, auch wenn es meist nass und regnerisch und nippy ist.
Der Höhepunkt ist der Ice Storm in der zweiten Woche. Na gut, es ist nicht zu bestreiten, dass alles weiß ist. Verstehen kann auch jeder die Sorgen, dass wie beim letzten Ice Storm vor wenigen Wochen der Strom ausfallen könnte. Aber trotzdem. Schließlich liegen nur drei oder vier Zentimeter Weiß auf den Straßen. Muss das gesamte Leben da wirklich still stehen? Die Uni ist zu, zwei Tage lang. Genug Zeit, den lokalen Fernsehstationen bei ihrer Unwetterberichterstattung zuzusehen. Ja, da liegt wirklich an vielen Orten eine Eisschicht. Und da kommt ein Auto ins Rutschen und die Live-Reporterin neben der Strecke springt aus dem Weg. War das echt? Egal, spannend war’s und dafür ist der zwangsweise zu Hause gebliebene mehr als dankbar. Außerdem ist die gute Dame wenig später wieder auf dem Schirm. Sie hat also überlebt.
Laurie erleben wir übrigens auch bei schlechtem Wetter zum ersten Mal. Im strömenden Regen steht sie vor der Chapel in einem optimistisch unpassenden Sommermäntelchen. Ohne Schirm. So wird die Begrüßungstour ein wenig kürzer als sonst. Dafür schmeckt der Begrüßungslunch später im Trockenen um so besser.
The People
Wer auch immer sich das Programm ausgedacht hat, die beste Idee ist sicherlich, eine internationale Gruppe am DeWitt Center zu versammeln. Ganz unterschiedliche Charaktere aus unterschiedlichen Medien treffen aufeinander. Es ist spannend sie kennenzulernen, etwas über ihr Leben und ihre Arbeit zu erfahren. Da ist der schweigsame Russe, der vielleicht bald eine eigene Zeitung in Jekatarinenburg gründet. Der esoterische Japaner, der auf der Suche nach einem neuen, bürgernahen Konzept für die lokale Berichterstattung ist. Ganz anders der koreanische TV-Mann aus dem Wirtschaftsressort. Munter, dynamisch und mit reizender Frau und Kind ausgestattet. Bemuttert wird die Gruppe vom consumer reporter der Washington Post. Und eine junge Mutter der Post samt vierjähriger Tochter ist auch dabei. Schließlich noch die drei Deutschen. Auch sehr unterschiedlich und doch wieder ähnlich. Deutsch eben. Über Größe der Autos und Benzinverbrauch erschüttert und über gelegentliche Konfliktscheu in Diskussionen überrascht.
Die Studenten bleiben bis auf wenige Ausnahmen auf Distanz. Sie sind aufgeschlossen, plaudern ein wenig, scheinen aber nicht wirklich interessiert. Sie sind ganz auf’s Weiterkommen fixiert. Nur die, die ihre Karriere noch nicht geplant haben, stellen Fragen.
Wir sind kurz vor dem Irak-Krieg, doch deutschfeindlich ist niemand, der mir begegnet. Franzosen haben es vielleicht ein wenig schwieriger. Aber ich bewege mich fast ausschließlich im universitären Bereich, da geht es nun einmal liberaler zu. Selbst später bei FOX, zumindest bei einem lokalen FOX-Sender, ist es nicht anders. Aber davon nachher mehr.
Lunches
Das schöne an den Lunch Treffen scheint, dass die ganze Gruppe immer zusammen kommt. Die eingeladenen Gäste sind von unterschiedlichem Unterhaltungswert und manchmal bleibt der Erkenntnisgewinn im oberflächlichen Geplänkel stecken. Doch interessant ist’s allemal, und zwar nicht nur, etwas mehr über Themen wie Internetjournalismus oder „Religion Reporting“ zu erfahren. Sondern auch die amerikanische Gesprächskultur zu betrachten und zu erleben. Ich versuche angestrengt, nicht zu urteilen und nur zu beobachten und zu verarbeiten. Amerika ist so gleich und doch so anders.
The University
Ich mag Universitäten und deshalb bin ich wohl auch hier. Das geschäftig-gelehrige Treiben, die großartigen Bibliotheken und hervorragenden Computer facilities. Da sind vier Wochen nicht genug. So schnell wie möglich stürze ich mich in insgesamt vier Kurse, zwei historische und zwei journalistische. Im Geschichtsseminar über die 1960er werde ich beim letzten Treffen gar zum guest speaker. Die Professorin findet’s toll, einen aus den Medien dazuhaben. Ein wenig Licht in das Gewirr des Vietnamkrieges kann ich für die Studenten wohl auch noch bringen. Der Geschichts-Professor meines anderen Seminars ist, wie sich beim langen Nachmittagskaffeetrinken herausstellt, Vietnam Veteran. Zusätzlich zu seinem Kurs gehe ich auch zu einer öffentlichen Vorlesung, die er über Vietnam hält. Allein dafür hat sich die Reise gelohnt. Alex Roland vermag viele Dinge auszusprechen, die ich bei meiner Forschung zum Vietnamkrieg erahnt habe, aber nie richtig greifen konnte.
Im Fernsehseminar will ich eigentlich nur gucken, wie das TV-Machen den Studenten vermittelt wird. Der Dozent ist John Dancy — erst als ich ihn sehe, merke ich, dass ich ihn schon kenne. Er war einmal bei einer RIAS-Gruppe, die ich durch’s ZDF geführt habe. Small world. Die Studenten profitieren von John und vom guten Lehrmaterial und machen, trotz produktioneller Probleme, sehr gute erste Filme. Ich bin beeindruckt.
Mit Ellen Mickiewitz und ihren Studenten diskutiere ich lebhaft „media and national security“. Der kommende Irak-Krieg steht auf dem Programm. Ich halte mich sehr zurück, finde ich, aber zum ersten und einzigen Mal während meiner Zeit in den USA spüre ich Argwohn. Nicht bei Ellen, sondern bei einigen — männlichen — Studenten. „But we were attacked“, verteidigen sie die Politik der Bush-Administration. „And we are the good guys.“ Unterschiedliche Perspektiven. Wem gelingt es da schon wirklich, sich in den anderen und seine Lebenswirklichkeit hineinzudenken?
War Talk
Überhaupt der Krieg, der geplante Krieg, muss man wohl sagen. Im Grunde vergeht kein Tag, an dem nicht darüber gesprochen wird. Im Fernsehen ist auch nicht viel anderes zu erfahren. Ausnahme: Einem kleinen Mädchen wird ausgerechnet im Duke Hospital, das meinem Apartment direkt gegenüber liegt, ein unpassendes Herz — die falsche Blutgruppe — eingepflanzt. Das ist national news. Vor dem Apartment tauchen TV-Trucks auf. Morgens auf dem Weg zur Uni stehe ich an der Ampel praktisch neben CNN’s medical correspondent, während sie geschaltet wird. Ihr scheint das nichts zu machen.
Aber zurück zum Krieg. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die vielen Berichte in Deutschland über das kriegshungrige Amerika falsch sind. Genügend kritische Stimmen sind zu hören, und zwar überall. Im Fernsehen, im Radio, in der Zeitung, auf der Straße. Das Für und Wider wird diskutiert. Junge und alte Menschen stehen am Straßenrand und fordern „honk for peace“. Und mindestens jeder dritte hupt.
Ein Rätsel bleibt die amerikanische Psyche „an sich“. Die Terrorwarnstufe läßt der Präsident auf Orange setzen. Das bedeutet Panik in Washington. Von den Kollegen der Washington Post erfahren wir, dass es in D.C. „really bad“ ist. Die beiden sehen wirklich besorgt aus. Trinkwasser ist ausverkauft. Ebenso Plastikplanen und Klebeband, mit dem man einen Raum im Haus vor biologischen Attacken „sicher“ machen kann. Hysterie, denken wir Deutschen, alles scheint so irrational. Meine Hypothese im eben erwähnten Seminar von Frau Mickiewitz, der Terror-Alarm könne doch vielleicht eine gute Taktik der Bush-Regierung sein, um die Menschen auf den Irak-Krieg vorzubereiten — nach dem Motto, wer Angst hat, greift gern an —, diese Hypothese wird mit einem „Hm“ und dann mit Kopfschütteln aufgenommen. After all, „we were attacked“. Da ist die Angst real, und vielleicht willkommener als der Zweifel an den eigenen Regierenden.
The Week After
Vier Wochen sind kurz. Sie sind noch kürzer an der Duke University. Die letzte Woche verbringe ich hektisch mit Dingen, die ich aufgeschoben habe. Kopieren, letzte Gespräche, und Planungen für meine Bonuswoche. Eigentlich wollte ich 10 Tage in Washington verbringen, deshalb blieb ich auch in Durham, als die anderen ein Wochenende in der Hauptstadt verbrachten. Aber dann kommt per email eine Einladung nach Dallas zu einem RIAS-Fellow. Kurz entschlossen buche ich einen Flug und auf einmal ist Duke Geschichte und ich sitze im Konferenzraum von FOX 4 News. Es ist Freitagabend und perfektes Timing: FOX 4 bildet nämlich seine Reporter weiter. Geleitet wird das Wochenendseminar von Al Tompkins vom Poynter Institute. Am Freitagabend kritisiert er Beiträge und Moderationen, und zwar sehr genau, very perceptive, und gnadenlos.
Den ganzen Samstag gibt es dann einen Crash Kurs über TV Reporting. Vieles erinnert mich an ein ZFP-Seminar, das ich zwei Monate zuvor in Hannover besucht habe. Die Kernthese: Der Zuschauer erinnert sich nur an die Themen, wenn er ein Gefühl damit verbindet. Al Tompkins übertreibt diese Erkenntnis vielleicht ein wenig. Wohl auch, weil er ein Buch mit dem schönen Titel „Aim for the heart“ geschrieben hat. Dennoch, die Beispiele von nach seinen Vorstellungen überarbeiteten Stücke belegen seine These. Doch ich muss mich fragen, wer eine so emotionalisierte Nachrichtensendung ohne Taschentuch überstehen könnte. Und was ist mit dem Phänomen „Compassion Fatigue“, das ich bei Frau Mickiewitz kennenlernen durfte?
Bei dem Seminar komme ich den amerikanischen Kollegen näher als zuvor bei meinem Aufenthalt. Wir sind bei FOX, sie folgen der FOX-Linie, aber sie sehen das auch kritisch, versuchen, verantwortlich die Menschen zu informieren. Al Tompkins stellt den Reportern unbequeme Fragen. Wie haben sie sich auf den kommenden Krieg vorbereitet? Wie werden sie mit dem ersten toten Texaner umgehen, der zurück gebracht wird? Wie werden sie professionelle Objektivität beim patriotischsten aller Fernsehsender behalten? Sind die ethischen Grenzen des Zeigbaren definiert? Wie wird der Umgang mit trauernden Angehörigen sein? Fragen, auf die Al Tompkins keine Antworten erwartete, aber die den anwesenden Reportern sichtlich zusetzen. Es wird ganz still, während jeder nach Antworten sucht. Auch ich.
Die letzten vier Tage meiner Zeit in den USA verbringe ich in Washington. Natürlich besuche ich die Washington Post und damit die Kollegen, die ich in Durham getroffen habe. Außerdem habe ich Kontakte zum Anti-Terror-Experten von CBS in Washington geknüpft. Er führt mich durch die Redaktion, mit dem leitenden Producer tausche ich mich über Redaktionssysteme und digitale Nachrichtenräume aus. Zwei Wochen später, zurück in Deutschland und mitten im Krieg, ruft mich der Anti-Terror-Producer an, braucht Material vom ZDF über Saddams Doppelgänger und ich kann ihm trotz der Kriegshektik zügig helfen. Es geht eben nichts über persönliche Kontakte.
Außerdem treffe ich E. J. Dionne, Kolumnist der Washington Post und Fellow am Brookings Institution. Ein faszinierender Mann, mit dem ich lange über den Irak rede und die Parallelen, die es zu Vietnam geben könnte. So endet mein Aufenthalt mit einem Gespräch mit einem Kriegsgegner, und am folgenden Tag, einem Samstag, mit einer Antikriegsdemonstration am Monument.
Final Words
In den vielen Begegnungen und Gesprächen während meiner Zeit in den USA habe ich ein differenzierteres Bild von der derzeitigen Lage, den Meinungen und Diskussionen bekommen. Das ist ungemein wichtig und hilft mir, meinen Job in der Nachrichtenredaktion besser zu machen, da bin ich ganz sicher. Die persönlichen Kontakte zu den Kollegen, die ich kennengelernt habe, sind ein zusätzlicher Bonus. Mir bleibt nur, der RIAS Kommission für die hervorragende Planung zu danken und zu hoffen, dass noch viele Nachfolger von dem Programm profitieren können.
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Martina Groß, DeutschlandRadio
Vier Wochen in die USA. Vier Wochen in Durham North Carolina an der Duke University — in einer Zeit, in der alles auf einen Krieg im Irak hindeutet. Eine Zeit, in der das deutsch-amerikanische oder besser das Verhältnis der alt-europäischen und der derzeitigen US-Regierung getrübt sind. In Deutschland Berichte über anti-deutsche und anti-französische Ausfälle in den USA, französischer Käse und Wein sind von den Speisekarten einiger Restaurants gestrichen. Gut, dass Deutschland nicht gerade für seine Delikatessen berühmt ist. Die Freude auf den Aufenthalt ist geteilt, aber die Darstellung der Realität unterscheidet sich zum Glück von der, wie sie sich in den Medien niederschlägt.
Der erste Eindruck von Durham am Morgen ist etwas entmutigend, gigantische Parkhäuser, hässliche Neubauten. Der Weg zum Campus durch die labyrinthischen Gänge des Duke Hospital irritierend. Hinter einer Holztür verbirgt sich dann — wie nach Alice in Wonderlands Reise durch den Tunnel — eine ganz andere Welt: kleine Häuser, die eher an Oxford im 19. Jahrhundert erinnern als an die Stadt drum herum. Alles ist übersichtlich, kleinteilig — idyllisch.
Unsere Gruppe ist klein: acht Teilnehmer: aus Süd-Korea, Japan, Russland, USA und Deutschland. Alle haben sich für die vier Wochen so viel vorgenommen, der Angebote sind so viele: Kurse an allen Fakultäten, Vorlesungen, Filme, etc. Freiheit will geplant sein, und das braucht Zeit. Zwischendurch Vorlesungen für die Media Fellows. Am Ende der Woche habe ich herausgefunden, es gibt im Land der Bilder auch Radio und Sound. Ich besuche einen Kurs zur Sound Art. Eine Möglichkeit nachzuholen, Entdeckungen zu machen, für die ich ansonsten zu wenig Zeit habe: mit Tönen und Sounds zu experimentieren. Und ich bekomme zu hören, dass Deutschland für US-amerikanische Sound-Art-Schaffende das gelobte Land ist, in dem solch experimentelle Töne noch Radio-Stationen finden, die sie ausstrahlen, dafür bezahlen und sogar eine ganz ansehnliche Fangemeinde haben.
Der zweite Höhepunkt des Aufenthaltes war sicherlich der Ausflug in das verschneite Washington, oder ins „Neue Rom“, wie ich von einer Freundin noch mit auf den Weg bekomme, in der wir mehr von der offiziellen Seite der derzeitigen Regierung der USA mitbekommen sollten. Beispielsweise bei unserem Besuch im Foreign Press Center oder der Pressekonferenz des State Departments. Hier ein paar humorige Worte zu Old Europe, dort wenig konkrete Antworten auf die zahmen Fragen der Journalisten. Seltsam, das Wort Krieg taucht nicht auf: das ganze Vorhaben spielt sich eher in familiär-patriarchialischen Kategorien ab. Der Nachmittag beim National Public Radio ist weitaus interessanter: Kulturradio gemischt mit einem Info-Radio, sehr schnell, oftmals kurz und auf die Sekunde genau wird gearbeitet. Auch die anderen Besuche bei der Washington Post, dem Center for International Journalism bringen viele neue Informationen, neue Einblicke.
Vieles, was wir bei einem Aufenthalt als „nur-Touristen“ nie gesehen hätten. Die Anti-Kriegs-Demonstrationen verschiedener Washingtoner Schulen natürlich schon, die sich am winterlich eingeschneiten Dupont Circle versammeln, um ihrem Ärger über die Kriegspläne ihrer Regierung Ausdruck zu geben. Aber es geht auch um die Kritik an der Innenpolitik der Bush-Regierung. Das lässt hoffen.
In Duke oder dem universitären Umfeld ist natürlich niemand für den Krieg, aber es wird auch nicht wirklich darüber gesprochen. Doch! Vor Duke Chapel campieren zehn Kriegsgegner in ihren Zelten. Nur wenige Meter entfernt stehen allerdings zehnmal so viele Zelte in der winterlichen Kälte: hier wird seit Tagen für Karten für das Basketballspiel der heimischen Mannschaft angestanden. Unsere Media Fellows von der Washington Post erklären, sie könnten aus Neutralitätsgründen als Journalisten zu keiner Anti-Kriegs-Demonstration gehen. Darüber lässt sich nachdenken.
Immer wieder erstaunen mich die großen kulturellen Unterschiede der Fellows, was aber gerade auch das Interessante ist: Der Versuch, die Unterschiede zu verstehen, sie und seinen eigenen kulturellen Hintergrund aus anderen Perspektiven gespiegelt zu bekommen und sie zu begreifen. Die Differenz sehen, sie versuchen zu verstehen und sie über alle Differenzen hinaus zu tolerieren. Darum geht es nach wie vor. Und dazu hat der Aufenthalt in Duke beigetragen.
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Martin Koch, Radio Zusa
Welcome to the New World
Angesichts der schwierigen weltpolitischen Lage war ich als Bewohner des „alten Europas“ gespannt auf die Zeit in den USA. Die einzige verbliebene Weltmacht schickte sich an, den Irak anzugreifen, mein Heimatland hatte als eines von wenigen Kritik daran geäußert — ein mulmiges Gefühl beschlich mich während der Reisevorbereitungen mehr als einmal. Erhöhte Sicherheitskontrollen, dadurch verspätete und verpasste Anschlussflüge — der Start in die Duke-Zeit war weniger glatt als erhofft. Umso angenehmer die Ankunft in North Carolina: die Programm-Betreuerin vor Ort, Laurie Bley, hatte alles bestens organisiert. Am Flughafen stand unser „Chauffeur“, die Apartments waren okay, eine umfangreiche Info-Mappe lag bereit.
Die ersten Tage waren voller neuer Eindrücke: Erkundungstouren zu Fuß über den Duke-Campus bei Sonnenschein, wenig später dieselben Wege tief verschneit — und leer, weil wegen des Schneesturms die Uni-Veranstaltungen ausfielen — kleinere Exkursionen mit dem — überdimensionierten — Mietwagen in die nähere Umgebung und natürlich das Durchforsten des großen Angebots im Vorlesungsverzeichnis. Die Infrastruktur auf dem Campus sorgte mehr als einmal für beeindrucktes Staunen. Bei dem wie von Geisterhand hin und her pendelnden Shuttle-Zug im Duke Hospital, dem mit „Chapel“ nur sehr unzureichend beschriebenen Gotteshaus, das andernorts locker als Kathedrale durchgehen würde, den diversen Restaurants im Bryan Center, dem kostenlosen Bus-Pendelverkehr zwischen Ost- und West-Campus, den Uni-Theatern, den Sportstätten und nicht zuletzt den Bibliotheken. Eine vollausgestattete Welt für sich. Was mich allerdings auch oft den Eindruck haben ließ, dass nur wenig von außerhalb auf dem Campus eine Rolle spielte. Bezeichnend in diesem Zusammenhang, dass vor der chapel sechs Zelte aufgestellt waren von Studenten, die gegen den Irak-Krieg demonstrierten, während wenige Hundert Meter weiter vor der Sporthalle sechzig (sic!) Zelte standen von Leuten, die auf die Verlosung der Basketball-Tickets warteten.
An unserem Programm nahmen außer mir sieben Journalisten teil: Jangbeom Park (Südkorea), Andrej Nesterov (Russland), Hideya Takeshi (Japan), Jennifer Frey, Caroline Mayer (beide USA) sowie Martina Groß und Dr. Peter Busch (beide Deutschland). Es waren ausnahmslos sehr nette und interessante Kollegen.
Ich halte die „media challenges“, in denen die Teilnehmer in den ersten Tagen von ihrer Arbeit berichten, für eine sehr gute Idee. Wir erhielten viele Impulse und Einblicke in völlig unterschiedliche Journalismus-Welten, aus denen sich in den folgenden Wochen immer wieder Gespräche entwickelten. Ich persönlich fand es schade, dass wir nur acht Teilnehmer waren, und dass von diesen drei bereits seit einem halben Jahr in den USA bzw. an der Duke University waren. Dadurch fehlte ein bisschen diese „kollektive Goldgräberstimmung“. Aber dafür kann ja niemand verantwortlich gemacht werden — genauso wenig wie für das schlechte Wetter, das einen geplanten Wochenendausflug durchkreuzte.
Das für uns zusammengestellte Programm und die eingeladenen Gastredner waren sehr vielfältig. Sehr unterschiedliche Bereiche des Journalismus wurden abgedeckt, vom Meinungsforschungsinstitut über Internet-Schreiber bis hin zu Religionsreportern war viel Interessantes dabei. Vor allem der Blick über die eigenen (Hörfunk-)Grenzen hinweg war spannend.
Das (journalistische) Highlight der vier Wochen war für mich der field trip nach Washington. Laurie hatte es trotz aller Schwierigkeiten (und Berührungsängste der Institutionen in Sachen external visitors und Terrorgefahr) geschafft, uns einen Besuch im Foreign Press Center des State Departments sowie einer der täglichen Pressekonferenzen zu ermöglichen, uns eine guided tour beim National Public Radio NPR organisiert, ein Treffen mit den Leitern des International Center for Journalists und den Besuch des Holocaust Museums. Darüber hinaus nutzte ich die Zeit zu einem Abstecher nach Georgetown, wo ich die ARD-Hörfunk- und Fernseh-Korrespondenten besuchte.
Dass ich das historische Spiel von Michael Jordan im MCI Center miterlebte, in dem er als erster Vierzigjähriger mehr als vierzig Punkte in einem Basketballspiel erzielte, und im Ford Theatre eine mitreißende One-Man-Show über Leben und Werk von George Gershwin sah, rundete den Aufenthalt ab. Washington war klasse — es war halt eine richtige Stadt!
Die Zeit an der Duke University habe ich als ein großes Privileg empfunden. Zeit haben für Themen, die im Alltagsgeschäft an den Rand gedrängt werden, Zeit haben zum Nachdenken über mich, meinen Beruf und die Welt, Kontakte knüpfen, Stöbern in sehr gut bestückten Bibliotheken. Sehr interessant war auch das Veranstaltungsangebot, vor allem das des Terry Sanford Institute.
Während der gesamten Zeit habe ich das Seminar von Professor William Raspberry über „The Press and the Public Opinion“ besucht und sogar ein ‚paper’ zum Thema „Citizen or journalist — can a reporter be both?“ eingereicht. In diesem Seminar hat Professor Raspberry die Studenten immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen sie entscheiden mussten, wie weit sie für ihren journalistischen Auftrag gehen und wo sie ihn zugunsten des Wohles Dritter zurückstellen würden. In dieser Veranstaltung erlebte ich einen sehr direkten und anschaulichen Bezug von Theorie zur Praxis. Leider waren solche Veranstaltungen in der Minderheit. Der Grund liegt wohl darin, dass es an der Duke University keinen Studiengang „Praktischer Journalismus“ gibt. In Gesprächen mit Studierenden hörte ich so gut wie nie den Berufswunsch „Journalist“. Dementsprechend gering war auch das Interesse, mit jemandem „aus der Praxis“ ins Gespräch zu kommen. Diese Erfahrung machten fast alle der Teilnehmer unseres Programms. So hatte zum Beispiel Caroline Mayer schon Wochen vor Beginn des Programms die Campus-Zeitung angemailt und angeboten, sich mit den Studierenden zu treffen. Sie hat noch nicht mal eine Antwort erhalten. Ebenso erging es mir beim Versuch, mit dem Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit im Divinity College in Kontakt zu kommen: no reply. Die Kollegin Jennifer Frey berichtete dagegen von einem völlig entgegengesetzten Erlebnis: sie war eingeladen worden, an der NC State University in Raleigh über ihren Job als Style Writer bei der Washington Post zu berichten. An der NC State gibt es einen Studiengang für Journalismus — und die Studierenden haben sie mit Fragen über Berufsaussichten und -ausbildung geradezu überflutet.
Eine Begebenheit am Rande wurde für mich zu einem der schönsten Duke-Erlebnisse: am Mittwoch nachmittag der ersten Woche traf ich vor der Chapel einen Mann mit einem hellblauen Buch in der Hand. Es stellte sich heraus, dass es der Klavierauszug der „Matthäus-Passion“ von Johann Sebastian Bach war, die der Chapel Choir gerade für ein Konzert Mitte April probte. Da ich in meinem Chor in Hamburg genau dieses Stück für den exakt selben Termin übte, fragte ich, ob ich während der vier Wochen bei ihnen mitsingen dürfte. Völlig unkompliziert ließ Chorleiter Rodney Wynkoop mich an den Proben teilnehmen — und ich durfte sogar in den Sonntagsgottesdiensten in blauer Robe mit weißem Überwurf im Chor singen. „It was a real American experience!“
Das gilt alles in allem auch für die gesamte Zeit an der Duke University. Eine Zeit, die ich nicht missen möchte, die mir viele Einblicke in das Leben und Arbeiten von Kollegen weltweit gewährt hat, die eine Atempause im Alltagsstress war, die mir Kontakte zu netten Menschen verschaffte und die mir neuen Schwung für meine Arbeit gegeben hat.
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Michaela Lennartz, Westdeutscher Rundfunk
Jeden Morgen auf dem Weg zum Campus dachten wir, heute passiert es bestimmt. Wir kommen an einer Leiche vorbei. Denn der kürzeste Weg von unseren Appartements zum Campus führte uns durch die verworrenen Gänge des Universitätskrankenhauses. Um morgens nicht zu spät zu kommen, stiefelten wir also in den Keller des Krankenhauses, nahmen die Krankenhaus-U-Bahn. So was gibt es da tatsächlich. Und dann waren wir auch schon in dem Bereich, in dem die Pathologie irgendwo sein musste. In den ganzen vier Wochen ist uns in den fiesen Gängen aber nie etwas Verdächtiges über den Weg gerollt. Umso schöner war es dann, wenn wir endlich die Tür zum Campus geöffnet haben. Vor uns ein riesiges Gelände, überall Baumalleen, perfekt gepflegter Rasen, Blumenbeete und wunderschöne alte Gebäude, die eher an England erinnerten. In der Kantine konnte man sogar Sushi kaufen, und der Mensasaal sah aus wie bei Harry Potter. Zur großen Freude von meiner Mitstudentin Alexa gab es sogar ein Starbucks-Café mit Panoramablick. Was für ein Luxus-Studentenleben — vorausgesetzt, die Eltern können 35.000 Dollar im Jahr locker machen.
Die Stimmung auf dem Campus war wirklich toll. Froh gelaunt kamen wir dann bei Laurie an, die immer alles perfekt organisierte. Die absoluten Highlights waren die Treffen mit den vielen Pulitzer-Preisträgern wie Kevin Sack, Tom Friedman oder Geneva Overholzer. Dazwischen haben wir uns innerhalb der Journalistengruppe immer wieder getroffen, um zum Beispiel über die Medien in den verschiedenen Ländern zu sprechen. Darüber hinaus wurden wir öfter von Professoren eingeladen, in ihrer Vorlesung mit Studenten über unser Mediensystem zu diskutieren. Jeden Tag entdeckte Laurie neue Veranstaltungen, Diskussionen, Filme für Duke Studenten, die auch für uns interessant sein könnten. Ein riesiges Angebot. Manchmal musste ich mir schon sagen: Hey, kein Stress, du kannst nicht alles machen! Schließlich wollte ich mindestens zwei reguläre Seminare belegen. Wir hatten die freie Auswahl im kompletten Uni-Angebot. Man musste vorher nur den jeweiligen Professoren fragen, ob man kommen darf. Jedes Mal kam zu meinem Erstaunen eine super nette Email zurück. Die Dozenten haben uns immer das Gefühl gegeben, dass wir wirklich willkommen sind. Sie haben uns sogar in den Unterricht mit einbezogen. Was für unkomplizierte, engagierte Professoren! Ich habe das Fernsehseminar von John Dancy und einen Fotokurs mit Alex Harris besucht. Beide kann ich sehr empfehlen.
Die Zeit in Duke war einfach viel zu kurz. Leider sind wir nie zu einer Studentenparty auf dem Campus eingeladen worden. Das ist das einzige, was ich dort wirklich noch gerne gemacht hätte. Meistens haben wir abends mit einigen zusammen gekocht und uns die Lieblingsserien unserer amerikanischen Mitfellowfrau Jamie angeguckt. Wir hatten zwar ein Auto, aber in Durham war nicht gerade viel los. Meistens mussten wir uns in den ersten drei Tagen der Woche sowieso von dem anstrengenden Wochenende erholen. Denn da waren wir immer unterwegs: Am ersten Wochenende Wandern in den Appalachen, am zweiten waren wir in Charleston und Beaufort und am dritten schon ab Mittwoch in Washington.
Dort haben wir Powell und Rumsfeld getroffen —na ja, zumindest auf einer Pressekonferenz, waren bei CNN, der Washington Post und beim öffentlich-rechtlichen Radio. Bis zuletzt hatte Laurie am Programm rumgefeilt, um alles unter einen Hut zu bekommen. Laurie Bley ist wirklich ein Schatz. Sie hat einen großen Anteil an dem tollen Monat in North Carolina. Ich habe Herrn Hasters schon gesagt, dass ich jederzeit bereit wäre, sofort wieder nach Raleigh zu fliegen, wenn er noch eine Stipendiatin braucht. Er hat daraufhin nur gelacht. Aber bei so einem tollen Programm brauche ich auf zu wenige Bewerber bestimmt nicht zu hoffen.
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Nicola Marquardt, Mitteldeutscher Rundfunk
15. März 2003: Der Fahrer, der mich vom Airport Raleigh/Durham abholt, platzt gleich mit der Neuigkeit heraus: Zwei der vier deutschen Rias-Fellows haben vor wenigen Tagen ihren Flug abgesagt und werden nicht am Duke Media Fellow Programm teilnehmen. „Aus beruflichen Gründen, schließlich sind sie ja Journalisten“, murmelt der Fahrer. Wir rollen mit 55 Meilen pro Stunde über den Highway nach Durham. Mich beschleicht erneut das Gefühl, das ich kurz vor meiner Abreise immer wieder unterdrückt hatte. Es gibt wirklich keinen ungünstigeren Augenblick, um in die USA zu fliegen. Die Vereinigten Staaten stehen kurz davor, einen Krieg gegen den Irak zu führen. Hätte ich nicht auch „zu Hause bleiben „und „berichten müssen“? Schnell schiebe ich das Schuldgefühl weg und schnuppere die milde Luft von North Carolina. Ich bin nicht als Journalistin in die Staaten gekommen, sondern als Duke Media Fellow. Ich hatte mir schon Wochen vor meiner Abreise ausgemalt, wie ich meine Zeit in Durham/North Carolina nutzen will: Abstand gewinnen vom Arbeits-Alltag mit Dead Lines und Termindruck; die Nase in Bücher stecken; über die Trends der Digitalisierung von Radio und Fernsehen in den USA recherchieren; die Ohren in Vorlesungsräumen aufsperren; offen sein für die anderen internationalen Duke Fellows; an verlängerten Wochenenden entspannte Touren in die Umgebung machen. Sollte sich mein Vorhaben jetzt wegen der aktuellen Weltlage zerschlagen?
Da das offizielle Media Fellow Programm an einem Montag anfängt, haben wir noch einen ganzen Sonntag frei. In unserem Appartement-Komplex lernen wir Fellows uns schnell kennen — insgesamt sind wir zehn. Zunächst bilden wir eine reine Frauengruppe. Wir richten uns in unseren Appartements ein, fahren gemeinsam in den Supermarkt, erkunden Durham und das nahe gelegene Chappel Hill mit dem Auto. Wir müssen mehrere „U-Turns“ hinlegen, weil wir uns auf den unübersichtlichen Highways zunächst nur verfahren. Schon an diesem ersten Kennlerntag diskutieren wir heftig über die aktuelle Weltlage.
Der zweite offizielle Media-Fellow-Tag an der Universität: der zum Media-Fellow-Seminar eingeladene Gast David Dorsen redet über die Watergate Affaire. Zur gleichen Zeit tickt für Saddam Hussein die Uhr. 20 Uhr abends läuft das Ultimatum für ihn aus. Bis dahin soll er den Irak verlassen. Die Frist verstreicht. Am Abend kochen wir in einem unserer Appartements einen großen Topf Nudeln für alle. 22:30 Uhr richtet Präsident Bush eine Ansprache an das amerikanische Volk. In der Nacht fallen die ersten (Smart) Bombs. An dem selben Abend bereite ich meinen Vortrag vor, den ich am nächsten Tag vor der Gruppe halten muss — wir beiden Fellows aus Deutschland sind die beiden ersten, die sich auf die Seminar-Reihe „Media Challenges“ vorbereiten.
Die so genannten „Media Challenges“ sind eines der besten Seminare des Programms. Jeder der Fellows erzählt von seiner Arbeit und seinen Erfahrungen zu Hause. Da ist die Kriminal-Reporterin aus Südafrika/Johannesburg; die Zeitungsredakteurin des „Sunday Independent“ aus Johannesburg; die Französin, die als Produzentin für eine politische Talkshow bei France 5 TV arbeitet; der Redakteur aus der Style Section der Washington Post; eine US-Amerikanerin, die gerade ihren Ph.D. beendet und für eine große Zeitung in Costa Rica schreibt und die freie Journalistin aus Berlin, die für Radio und Fernsehen Reportagen macht. Schon länger an der Universität, aber dennoch unmittelbar zu unserer Gruppe gehörend, sind ein Zeitungsredakteur aus Russland und zwei Südkoreaner. Wann hat man jemals wieder so unterschiedliche Leute auf einem Haufen zusammen, die alle Journalisten sind?
Für unsere Gruppe hat unsere Programm-Mangerin, Laurie Bley, eine Reihe der unterschiedlichsten Seminare organisiert. Zusätzlich können wir aus dem gesamten Seminar- und Vorlesungsangebot der Universität wählen. Allein das Institut für „Public Policy“, an dem auch das „Center for Journalism“ angesiedelt ist, bietet reichlich Auswahl. Die Kunst ist es, am Anfang eine gute Auswahl zu treffen. Es besteht eher die Gefahr, sich zu viele Seminare in seinen persönlichen Programm-Plan zu schreiben. Das fördert letztendlich aber nur die Frustration, nicht „alles zu schaffen“. Ich konzentriere mich auf eine Vorlesungsreihe für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit und besuche einige Seminare verschiedener Journalistikprofessoren.
Das zweite Wochenende verbringen wir auf einem zweitägigen Kongress in Chappel Hill. Es geht um die Medienberichterstattung in Kriegszeiten. Es ist ein Kongress, über den selbst die Organisatoren wegen seiner Aktualität überrascht sind. Auf dem Podium diskutieren Ethikprofessoren, Medienwissenschaftler, Medienmacher und ehemalige Militärs: Wie unabhängig kann ein Kriegsreporter noch sein und wie sehr hängt seine Berichterstattung von den Quellen ab? Wie sehr hat sich die Art und Qualität der Kriegsberichterstattung in Bezug auf die technische Entwicklung geändert? Wie viel Einfluss nehmen Militärs und US-Regierung auf Reporter? Die Brisanz der Diskussionen wird noch verstärkt durch die „bunte Mischung“ der Zuhörer. Im Auditorium sitzen wir Media Fellows, eine Reihe von „Akademikern“, verschiedene Dozenten der Triangle Institute, aber auch junge Männer mit kurzrasierten Köpfen von der „School of Warefare“ in Forth Bragg. Während im Podium Dozenten über Kriegsberichterstattung sprechen, ruft ein junger Mann vom Militär wütend einem Professor auf dem Podium zu: „Sie waren ja noch nie im Krieg und schmeißen mit großen Worten um sich. Wissen Sie eigentlich wie das ist, in der Wüste im Krieg zu sein?“ Die unterschiedlichen Ansichten können auf diesem Kongress nicht mehr geklärt werden. Für uns Media Fellows war diese Veranstaltung ein großer Gewinn.
Die Südafrikanerin, Adama aus Berlin und ich entschließen uns zu einer längeren Reise nach Memphis/Tennessee. Wir seien wohl die ersten, so unsere Programm-Managerin Laurie, die diese Unternehmung tatsächlich in die Tat umsetzen. 12 Stunden Autofahrt nehmen wir gerne in Kauf, um den Mississipi zu sehen, die Beale Street — die Wiege des Blues, Elvis Presleys Graceland, Martin Luther Kings Todesort mit Gedenkstätte und Museum. Außerdem, so sagten wir uns, ist auch der Weg das Ziel. Wie kann man besser die Größe dieses Land begreifen, wenn man nicht auf den unendlichen Highways entlangfährt.
Ein letztes Highlight war die Fahrt nach Washington D.C. Laurie hatte uns die „Termine“ sehr kompakt organisiert, so dass wir kaum zum Verschnaufen kamen. International Press Center, Washington Post, National Public Radio. Am schwierigsten war es allerdings zu organisieren, dass wir bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus teilnehmen durften. Allein die verschiedenen Sicherheitskontrollen nahmen eine Stunde in Anspruch. Bevor wir Fellows den Pressekonferenz-Raum betreten durften, erhielten wir Order, keine Fragen zu stellen und uns nicht auf einen Platz zu setzen. Wir wurden gebeten, uns in eine Ecke zu stellen und möglichst ruhig zu verhalten. Erst am Ende der PK verstanden wir den Hintergrund der Restriktionen. Jeder Platz war einem Journalisten eines bestimmten Medienunternehmens genau zugeordnet. Die Kollegen der großen amerikanischen TV-Networks, Radiostationen und Tageszeitungen durften in den ersten Reihen Platz nehmen. Eine kleine Auswahl ausländischer Journalisten saß in den hinteren „Rängen“. Zwar war das PK-Thema über die weitere Kriegs-Strategie der US-Regierung ein brisantes und interessantes Thema, das Verhalten der Journalisten und die Art und Weise des Frage-Antwort-Spiels zwischen dem Regierungssprecher und den Journalisten war jedoch noch interessanter.
Ich sitze im Flugzeug auf dem Weg zurück nach Deutschland. Der Krieg läuft immer noch. Es war ein wirklich interessanter Zeitpunkt, um in die Staaten zu fliegen. Hätte es einen „besseren“ Zeitpunkt überhaupt geben können?
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Maria Ott-Hinüber, Westdeutscher Rundfunk
Ein journalistisches Credo von einem erfahrenen amerikanischen Fernsehmann, der nun Gastprofessor an der Duke-University ist, als Abschluss eines hochinteressanten Programms: so muss es sein, könnte man denken, und: wenn das kein Hoffnungsschimmer ist in dieser von Sparzwängen, Untergangsvisionen und von Qualitätsverlust geplagten internationalen Medienlandschaft! Ein Programm, das uns Journalisten eine „Auszeit“ gibt von der täglichen Programm-Tretmühle, ist ein unschätzbarer Luxus. Geschenkte Zeit, die dem Nachdenken gewidmet ist, neuen Erkenntnissen, Informationen aus anderen Welten.
Allein das Zusammensein mit Kollegen aus Südafrika, USA, England, Korea, Mazedonien, Österreich … und nicht zu vergessen anderen Teilen der Bundesrepublik ist so interessant gewesen, dass die Zeit nie lang wurde, auch ausgedehnte Wochenendtrips kaum ausreichten, um über alles zu reden, was im Beruf und im Leben jedes einzelnen wichtig ist. Noch mal Student sein, wenn auch mit Sonderstatus, ist einfach wunderbar, auf einmal kann man Fragen ganz neu stellen, der Blick auf die Dinge verändert sich, die Alltagserfahrungen in einer Stadt wie Durham bzw. auf dem Campus tragen das Ihre dazu bei.
Durham ist weiß Gott keine schöne Stadt und das Apartmenthotel Campus Arms auch nicht gerade ein auf den ersten Blick einladender Ort. Aber darauf kam es gar nicht an, und ich habe eben auf den zweiten Blick reagiert — und der war ziemlich enthusiastisch. Es waren durchaus die Vorträge und Vorlesungen, die den meisten Diskussionsstoff geliefert haben — oder die Anregungen für hinterher stattfindende, sehr tiefgehende Gespräche. Man muss amerikanisches Fernsehen z.B. auch mal „am eigenen Leib“ erfahren haben, um wirklich darüber reden zu können. Und die Diskussionen um amerikanische Politik, Kultur, wirtschaftliche Verflechtungen der Sender, Demokratie und ihre Bedrohung waren fruchtbar. Wann hat man so was schon? Der Washington D.C. Besuch war informativ, und nach zwei Wochen Durham in diese wunderschöne, großzügige Stadt zu kommen, hat richtig Spaß gemacht. Die Pressekonferenz im Pentagon mit Rumsfeld hat nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht, weniger wegen der Statements, die da gefallen sind, als vielmehr wegen der Prozedur der Sicherheitsvorkehrungen, die wir durchlaufen mussten, um ins „Allerheiligste“ zu gelangen. Amerika ist in Panik, das merkt man auch bei der Einreise.
Eine multinationale Kleingruppe von uns ist am Wochenende zweimal aus Durham geflüchtet — einmal an die Outer Bankes am Atlantik, ein andermal nach Blowing Rock in den Appalachen. Das war natürlich traumhaft schön, das Meer dort am Atlantik ist wunderbar, Ende Oktober waren wir schwimmen, die Strände sind ganz anders als überall in Europa, es ist halt wie immer alles größer, weiter … und das trifft auch auf die Berge zu, wo wir geruhsame Wanderungen und Picknicks am See Anfang November hatten!
Die Betreuung während dieses Programms ist hervorragend, wie überhaupt wieder mal auffällt, wie zuvorkommend und höflich, teilweise richtig fürsorglich die Amerikaner mit uns umgehen. Das habe ich immer in den USA genossen, da können wir Europäer — evtl. speziell wir Deutschen? — uns eine Scheibe von abschneiden! Wenn so eine besondere Zeit zu Ende geht, ist das natürlich traurig… aber: es bleibt Dankbarkeit für diese Zeit, für die tollen Kollegen, die ich getroffen, und die Freunde, die ich gefunden habe. Eine nächste „Auszeit“ zu planen, das wäre schon verlockend…
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Christian Radler, Norddeutscher Rundfunk
Donald Rumsfeld könnte in Bedrängnis sein. Es ist Anfang Oktober, seit Mai suchen die US-Streitkräfte im Irak nach Massenvernichtungswaffen — und werden nicht fündig. Die amerikanische Öffentlichkeit verliert — auch wegen der täglichen Opfer unter den US-Streitkräften — allmählich das Vertrauen in die Politik ihrer Regierung. Der Verteidigungsminister ist trotzdem etwas überrascht von der Frage. „Sie sagten, wenn es keine ABC-Waffen im Irak gibt, ist das ein Problem“, zitiert ihn der MSNBC-Reporter, „für wen genau ist es ein Problem?“ Der Pentagonchef erwidert: „Das Problem haben natürlich die Menschen im Irak. Denn ihre Führung hat es versäumt nachzuweisen, dass sie keine ABC-Waffen besitzt. Dadurch sind dem Land Milliarden Dollar entgangen.“ Rumsfelds Augen blitzen, er deutet ein Grinsen an.
Presse-Schelte vom Verteidigungsminister
Jetzt müsste ihn vielleicht jemand darauf hinweisen, dass das Regime Saddam Husseins seit Jahren nichts anderes behauptet hat: Dass es keine illegalen Waffen besitzt. Warum das keiner tut? Rumsfeld hat das Briefing mit einer zehnminütigen Schelte begonnen: Nur Negativ-Meldungen aus dem Irak, beklagte er sich. Keiner habe die Story über das Senatskomitee gebracht, das sich überrascht gezeigt habe über die Normalisierung des Lebens im Nachkriegsirak. Im Pressesaal des Pentagon verstreicht die Gelegenheit zur Nachfrage ungenutzt. Rumsfeld und General Tommy Franks marschieren aus dem Raum. Wieder eine Schlacht gewonnen.
Duke öffnet Türen
An der Pressekonferenz nehmen auch vier Duke Media Fellows teil. Der Rumsfeld-Auftritt ist Teil unseres Ausflugs nach Washington DC. Zuvor waren wir bei einer Pressekonferenz des Außenministers Colin Powell (er berichtete der ausländischen Presse aus der UN-Vollversammlung). Der Name Duke und der organisatorische Fleiß unserer Koordinatorin Laurie Bley öffnet in DC alle Türen: Im Zweistundentakt besuchen wir Redaktionen, Pressekonferenzen und Museen. Am Sonntag bleibt noch Zeit für einen ausführlichen Spaziergang auf der „Mall“ zwischen Kongress und Lincoln-Memorial. Dann geht es die vier Autostunden zurück nach Durham, North Carolina.
Eigenes Alles
Am Morgen darauf sind wir wieder an der Duke, einer der besseren privaten US-Universitäten. Die eine eigene Polizei unterhält, ein eigenes Kraftwerk (Steinkohle), eigene Buslinien, sogar eine eigene U-Bahn zwischen Parkhaus und Klinikkomplex. Auf dem Campus (Faux Gothic aus den 20ern des letzten Jahrhunderts) College Kids, die sich sicher sein können, dass sie jederzeit einen Job bekommen werden mit ihrem hart erarbeiteten Abschluss.
Headhunter im Preis inbegriffen
Die Headhunter (so heißen die Anwerber) warten nicht einmal bis dahin: Alle paar Wochen bewerben sie sich bei den zukünftigen Absolventen (sic!). Auch hier öffnet Duke also Türen. Die 30.000 Dollar Studiengebühren pro Jahr sind gut angelegtes Geld, das ein überraschend großer Teil der Studenten mit Stipendien aufbringt. Anders als an staatlichen US-Hochschulen ist der Anteil der ausländischen Studierenden an der Duke nicht begrenzt. Wer zahlt (oder ein Stipendium erringt), ist drin. Außer man kommt aus einem arabischen Land. Dann ist es wegen des „Feldzugs gegen den Terror“, in dem die US-Regierung sich seit zwei Jahren engagiert, etwas langwieriger.
Internationales Flair am Sanford
Am Sanford Institute, das auch die Media Fellows rührend umsorgt, ist der Anteil an internationalen Studenten besonders hoch. Die ehemaligen Sowjetrepubliken und die neuen Balkanstaaten sind stark vertreten, ebenso ein paar afrikanische Entwicklungsländer und Asien. Araber — wie erwähnt — sind seltener.
Der Fall Jason Blair
Zwei Themen begegnen uns ausländischen Besuchern in den Diskussionen besonders häufig: Der Sündenfall des „New York Times“ -Reporters Jason Blair, der weite Teile seiner hervorragenden Reportagen bei Kollegen abschrieb und dabei erwischt wurde. Und das vergleichsweise neue Phänomen der politischen „Weblogs“, das uns am Beispiel von des demokratischen Politikers Howard Dean erklärt wird.
Pulitzer-Preisträger satt
Wir treffen an der Duke auch ein halbes Dutzend Pulitzer-Preisträger, also die Creme des US-Journalismus. Darunter ist auch der ebenso charismatische wie selbstverliebte Tom Friedman, eine Art reisender Kolumnist der „New York Times“. Der Querkopf, der gern mit frisch-konservativen Zwischenrufen die liberale Leserschaft der NYT ärgert, kommt mit eigenen Leibwächtern und einer Weltsicht, wie sie zeitgemäßer nicht sein könnte: Nachdem er einer indischen Kommilitonin rät, das Terrorproblem in Kaschmir doch etwas entspannter zu nehmen, verteidigt er auf Nachfrage den harten Kurs der Bush-Regierung gegen den „internationalen Terror“.
Al-Kaida sei doch ein ganz anderes Kaliber als die moslemischen Unabhängigkeitskämpfer im Kaschmir-Tal, meint Friedman. Al-Kaida wolle schließlich in Washington D.C. einen Kalifatsstaat errichten. Das ist zwar Quatsch, aber der Autorität Friedmans vor den Studenten internationaler Politik tut das keinen Abbruch. (Seine gesammelten Kolumnen stehen auch im Netz: Amerikanische Uninformiertheit).
Die amerikanischen Kommilitonen am Sanford ausgenommen, wirken die US-Studenten in der Mehrheit eher uninformiert über die Lage im Rest der Welt. Nicht, dass daraus ein Vorwurf entstünde. Die USA sind so riesig, die sozialen Verhältnisse und wirtschaftlichen Zusammenhänge dieses einen Landes so komplex, dass es vielen ausreicht, sich mit dem „Inland“ zu befassen.
Beim Besuch an der benachbarten Uni North Carolina bereitet uns der gastgebende Professor mit den Worten vor: „Ihr seid heute wahrscheinlich die ersten Nicht-Amerikaner, die meine Studenten jemals treffen.“ Eine ähnliche Erfahrung mache ich, als ich vor einem Deutsch-Kurs über das deutsche Mediensystem spreche.
Andererseits erstaunlich, wie wenig selbst Studenten der Duke University über die jüngste Geschichte wissen. Das ist besonders bedauerlich, weil ihre Lehrer viele Personen der Zeitgeschichte persönlich gekannt oder sogar mit ihnen zusammengearbeitet haben. Was nützt es beispielsweise, wenn historische Verträge wie „Oslo II“ im Original auf dem Seminartisch liegen und die Hintergründe auch Wochen nach Semesterbeginn nicht im Ansatz verstanden werden?
US-Elitewesen aus der Nähe
Nicht zuletzt sind vier Wochen als Media Fellow an der Duke also auch vier Wochen Gelegenheit, das amerikanische Elitewesen aus der Nähe zu studieren. Ein Elitewesen, das am Ende den Minister Donald Rumsfeld wie den Kolumnisten Tom Friedman hervorgebracht hat.
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Alexa Schulz, Westdeutscher Rundfunk
Alle reden von Isabel. Isabel beherrscht die Schlagzeilen und die Nachrichten im Fernsehen. Ihretwegen stehen Reporter in Regenjacken an den Küsten North Carolinas und Virginias, brüllen kaum Verständliches in den Windschutz der Mikrofone. Ihretwegen schliessen die Duke University und fast alle Geschäfte in Durham. Ihretwegen gibt es tagelang kein Mineralwasser mehr in den Supermärkten. Doch der Hurricane mit dem hübschen Namen fegt vorbei, er hinterlässt zumindest in Durham kaum Schäden. Nur ein paar Äste auf den Straßen. Aber wir hatten unser kleines Abenteuer, gleich in der ersten Woche. Wegen des Hurricanes verzichten wir auf einen Ausflug an die Küste. Stattdessen verbringen wir das Wochenende in den Blue Ridge Mountains, in einer Blockhütte in Asheville — wir „Mädchen“ zusammen, Ana aus Mazedonien, Jamie aus Washington, Michaela und ich aus Deutschland. Unsere Gruppe ist klein, wir sind insgesamt nur zu siebt.
Normalerweise betreut Laurie die doppelte Anzahl Journalisten aus aller Welt, mit ihren grundverschiedenen Kulturen. Laurie versorgt uns mit Muffins und Sandwiches von Foster´s, wenn wir unseren Weg von den Appartments durch das Krankenhaus über den Campus zum Sandford Institute endlich gefunden haben, wenn wir zusammensitzen und von unserer Arbeit erzählen. Tom aus Liberia musste seine Heimat verlassen, weil er Journalist ist. Er saß dort im Gefängnis. Jetzt lebt er in Holland. Doch er will nichts lieber als nach Hause zurück. Er kann nicht, er riskiert sonst sein Leben. Wie meilenweit entfernt sind die Probleme meines Journalistenalltags in Deutschland! Jamie ist Crime-Reporterin bei der Washington Post. Jeden Tag Gewalt, Mord, Tragödien. Jamie versucht, nach den Ursachen zu suchen. Und über die Folgen für die Betroffenen zu berichten — die Opfer, die Polizisten, die als erste am Tatort ankommen. Jamie erzählt klar, knapp, beherrscht, mit tiefer Stimme. Aber sie träumt nachts schreckliche Sachen. Morgens auf dem Weg zum Institut erzählt sie mir davon. Sie wohnt im Campus Arms direkt neben mir. Abends trinken wir zusammen Wein und reden nicht nur über unsere Arbeit. Wir werden Freundinnen — nach den vier Wochen in Durham fahren wir zusammen nach Washington. Ich wohne bei ihr und sie zeigt mir ihre Stadt.
Laurie opfert sich geradezu auf für uns — und sie zieht spannende Gesprächspartner an Land: Star-Kolumnist Tom Friedman etwa von der New York Times. Wir Fellows gehören zu der handverlesenen Schar von Studenten für eine Diskussion mit ihm. Tom Friedman kommt mit mehreren Bodyguards, ist witzig und wortgewandt und sehr überzeugt von sich. Ein Popstar, keine Frage. Auch andere hochkarätige Journalisten diskutieren mit uns — über die Unterschiede in unserer Arbeit, über Moral und Ethik in unserem Beruf. Themen, für die im Arbeitsalltag meist keine Zeit bleibt.
Bei unserem Besuch in Washington sitzen wir im Pentagon, in einer Pressekonferenz mit Donald Rumsfeld. Im Pressecenter sind wir bei einer PK mit Colin Powell dabei — auch das hat Laurie organisiert. Und in der letzten Duke-Woche kenne ich dann auch den kürzesten Weg von den Appartments zum Sandford Institute, ich weiss, wo auf dem Campus der Kaffee schmeckt und wo nicht, wann es im Fitness-Center leer ist und auf welchem Programm die beste Serie läuft. Beim Frühstück am Abfahrtstag auf der Terrasse von Foster´s sagt Laurie: „Wir sehen uns wieder. Das weiss ich genau.“ Zum Glück hat sie fast immer recht.
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Petra Schwarz, Inforadio Rundfunk Berlin-Brandenburg
Für einen Monat „Aussteigen“. Schöner Gedanke; aber auch schwierig. Vier Wochen ohne Hörfunk-Studio und Kameras, ohne Bühne und Podien, ohne „meine“ Studenten. Niemand, der etwas zur Sendung gestern sagt oder dieses: „Schön, dass wir Sie mal in natura sehen.“…
Dafür ein Programm auf dem Tisch im Appartement bei Ankunft in Durham. Pro Tag zwei bis drei Termine. Manchmal nur einer. Die Wochenenden ganz ohne Termine. Vielleicht ein „field trip“ nach Washington DC. Viel Zeit zur freien Verfügung. Bei täglich diversen Terminen zu Hause keine Übung, mit Zeit spielerisch umzugehen…
Am Sanford-Institut bin ich an meine Studienzeiten an der Humboldt-Uni in den 70ern erinnert. Kleine Seminargruppen und Professoren, die die Studenten mit Namen kennen. An allen Ecken und Enden fleißig studierende junge Menschen. Irgendwann erfahre ich, die Studiengebühr beträgt 35 000 Dollar pro Jahr …
Das Computer Lab wird für Wochen zu einem der wichtigsten Räume. What about an e-mail-session? Fragt mich der Kollege von der Washington Post. Klar. Und spätestens hier wieder und wieder die Überlegung: wie konnten wir früher (!) ohne Computer und Internet überhaupt studieren? Unvorstellbar heute …
An der Uni lerne ich John Dancy kennen, einen Mann, der viele Jahre für diverse amerikanische Stationen Fernsehen gemacht hat; davon längere Zeit im Ausland. Wenige Tage nach Mauerfall im Herbst 89 hat er aus Berlin berichtet und war dann länger in Moskau. Er hat dafür russisch gelernt, und ich bewundere ihn. Mindestens dafür… Jetzt lehrt er junge Menschen den Fernsehjournalismus und versucht, journalistische Werte zu vermitteln Ob er sich verständlich machen kann?
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Adama Ulrich, Freie Journalistin
Vom 17. März bis zum 11. April 2003 habe ich am Duke Media Fellowship Programm in Durham, North Carolina, teilgenommen.
Es ist ein ausgesprochen gelungenes Programm, das eine gute Mischung aus organisierten Veranstaltungen und der Möglichkeit bietet, in Eigenregie interessante Angebote wahrzunehmen. Dafür ist die Duke University ein geeigneter Ort: Als private Universität bietet sie Vorlesungen und Seminare auf hohem Niveau und eine komfortable Studienatmosphäre. Am Sanford Institute of Public Policy ist das DeWitt Wallace Center for Communication and Journalism beheimatet, das das Media Fellowship Programm ausrichtet. Dort besteht die Möglichkeit, in zwei Computerräumen kostenlos das Internet zu nutzen, um zu recherchieren oder um Emails zu schreiben. Außerdem liegen überall aktuelle Tageszeitungen, wie die Durham Herald Sun oder die New York Times, kostenlos aus. Ganz neu ist ein Raum nur für die Media Fellows, in dem zwei Telefone und zwei Computer zur Nutzung stehen.
In unserer Gruppe waren sehr interessante Journalisten: Gill Gifford, Kriminalreporterin aus Johannesburg, Caroline Hooper-Box, Zeitungsreporterin ebenfalls aus Johannesburg; Hélène Hadas-Lebel, Fernsehproduzentin aus Paris; Ellen Schwartzman, US-Amerikanerin, die als freie Journalistin in San José, Costa Rica arbeitet, Peter Kaufman, Redakteur der Washington Post sowie Nikola Marquardt, freie Journalistin aus Halle. Außerdem waren in unserer Gruppe Andrej Nesterov aus Russland sowie Jangbeom Park und Lee Hang Su aus Südkorea, die für ein Jahr an der Duke University bleiben.
Der erste Tag des Programms diente hauptsächlich der Orientierung und sollte auf keinen Fall versäumt werden, da der Campus groß und auf den ersten Blick unübersichtlich ist. Er setzt sich aus dem West, dem Central und dem East Campus zusammen, wobei der West Campus für uns Media Fellows der Interessanteste ist. Hier befindet sich das Sanford Institute, einige große Bibliotheken, das Bryan Center mit Buchhandlung, Ticketoffice, Cafés und Essensmöglichkeiten, der Fitnessclub und die imposante Duke Chapel. Am ersten Tag hat man auch die Duke ID Card bekommen, die einem u.a. rund um die Uhr Zugang zum Sanford Institute verschafft.
Pro Tag standen ein bis zwei Seminare zu unterschiedlichen Themen mit meist interessanten Referenten auf dem Programm, die entweder an der Duke University lehren oder extra für das Media Fellow Programm angereist sind. David Dorsen, beispielsweise, ist Gastprofessor für Public Policy Studies. Er hat einen Vortrag über die Watergate Affäre und investigativen Journalismus damals und heute gehalten. Angeregt durch diese Diskussion haben wir uns den Film „All the President’s Men“ aus der Videothek ausgeliehen und zusammen angesehen.
Da wenige Tage nach Beginn des Programms der Irakkrieg ausgebrochen ist, wurden die meisten Seminare und Vorträge von diesem Thema bestimmt. So hat der Leiter der diplomatischen Akademie in Wien, Ernst Sucharipa, nicht, wie geplant, über den Zweiten Weltkrieg und die Reparationszahlungen gesprochen, sondern über die Rolle Europas, insbesondere Frankreichs und Deutschlands, im Irakkrieg. Die von ihm vertretene Meinung, dass die Europäer das amerikanische Trauma des 9. November nicht nachvollziehen können, und es deshalb zu grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten gekommen ist, konnte ich allerdings nicht teilen.
Sehr interessant war die 2tägige Konferenz im „Friday Center“ in Chapel Hill zum Thema „The American Media and Wartime Challenges“, die vom Triangle Institute for Security Studies organisiert worden ist. Historiker, Politikwissenschaftler, Journalisten und Angehörige des Militärs haben über Themen wie Frontberichterstattung, wirtschaftliche Aspekte der Kriegsberichterstattung, das veränderte Verhältnis von Medien und Militär, seitdem es „embedded journalists“ gibt, sowie über Erfahrungen aus dem Vietnamkrieg diskutiert.
Neue Aspekte und Einblicke hat auch der Workshop „Ethnic Conflict, Ethnic Violence and the Media“ gebracht, der von Ellen Mickiewicz, Professorin für Public Policy und Direktorin des DeWitt Wallace Center und Erhard Busek, Leiter des „Institutes for the Danube Region and Central Europe“, geleitet wurde. Dort konnte u.a. herausgearbeitet werden, dass ethnische Konflikte zum Teil eher das Resultat einer zugespitzten, einseitigen und aggressiven Berichterstattung in den Medien sind als dass es sich um Gott gegebene Animositäten handelt.
Viele neue Eindrücke hat auch ein mehrtägiger Fieldtrip nach Memphis, Tennessee, gebracht. Dort haben wir einen lokalen Radiosender und das National Civil Rights Museum besucht, das sehr interessante Einblicke in die Geschichte des afro-amerikanischen Kampfes um Freiheit und Chancengleichheit gibt. Erschreckend ist der marode Zustand der nationalen Gedenkstätte, die sich in dem Motel befindet, in dem Dr. Martin Luther King Jr. 1968 erschossen wurde. Ein Abstecher in Elvis´ schön gepflegtes Gefilde nach Graceland und in die legendäre Beale Street standen auch auf dem Programm.
An dem sicher sehr interessanten Ausflug nach Washington konnte ich leider nicht teilnehmen, da ich in dieser Zeit einen Vortrag über die Rolle ethnischer Minderheiten in den deutschen Medien am Institute of African and African American Studies gehalten habe. Außerdem lag das von mir besuchte Seminar „Birth and Death in Different Religions and Cultures“ in dieser Zeit. Glücklicherweise hatte ich bereits während des RIAS BERLIN Programms, an dem ich 1994 teilgenommen habe, die Möglichkeit, Washington zu besuchen.
Neben den universitären Schwerpunkten habe ich einige journalistische Themen recherchieren können. Auch dafür boten das Programm und die Duke Universität ausgezeichnete Bedingungen. Laurie Bley, die Programmkoordinatorin, gab mir gute Hinweise, um geeignete Interviewpartner außerhalb der Universität zu finden. Viele interessante Interviews hatte ich auch mit Lehrkräften der Uni. Die Themen, die ich für das Radio bearbeiten werde, behandeln unter anderem das Für und Wider der „Affirmative Action“ Programme an Universitäten in den Vereinigten Staaten und die Probleme der Tabakindustrie in North Carolina, seit der strengen Antiraucherpolitik der USA.
Am letzten Tag des Media Fellow Programms begann das „Full Frame Documentary Film Festival“. Es ist das bekannteste Dokumentarfilmfestival der USA und findet einmal jährlich in Durham statt. Laurie Bley hatte für uns Presseausweise organisiert, so dass wir uns einige Filme ansehen konnten. Vielleicht sollten solche Highlights vorher bekannt gegeben werden, dann kann man seine Reisepläne besser darauf einstellen.
Die Unterbringung im „Campus Arms Apartment Motel“ ist okay, obwohl eine Renovierung der Zimmer dringend erforderlich wäre. Es ist auf jeden Fall gut, dass die Fellows dicht beieinander wohnen, da es die Kommunikation und gemeinsame Aktivitäten fördert.
Ich habe herausgefunden, dass die Möglichkeit besteht, sich für vier Wochen ein Fahrrad auszuleihen. Wenn man gut verhandelt und sich auf die Duke University beruft, bekommt man es für 100 Dollar für einen Monat. Damit umfährt man den täglichen, langen und befremdlichen Gang durch das Duke Medical Center, um von der Unterkunft in die Universität zu gelangen.
Es waren wunderbare vier Wochen, die nur noch überboten werden könnten, wenn das Programm eine Woche länger wäre. Man benötigt zirka eine Woche, um sich vor Ort zu orientieren und Vorlesungen und Seminare zu finden, die man besuchen kann. Dann kommen bald die zwei Fieldtrips und dann ist die Zeit auch leider schon wieder fast vorbei.
Das Programm bietet eine hervorragende Gelegenheit, sich mit der Medienpolitik der USA vertraut zu machen, wissenschaftlichen Themen nachzugehen, wozu man im beruflichen Alltag kaum noch kommt, interessante Kollegen aus verschiedenen Ländern kennen zu lernen und neue Freundschaften zu schließen.