RIAS BERLIN — DIE FRÜHEN JAHRE IM PLAKAT
Eine Ausstellung zum 50-jährigen Jubiläum des Sendebeginns
- Plakatausstellung im Amerika Haus Berlin
9. September – 25. Oktober 1996
Die RIAS BERLIN KOMMISSION hat diese Plakatausstellung in Erinnerung an die Rundfunkanstalt RIAS BERLIN gezeigt, die am 7. Februar 1946 als Drahtfunk im amerikanischen Sektor Berlin (DIAS) den Sendebetrieb aufnahm und am 5. September 1946 als Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) erstmals über den Äther zu hören war.
RIAS BERLIN – Die frühen Jahre im Plakat
1996 / Prospekt zur Ausstellung
Entwurf: Jack N. Mohr
RIAS BERLIN – Die frühen Jahre im Plakat
1996 / DIN A1
Entwurf: Jack N. Mohr
(unter Verwendung einer Originalgrafik seines Vaters Günter Mohr von 1948)Ausstellungsidee, Konzept und Gestaltung: Jack N.Mohr
Santa Barbara, KalifornienKonzeptionelle Mitarbeit: Petra Galle, Jutta Kroening
Berlin
AUSSTELLUNGS – BEITRÄGE
- Vorgeschichte zur historischen Plakat-Ausstellung im Amerika Haus Berlin
9. September bis 25. Oktober 1996
Ausstellungs-Vorschau
in der Philharmonie Berlin
6. Februar 1996
Die Idee für diese Plakatausstellung kam von dem Grafik-Designer Jack N. Mohr, nachdem er in Archiven etliche Plakate aus den frühen Jahren des RIAS BERLIN entdeckt hatte, von denen viele die Signatur seines Vaters Günter Mohr (GÜMO) tragen, der der erste festangestellte Grafiker des Senders war. Die RIAS BERLIN KOMMISSION beschloß, die Ausarbeitung dieser Ausstellung zu unterstützen.
Zum 50. Jubiläum des RIAS BERLIN, der im Februar 1946 in der besetzten Viermächte-Stadt Berlin als Drahtfunk seinen Betrieb aufnahm gab es bei der RIAS Jubiläumsfeier am 6. Februar 1996 in der Berliner Philharmonie eine Vorschau. Am 5. September 1996, 50 Jahre nachdem der Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) erstmals über den Äther zu hören war, wurde die Ausstellung gemeinsam mit dem Amerika Haus Berlin zu dessen 50 Jahre-Feier der Öffentlichkeit präsentiert.
Die 48 RIAS-Originalplakate zu den unterschiedlichsten Themen machen sichtbar, welch wichtige Rolle dieser Sender in der Kultur wie im täglichen Leben in den Nachkriegsjahren in und um Berlin herum gespielt hat. Aus diesem Grund ist auch die Auswahl der Plakate mehr nach historisch-dokumetarischen als nach dekorativen oder künstlerischen Gesichtspunkten erfolgt. Die gestalterischen Leistungen der Grafiker sind dabei unter Berücksichtigung der Nachkriegssituation in Berlin — besonders während der Blockade — zu betrachten, in der der Kreativität durch Materialmangel sowie begrenzte Technik oder Energie oft enge Grenzen gesetzt wurden..
Alle Plakate sind hier in einheitlicher Größe abgebildet, obwohl die Formate der Originale von DIN A3 (ca. 30 cm x 42 cm) bis DIN A1 (ca. 60 cm x 84 cm) reichen. Die Datierung nennt das Publikationsjahr, nicht das Entwurfsjahr des jeweils ausgestellten Plakates. Viele dieser Exponate waren als Serienplakate konzipiert, bei denen in ein Motiv unterschiedliche Veranstaltungstexte eingedruckt wurden. Daher sind oft gleiche Plakate auch in anderen Jahren erschienen.
Amerika Haus, Berlin
in der Hardenbergstraße am Bahnhof Zoo
Pressekonferenz im Amerika Haus Berlin,
5. September 1996Josie Shumake, Amerika Haus;
Jürgen Graf, RIAS BERLIN KOMMISSION;
Jack N. Mohr, Konzeption der Ausstellung;
Sebastian Steinke, J. Schubert:
Fernsehproduktion;
Eröffnungsfeier im Amerika Haus
Berlin, 7. September 1996
- RIAS — ein ganz besonderer Sender
Mit Idealismus und improvisierter Technik — Rundfunk für eine neue Zeit
September 1946: Auf dem Gelände einer Baumschule in Britz steht der erste RIAS-Mittelwellensender. Wochenlang mußte auf regennassem Boden im Zelt kampiert werden.
Nach vielfältiger Improvisation ein eigenes Funkhaus in Berlin-Schöneberg. Hier war der RIAS BERLIN, „die freie Stimme der freien Welt“, bis zu seiner Auflösung Ende 1993 zuhause.
Im Januar 1946 kündigten Plakate im kriegszerstörten Berlin einen neuen Sender an: den Drahtfunk im amerikanischen Sektor. Er war von den Amerikanern eingerichtet und sollte mit einem ausschließlich deutschem Mitarbeiterstab täglich über Aktuelles berichten.
Nach einem sehr improvisierten Start wurde daraus bereits sieben Monate später — am 5. September 1946 — „richtiges“ Radio. Mit den nur 800 Watt eines ausgedienten Truppensenders ging nun der Rundfunk im amerikanischen Sektor auf Mittelwelle 492 kHz mit einer Ansprache des Oberbürgermeisters von Berlin, Dr.Artur Werner, auf Sendung. Im März 1947 konnte ein neuer 2,5 kW-Sender in Betrieb genommen werden und im Juni des selben Jahres wurde die Sendeleistung sogar verzehnfacht werden. Frequenzwechsel waren allerdings nötig.
In den schwierigen Nachkriegsjahren und speziell während der Blockade hat dieser Sender als Informationsquelle und „freie Stimme einer freien Welt“ nicht nur in Berlin eine entscheidende Rolle für das Leben der Menschen gespielt. Als Wegbereiter für Demokratie, Kultur und freie Information und als Wegbegleiter vom Wiederaufbau bis zur Wiedervereinigung Deutschlands hatte der RIAS 1993 seine Aufgaben erfüllt. Der RIAS hat mit seinem fast fünf Jahrzehnte dauernden Engagement geholfen, ein festes Band der transatlantischen Freundschaft aufzubauen.
Achtung! Drahtfunk im amerikanischen Sektor Berlin
1946 / ca. DIN A3
Entwurf: unbekannt
Zeichnungen: Barlog
Drahtfunk im amerikanischen Sektor Berlin
Jetzt auch als Rundfunk Welle 492
1946 / ca. DIN A1
Entwurf: Wolfgang Leopold
RIAS jetzt neue Welle: 477m = 629 kHz
1947? / ca. DIN A1
Entwurf: Gerhard Kreische
RIAS jetzt 10-fach verstärkt
1947 / ca. DIN A1
Entwurf: Rolf Schloesser
Rundfunk im amerikanischen Sektor Berlin
1948 / ca. DIN A3
Skizze u. Entwurf: Günter Mohr
RIAS BERLIN auf Draht für die Westsektoren!
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
- Grafiker für den RIAS
Die sichtbare Seite des Senders — geprägt von Kreativität und Professionalität
gestaltete 1946 das erste Plakat für den RIAS, den Rundfunk im amerikanischen Sektor Berlin (Die Ankündigung des Drahtfunk im amerikanischen Sektor Berlin — DIAS — vom Januar 1946 zählt hierbei nicht). Es war wohl seine einzige Arbeit für den RIAS. Nach unseren Kenntnissen hat Wolfgang Leopold Berlin bald verlassen und ist nach Düsseldorf übergesiedelt.
Rolf Schloesser
hat 1947 nicht nur einige Plakate für den RIAS entworfen, sondern wohl auch das RIAS-Logo selbst. Soweit bekannt, wurde sein Entwurf im Rahmen einer Ausschreibung unter Berliner Grafikern ausgewählt. Auch Rolf Schloesser ist einige Zeit später nach Westdeutschland gezogen.
Gerhard Kreische (Kr)
gestaltete 1947 und 1948 eine Reihe von Plakaten für den RIAS, Auftraggeber war meist noch die damals für Publikationen zuständige amerikanische Behörde OMGUS (Office of the Military Government of the United States). Gerhard Kreische hat später Grafik und speziell Linolschnitt und Drucktechnik unterrichtet, zuletzt als Professor an der Hochschule der Künste Berlin.
Günter Mohr (GÜMO),
1923 in Potsdam geboren, war vom Juni 1948 bis April 1950 der erste vom RIAS fest angestellte Grafiker. Obwohl eigentlich gelernter Bauzeichner, hatte er schon ein Jahr als Grafiker für die amerikanische Militärbehörde OMGUS Special Service gearbeitet. Durch die Vielzahl seiner Arbeiten, nicht nur Plakate, sondern auch Broschüren, Werbetransparente, Messestände usw. hat er wesentlich das Erscheinungsbild des RIAS in den Nachkriegsjahren geprägt. Besonders seine bildhaften, inhaltsbezogenen Thematisierungen heben sich von den bis dahin hauptsächlich gebräuchlichen Schriftplakaten ab, auch nutzt er (für den RIAS) erstmals als Stilmittel Fotomontagen und Grafik-Foto-Kombinationen. Sein Serienplakatmotiv für Symphonie-Konzerte im Titania-Palast wurde noch bis in die Mitte der fünfziger Jahre genutzt. GÜMO war auch später noch für den Sender tätig. 1955 entwarf er dann sein letztes Plakat für den RIAS (Die schönsten Operettenmelodien) und wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Dort arbeitete er erst als Grafiker in Seattle (Staat Washington), ging danach zur Container Corporation of America, um 1966 zum Senior Art Director West Coast zu avancieren. Später verließ er die CCA, wurde Professor am renommierten California College of Arts and Crafts in Oakland/San Francisco und lehrte Verpackungs-Design.1988 starb er nach schwerer Krankheit in Palo Alto, Kalifornien.
Günter Mohr (GÜMO, jeweils rechts im Bild),
1949, beim Aufbau eines Messepavillions auf der
Industrie-Ausstellung in den Messehallen am Funkturm
(Der Mann links im Bild konnte nicht identifiziert werden)
und im Bild links mit einem typografischen Plakat
für ein Ferenc-Fricsay-Konzert
Display von Günter Mohr,
Messepavillion / Industrie-Ausstellung 1951
DAN (Max Danielsen?)
hat Ende 1949 einige Plakate für den RIAS entworfen; vermutlich als Arbeitsentlastung oder Krankheitsvertetung für GUMO. Er hat später als Grafiker in Hamburg gearbeitet.
Johannes Rackau
wurde 1950 beim RIAS der Nachfolger von GUMO und führte anfangs auch dessen grafische Linie fort. Er blieb 10 Jahre beim RIAS und ging dann wohl als Grafiker nach Brüssel zur Europäischen Union.
In den frühen Jahren finden sich auch Hans Kossatz und Wolff Hofmann als Gestalter einzelner Plakate, diese entstanden aber vermutlich außerhalb des normalen RIAS-Betriebes. Spätere Grafiker beim RIAS waren Doris Metzler und Jutta Williams, kurz auch Manfred Riewe. Zu denjenigen, die gelegentlich einzelne Plakate für den RIAS gestalteten, gehören u.a. Albitz, Detlev (?) Bertram, Reinhart Braun, Peter Butschkow und auch Jack N. Mohr.
- Re-Education — Umerziehung
Demokratiekurs per Rundfunk
Sitzung des RIAS Schulfunkparlaments 1948
Schulfunk im RIAS — das war in den ersten Nachkriegsjahren nicht nur der Versuch, Lehrern und Eltern neues Lehrmaterial an die Hand zu geben, sondern auch die Einübung demokratischer Spielregeln. Oft in Zusammenarbeit mit dem Berliner Magistrat startete und begleitete der RIAS zahlreiche Initiativen,die auch als Vorbild für westdeutsche Rundfunkanstalten galten:
- 1948 konstituierte sich das RIAS-Schulfunkparlament, bestehend aus gewählten Schülern aller Berliner Schulen. Als Beratungsorgan war es auch bei der Schulverwaltung des Berliner Magistrats anerkannt.
- Ein Jahr später entstand die wissenschaftliche Gesellschaft Humanitas als Zusammenschluß besonders interessierter Schüler.
- Im selben Jahr,1949, wurde das RIAS-Schulfunkorchester, das spätere RIAS-Jugendorchester, unter seinem Dirigenten Willy Hannuschke gegründet. Es ist bis heute das einzige Nachwuchsorchester einer Rundfunkanstalt geblieben.
RIAS Schulfunk
Fröhliches Lernen mit dem Hannes
1948 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
RIAS Schulfunk
Stundenplan
1948 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
Jugend-Forum 477
RIAS Horizont
1948 / ca. DIN A1
Entwurf: Gerhard Kreische
RIAS Schulfunk
Orchester
1952 / ca. DIN A2
Entwurf: unbekannt
Aktualität und informativer Journalismus
Mit dem Zeitfunk immer dabei
Die neue Zeitung / Berliner Blatt vom 13.3.1949:
„500 x Berlin im RIAS — Der Rundfunkwagen
fängt die Stimmen der Stadt auf.“
Foto: Rissleben
RIAS-Reporter mit ihrem Übertragungswagen
vor dem Berliner Stadthaus in der Parochialstraße.
Foto: Unbekannt
Das aktuelle Programm gehörte vom ersten Sendetag an zur RIAS-Programmstruktur. Eine der ersten Sendereihen im Drahtfunk hieß „Unser Reporter“.
Der Berliner Wahlkampf im Herbst 1946 machte den Zeitfunk populär: Ausschnitte von Kundgebungen, Interviews mit Vertretern der Parteien und Reportagen von der Straße prägten die Sendungen. Die erste regelmäßige RIAS-Zeitfunkserie wurde „Berlin im RIAS“ getauft. Sie entwickelte sich zum demokratischen Hörerforum — die Meinung des einzelnen war nach 12 Jahren Diktatur wieder gefragt.
Die praktischen Herausforderungen für die jungen Reporter sind Blockade, Währungsreform, Berichte von Stadtverordnetenversammlungen (wo sie sogar tätlich angegriffen wurden), Teilung des Berliner Magistrats, große Protestkundgebung vor dem zerstörten Reichstag.
Auch Ernst Reuters berühmte Rede „Der Ruf an die Welt“ wird durch den RIAS-Zeitfunk übertragen. Die 500. Sendung „Berlin im RIAS“ erfolgte am 1. März 1949. 1951 wird der Charakter des Zeitfunks durch eine Programmreform verändert. Der klassiche Zeitfunk hat nun Vorrang, die Zeit des Improvisierens ist vorbei. „Berlin im RIAS“ wird durch „Die Zeit im Funk“ abgelöst.
500 x Berlin im RIAS
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
RIAS – eine freie Stimme der freien Welt
1950 / ca. DIN A3
Entwurf: Johannes Rackau
- Die Presse hat das Wort
Das Radio als Presseforum
Titel einer vom RIAS kostenlos abgegebenen Broschüre
mit Manuskripten der Sendereihe Freie (1949)
Entwurf: Günter Mohr
Hans Herz, Chefredakteur und politischer Direktor des RIAS bis 1950, in der Einleitung zur Broschüre mit den Manuskripten der Sendereihe Freie Presse in Berlin: „Im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands gibt es weder Meinungsfreiheit noch eine freie Presse. Deshalb sind fast 18 Millionen Deutsche nicht in der Lage, sich aus freien Zeitungen ein obiektives Urteil zu bilden. Das ist der Hauptgrund für uns gewesen, der freien Presse in Berlin die Möglichkeit zu geben, über unsere Welle zu diesen Deutschen zu sprechen.— Wir wollen gleichzeitig damit tatkräftig bezeugen, daß die publizistische Aufgabe von Presse und Rundfunk in einer freien Gemeinschaft das gleiche gemeinsame Ziel haben muß.“
Vom 14. März bis 2. Mai 1949 wurden insgesamt acht Sendungen Freie Presse in Berlin ausgestrahlt. Haupthemen waren das Selbstverständnis der Berliner Journalisten zu jener Zeit, die Wiedergeburt der deutschen Presse nach 1946, der Umgang mit den Militärbehörden bezüglich der Lizenzvergabe, zeitgeschichtliche Gedanken und persönliche Erlebnisse.
Mitwirkende waren: Maximilian Müller-Jabusch (Der Abend), Hans-Georg Otto (Das Montags-und Mittagsecho), Wilhelm Gries (Der Tag), Hellmut Meyer-Dietrich (Der Tagesspiegel), Walter Busse (Der Kurier), Arno Scholz (Der Telegraf), Andres Achenbach (Spandauer Volksblatt), Franz Tausch (Der Sozialdemokrat).
Berlin unter der Blockade
Henry Ries
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: unbekannt
Öffentliche Diskussion: Fragen Sie die 3 Parteien!
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
- Back-Talk
Kalter Krieg im Radio
Titel eines Heftes zu politischen Programmen des RIAS
und den unterschiedlichen Hörerreaktionen.
Entwurf: Günter Mohr
Im Blockadejahr 1948 hatte der kalte Krieg auch den RIAS erreicht. Der US-Militärgouverneur General Lucius D.Clay gab im Herbst 1947 mit der „Operation Back-Talk“ das Startzeichen für das Erwidern der Propaganda.
Das bedeutete die Aufgabe des bis dahin von der amerikanischen Seite weitestgehend eingehaltenen Gebotes zur Eintracht der Siegermächte. Es dauerte dennoch fast ein Jahr bis sich der schnell erfolgte Wechsel in der amerikanischen Leitungsebene des RIAS — die liberale Amerikanerin Ruth Norden nimmt ihren Abschied — auch im Programm bemerkbar machte.
Ab Sommer 1948 wurden im RIAS spezielle Sendereihen eingerichtet, die sich kritisch mit der Politik der sowjetischen Besatzungsmacht auseinandersetzten. Beliebt waren die fast täglich gesendeten 5-Minuten-Spots politischer Satire „Varady funkt dazwischen“, „Das Sandmännchen“ und auch „Die Stimme Berlins“.
Zu Berühmtheit kamen dabei Anfang der fünfziger Jahre Pinsel und Schnorchel, die beiden Ost-Funktionäre, mit ihren Parodien über „Genossissismus Stalin“ oder „die wurmstichigen Verhältnisse in der DDR“.
Das Sandmännchen
1948/49 – ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
Varady funkt dazwischen
1948 / ca. DIN A1
Entwurf: Günter Mohr
Die Stimme Berlins – Christina Ohlsen
1948 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
- Jugend, Sport und Politik
Im Geiste Olympias
Goldmedaillengewinner Werner Schreck sprach den olympischen
Eid für die Teilnehmer der Allgemeinen Berliner Jugendspiele
(Gestaltung der Urkunde: Günter Mohr)
„Im Geiste Olympias“ fanden 1948 die ersten Allgemeinen Berliner Jugendspiele statt, ein Vorläufer von „Jugend trainiert für Olympia“. Das besetzte Deutschland war zu diesem Zeitpunkt noch von der Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Gleichzeitig nahmen im Zuge der schärfer werdenden Ost-West-Auseinandersetzung die Versuche des RIAS zu, der kommunistischen Jugendpolitik westliche Ideale entgegenzusetzen:die Sendezeit des Jugendfunks wurde ausgeweitet, in öffentlichen Diskussionen ging es um das in Berlin heiß diskutierte Thema der Zulassung anderer Jugendverbände neben der von Erich Honnecker geleiteten Freien Deutschen Jugend (FDJ).
Das 1950 in Ost-Berlin veranstaltete Deutschlandtreffen der FDJ und die Weltjugendspiele im Jahr darauf gerieten — zunächst ungeplant — zu Massenveranstaltungen im RIAS-Funkhaus: Tausende von Jugendlichen aus der DDR nutzten die Gelegenheit,dem Sender im Westen Berlins einen Besuch abzustatten und dort mit RIAS-Mitarbeitern und Politikern wie Jakob Kaiser und Kurt Schumacher zu diskutieren.
Allgemeine Berliner Jugendspiele
1948 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
2. Allgemeine Berliner Jugendspiele
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
Auf die Plätze, fertig, los
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: Max Danielsen
- Tanzmusik im Radio
und das RIAS-Tanzorchester
Titelseite des Begleitheftes zur Sendung
‚Die RIAS-Tanzstunde‘ mit illustrierten Lektionen für
verschiedene Tänze von One-Step über Walzer zu Samba.
Entwurf: Günter Mohr
Als das RIAS-Tanzorchester (RTO) Ende 1948 gegründet wurde, galt es zunächst,ein Repertoire deutscher Tanz- und Unterhaltungsmusik für den Rundfunk zu produzieren. Im Ostteil der Stadt hatte zur selben Zeit der Konkurrent Berliner Rundfunk vor allem mit seiner Unterhaltungsmusik und dem Radio Berlin Tanzorchester Erfolg, jedoch wechselten viele der Musiker bis 1950, dem Zeitpunkt der Auflösung des Ost-Berliner Orchesters, zum RIAS-Tanzorchester.
Moderne Tanz-und Unterhaltungsmusik war anfangs eher ein Stiefkind im RIAS, wurde dann aber unter der Orchesterleitung von Werner Müller zu einem Markenzeichen des Senders. Und als sich in den fünfziger Jahren eine neue Hörergeneration dafür zu begeistern begann, erlebte der legendäre Glenn-Miller-Sound mit hervorragenden Swing/Jazz-Arrangements sein Revival.
Auch der Rock ’n Roll kam nicht zu kurz. Das Orchester ging in der Bundesrepublik, Europa und in den USA auf Konzerttourneen.Später, in den sechziger und siebziger Jahren,wurde das RIAS-Tanzorchester mit seinem Leiter Horst Jankowski vor allem in den großen TV-Unterhaltungsshows bekannt. Das Orchester besteht noch heute — als RIAS-Big-Band unter der Leitung von Jiggs Whigham — und ist aus Berliner Musikleben nicht mehr wegzudenken.
Das RIAS Tanzorchester im Titania-Palast
1948 / DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
Das RIAS-Tanzorchester
1951 / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau
Faschingskonzert
1953 / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau?
5 Jahre RIAS-Tanzorchester
1953 / ca. DIN A1
Entwurf: Günter Mohr
- Quizshows und Rätselsendungen
Befreiung von der alltäglichen Last
Der erste deutsche Bundespräsident, Theodor Heuss,
bei der 100. Mach Mit-Veranstaltung am 1. Mai 1951
vor Ost- und West-Berlinern in der Berliner Waldbühne
Der RIAS wurde durch sein vielseitiges Unterhaltungsprogramm zum Forum besonderer Begabungen und neuer Experimente. Werner Oehlschläger baute die Abteilung Unterhaltung ab April 1948 aus. Es sollte ein enger Kontakt zwischen Sender und Hörer hergestellt werden, was den RIAS bis zu seiner Auflösung im Dezember 1993 auszeichnete.
Dazu gehörte „Mach mit“: Die erste Sendung fand am 5. Juni 1948 im Schöneberger Kleist-Saal unter der Leitung von Ivo Veit und Wilhelm Ehlers statt. Geplant waren nur acht Sendungen nach dem amerikanischen Vorbild „Double or Nothing“, es wurden aber über 140! Die 100. Sendung fand in der Waldbühne statt. Dort wurde auch das von Ivo Veit initiierte Streichholz-Feuerwerk gezündet.
Ganz unverwechselbar ist Hans Rosenthal mit der Unterhaltung des RIAS verbunden. Nach einem kurzen Gastspiel beim Berliner Rundfunk wechselte er 1946 zum RIAS. Das „Klingende Sonntagsrätsel“, „Die Rückblende“, „Wer fragt, gewinnt“, „Allein gegen alle“ und „Dalli, Dalli“ waren seine landesweit bekannten Rätselsendungen.
Neben Quizshows und Rätselsendungen veranstaltete der RIAS auch in Zusammenarbeit mit anderen Berliner Medien Wohltätigkeitsveranstaltungen wie z.B. die Funkrevue mit Kabarett „Heut’ liegt was in der Luft“ im Sportpalast oder die „Schornsteinfeger-Revue“ im Titania-Palast.
Mach Mit
RIAS-Hörer raten Rätsel
1953? / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau
Heut’ liegt was in der Luft
1954 / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau
Wir bringen Glück
Schornsteinfeger-Revue
1953 / ca. DIN A1
Entwurf: Hans Kossatz
- Hilfe in der Not
Ein Radiosender sammelt Spenden
RIAS-Reporter Jürgen Graf und Programmdirektorin Ruth Gambke übergeben der Bürgermeisterin Louise Schröder einen Scheck über 15.000 DM für das Hilfswerk Berlin (Erlös einer Veranstaltung in der Waldbühne im Juli 1950).
(Foto:Helmut Rudolph)
Die junge Rundfunkanstalt RIAS,geprägt von den Sorgen der Menschen, dem politischen Neubeginn und einem vielfältigen Kulturangebot, bot nicht nur ein Programm, in dem sich das Leben der unmittelbaren Nachkriegszeit spiegelte, sondern organisierte auch Hilfsaktionen, was heute nur noch wenige Rundfunkanstalten praktizieren. Der Berliner Zoo fiel größtenteils dem Bombenhagel zum Opfer; ganze 90 Tiere überlebten den Zweiten Weltkrieg. Der Wiederaufbau gestaltete sich wie überall sehr schwierig,und durch die Berliner Blockade war der Zoo von neuem bedroht.
Der RIAS half. Unter der Leitung von Erik Ode startete er die Aktion:„RIAS Berlin ruft: Berliner, rettet Euren Zoo.“ Ein Spendenkonto für Futtermittel und Heizmaterial wurde eingerichtet und schon nach wenigen Wochen konnte Zoo-Direktorin Dr.Katharina Heinroth ein größerer Betrag überreicht werden.
RIAS BERLIN ruft: Berliner, rettet Euren Zoo
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
Berlin lebt, liebt und lacht
1949 / ca. DIN A2+
Entwurf: Max Danielsen
50 Jahre Deutscher Bühnen-Klub
1951 / DIN A1
Entwurf: unbekannt
- Musik auf Trümmern
Symphonie-Orchester mit Weltruf
Ferenc Fricsay bei einer Probe mit dem RIAS-Symphonie-Orchester
Foto: Rudolph
Zu der in einer kaum glaublichen Weise kulturell aufblühenden Stadt gehörte auch die Gründung von vier Klangkörpern des RIAS gleich in den ersten beiden Nachkriegsjahren. Einer davon ist das bis heute existierende RIAS-Symphonie-Orchester.
Die Musikwissenschaftlerin Prof. Elsa Schiller, während des Nationalsozialismus im KZ Theresienstadt, begann kurz nach Kriegsende ihre Arbeit beim RIAS und wurde Leiterin der Hauptabteilung Musik. Ihre glänzenden Verbindungen zu international anerkannten Musikern wirkten sich auf vielfältige Weise auf das Musikprogramm des RIAS aus.
Bei einem Konzert in Wien lernte sie den ungarischen Dirigenten Ferenc Fricsay kennen und engagierte ihn nach Berlin zum RIAS. Gemeinsam gestalteten sie das RIAS-Symphonie-Orchester um und konnten hervorragende Musiker für das Orchester verpflichten.Von 1948 bis 1954 und von 1958 bis 1963 war Ferenc Fricsay Chefdirigent des Orchesters,das sich vor allem den Werken der lange Zeit verbotenen jüdischen Komponisten widmete.
Die weltweiten Erfolge verhalfen dem Orchester zu einem selbständigen und unabhängigen Status,was ihm auch nach der deutschen Vereinigung unter dem Namen Deutsches-Symphonie-Orchester die weitere Existenz und den internationalen Rang sicherte.
George Gershwin – Rhapsodie in Blau
(das erste Gershwin Konzert in Deutschland)
1948 / ca. DIN A2
Entwurf: Günter Mohr
RIAS Sonderkonzert Walter Gieseking
1947 / ca. DIN A1
Entwurf: Gerhard Kreische
Richard Wagner-Konzert
RIAS-Symphonie-Orchester
1948 / ca. DIN A1
Entwurf: Gerhard Kreische
RIAS Symphonie-Konzert
1948–1953 / ca. DIN A1
Entwurf: Günter Mohr
Ferenc Fricsay dirigiert Hindemith
1948 / ca. DIN A1
Entwurf: Günter Mohr
Sonderkonzert — Beethoven: IX. Symphonie
1949 / ca. DIN A1
Entwurf: Günter Mohr?
Ferenc Fricsay dirigiert Johann Strauß
1951 / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau
RIAS bringt die schönsten Operettenmelodien
1955 / ca. DIN A1,
Entwurf: Günter Mohr
Spanische Stunde
1948 / ca. DIN A1
Entwurf: Gerhard Kreische
Nico Dostal dirigiert aus eigenen Opern
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: Max Danielsen
- Mit Witz und Humor
Satire auf der Bühne und im Radio
Probe zur Revue ‚Berlin-W Weh‘:
Erik Ode, Günter Neumann, Dora Paulsen, Rudolf Nelson
Foto: A. Bankhardt
Titel des Programmheftes zur Revue ‚Berlin-W-Weh‘.
Entwurf: Walter Kolshorn
Zeitrevuen und politisches Kabarett gehörten zu den stärksten Zugpferden im RIAS-Programm, beides unlöschbar verbunden mit dem Namen Günter Neumann. Ausgebaut wurde dieser Programmbereich ab 1948 unter der Leitung des amerikanischen Direktors William F.Heimlich, einem Radiomacher aus Ohio, der auch Erik Ode sowie den später langjährigen Chef der Unterhaltung Werner Oehlschläger zum RIAS holte. Beide zählten zum Freundeskreis von Günter Neumann und bildeten den Kern des frühen RIAS-Kabaretts.
Das Berliner Leben während der Blockade, Überlebenskunst und -not und eben die politische Wetterlage in Ost und West waren anfangs die Themen. Das getanzte Hörspiel „Da werden Tiere zu Hyänen“ nach der Vorlage „Animal Farm“ von George Orwell bezog sich unmißverständlich auf die Verhältnisse in der sowjetischen Besatzungszone.
Schließlich führte die Zusammenarbeit mit dem noch in der niederländischen Emigration lebenden Komponisten Rudolf Nelson zu der Gala-Matinee anläßlich seines 70. Geburtstages und ein Jahr später zu der Revue „Berlin-W Weh“ (Texte: Günter Neumann, Musik: Rudolf Nelson).
Da werden Tiere zu Hyänen
1948 / ca. DIN A1
Entwurf: Wolf Hoffmann
Funk-Revue – Rund um die Schminke
1949 / ca. DIN A2
Entwurf: Rolf Schloesser
Gala-Matinee zu Ehren des 70jährigen Komponisten Rudolf Nelson
1948 / ca. DIN A1
Entwurf: Gerhard Kreische
- Spaß und gute Laune
Unterhaltungsshows im großen Stil
Die vollbesetzte nächtliche Berliner Waldbühne
mit legendärem Streichholzfeuerwerk
(Archivfoto)
Der Titania-Palast und die Waldbühne waren die Schauplätze für die großen Unterhaltungsveranstaltungen des RIAS. Nach durchstandener Blockade waren jetzt Entspannung und Unterhaltung nach der Arbeit des Wiederaufbaus gefragt.
Für die großen RIAS-Shows in der 18.000 Besucher fassenden Waldbühne wurde alles aufgeboten, was im RIAS Rang und Namen hatte: die Kabarettisten von den Insulanern, beliebte Künstler aus RIAS-Sendungen, Sänger und Schauspieler wie z.B. Vico Torriani, Heinz Erhardt, Claire Schlichting, Rudi Schuricke oder die Drei Travellers. Die verschiedenen Orchester des RIAS sowie das Musikkorps der Schutzpolizei sorgten für die musikalische Umrahmung.
Auch hier wurden die Erlöse wohltätigen Zwecken zugeführt, da in der unter den Kriegsfolgen leidenden Stadt in vielen Bereichen immer noch Not und Armut herrschten.
RIAS in der Waldbühne
1950 / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau
Lachende Waldbühne
1951 / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau
Lachende Waldbühne
1953 / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau
Fünf Jahre RIAS — ein Festprogramm
1951 / ca. DIN A1
Entwurf: Johannes Rackau